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Veröffentlicht am 28.04.2024

Bedrohlicher Sarek

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre Freundin Milena machen gemeinsam jeden Sommer eine Trekkingtour durch den Fjäll, um in der Abgeschiedenheit Nordschwedens dem Alltagsstress zu entfliehen. Die Drei kennen ...

Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre Freundin Milena machen gemeinsam jeden Sommer eine Trekkingtour durch den Fjäll, um in der Abgeschiedenheit Nordschwedens dem Alltagsstress zu entfliehen. Die Drei kennen und mögen sich seit Jahren.
In diesem Jahr stößt kurzfristig Jakob, Milenas neuer Freund, dazu. Ohne Jakob vorher kennengelernt zu haben, bricht die Gruppe zu ihrer einwöchigen Tour auf. Spannungen, Fehleinschätzungen und Missverständnisse sind vorprogrammiert, insbesondere als Jacob kurz nach Antritt der Bahnfahrt, die Gruppe zu einer Routenänderung animiert.


Das Cover und schon direkt die ersten Seiten dokumentieren eine Ausnahmesituation.
Wenn man das Buch mit dem Signalgrünen Cover in die Hand nimmt und direkt in den ersten Zeilen liest, dass eine Überlebende zurückkehrt, hat man die Gänsehaut schon im Nacken.
Die Erzählung, immer wieder unterbrochen von der Zeugenbefragung von Anna, treibt den Spannungsbogen gleich zu Anfang in ungeahnte Höhen. Bis zum Schluss ist kein Spannungsabfall zu erkennen. Obwohl das Ende … naja… Ich denke noch darüber nach.
Alle Protagonisten, außer Jakob, lernen wir sehr gut kennen. Aus zwei Perspektiven ergibt sich ein differenziertes Bild.
Der Überlebenskampf jedes Einzelnen im Sarek wird realistisch beleuchtet. Man kann sich ein Bild von der rauen Landschaft machen, ohne ausschweifende Landschaftsbeschreibungen.
Das Ende hätte ich mir ausführlicher gewünscht.
Trotzdem habe ich das Buch mit Begeisterung gelesen und kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Reflexionen über die Pandemie, das Leben und die Familie

Am Meer
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Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, ...

Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, aber William übernahm sofort die Initiative. Die gemeinsamen Töchter beschwor er, New York sofort zu verlassen und vorrübergehend auf dem Land zu leben, bis die Pandemie abgeklungen ist. Seine Ex-Frau Lucy nahm er kurzerhand mit nach Main, um sie beide in Sicherheit vor dem Virus zu bringen.
Die Zeit im einsamen Haus am Meer wird Lucy lang. Auf langen Spaziergängen beschäftigen sich ihre Gedanken mit ihrem bisherigen Leben, mit der Trauer um ihren zweiten Mann David, der vor einem Jahr verstorben ist, mit ihren erwachsenen Töchtern, die sie sehr vermisst, mit der Einsamkeit und auch mit neuen Bekanntschaften.


Elizabeth Strout und ich sind im gleichen Jahr geboren. Ihre Gedanken und Grübeleien während der Pandemie, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Wie jede Mutter erwachsener Kinder, habe ich mir Sorgen und viele Gedanken über mein Leben, unsere Kinder und Enkelkinder gemacht.
Dieses Gefühl in einer Blase zu stecken und von der Umwelt ausgeschlossen zu sein, hatten während der Pandemie sicher viele Menschen. Ich glaube auch, dass sich zumindest ältere Menschen viele Gedanken über ihr Leben, ihre Familie und auch über ihre Zukunft gemacht haben.
Elizabeth Strout hat die Gabe, diesen Gedanken einen Raum zu geben und sie in ihren Büchern niederzuschreiben. Auch wenn mein Leben ganz anders verlaufen ist und das von Freunden, Nachbarn, Nachbarländern und so weiter noch anders, sind die Gedanken und Ängste von Lucy real und nachvollziehbar beschrieben worden. Man kann sie mitfühlen und verstehen, auch wenn Lucy, ähnlich wie ich, in ihren Gedanken „von Höcksken auf Stöcksken“ kommt.
Elizabeth Strouts erzählt so nachhaltig, dass mich das Buch noch einige Zeit beschäftigt.
Das ist gut und tut gut.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Bischoffs Hölle

Mörderfinder – Stimme der Angst
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Auf einer Beerdigung erblickt der Fallanalytiker Max Bischoff eine Frau, die seiner großen Liebe Jenni, die vor fünf Jahren vor seinen Augen getötet wurde, zum Verwechseln ähnlichsieht. Als er die Nähe ...

Auf einer Beerdigung erblickt der Fallanalytiker Max Bischoff eine Frau, die seiner großen Liebe Jenni, die vor fünf Jahren vor seinen Augen getötet wurde, zum Verwechseln ähnlichsieht. Als er die Nähe dieser Frau sucht, kommt sie ihm bereitwillig entgegen.
Beim näheren Kennenlernen stellt Max fest, dass diese Frau genau wie Jenni von einem Mann misshandelt wird. Nach seiner Recherche überschlagen sich die Ereignisse. Böhmer, sein Freund und ehemalige Kollege, wird überfallen und fast getötet und seine neue Partnerin Jana verschwindet spurlos.


Ein Thriller, gelesen von Dietmar Wunder, ist ein Thriller mit dem besonderen Thrill und viel Gänsehaut. Es gibt wenige Synchronsprecher, die so viel Spannung und Grausen in ihre Stimme packen können. Auch in „Der Mörderfinder – Stimme der Angst“ ist es Dietmar Wunder besonders gut gelungen, den Leser durch Max Bischoffs persönliche Hölle zu jagen.
Max Bischoff, seine Schuldgefühle und seine Ängste um die Menschen, die ihm nahe stehen sind Thema dieser Verbrecherjagd. Mit starken Schuldgefühlen in einem Thriller habe ich meine Probleme. Ich glaube, dass sicher jedem Leser nach kurzer Zeit klar war, dass mit Dominique etwas nicht stimmt. Böhmer hat Max sofort darauf aufmerksam gemacht. In der Folge störte es mich, mitansehen zu müssen, wie Bischoff sich mehr und mehr von dieser Dominique umgarnen ließ. Wir treuen Leser wissen, was für ein genialer Fallanalytiker Max Bischoff ist. Und dann verblenden ihm Schuldgefühle und Ängste die Augen und sein Denkvermögen.
Seine Recherche und vor allem seine Zusammenarbeit mit seinem neuen Freund Marvin waren spannend und manchmal atemberaubend erzählt. Bei mir schlich sich trotzdem immer ein ABER ein und das war schade, vielleicht auch ungerechtfertigt, halt nur mein Gefühl.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Sebastian, und kein Ende in Sicht

Die Schuld, die man trägt
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Die Reichsmordkommission durchlebt nach den Morden eines ihrer Kollegen eine sehr schwierige Phase und steht kurz vor ihrer Auflösung.
Ausgerechnet jetzt wird eine weibliche Leiche in einem Schweinemastbetrieb ...

Die Reichsmordkommission durchlebt nach den Morden eines ihrer Kollegen eine sehr schwierige Phase und steht kurz vor ihrer Auflösung.
Ausgerechnet jetzt wird eine weibliche Leiche in einem Schweinemastbetrieb aufgefunden. An der Stallwand wurde mit roter Farbe Sebastian Bergman aufgefordert, diesen Fall zu lösen.
Vanja Lithner, Leiterin der Reichmordkommission und Tochter von Sebastian Bergman, steht vor großen Problemen.


Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Protagonist Sebastian Bergman sich erschöpft hat, aber es kommt immer wieder ein neuer Aspekt, ein neues Problem oder ein Hoffnungsschimmer um die Ecke und schon ist es kribbelnd spannend. Sebastian wird in diesem Band nachdenklich, beginnt über sich und sein Leben zu reflektieren. Man hat plötzlich das Gefühl, es könnte doch noch etwas gut gehen.
Viele der vergangenen Serienmorde, die die Reichsmordkommission ermitteln musste, hatten mit Sebastian Bergman zu tun. Vor allem damit, wie er sich seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter seinen Mitmenschen gegenüber verhalten hat. Auch jetzt versucht sich ein Serienmörder mit Sebastian zu messen und ihn herauszufordern, um ihm zu zeigen wie viele Leben er tatsächlich ruiniert hat.
Ich empfand das schon etwas ermüdend. So viele Serienmörder haben Sebastian Bergmans brillanten Intellekt und seine großartigen psychologischen Beobachtungen und Erkenntnisse spüren können und in jedem Band kommt ein neuer dazu. Aber die privaten Entwicklungen treiben die Spannung doch voran.
Schon im letzten Band wurden kleine Hoffnungsschimmer eingestreut, so dass man eine Ahnung von positiven privaten Entwicklungen bekam, die natürlich gleich zu Beginn des vorliegenden Buches zu Nichte gemacht wurden, um dann im Laufe der Story wieder neu aufkeimen zu können.
Sebastian Bergman entwickelt sich zu einer „never ending story“ und das ist auch gut so. Ich habe noch keinen Ermittler erlebt (eigentlich nur gelesen) der so viele verschiedene Fassetten besitzt und Wandlungen durchlebt.
Weiter so!

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Unterhaltsamer historischer Krimi

Felix Blom. Der Schatten von Berlin
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Der zweite Fall für den ehemaligen Gauner Felix Blom.
Es wird finanziell eng in der Detektei Voss, so dass Felix Blom und Mathilde Voss ungewöhnliche Wege zur Klienten-Akquise einschlagen müssen. Zeitungsanzeigen ...

Der zweite Fall für den ehemaligen Gauner Felix Blom.
Es wird finanziell eng in der Detektei Voss, so dass Felix Blom und Mathilde Voss ungewöhnliche Wege zur Klienten-Akquise einschlagen müssen. Zeitungsanzeigen und Handzettel brachten keinen Erfolg. Also schummeln sie sich in eine noble Hochzeitsfeier, wo sie direkt einen Auftrag ergattern können. Sie sollen herausfinden, wer das Grabmal des kürzlich verstorbenen Herr Rohland geschändet hat.
Bei ihren Nachforschungen geraten die Beiden nicht nur zwischen die Fronten zweier revalidierender Gangs.


Zu diesem historischen Krimi, in dem unter anderem auch Ganove Ede vorkommt, passt die Stimmfarbe und Sprechweise von Achim Buch hervorragend. In den Dialogen zwischen den Ganoven und Gangsterbossen fühlt der Hörer sich ins Berlin Ende des 19 Jahrhunderts versetzt.
Alex Beer hat wieder einmal einen atmosphärischen historischen Krimi mit viel Lokalkolorit geschrieben. Der ehemalige Ganove Felix Blom kommt mit der von Mathilde geforderten ehrlichen Arbeit nicht zu Rande. Erst als er sein diebisches Geschick einsetzt, kann er einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen.
Dieser zweite Fall, der nur auf Blom‘sche Weise und mit viel Kombinationsgabe gelöst werden kann, macht neugierig, wie Felix Blom sich wohl weiter entwickeln wird.

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