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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2024

Sehr eindrücklich, gut geschrieben

Notizen zu einer Hinrichtung
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Ansel Packer hat die letzten Stunden seines Lebens vor sich. Als zum Tode verurteilter Serienmörder wartet er auf seine Hinrichtung. Aus Sicht seiner Mutter, seiner Schwägerin und der Polizistin, die ihn ...

Ansel Packer hat die letzten Stunden seines Lebens vor sich. Als zum Tode verurteilter Serienmörder wartet er auf seine Hinrichtung. Aus Sicht seiner Mutter, seiner Schwägerin und der Polizistin, die ihn schlussendlich überführt, werden Ansels Leben, mögliche Motive und die Auswirkungen seiner Taten erzählt. Der Roman beginnt mit Ansels frühester Kindheit und endet mit seiner Hinrichtung. Zwischendurch gibt es kurze Kapitel, in denen Ansels Perspektive in den letzten Stunden seines Lebens dargestellt wird.

In diesem Buch geht es nicht darum, wer die Verbrechen begangen hat. Die Idee, das Leben des Mörders aus der Perspektive von drei Frauen, die unterschiedliche Arten von Beziehungen zu ihm hatten, zu erzählen, finde ich sehr spannend. Chronologisch ergibt sich ein Bild von Ansel, seinem Umfeld und Erklärungsansätzen, weshalb aus Ansel ein Mörder wurde und er lange unbehelligt in Freiheit leben konnte. Obwohl es nicht wie in einem Krimi um die Tätersuche geht, entwickelt Danya Kukafka viel Spannung, die bis zur letzten Seite anhält.

Die Charaktere sind sehr detailliert beschrieben und werden dabei nicht glorifiziert. Jede der Protagonistinnen hat Momente, in denen sie nicht alles richtig macht. Und das Leben jeder der Frauen wurde von Ansel beeinflusst. Das Zusammenspiel vieler Faktoren wird in diesem Roman sehr deutlich sowohl in Bezug auf die Entwicklung von einem kleinen Kind zu einem erwachsenen Serienmörder als auch darauf, wie eine einzelne Person die Leben von so vielen Menschen (negativ) beeinflussen bzw. zerstören kann.

Ich habe „Notizen zu einer Hinrichtung“ sehr gerne gelesen und kann die vielen positiven Stimmen zu dem Buch gut nachvollziehen. Absolut positiv finde ich die Rolle, die den getöteten Frauen zukommt. Sie bleiben nicht gesichtslos, sondern ihnen wird Raum gegeben. Es wird aufgezeigt, wie sie leben könnten, wenn sie ihrem Mörder nicht zufällig begegnet wären.

Veröffentlicht am 25.01.2024

Starker Reihenauftakt

Stille Falle
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Zwei Studierende begeben sich auf eine Erkundungstour in einen Berg, um Höhlenregen zu finden und zu fotografieren. Sie posten noch ein Selfie. Danach werden sie vermisst gemeldet.
Leonore „Leo“ Asker ...

Zwei Studierende begeben sich auf eine Erkundungstour in einen Berg, um Höhlenregen zu finden und zu fotografieren. Sie posten noch ein Selfie. Danach werden sie vermisst gemeldet.
Leonore „Leo“ Asker ist mit ihrer Abteilung bei der Polizei mit der Suche nach den Beiden betraut. Kaum hat sie erste Ermittlungsschritte unternommen, wird sie durch ihren ehemaligen Kollegen und inzwischen Feind Hellmann abgelöst und in die Abteilung für hoffnungslose Fälle „befördert“. Schnell stößt sie im Büro ihres Vorgängers auf Hinweise, die eine Rolle bei dem aktuellen Vermisstenfall spielen könnten. Und so ermittelt sie auf eigene Faust.

Mir hat der Krimi von Anders de la Motte außerordentlich gut gefallen. Die Personen, insbesondere Leo Asker, sind sehr gut beschrieben. Sie hat ihr Päckchen zu tragen, wie die Protagonist*innen in den meisten Krimis. Allerdings ohne, dass es zu viel oder ins Unrealistische abdriften würde. Wie auch die Ermittlungsarbeit und andere Einschübe, werden die privaten Details bruchstückhaft und kontinuierlich häppchenweise dargeboten. Das hat für mich einen Großteil der Spannung ausgemacht. Auch gelingt es Anders de la Motte den Spannungsbogen von Beginn an aufrecht zu erhalten und durch kluge Wendungen immer wieder zu überraschen.

Ich bin Leos Ermittlungen sehr gerne gefolgt und kam als Leserin gar nicht umhin, mitzurätseln. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht!

Anders de la Motte ist für mich eine Neuentdeckung und ich werde sicherlich sowohl weitere Bände um Leo als auch schon bereits erschienene Krimis von ihm lesen.

Veröffentlicht am 19.11.2023

Richtig spannend!

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Die Familien Brandt und Nihlzen sind viele Jahre eng befreundet, vor allem durch das gemeinsame Fußballspielen der Söhne Erik Brandt und William Nihlzen. Als die Beiden mit 19 Jahren einen schweren Autounfall ...

Die Familien Brandt und Nihlzen sind viele Jahre eng befreundet, vor allem durch das gemeinsame Fußballspielen der Söhne Erik Brandt und William Nihlzen. Als die Beiden mit 19 Jahren einen schweren Autounfall haben, durch den Erik gelähmt und seine mögliche Fußballkarriere beendet ist, zerbricht die Freundschaft der Familien. Acht Jahre später findet die Hochzeit von Eriks Schwester Emily mit dessen ehemaligem besten Freund William statt – ein großes gesellschaftliches Event mit Lokalpresse und gemietetem Schloss. Allerdings überleben nicht alle die minutiös geplante Hochzeit…

Mich hat „Nur eine Lüge“ positiv überrascht. Ich mag normalerweise Thriller, in denen man zumindest teilweise klassische Ermittler:innen begleiten kann. Dies ist bei „Nur eine Lüge“ nicht der Fall und trotzdem fand ich den Thriller unfassbar spannend. Die Kapitel sind kurz und bilden die Perspektiven von Emily, Erik sowie deren Mutter und Vater ab. Außerdem wird in zwei Zeitsträngen erzählt: der eine befasst sich mit der Zeit des Unfalls vor acht Jahren, der andere mit der Gegenwart rund um Emilys und Williams Hochzeit. Durch die vier Perspektiven und die beiden Zeitstränge kann man als Leser:in wunderbar miträtseln und die Spannung wird durch zahlreiche Wendungen durchgängig hochgehalten. Die Protagonist:innen waren mir nicht alle sympathisch, das hat aber dem Mitfiebern keinerlei Abbruch getan. Durch die unterschiedlichen Perspektiven wurde dennoch gelungen eine Nähe zu den Protagonist:innen geschaffen. Der Schreibstil lässt sich sehr leicht lesen und der Thriller gehört mit Sicherheit zu den spannendsten, die ich dieses Jahr gelesen habe. Weitere Bücher von Malin Stehn werde ich auf jeden Fall lesen.

Insgesamt hat mir „Nur eine Lüge“ wirklich gut gefallen. Ich wollte den Thriller zu keiner Zeit aus der Hand legen, weil ich ihn als wirklich spannend empfunden habe. Ich werde ihn weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 16.11.2023

Ein wunderschöner Roman

Kein guter Mann
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Walter ist seit vielen Jahre Postbote und übt diesen Beruf durchaus leidenschaftlich aus. Allerdings hat er auch die Angewohnheit stur und unnachgiebig zu sein. So wird er nach etlichen Beschwerden in ...

Walter ist seit vielen Jahre Postbote und übt diesen Beruf durchaus leidenschaftlich aus. Allerdings hat er auch die Angewohnheit stur und unnachgiebig zu sein. So wird er nach etlichen Beschwerden in die Christkindfiliale der Post strafversetzt und bekommt die Aufgabe, Kindern zu antworten, die ihre Wunschzettel geschickt haben. Er hadert mit seiner neuen Beschäftigung, bis er einen Brief von Ben in der Hand hält, adressiert an den lieben Gott. Walter beginnt einen Briefaustausch mit dem Zehnjährigen, der es alles andere als leicht hat…

Ich habe Walter sehr gerne begleitet, mitgefiebert und ihn mit jeder Seite mehr ins Herz geschlossen. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und ist kurzweilig. Die Protagonist:innen, insbesondere Walter, werden sehr vorstellbar und liebevoll beschrieben. Auch wenn sich Walter zu Beginn des Romans nicht unbedingt durch besonders nette Aktionen auszeichnet, war er mir eigentlich durchgängig sympathisch. Obwohl einige schwere und ernsthafte Themen Teil des Romans sind, ist es Andreas Izquierdo gut gelungen, eine angenehme Balance zwischen ernsthaften und leichten Tönen zu finden. Im Laufe der Geschichte wird durch Rückblenden immer deutlicher und klarer, weshalb Walters Leben so verlaufen ist und weshalb er handelt, wie er handelt.

Der Roman ist eine gute Erinnerung daran, nicht immer alles zu glauben, was so erzählt wird. Und das zweite Chancen manchmal eine gute Sache sind.

Mir hat der Roman von Andreas Izquierdo außerordentlich gut gefallen. Es ist eine sehr berührende und schöne Geschichte und ich habe die Protagonisten sehr ins Herz geschlossen. Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und auch verschenken.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2023

Sehr informatives Sachbuch, aber kein Selbsthilfebuch

Nie gut genug
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Thomas Curran beschreibt in seinem Buch „Nie gut genug“, was Perfektionismus ist und welche negativen Folgen er hat, wie Perfektionismus entsteht und wie mit Perfektionismus umgegangen werden kann. Er ...

Thomas Curran beschreibt in seinem Buch „Nie gut genug“, was Perfektionismus ist und welche negativen Folgen er hat, wie Perfektionismus entsteht und wie mit Perfektionismus umgegangen werden kann. Er schreibt sehr flüssig und das Buch lässt sich wirklich gut lesen. Curran nutzt zum einen wissenschaftliche Studien und Presseartikel, aber er bezieht sich auch auf Gespräche mit anderen Wissenschaftler:innen und eigenen sowie ihm berichteten Erlebnissen. Diese Mischung macht das Lesen sehr spannend.

Der Aufbau des Buches ist nachvollziehbar und die Kapitel knüpfen sinnvoll aneinander an. Deswegen würde ich empfehlen, die Kapitel in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen, wobei es sicherlich möglich ist, auch nur einzelne Kapitel auszuwählen. Ab spätestens der Hälfte des Buches wird es dann sehr gesellschaftskritisch bzw. wird das nach Wachstum strebende Wirtschaftssystem angeprangert. Thomas Curran legt den Zusammenhang von Ökonomie, Gesellschaft und Kultur und dem Individuum mit Perfektionismus schlüssig dar. Wer darauf aber weniger Lust hat und einen klassischen Ratgeber lesen möchte, wird von „Nie gut genug“ vielleicht enttäuscht sein.

Ich habe mir beim Lesen des Buches Zeit genommen und es nicht in einem Rutsch durchgelesen. Insbesondere der dritte Teil zum Thema „Wo kommt der Perfektionismus her?“ gliedert sich in mehrere Kapitel, die mich persönlich durchaus emotional etwas runtergezogen haben. Zwischendurch Pausen zu machen hat mir da geholfen. Ich habe viel gelernt und auch eine andere Sicht auf den Perfektionismus erhalten. Das Buch lässt mich aber auch ein bisschen schwermütig zurück, da sich einfach sehr viel gesellschaftlich/ökonomisch ändern muss (nach Curran), um Perfektionismus den Nährboden zu entziehen. Hoffnung machen mir die Tipps und Hinweise, die jede*r individuell berücksichtigen kann. Diese sind jedoch nicht Hauptaugenmerk des Buches, sondern eher die gesellschaftlichen Veränderungen, die aus Currans Sicht nötig sind.

Ich würde das Buch allen empfehlen, die sich tiefergehend mit Perfektionismus auseinandersetzen möchten, aber sich nicht in akuten Krisen befinden. Ein Selbsthilfebuch ist es nicht, aber ein sehr informatives, gut geschriebenes Sachbuch.