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Veröffentlicht am 08.03.2024

Heldinnen sichtbar machen

Beklaute Frauen
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"Beklaute Frauen" ist eine Ode an die Frauen, welche große Beiträge und Werke u. A. in politischen, gesellschaftlichen, künstlerischen und/oder wissenschaftlichen Diskursen geleistet bzw. beigesteuert ...

"Beklaute Frauen" ist eine Ode an die Frauen, welche große Beiträge und Werke u. A. in politischen, gesellschaftlichen, künstlerischen und/oder wissenschaftlichen Diskursen geleistet bzw. beigesteuert haben, aber nie die Anerkennungen fanden welche ihnen zustand. So kann es sein, dass die Leserschaft hier zum ersten Mal von Frauen liest, deren Namen ihnen unbekannt sind. Karoline von Perin, Cécile Vogt, Mileva Maric, Lucia Moholy, Rosalind Franklin. Um nur ein paar der Frauen zu nennen, welche um ihre Sichtbarkeit und ihren Platz in der Geschichte gebracht wurden.
In sechs umfassenden Kapiteln schildert Leonie Schöler gekonnt kurzweilig und leicht verständlich, wie es dazu kommen konnte, dass bestimmte Männer zu den "Machern" und "Pionieren" ihrer Gebiete wurden. Besonders angesprochen haben mich Kapitel eins "(K)Eine Bürgerin" und fünf "Widerstand". Hier geht die Autorin u. A. auch etwas allgemeiner auf den feministischen Aktivismus ein und was passiert, wenn bspw. verschiedene Personengruppen in diesem nicht mitgedacht werden.
Mich hat dieses Buch sehr wütend gemacht. Wütend, dass ich die Namen der meisten Frauen nicht kannte. Wütend, dass diese zu ihren Lebzeiten nicht die Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdient hätten. Aber noch etwas anderes hat dieses Buch in mir ausgelöst. Bewunderung. Für ihre Errungenschaften, Erkenntnisse und Erfolge. Ich werde dieses Buch noch lange mit mir herum tragen und weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Aufwachsen in einem kaputten System

Demon Copperhead
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Damon "Demon Copperhead" Fields wächst in Virginia bei seiner drogensüchtigen Mutter in einem Trailerpark auf. Damon muss viel zu früh den Part des verantwortungsvollen Erwachsenen übernehmen, sodass sich ...

Damon "Demon Copperhead" Fields wächst in Virginia bei seiner drogensüchtigen Mutter in einem Trailerpark auf. Damon muss viel zu früh den Part des verantwortungsvollen Erwachsenen übernehmen, sodass sich das Eltern-Kind-Verhältnis umdreht. Erste Erfahrungen mit Gewalt durch seinen neuen Stiefvater werden unterbrochen von der Wärme und Fürsorge seiner älteren Nachbarn, bei denen er zu erahnen beginnt, wie schön Familie sein kann.
Nach einer Reihe unglücklicher Umstände fällt Demon (wie er sich ab diesem Moment nur noch nennt) in die staatliche Obhut und ein sicheres Zuhause liegt in ungreifbarer Nähe. Die einzige lebende Familienangehörige ist seine Großmutter Betsy. Demon macht sich auf die Suche nach seiner Großmutter, ohne zu wissen, ob diese überhaupt noch lebt.
Die Leserschaft begleitet Demon auf seinem Weg von einer Pflegestelle zur anderen, wird Zeuge erster Verliebtheiten und vieler kleiner Chancen auf echte Perspektiven.
Ich habe keine Ahnung, wie es Barbara Kingsolver geschafft hat, einem kleinen Jungen aus den Wäldern Virginias eine so echte und lebendige Stimme zu verleihen. Als Lesende*r kann man einfach nichts anderes tun, als sich ab der ersten Seite dem unheilvollen Lebensweg dieses unfassbar charismatischen Jungen hinzugeben.
Demon Copperhead ist die Version von Charles Dickens "David Copperfield", hätte dieser zur Zeit der US-amerikanischen Opioidkrise gelebt und nicht im viktorianischen England. Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Ja, der Hype ist real!

Yellowface
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Athena Liu ist eine aufstrebende, talentierte Autorin. June Hayward hat mit Ihrer Veröffentlichung keinen großen Erfolg. Die lose befreundeten Frauen treffen sich eines Abends bei Athena zu Hause und kommen ...

Athena Liu ist eine aufstrebende, talentierte Autorin. June Hayward hat mit Ihrer Veröffentlichung keinen großen Erfolg. Die lose befreundeten Frauen treffen sich eines Abends bei Athena zu Hause und kommen unter anderem auf das Manuskript von Athenas neuem Buch zu sprechen. Dieses ist jedoch noch nicht ganz ausgereift und dessen Existenz niemandem bekannt. Als Athena noch am selben Abend verstirbt, klaut June das Manuskript und bringt es später unter dem Namen Juniper Song selbst heraus.
Selten hat ein Buch beim Lesen so weh getan. Als Leserin muss man tatenlos zusehen, wie June alles mit sich reißt und immer weiter in eine ganz falsche Richtung abbiegt. Sie stiehlt Athena´s geistiges Eigentum und hat auch gar kein Problem damit, sich mit selektierten Attributen der chinesischen Kultur zu schmücken. Ich wollte June am liebsten die ganze Zeit einfach nur anschreien. Was für mich zudem alles noch perfider gemacht hat, war die Tatsache, dass die Geschichte aus June ´s Perspektive beschrieben wird. So wird alles auf eine zutiefst persönliche Ebene gehoben, in welcher gesellschaftliche Problematiken und alltäglicher Rassismus den Leserinnen noch näher transportiert werden. Ein brillanter Kniff von R. F. Kuang! Die deutsche Ausgabe (übersetzt von Jasmin Humburg) habe ich bisher noch nicht gelesen, mein Leseeindruck bezieht sich auf das englische Original. Ich freue mich wirklich sehr, dass dieses Highlight von einem Buch auch hierzulande so viel Aufmerksamkeit bekommt.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Sehr unterhaltsamer Agententhriller

Argylle
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Sein Alltag ist losgelöst von jeglichen gesellschaftlichen Strukturen, er hat keinerlei Verpflichtungen. Das Leben, wie er es die letzten Jahre pflegte, endet jedoch damit, dass ein Hubschrauber ganz in ...

Sein Alltag ist losgelöst von jeglichen gesellschaftlichen Strukturen, er hat keinerlei Verpflichtungen. Das Leben, wie er es die letzten Jahre pflegte, endet jedoch damit, dass ein Hubschrauber ganz in der Nähe seiner Hütte abstürzt. An Bord befinden sich Ermittler*innen der DEA (Drug Enforcement Administration), welche Argylle mit einer smarten Idee rettet. Dadurch wird die CIA auf ihn aufmerksam und lädt ihn prompt in die Staaten ein, sich einer Spezialeinheit anzuschließen. Die Hauptaufgabe dieser Einheit wird es sein, das seit dem zweiten Weltkrieg verschollene Bernsteinzimmer wiederzufinden. Hierbei müssen sie sich beeilen. Denn auch der russische Präsidentschaftskandidat Wassili Federow ist auf der Suche nach dem Bernsteinzimmer und will den Fund für sich nutzen, um die russische Wählerschaft auf seine Seite zu ziehen. Dass Federow bereits als gefährlichster Mann der Welt gehandelt wird, macht die ganze Sache nicht weniger bedrohlich.
Ich war anfangs etwas skeptisch, was den Spionageteil des Buches angeht. Habe ich doch so meine Probleme mit Verschwörungen und übertrieben gewollten Twists. Aber Argylle konnte mich von Anfang bis Ende begeistern. Obwohl mit einer Seitenzahl von 544, gab es überhaupt gar keine Längen. Die Charaktere und zahlreichen Szenenwechsel machen Spaß und lassen keine Langeweile aufkommen.

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Veröffentlicht am 24.12.2023

Eindrückliches (Kinder-)Buch zum Thema Antirassismus

Antiracist Baby
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Zum Ende des Jahres möchte ich euch noch ein ganz besonderes (Kinder-)Buch vorstellen.
"Antiracist Baby – Wie wir unsere Kinder antirassistisch Erziehen" von Ibram X. Kendi, illustriert von Ashley Lukashevsky, ...

Zum Ende des Jahres möchte ich euch noch ein ganz besonderes (Kinder-)Buch vorstellen.
"Antiracist Baby – Wie wir unsere Kinder antirassistisch Erziehen" von Ibram X. Kendi, illustriert von Ashley Lukashevsky, in der Übersetzung von Anna von Rath.

Dieses kleine aber eindrucksvolle und wichtige Buch setzt sich mit den Themen Race und Rassismus auseinander. Neun knappe Reime eröffnen Zugänge und bieten Gedankenanstöße für eine antirassistische Erziehung. Die Reime behandeln unter anderem Sichtbarkeiten, politische Missstände und das Bewusstsein für den eigenen Rassismus.

In einem weiteren Teil des Buches richtet sich Ibram X. Kendi mit praktische und umsetzbaren Anregungen an alle Eltern und Bezugspersonen. Beispielsweise führt er an, mit dem Kind ins Gespräch zu gehen und Raum zu schaffen, angemessene (Selbst-)Bezeichnungen für Personen zu finden. Dies soll dazu dienen, Begriffe wie Schwarz, Person of Colour und weiß zu entstigmatisieren. So können nach und nach Gespräche entstehen, die sich mit dem Konstrukt Race und deren Konsequenzen befassen. Näher wird vom Autor darauf eingegangen, wie dieser Austausch kindgerecht und Schritt für Schritt gelingen kann.

"Antiracist Baby" ist für mich das erste Kinderbuch in dieser Form mit der Thematik Antirassismus/Rassismus, welches ich gelesen habe. Ich habe es mehrere Male durchgeblättert und finde es nicht nur inhaltlich sehr ansprechend. Die Illustrationen sind sehr vielfältig und eindrücklich gestaltet. Der ergänzende Text vom Autor empfinde ich als enorme Bereicherung.
Besonders die praktischen Tipps und der Aspekt, dass sich jedes Kind und jede*r Erwachsene weiterentwickeln kann, antirassistisch zu handeln, hat mir sehr gut gefallen.

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