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Veröffentlicht am 25.01.2024

Ein trauriger Name

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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„Wo ich wohne ist der Mond ganz nah“ von Cho Nam-Joo spielt im Viertel S-dong, einem der ärmsten Stadtteile in einem typischen Seouler Mondviertel. Mit den vielen kleinen Häuschen auf steilen Hügeln ist ...

„Wo ich wohne ist der Mond ganz nah“ von Cho Nam-Joo spielt im Viertel S-dong, einem der ärmsten Stadtteile in einem typischen Seouler Mondviertel. Mit den vielen kleinen Häuschen auf steilen Hügeln ist man „dem Mond ganz nahe“.
Mani Go ist Mitte dreißig, unverheiratet und lebt immer noch bei ihrer Familie. Die ICH-Erzählerin träumte als kleines Mädchen davon, Turnerin zu werden. Leider hat das Mädchen im Vergleich zu anderen wenig Talent und erlebt ihre erste große Enttäuschung. Aus Scham verbreitet sie eine Lüge und verstrickt sich darin.
Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Mani Go wurde von ihrem Arbeitgeber gekündigt, jahrelang war sie Manager Go und hat einfache Arbeiten verrichtet. Nun lebt sie mit der Scham, ihre Eltern nicht mehr unterstützen zu können, ihren Job verloren zu haben und unverheiratet zu sein.
Im Mondscheinviertel kennt und redet man übereinander.
Ihre Geburt war spektakulär : Die Mutter spürte nach 24 Stunden endlich etwas herauspurzeln und wollte wissen, was es nun sei. Ein Junge oder ein Mädchen? Der betagte Arzt resümierte: Es ist ein Kotklumpen.
Ihre Mutter hatte Angst während der Schwangerschaft auf die Toilette zu gehen. Das Baby könnte herausfallen. Somit war die Verstopfung vorprogrammiert und sie hatte erstmal einen Haufen Kacke auf die Welt gebracht und dann erst Mani.
Vielleicht hatte das Mädchen deshalb so Probleme mit der Hocktoilette und den Exkrementen. Und den Wunsch einen Mann mit Spültoilette zu heiraten.
Der soziale Aufstieg blieb ihr verwehrt; geprägt von Armut und Trostlosigkeit schreibt die Autorin über das Frauenleben in Seoul. Die Hoffnungslosigkeit trotz Arbeit nicht aus diesem Slum zu entkommen.
Entmutigt vertrödelt Mani den Tag vor dem Fernseher. Plötzlich erscheint ein Funken Hoffnung am Horizont; das Viertel soll saniert werden und ihr Vater hat einen Käufer für das Häuschen. Der Käufer hat noch nicht gehört, dass das Sanierungsprojekt abgeblasen werden soll. Sollen sie dem Käufer dieses Gerücht mitteilen? Kann die Familie ihr neues Leben auf einer Lüge beginnen? Ihre Ehrlichkeit für einen Neubeginn außerhalb Seoul aufgeben?
Durch den sachlichen Erzählstil kann man trotz derber Schicksalsschläge der Protagonistin keine Bindung aufbauen.
Als Leser ist man voller Mitgefühl und doch Unverständnis. Warum versucht die junge Frau nicht alles erdenkliche um ihr Leben zu verändern. Lustlos lebt Mani in den Tag, kein Anzeichen von Energie und Tatendrang. Ihr Leben verläuft trostlos, außer einigen Disputen mit ihrer Mutter ereignet sich kaum etwas.
Die Autorin beschreibt das primitive, trostlose Leben der armen Menschen in Seoul, die Hoffnungslosigkeit und das Zerplatzen von Träumen. Mit einfachen, schlichten Worten schreibt Cho Nam-Joo über ein Leben ohne großartige Bildung, erdrückt in Scham und Misserfolgen. Und doch geht das Leben weiter - immer weiter und wir können es nicht überspringen.
Gomani wird auch ein Hügel genannt; der Hügel dessen Überquerung >das Ende_< bedeutet. Wieso hatten Manis Eltern ihr so einen traurigen Namen gegeben?
Ein außergewöhnlicher Entwicklungsroman über den freudlosen Frauenalltag in Südkorea.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Fehlende Erinnerung

In den Stunden einer Nacht
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„In den Stunden einer Nacht“ von Federico Axat ist ein Leckerbissen unter den Psychothrillern.

SPOILER!

Unglaublich gut inszeniert zieht uns der Autor mit seinem fesselnden Schreibstil in diesen Thriller. ...

„In den Stunden einer Nacht“ von Federico Axat ist ein Leckerbissen unter den Psychothrillern.

SPOILER!

Unglaublich gut inszeniert zieht uns der Autor mit seinem fesselnden Schreibstil in diesen Thriller. Ein Netz aus Lügen, Täuschung und Tarnung wartet auf den Leser. Frederick Axat hat mit diesem Werk einen hochspannenden Psychothriller voller Rätsel geschrieben.

John Brenner, trockener Alkoholiker, erwacht in seinem Haus im Wald und sieht neben sich eine tote Frau. Die leere Wodkaflasche spricht Bände und Johns Kopf ist leer. Keine Erinnerung….
Was hat er getan?

In Panik versucht er die Frau zu reanimieren, doch es gibt keinen Zweifel, sie ist tot. Ermordet! Es sieht alles danach aus, als wäre er der Täter. John versucht sich zu erinnern und scheitert kläglich. Er rennt in den Wald, trifft auf einen Van mit Überwachungssystem und sieht in diesem sein Wohnzimmer. Was geht hier vor? Wer beobachtet ihn?
Bevor er die Polizei anrufen kann, meldet sich zufällig sein älterer Bruder Mark. In Panik erklärt er Mark alles und läuft zurück in sein Haus. Dort trifft er auf Mark und auf ein Haus ohne Leiche.
War es ein halluzinatorischer Anfall? Im Wachzustand?

Sein Bruder war kein Experte für Halluzinationen, jedoch unglaublich intelligent und leitete
ein Labor. Seine Firma Meditek will er nun verkaufen, was für John absolut nicht glaubhaft war. War sein Bruder unheilbar krank? Alles drehte sich und war zuviel für John. Was passiert hier?
Warum hat Mark angerufen, wer war die Frau und wer wollte ihm einen Mord anhängen? Wohin ist alles verschwunden?

Der Autor beschreibt die Protagonisten und Orte bildlich. Die Charaktere werden bis in die Vergangenheit gezeichnet. Die Spannungskurve wird gehalten, man fliegt durch die Seiten und fiebert mit John und seinen engsten Freunden. Er hat die Sympathie des Lesers auf seiner Seite und doch ist alles unglaublich fein ausgeklügelt und Frederico Axat spielt mit der Wahrnehmung des Lesers. Wie eine Spinne ihr Opfer einwickelt, so wickelt der Autor den Leser in ein Meer von Irrungen und Täuschungen.
Es kann doch unmöglich ein Anfall oder Traum gewesen sein?!

Ein empfehlenswerter Psychothriller.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Eine bewegende Liebesgeschichte

Ein ganzes Jahr und ein Tag
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“Ein ganzes Jahr und ein Tag” von Louisa Young ist ein herzzerreißender, unglaublich gefühlvoller, trauriger und hoffnungsvoller Roman.

Zwei Liebesgeschichten die ein abruptes Ende nehmen.
Zwei einsame ...

“Ein ganzes Jahr und ein Tag” von Louisa Young ist ein herzzerreißender, unglaublich gefühlvoller, trauriger und hoffnungsvoller Roman.

Zwei Liebesgeschichten die ein abruptes Ende nehmen.
Zwei einsame traurige Menschen - Róisín und Rasmus - bleiben zurück und versuchen irgendwie mit dieser unfassbaren Trauer zurechtzukommen.

Die beiden verstorbenen Partner Jay und Nico sehen ihre vor Kummer gezeichneten Liebsten und bemerken, dass sie selbst nicht dort sind, wo sie sein sollten. Weder lebendig noch tot, unerklärlicherweise immer noch an der Seite ihrer Partner, nur als Geist.
Nicht greifbar und absolut unbegreiflich für alle rationalen Menschen. Und doch sind sie noch da, in der Nähe ihrer Partner. Aber warum?

Die zwei Menschen und die beiden körperlosen Partner können nicht loslassen.
Zu tief war die Liebe, zu innig die Beziehung.

Jay kommt auf die unfassbare Idee die beiden lebenden Partner zusammenzuführen und lernt dadurch den toten Nico oder besser seinen Geist kennen.
Eifersüchtig und nicht bereit, seine Róisín in den Armen oder nur Gedanken eines anderen Mannes zu sehen, kann Nico nicht von ihrer Seite weichen. Und doch versteht er, dass er sein Mädchen irgendwann loslassen muss.
Jay hingegen flüstert mit ihrem geliebten Rasmus und rettet durch ihr Eingreifen sein Leben. Er spürt ihre Nähe, ihre geflüsterten Worte und versucht ihretwegen klarzukommen mit seinem Schmerz.

Beruflich lernen sich Róisín und Rasmus kennen, sie finden sich sympathisch und ihre Trauer, ihr Schmerz und ihr Verlust verbindet. Die beiden Verwitweten beginnen, sich per Mail zu schreiben und fassen immer mehr Vertrauen. Alles ist schwer, verwundbar und voller Trauer. Und doch schimmert ganz zart und leicht die Hoffnung durch die Zeilen.

Die Autorin beschreibt die Protagonisten sehr intensiv; die Emotionen der Trauer und des Verlustes werden einfühlsam und doch unbeschönigt dargestellt. Der Prozess, die Trauer zu verarbeiten, loszulassen und das Leben wieder erkennen wird unglaublich feinfühlig in die Story eingearbeitet. Die Hoffnung und die zarten Gefühle wurden von der Autorin eingefangen und wirken wie eine sanfte Berührung oder behutsame Umarmung.

Traurig, gefühlvoll, voller Liebe, herzzerreißend schön lässt und Louisa Young in diese bezaubernde Liebesgeschichte eintauchen.

Eine bewegende Geschichte, welche ich sehr empfehle.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Wertvolle Botschaften

Du bist wunderbar - Ich hab dich immer lieb
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“Du bist wunderbar -Ich hab dich immer lieb” von Saeko Inui beinhaltet bezaubernde Illustrationen für die Kleinen.

Die aufmunternden Botschaften sind sehr schön und liebevoll geschrieben.
Es werden ...

“Du bist wunderbar -Ich hab dich immer lieb” von Saeko Inui beinhaltet bezaubernde Illustrationen für die Kleinen.

Die aufmunternden Botschaften sind sehr schön und liebevoll geschrieben.
Es werden schöne Werte vermittelt. Die Themen Wut, Traurigkeit, Fehler, Versagen uvm. werden in kurzen Sätzen positiv begleitet.

Für Kinder ab 4 Jahren finde ich persönlich diese Botschaften schwer zu verstehen; jedoch animieren die Texte den Vorleser zu einem Austausch mit liebevollen Worten.
Für die Erwachsenen auch ein guter Einstieg, die sensiblen Themen spielerisch anzugehen.

Mit den Illustrationen ein wertvolles Buch.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

War das schon alles?

Clara und die Poesie des Lebens
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„Clara und die Poesie des Lebens“ von Stéphane Carlier ist ein bezauberndes Kleinod mit wunderschönen Illustrationen perfekt geeignet für Literaturliebhaber.

Clara liest Proust.

Clara lebt in einer ...

„Clara und die Poesie des Lebens“ von Stéphane Carlier ist ein bezauberndes Kleinod mit wunderschönen Illustrationen perfekt geeignet für Literaturliebhaber.

Clara liest Proust.

Clara lebt in einer fast schon platonischen Beziehung mit ihrem
Freund JB, arbeitet in einem Friseursalon fernab der belebten Einkaufspassage, der hauptsächlich von siebzigjährigen Stammkundinnen profitiert und besitzt eine Katze, die sich jeglichen Streicheleinheiten entzieht.

Die Besitzerin des Friseursalon und Claras Chefin Madam Habib resümiert meist in der Vergangenheit, riecht nach Shalimar und mag Männer. Neben Clara arbeiten noch Nolwenn und Patrick im Salon.

Clara lauscht den Geschichten der Kundinnen und lernt durch die Plauderei ihrer Chefin auch diese über Dritte besser kennen.

Beim sonntäglichen Mittagessen bei ihren Eltern hat Clara komische Gedanken in ihrem Kopf:

“Ist das schon alles gewesen? Werde ich niemals glücklicher sein als jetzt?”

Bis eines Tages ein schlanker, hübscher fremder Mann in den Salon kommt und einen Haarschnitt wünscht, ist Claras Leben unaufgeregt.
Der Fremde verschwindet genau so unspektakulär, wie er im
Salon aufgetaucht ist. Nur sein Buch lässt er zurück.

Clara fällt es erst viel später wieder in die Hand und Proust mit seinen Bandwurmsätzen und komplizierten Konjunktivformen fordert die junge Frau heraus. Aber je mehr Clara liest, um so mehr versteht sie ihn. Gefesselt an die Welt der wunderbaren Worte entfernt sie sich immer weiter von ihrem ungeliebten Leben.
Proust zeigt ihr die Welt in einem anderen Licht, seine Darstellungen und Sichtweisen lenken ihren Blick in die richtige Richtung. Er erweitert ihren Fokus und zeigt ihr verschiedene Realitäten. Er schenkt ihr Zeit, Intelligenz und Mut ihr Leben zu verändern.


Ein bezaubernde Geschichte in einer poetischen Sprache. Der Autor beschreibt die Protagonisten unglaublich emotional. Durch seine ausdrucksstarke Schreibweise spürt man die Melancholie der Protagonistin und seine poetischen Sätze machen nachdenklich.
Wie auch Clara anfangs langsam liest, um alles zu verstehen, jedes Wort aufzusaugen, so geht es mir als Leser dieser Geschichte.

Ein ausdrucksstarkes Werk für Literaturliebhaber und Menschen mit Freude am geschrieben Wort.



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