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Veröffentlicht am 18.02.2024

Gelungene Fortsetzung

Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen
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Wir sind zurück im Kräutercafé „Alles grün“ in Frankfurt, wo mir die Freundinnen Natália und Isa bereits im ersten Teil „Herzkirschen“ an ersteres gewachsen sind. Die Geschichte geht in „Waffelherzen“ ...

Wir sind zurück im Kräutercafé „Alles grün“ in Frankfurt, wo mir die Freundinnen Natália und Isa bereits im ersten Teil „Herzkirschen“ an ersteres gewachsen sind. Die Geschichte geht in „Waffelherzen“ nahtlos weiter und es war schön, die Weiterentwicklung der Figuren begleiten zu dürfen. Lilli Meinhardis nimmt sich wieder viel Zeit für die Ausgestaltung der Charaktere.

Ihr Leben ist realistisch und authentisch gezeichnet, nicht wie aus dem Bilderbuch. Das macht sie besonders sympathisch und nahbar. Nicht alles läuft nach Plan und ohne Komplikationen, wobei es nicht nur die kleinen alltäglichen Herausforderungen sind, sondern auch tiefergehende Sorgen wie die psychischen Probleme von Robert, Natálias Partner. Während die beiden ihren Nestbautrieb durch die Suche nach einem Haus ausleben, kämpft er mit Depressionen, die er vor Natália — zunächst erfolgreich — zu verstecken versucht. Dieses Thema gibt dem Buch eine überraschende Tiefe: es ist kein klassischer Wohlfühlroman, der derartige Themen ausblendet.

In diesem Teil gibt es auch für Natálias Freundin Isa eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte: Während die alleinerziehende Mutter sich auf die anstehende Konditormeisterinnenprüfung vorbereitet, trifft sie auf den isländischen Pâtissier-Meister Rúrik Magnússon, der große Anziehungskraft auf sie ausübt. Detailliert geht es in diesem Part nicht nur um die sich anbahnende Romanze, sondern auch um die Herstellung von Zuckergebäck und Torten — da lief mir beim Lesen das Wasser im Munde zusammen und ich fand es sehr spannend, die Details dieses Handwerks näher kennenzulernen. Das übersteigt meine heimischen Backaktivitäten doch bei Weitem.

Aufgelockert wird die Geschichte der beiden Frauen durch die Erlebnisse von Isas Sohn Yul, der sich auf eine spannende Schatzsuche begibt — er hat in einem alten Waffelofen eine Zeitkapsel gefunden, die ihn gedanklich ins Jahr 1986 entführt. Details dazu findet Ihr in meinem Beitrag zur Blogtour.

Wie schon den ersten Teil zeichnet sich auch „Waffelherzen“ durch viel Frankfurter Lokalkolorit aus, insbesondere während Yuls Spurensuche durch die Stadt. Lilli Meinhardis nimmt die Lesenden wieder mit auf eine spannende, unterhaltsame und tiefgründige Reise mit verschiedenen vielseitigen Charakteren durch eine realistische Geschichte. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, sie habe sprichwörtlich „an alles gedacht“ — wie im richtigen Leben.

Fazit: 5/5 Sternen

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Klare Leseempfehlung!

Der Spurenfinder
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Das mittelalterlich anmutende Setting in einer fiktiven Welt hat mich zuerst glauben gemacht, bei dem Buch handele es sich um ein nettes Märchen. Doch weit gefehlt — nach und nach entwickelt sich ein Krimi ...

Das mittelalterlich anmutende Setting in einer fiktiven Welt hat mich zuerst glauben gemacht, bei dem Buch handele es sich um ein nettes Märchen. Doch weit gefehlt — nach und nach entwickelt sich ein Krimi der gehobenen Kategorie, der nach einigen (mal vorhersehbaren, mal sehr überraschenden) Plottwists in einem furiosen Showdown und einem überraschenden Finale endet.

Schon das Cover mit Elos, Ada und Naru als Schattenbilder vor einer Axt (nicht direkt das Mordwerkzeug), die in einem Baumstumpf steckt, aus dessen Wurzeln Blut tropft, hat mich fasziniert. Die zahlreichen Illustrationen im Buch sind wunderbar, die Karten auf den Innenseiten der Buchdeckel geben Orientierung in den Verlorenen Provinzen und Friedhofen und ließen mich noch tiefer in die Geschichte und die (etwas) magische Welt eintauchen.

Die Dynamik des Vater-Zwillings-Gespanns mit ihrer humorvollen, manchmal bissigen Kommunikation hat mir sehr gut gefallen. Immer wieder blitzten typische Situationen auf, die Eltern mit mal mehr, mal weniger rivalisierenden, aber doch nicht ohne einander auskommenden Kindern (ob Zwillinge oder nicht) kennen dürften. Elos, Ada und Naru sind liebevoll und detailreich gezeichnete Charaktere, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen.

Eine runde Story mit einem schönen Spannungsbogen, einer klassischen Heldenreise, einer detailreich und stimmig konstruierten Welt zeichnet den „Spurenfinder“ aus. Nach dem Mord an einer ihnen nahestehende Person kommt es erst zu einer Spurensuche in Friedhofen und dann zu einem „Roadtrip hoch zu Ross“ nach Syndrakos, währenddessen ich mich immer wieder über die wahrhaft phantastischen Ideen der Autoren freuen konnte — so viel liebevolle Kreativität steckt in diesem Buch, ohne es zu überfrachten oder kitschig werden zu lassen.

„Eine überraschende Fantasy-Krimi-Komödie in einer magischen Welt“ — so beschreibt die Buchrückseite den Inhalt, und ich könnte es nicht treffender formulieren. Den Einfluss von Johanna und Luise merkt man dem Buch an, es ist kein typisches Marc-Uwe Kling-Buch (nicht nur, weil es nicht im Präsens geschrieben ist). Und obwohl ich großer Fan von NEINhorn, Peter Arbeitsloser und Co. bin — ich finde unmittelbar nach der Lektüre, dass „Der Spurenfinder“ das beste Buch ist, das ich von Kling bisher gelesen habe. Ja, so gut hat es mir gefallen.

Klare Leseempfehlung, auch für Teenager, und natürlich 5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Ein toller Familienroman

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Kaum ein Buch hat mich in letzter Zeit so berührt wie „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ und schon nach den ersten Seiten hat es mich komplett in seinen Bann geschlagen.

Valerie möchte sich einerseits ...

Kaum ein Buch hat mich in letzter Zeit so berührt wie „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ und schon nach den ersten Seiten hat es mich komplett in seinen Bann geschlagen.

Valerie möchte sich einerseits von der Beziehung zu ihrer Mutter befreien, andererseits ist sie noch nicht bereit, ihr eigenes Kind ziehen zu lassen. Da ist es natürlich ungünstig, dass ihre Mutter ausgerechnet jetzt an Krebs erkrankt und ihre Hilfe braucht und ihr 16-jähriger Sohn ein Schuljahr in England verbringen will.

Jeder Konflikt hat einen Ursprung und so führt uns Prokopetz in Valeries Kindheit und die ihrer Großmütter. Vier Generationen werden insgesamt vorgestellt und die Autorin spinnt nach und nach geschickt ein Familienportrait, in dessen Zentrum Valerie und ihre Mutter stehen.

Sie zeigt auf, wie sehr sich das Leben der Frau in der heutigen Gesellschaft verändert hat und die Frage kommt auf, wie sehr wir durch unsere Familien geprägt werden.

Jedes einzelne Schicksal hat mich gefühlsmäßig erreicht und berührt und doch konnte ich mich am meisten mit Valerie identifizieren.

Der Schreibstil hat mich durch die bildhafte und teils poetisch anmutende Sprache verzaubert und ich bin beeindruckt, wie viel die Autorin sagt, obwohl das Buch mit 208 Seiten nicht lang ist.

Erst spät habe ich die Zusammenhänge der einzelnen Personen erkennen können und gerade das hat das Buch so spannend für mich gemacht.

Von mir gibt es eine klare Empfehlung für diesen großartigen Familienroman, der es wagt hinter die Kulissen zu blicken. 5/5 Sternen

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Veröffentlicht am 30.12.2023

ein fantastisches Lesevergnügen

Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
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Mit gerade einmal 19 Jahren veröffentlichte Paolini den ersten Band der berühmten vierteiligen „Eragon“-Buchreihe und hält bis heute den Guiness-Weltrekord als jüngster Autor einer Bestsellerreihe. Zum ...

Mit gerade einmal 19 Jahren veröffentlichte Paolini den ersten Band der berühmten vierteiligen „Eragon“-Buchreihe und hält bis heute den Guiness-Weltrekord als jüngster Autor einer Bestsellerreihe. Zum 20. Jahrestag von „Eragon“ erscheint nun das Buch „Murtagh“, das sich der Geschichte des Halbbruders von Eragon, Murtagh, und dessen Drachen Dorn widmet und laut dem Autor nicht als das fünfte Buch der Reihe angesehen werden soll.

Ich war sehr gespannt darauf, in die Fantasywelt von Alagesia zurückzukehren und bedanke mich an dieser Stelle herzlich für das Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung)!

Darum geht es: Seit Galbatorix’ Sturz werden Murtagh und sein Drache Dorn verhasst und verachtet, obwohl sie dem grausamen König nicht aus freien Stücken gedient haben. Als Murtagh spürt, dass etwas Böses im Schatten von Alagesia lauert, beginnt die Suche nach einer geheimnisvollen Hexe.

Murtagh, als Antagonist bekannt geworden, und sein geflügelter Begleiter Dorn kämpfen nach dem Ende des Krieges immer noch mit seinen Folgen: Sie sind die Verlierer und die Traumata sitzen immer noch tief. Es hat mir sehr gefallen, wie der Autor das Thema in diesem Buch behandelt hat.

Geprägt von vielen Erfahrungen, schlechten und manchmal auch guten, wird die Beziehung von Murtagh und Dorn oft auf die Probe gestellt und am Ende haben beide einen persönlichen Wandel durchlebt. Gerade die Darstellung von Murtagh, der nur eine unvollkommene, oder auch verkürzte Drachenreiterausbildung genossen hat, um für den Tyrann Galbatorix keine Bedrohung darzustellen, fand ich interessant.

Sprachlich brillierte Paolini für mich wieder. Allerdings muss ich wohl bei einem 800-seitigen Buch nicht extra erwähnen, dass er in den Jahren nicht gelernt hat, sich kürzer zu fassen. Das hat mich wiederum auch nicht gestört, denn ich war froh um jede Minute, die ich noch länger in der mir lieb gewonnenen Fantasywelt verweilen durfte.

Allerdings hofft man hier vergeblich (bis auf ein paar Seiten am Schluss), auf bekannte Charaktere aus den alten Büchern zu treffen. Ich verstehe durchaus, was der Autor damit bezwecken wollte: Murtagh soll hier seine eigene Geschichte bekommen und im Rampenlicht stehen.

Das von Paolini gewählte Ende hat mir persönlich gut gefallen und macht Vorfreude auf den nächsten Teil, den es laut Nachwort geben soll.

Insgesamt empfand ich das Buch als düsterer, aber auch erwachsener als die Vorgänger.

Von mir gibt es ganz klar 5/5 Sternen und eine Leseempfehlung für Fans von Drachen und Antihelden.

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Veröffentlicht am 28.12.2023

Intensiv und fesselnd

Tief im Schatten
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Nachdem mich der Auftakt der Polarkreis-Reihe von Viveca Sten, „Kalt und still“, absolut begeistert hat, war es keine Frage, ob ich die Reihe weiterlesen möchte. „Tief im Schatten“ ist der zweite Fall ...

Nachdem mich der Auftakt der Polarkreis-Reihe von Viveca Sten, „Kalt und still“, absolut begeistert hat, war es keine Frage, ob ich die Reihe weiterlesen möchte. „Tief im Schatten“ ist der zweite Fall von Hanna Ahlander im schwedischen Skiort Åre.

Aufgrund des großen Erfolgs des ersten Teils, der es auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller schaffte, erschien der zweite Teil als Hardcover - während der Formatwechsel für Serienliebhaber im Bücherregal eine mittlere Katastrophe ist, werten die Landkarten von Åre und der Gemeinde Östersund in Jämtland das Buch nochmal auf uns halfen mir bei der Orientierung. Wir befinden uns wieder im Norden Schwedens an der Grenze zu Norwegen.

Nur durch Zufall wird im tiefsten Winter eine Leiche entdeckt, übel zugerichtet und im Wald zurückgelassen. Das Opfer ist ein ehemaliger Skirennfahrer von Weltniveau, der heute als Klempner arbeitet. Johan Andersson hat keine Feinde, zunächst scheint nur sein Geschäftspartner verdächtig. Seine aus Deutschland stammende Ehefrau ist am Boden zerstört.

Parallel lernen wir Rebecka kennen, die junge Frau eines angehenden Pastors, Ole Ekvall. Ihre Geschichte beginnt einige Jahre vor dem Mordfall, erzählt den Beginn ihrer Ehe und zeichnet auf bedrückend-tiefgehende Art und Weise die toxische Beziehung, in der sie gefangen ist. Während der laufenden Ermittlungen, die aus Sicht von Hanna Ahlander und Daniel Lindskog geschildert werden, spielen die Kapitel um Rebecka noch lange in der Vergangenheit. Nach und nach verbinden sich das persönliche Schicksal von Rebecka und der Mordfall. Als Rebecka verschwindet, beginnt eine spannende Jagd.

Wie es sich für den zweiten Teil einer Reihe gehört, lernen wir Hanna und Daniel besser kennen. Ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, seine Herausforderungen als junger Vater, zerrissen zwischen seinem wichtigen und anspruchsvollen Job als Polizist und seiner Frau am Rande der Belastungsgrenze - wie so oft in skandinavischen Krimis sind die Protagonisten keine perfekten Helden, sondern echte Menschen mit großen und kleinen Problemen.

Viveca Sten ist ein ruhiger und unaufgeregter, aber sehr intensiver und fesselnder Krimi gelungen, der seine Lesenden in den Bann zieht. Durch die Zeitsprünge entsteht eine besondere Intensität und Dramatik, ich habe mit den Ermittlern und Rebecka mitgefiebert. Die Auflösung ist dabei nicht die offensichtliche, was mir ebenfalls gut gefallen hat - ich schätze Plots sehr, in denen es verschiedene Fährten und Verdächtige gibt und erst ganz am Schluss aufgeklärt wird, wie es sich tatsächlich zugetragen hat.

Wie schon Band 1 bekommt „Tief im Schatten“ von mir 5/5 Punkten und eine Leseempfehlung. Fortsetzung sehnlichst erwartet!

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