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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2024

Grundlagenwissen

Im Kaiserreich
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„Im Kaiserreich“ bietet eine umfassende, chronologische Darstellung der deutschen Geschichte von der Zeit vor 1871 bis hin zur Gründung des Kaiserreichs und seines Endes. Das Buch zeichnet sich durch seine ...

„Im Kaiserreich“ bietet eine umfassende, chronologische Darstellung der deutschen Geschichte von der Zeit vor 1871 bis hin zur Gründung des Kaiserreichs und seines Endes. Das Buch zeichnet sich durch seine detaillierte und gründliche Aufbereitung historischer Ereignisse aus, die es zu einem wertvollen Nachschlagewerk für Grundwissen macht.

Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie das Buch die Ereignisse anhand von Schlüsselfiguren darstellt. Die Rolle Otto von Bismarcks, der vor der Aufgabe stand, die neununddreißig Einzelstaaten unter einem einzigen Kaiser zu vereinen, was eigentlich fast niemand wollte, wird nachvollziehbar geschildert. Ein weiterer interessanter Aspekt, den das Buch aufgreift, ist die Rolle der Kriege mit anderen Staaten als einendes Element des Kaiserreichs. Diese Einsicht trägt dazu bei, die Dynamik der deutschen Einigung und die inneren Spannungen besser zu verstehen.

Trotz dieser positiven Aspekte konnte mich „Im Kaiserreich“ nicht vollständig überzeugen. Ich hatte eine neue Herangehensweise an das Thema erwartet, doch das Buch bietet wenig neue Perspektiven. Insgesamt ist „Im Kaiserreich“ damit eine solide historische Darstellung, die besonders für Leser geeignet ist, die ein fundiertes Verständnis der Epoche gewinnen möchten. Wer jedoch auf der Suche nach innovativen Ansätzen ist, könnte enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

In kalter Tiefe

Was das Meer verspricht
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Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf ...

Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf dem Meer. Vom Meer geht aber auch in diesem Roman nicht nur Urlaubsstimmung aus, denn es geht um enttäuschte Erwartungen, Selbstfindung und das Verdrängen und Ausleben von Gefühlen.

Vida, die Protagonistin, hat ihr gesamtes Leben auf der abgelegenen, rauen Insel verbracht. Sie erfüllt ihre Pflicht, ohne den vorgezeichneten Weg zu hinterfragen: das Geschäft der Eltern übernehmen und ihren Kindheitsfreund heiraten. Als eine junge Frau, Marie, auf die Insel kommt, fängt Vida an, an ihrem Weg zu zweifeln. Als schließlich ihr großer Bruder zurückkehrt, geraten Vidas neue Lebensvorstellungen allerdings wieder in Gefahr.

Die Sprache ist lyrisch und bildreich, kurze Kapitel treiben die Handlung voran, wobei dies meinen Lesefluss teilweise auch gestört hat. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich mich beim Lesen öfter habe ablenken und unterbrechen lassen. Die melancholische Atmosphäre des Romans, gepaart mit seinen dramatischen Wendungen und poetischen Beschreibungen, macht „Was das Meer verspricht“ aber dennoch zu einer lesenswerten Lektüre.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Nein heißt leider nicht Nein

Ich stelle mich schlafend
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„Ich stelle mich schlafend“ ist ein eindringlicher Roman, der die tiefen Wunden, die Missbrauch und Manipulation hinterlassen können, auf erschütternde Weise darstellt. Die Geschichte beginnt mit der Zerstörung ...

„Ich stelle mich schlafend“ ist ein eindringlicher Roman, der die tiefen Wunden, die Missbrauch und Manipulation hinterlassen können, auf erschütternde Weise darstellt. Die Geschichte beginnt mit der Zerstörung des Hauses, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat. Diese Zerstörung symbolisiert den Neuanfang, nach dem sich Yasemin sehnt, nachdem sie die Beziehung mit ihrem Freund Vito hinter sich gelassen hat. Die Beziehung der beiden reicht zurück bis in ihre Jugend, als Yasemin sich im Alter von dreizehn Jahren in den drei Jahre älteren Vito verliebt. Doch nach einem Aufenthalt im Sanatorium, wo ihre Skoliose behandelt wird, distanziert sie sich. Zu groß ist die Scham wegen ihres Korsetts, zu fremd der eigene Körper. Zwanzig Jahre später begegnen sich Yasemin und Vito erneut. Yasemin interpretiert dieses späte Wiedersehen als Schicksal, doch bald zeigt sich Vitos wahres Wesen: bedrohlich und zerstörerisch. Yasemins Nein akzeptiert er nicht und so verfällt sie in eine Passivität, die nur schwer auszuhalten ist.

Ein besonderes Element des Romans ist die Darstellung von Yasemins Skoliose. Der gewaltsame Eingriff in ihren Körper, der medizinisch notwendig ist, scheint auch eine tiefere Botschaft zu tragen: Yasemins Körper gehört nicht ihr allein, und in seinem natürlichen Zustand ist er unzureichend. Diese körperliche und psychische Verletzlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch Yasemins Leben und beeinflusst ihre Beziehungen und ihr Selbstbild.

Ohdes Sprache und die Atmosphäre, die sie schafft, sind von einer Sogwirkung, die mich trotz der Schwere der Thematik immer weitergezogen haben. Dies ließ jedoch im Laufe des Romans immer mehr nach, insgesamt wurde mir dann zu oft mit dem Zaunpfahl auf Zusammenhänge und Bedeutungen verwiesen.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Unterhaltsamer Thriller für Anfänger:innen

Schneesturm
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"Schneesturm" entführt den Leser auf eine packende Reise auf die malerische irische Insel Inishmore, wo eine Gruppe von Freunden zehn Jahre nach einer tragischen Tragödie wieder zusammenkommt, um den Jahrestag ...

"Schneesturm" entführt den Leser auf eine packende Reise auf die malerische irische Insel Inishmore, wo eine Gruppe von Freunden zehn Jahre nach einer tragischen Tragödie wieder zusammenkommt, um den Jahrestag zu begehen. Doch ein unerwarteter Schneesturm schnürt die Insel von der Außenwelt ab und stürzt die Freunde in eine Falle.

Der Roman präsentiert sich als gelungener Mix aus New Adult Thriller (mit älteren Charakteren) und Whodunit, wobei die Dynamik der Freundschaftsgruppe um Cara im Vordergrund steht und es nicht besonders gruselig oder blutig ist, weshalb mich der Stil an New Adult Thriller erinnert hat. Der Schreibstil ist flüssig, obwohl gelegentlich Übersetzungsfehler und auch inhaltlich mitunter weniger plausibler Passagen auftreten. Dennoch gelingt es der Autorin, ein grundsätzlich interessantes Setting zu schaffen, das an die Werke von Agatha Christie wie „Und dann gab’s keines mehr“ erinnert.

Man begleitet vor allem Cara, die als Polizistin mit den Ermittlungen betraut ist. Ihre Unsicherheit und Verwirrung spiegeln sich im Leser wider, während sie verzweifelt versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch auch ihre Entscheidungen werfen Fragen auf, die bis zum Ende nicht vollständig geklärt werden, weil man sich teilweise fragt, wie einer Polizistin solche Fehler unterlaufen können.

Insgesamt ist "Schneesturm" eine unterhaltsame Lektüre, die trotz einiger Schwächen eine fesselnde Geschichte bietet. Die Atmosphäre auf der Insel, die interessanten Charaktere und die überraschenden Wendungen machen das Buch zu einem spannenden Leseerlebnis, das den Leser dann doch bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht, wenn man über Logikfehler hinwegsehen kann.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Anders als gedacht

Agatha Christie
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Der historische Roman „Agatha Christie“ zeigt das frühe Leben der weltberühmten Krimiautorin, die uns Detektive wie Hercule Poirot und Miss Marple geschenkt hat. Der Roman beginnt mit Agatha Christies ...

Der historische Roman „Agatha Christie“ zeigt das frühe Leben der weltberühmten Krimiautorin, die uns Detektive wie Hercule Poirot und Miss Marple geschenkt hat. Der Roman beginnt mit Agatha Christies Kindheit und Jugend, geprägt von ihrem Wunsch, Pianistin zu werden, ein Traum, der jedoch nicht in Erfüllung geht. Stattdessen findet sie im Schreiben eine neue Leidenschaft, die ihr späteren Weltruhm bescheren wird.

In weiten Teilen des Romans wird Agatha vor allem als unsicheres Mädchen und verliebte Verlobte dargestellt. Ihre Ängste und Unsicherheiten, auch nach dem Tod ihrer Mutter, nehmen einen großen Teil der Erzählung ein. Dieser Fokus auf ihre Jugend und inneren Konflikte zieht sich durch die ersten drei Viertel des Buches und lässt die eigentliche Faszination für ihre Schriftstellerkarriere etwas in den Hintergrund treten.

Erst im letzten Teil des Romans gewinnt die Geschichte an Fahrt und zeigt Agatha Christie als entschlossene Abenteurerin und leidenschaftliche Schriftstellerin. Dieser Abschnitt, in dem sie ihre Rolle als Krimiautorin annimmt und sich in ihrer neuen Identität festigt, ist deutlich spannender und unterhaltsamer zu lesen. Leider endet der Roman gerade an dem Punkt, an dem Agathas Leben und Werk richtig interessant werden.

Der Schreibstil des Romans neigt insgesamt zum Kitschigen, was besonders in den romantischen und dramatischen Passagen der ersten drei Viertel deutlich wird. Diese Tendenz lässt im letzten Teil des Buches nach, wo die Erzählung realistischer und mitreißender wird. Ein weiteres Manko ist, dass Agatha Christies schlagfertige und humorvolle Seite, die in vielen ihrer eigenen Zitate und Anekdoten zum Ausdruck kommt, nicht deutlich wird. Dies kommt erst im Nachwort der Autorin zur Sprache.

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