Die Venezianerin Alessa ist eine geschickte Kletterin und Diebin. Gelernt hat sie dieses, zugegebenermaßen, eher unlautere Handwerk, von ihrem Großvater. Seit dem Tod ihrer Eltern vor vielen Jahren, die ermordet wurden, lebt Alessa nämlich bei ihm. Von ihrer Tante Zenobia, einer Schauspielerin, hat Alessa, eher heimlich, weil ihr Großvater den Beruf seiner Tochter strikt ablehnt, eine gewisse Faszination fürs Theater entwickelt, wenn sie auch niemals in Zenobias Fußstapfen treten möchte. Doch leider bleibt Alessa, nach dem krankheitsbedingten Tod ihrer Tante und der plötzlichen Ermordung ihres Großvaters nichts anderes übrig, denn der berüchtigte Meuchelmörder Mezzanotte ist ihr dicht auf den Fersen, da sich in ihrem Besitz nun eine Halskette mit einem Medaillon befindet, welche einst ihrer Mutter gehörte, die Zenobia bis zu ihrem Tod hütete. Das Medaillon ist äußerst wichtig, denn damit kann der Besitzer wichtige Dokumente auslösen, die seit dem Tod der Eltern bei einer Vertrauensperson gelagert werden. Dokumente, die von einem Verrat berichten. Gefährliche Papiere, für die Involvierte aus den höchsten Kreisen, alles tun würden, damit sie für immer unter Verschluss bleiben.
Alessa zögert nicht lange und flieht mit einer Schaustellertruppe nach Deutschland, wo ihr letzter, noch lebender Verwandter lebt. Zenobias unehelicher Sohn, der aus einer Liaison mit einem Herzog hervorging. Das Glück ist Alessa hold, denn ausgerechnet zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg geht die Reise, da die Truppe an seinem Hofe mehrere Aufführungen vorführen sollen. Der Herzog ist zwar mittlerweile glücklich liiert und hat eine kleine Tochter, dennoch hat er Venedig nie vergessen. Alessa plant, den Herzog oder ihren Cousin um Hilfe zu bitten, doch ausgerechnet ein junger Offizier, der im Dienste des Herzogs steht und ihr zunächst misstraut, könnte sich als Retter in der Not erweisen. Derweil ist Mezzanotte Alessa nach Deutschland gefolgt…
„Das blaue Medaillon“, von Martha Sophie Marcus, ist mein erster Roman der Autorin. Sie hat einen sehr angenehmen Schreibstil und drückt sich der Zeitepoche entsprechend aus, so dass der Roman ausreichend historisches Kolorit aufweist. Was mir sehr gut gefallen hat, an der Story, war, dass die Romanheldin Alessa viele interessante Fähigkeiten aufweist, die eigentlich eher untypisch sind, für eine Frau ihrer Zeit. Dass Alessa sie dennoch besitzt, wurde plausibel von der Autorin erklärt und da der Roman bereits sehr spannend beginnt, konnte ich mich schnell hineinfallen lassen in die Geschichte des Medaillons. Es ist eher ein unterhaltsamer Abenteuerrroman, ähnlich der flotten Mantel und Degenstorys von einst, als ein Liebesroman. Zwar kommt die Liebe nicht zu kurz, wird jedoch eher zur Nebensache. Und auch das Ende des Romans zeugt davon, dass man hier womöglich noch eine Fortsetzung serviert bekommt. Nun zu meinen kleinen Kritikpunkten, die zu einem halben Punkt Abzug geführt haben. Da ich nicht weiß, ob noch eine Fortsetzung geplant ist, bitte ich diese Punkte unter Vorbehalt zu betrachten. Die Autorin führt einige Akteure ein, wie etwa den Cousin Alessas, den sie aufsucht, weil sie bereits in der Kindheit ein enges Verhältnis hatten. Doch entwickelt er sich lediglich als Staffage und sein Zwist mit Alessa wird praktisch offen gelassen. Ich fand, das hätte man besser lösen können. Genauso undurchsichtig verhält es sich mit der Geschichte rund um das Medaillon. Zwar erfährt man etwas über die besagte Verschwörung von einst, doch wird auch diese lediglich kurz erwähnt und hat eigentlich keinen aktuellen Nutzen für den Handlungsverlauf, da Mezzanotte lediglich aus eigenen Ansinnen handelt. Des Weiteren fand ich es befremdlich, dass der Herzog Alessa, nachdem er erfährt, wer sie wirklich ist, nicht viel eher, meinetwegen auch heimlich zu sich ruft. Wenn er damals, in ihrer Kindheit so vertraut mit ihr war, wundert es dann doch, dass er sich fern hält, weil es einfach nicht passt. Abgesehen von diesen aufgeführten Punkten, habe ich mich beim Lesen des Romans jedoch wunderbar unterhalten gefühlt und empfehle „Das blaue Medaillon“ allen Fans historischer Abenteuerromane gerne weiter.
Kurz gefasst: Unterhaltsamer Abenteuerroman, so flott wie ein Mantel und Degenroman geschrieben.