Normaler historischer Roman
Beworben wird "Die Wölfe von Pompeji" als ein feministischer historischer Roman für Fans von Madeline Miller und Pat Barker ... das würde ich so nicht unterschreiben, da es falsche Erwartungen weckt.
Zum ...
Beworben wird "Die Wölfe von Pompeji" als ein feministischer historischer Roman für Fans von Madeline Miller und Pat Barker ... das würde ich so nicht unterschreiben, da es falsche Erwartungen weckt.
Zum einen müsste dann der Titel eigentlich korrekt "Die Wölfinnen von Pompeji" heißen, da es um die Prostituierten im Bordell Wolfshöhle geht. Zum anderen ist das Buch keine mythologische Neuerzählung, sondern ein normaler historischer Roman, bei dem es um das Leben ganz gewöhnlicher Sklavinnen geht.
Diese Perspektive hat mir schon gefallen, auch wenn sie sprachlich ziemlich grob umgesetzt wurde. Das passt zwar irgendwie zum Gossenlatein, dass man in pompejianischen Graffiti findet und evtl. auch zur angestrebten jungen TikTok-Zielgruppe, aber nicht so ganz zur eigentlichen Zielgruppe historischer Romane (die ja doch eher von älteren und konservativen Leser:innen bevorzugt werden).
Der Roman erzählt vom eigentlichen Leben und spielt einige Jahr vor dem Vulkanausbruch (und auch vor dem großen Erdbeben?), sodass der Schauplatz eine jede italienische Stadt in der römischen Antike hätte sein können. Vielleicht kommen wir mit den geplanten zwei Fortsetzungen noch zu dem, was den Schauplatz Pompeji in der Rückschau so tragisch macht?
Es geht um das Leben als Sklavin in einem Bordell mit all seinen Härten und das wurde auf jeden Fall sehr eindrücklich geschildert.
Auch empfand ich das Buch als gut recherchiert. Zum Beispiel war mir gar nicht bewusst, dass die Toga nicht nur vom freien römischen (männlichen!) Bürger getragen wurde, sondern auch von den Prostituierten. Ich hatte als Frauenbekleidung immer Tunika und Stola im Kopf und die Toga als ein Gewand, das nur Männern mit dem römischen Bürgerrecht zustand (Verbannten z.B. auch nicht) . Tatsächlich durften Huren aber keine Stola tragen, aber die Toga. Ein Fakt, der mich fasziniert hat.
Was aber ein ziemlich großes Manko des Buches ist, ist sein Preis. 20€ für ein einfaches Taschenbuch, die Fortsetzung liegt dann sogar schon bei 22€. Ich verstehe die gestiegenen Preise in der Branche, aber bei anderen Verlagen bekommt man dafür trotzdem noch ein Paperback...