Wenn Glaube sich wandelt und neu wird
Priska Lachmann ist von Anfang ihres Lebens an in einer evangelikalen Gemeinde. Obwohl Christen in der DDR benachteiligt werden, ist der Glaube ein entscheidender Bestandteil des Familienlebens in ihrer ...
Priska Lachmann ist von Anfang ihres Lebens an in einer evangelikalen Gemeinde. Obwohl Christen in der DDR benachteiligt werden, ist der Glaube ein entscheidender Bestandteil des Familienlebens in ihrer Kindheit und Jugend. Sie ist begeistert dabei … in der Kinderstunde, auf Jugendfreizeiten, bei Gebetstreffen. Doch manche Predigten und Botschaften machen ihr Angst. Sie fürchtet sich vor der Hölle, sie ist sich unsicher, ob sie in den Himmel kommen wird, und sie versucht es allen rechtzumachen.
Obwohl sie gern Psychologie studieren würde, fühlt sie sich nach einem Berufungserlebnis gedrängt Theologin zu werden. Priska heiratet jung, was in ihren Kreisen keine Seltenheit ist, denn es wird eindringlich vor vorehelichen Geschlechtsverkehr gewarnt. Eine Ehe scheint da die beste Vorsorge zu sein.
Als schon nach kurzer Zeit klar ist, dass die Eheschließung ein Fehler war, zögert Priska dennoch lange sich scheiden zu lassen. Sie weiß, was dieser Schritt ihr auch in beruflicher Hinsicht kosten wird. Doch als es soweit ist, lernt sie nach einer schweren und kummervollen Zeit, ihre neugefundene Freiheit zu genießen. Dazu gesellen sich auch neue Erkenntnisse in Bezug auf ihren Glauben. Sie lernt Gott ganz anders kennen, nicht als strengen Zuchtmeister, sondern als Liebe, unbegrenzte Liebe. Es dauert trotzdem noch lange, bis sie sich von ihren Ängsten freimachen kann.
Dieses Buch ist sehr gut geschrieben und lässt sich schnell lesen. Priska schildert Erfahrungen, die viele werden nachvollziehen können, die in freikirchlichen Gemeinden aufgewachsen sind, vor allem charismatisch geprägte. Es fällt positiv auf, wie ehrlich sie über ihr Leben berichtet, dabei reflektiert sie auch über persönliche Fehler und Irrwege.
Persönlich finde ich jedoch das Ergebnis ihrer Gottessuche besorgniserregend. Nachdem sie sich von der Vorstellung eines strafenden Gottes befreit hat, bleibt ein Gott, der einfach nur gut zu den Wünschen der Menschen passt. Er liebt immer und ohne Bedingungen, und ist mit allem einverstanden, das sich gut anfühlt. Maßstäbe wie Heiligkeit verlieren an Bedeutung.
Ganz sicher ist Gott ein Gott der Liebe, der uns trotz all unserer Schwächen und Fehler maßlos liebt. Aber ich glaube nicht, dass er mit allem einverstanden ist, was sich für uns gut anfühlt. So wie das Kind, das einen ganzen Ballen Zuckerwatte verschlingt, wissen wir manchmal nicht, was wirklich gut für uns ist. Ich denke, wer sich von einem falschen Konstrukt befreit, unter dem er gelitten hat, neigt leicht dazu zu weit in die andere Richtung zu gehen. So empfinde ich dieses Buch, darum kann ich es trotz einem wunderbaren Schreibstil, der Offenheit und vielen anderen Vorzügen, nicht guten Gewissens weiterempfehlen.
Fazit: Der persönliche Lebensbericht einer jungen Frau, die unter einem strengen Gottesbild gelitten hat und von ihrem befreiten Glaubensweg erzählt. Es ist fesselnd und authentisch geschrieben und mit Sicherheit für einige hilfreich. Doch weil mir persönlich der Glaube an einen liebevollen, aber auch gerechten und heiligen Gott so sehr am Herzen liegt, kann ich es leider nicht empfehlen.