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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2024

Wenn man das Leben unter die Lupe nimmt...

Was es braucht, das Leben zu lieben
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Klappentext:

„Ein Boxer, den das Leben austrickst, ein Fischer ohne Fische, ein großherziger Hirte: Es sind Helden des Alltags, die diese Geschichten bevölkern. Der schüchterne Octave, die geflüchtete ...

Klappentext:

„Ein Boxer, den das Leben austrickst, ein Fischer ohne Fische, ein großherziger Hirte: Es sind Helden des Alltags, die diese Geschichten bevölkern. Der schüchterne Octave, die geflüchtete Samira und ein unverhoffter Schutzengel – sie alle eint die Suche nach einem erfüllten Leben in Liebe und Verbundenheit. Fatou Diome entführt uns auf eine Reise zwischen den Kulturen und Zeiten: von Paris über die französischen Alpen bis in den Senegal.“



Nach „Der Bauch des Ozeans“ ist dass das zweite Buch der Schriftstellerin welches ich genießen durfte. In ihrem aktuellen Buch beleuchtet sie ein paar wenige Personen und somit entstanden Geschichten ähnlich Kurzgeschichten. Alle ihre Figuren haben nur einen Wunsch: die Liebe zu finden und endlich ein erfülltes Leben genießen können. Kein einfacher Weg, vor allem wenn einem immer und immer wieder Steine zwischen die Beine gelegt werden. Diome beleuchtet aber nicht nur die Figuren selbst sondern geht weit über diese Grenzen hinaus. Sie geht in ihren Beschreibungen äußerst scharfsinnig vor. Ihr Blick und ihre daraus resultierenden Beschreibungen und Verläufe werden detailliert von ihr gesehen und genau das gibt sie auch dem Leser gekonnt weiter. Ihr Blick ist weit und offen und so grenzenlos! In ihren kurzen Geschichten ist sie äußerst vielseitig egal ob die Situation betreffend oder die Menschen die dort „spielen“. Vieles sieht auf den ersten Blick so aus, entpuppt sich aber ab einem gewissen Zeitpunkt als anders und manchmal sogar als falsch. Und immer und immer wieder kommt der Wunsch aller Figuren sehr harmonisch als Grundton hervor - wahrlich beeindruckend! Diomes Schreibstil ist besonders und man liest somit sehr aufmerksam. Sicherlich spricht sie nicht nur die „heile Welt“ an sondern auch „schwere“Themen aber genau dass macht dieses Buch auch aus! Ich vergebe hier gerne 4 sehr gute Sterne!

Veröffentlicht am 05.02.2024

Lesenswerte und sehr aktuelle Geschichte!

Ein heißes Jahr
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Klappentext:

„Eines Morgens stößt Greg auf eine Reportage über das ›Mädchen mit den Zöpfen‹, das 2018 mit ihrem Klimastreik eine globale Bewegung ausgelöst hatte. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen, ...

Klappentext:

„Eines Morgens stößt Greg auf eine Reportage über das ›Mädchen mit den Zöpfen‹, das 2018 mit ihrem Klimastreik eine globale Bewegung ausgelöst hatte. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen, und wenig hat sich getan. Gerade noch hat Greg gegen sein Gewissen Forschungsergebnisse über die Schädlichkeit eines Pestizids gefälscht. Gleichzeitig unterstützt er seine Nichte Lucie und ihr Engagement für das Klima. Als er dabei die Umweltaktivistin Véra kennenlernt, wird Gregs Weltbild auf den Kopf gestellt.“



Ich bin kein Freund von Utopien aber hier, muss ich zugeben, war die Geschichte von Philippe Djian doch lesenswert. Das beschriebene „Mädchen mit den Zöpfen“ ist uns allen bekannt und somit haben wir alle ein gewisses Bild vor Augen. Es geht also ums Klima in dieser Geschichte. Das Überleben der Menschheit. Der zweideutige Buch-Titel lässt es nur vermuten! In Djians Geschichte stehen wir kurz vor dem Jahr 2030 und die Debatte rund um den Klimaschutz hängt weiter in der Luft. Eine versteckte Mahnung Djians? Wer weiß…jedenfalls gekonnt eingewoben. Reporter Greg tanzt auf zwei Hochzeiten gleichzeitig: einerseits findet er, muss Nichte Lucie in ihrem Klimakampf unterstützt werden, aber auf der anderen Seite fälscht er gefährliche Daten eines Pestizids. >Bigotterìe< fiel mir hier nur ein. Was will Greg denn mit seinem Tun bezwecken? Will er sich selbst belügen? Man muss die Geschichte lesen um den Verlauf weiter „diagnostizieren“ zu können. Als Vera in Gregs Leben tritt haben wir die Zweideutigkeit des Buchtitels - Gregs Leben erfährt Neues und er lässt sich darauf ein. Djian zeigt, dass die innere Zerrissenheit unglaublich groß werden kann, wenn es heißt sich zu entscheiden. Muss man sich denn immer entscheiden? Um das Greg sich nicht noch mehr in Gewissenskonflikte bringt, schon. Die Welt jedenfalls brennt in Djians Buch gewaltig. Es ist unerträglich heiß, die Menschen sehen und spüren ihr angerichtetes Unglück, nur weil sie sich einfach nicht bewegt haben. Alles ist heiß, nichts wächst mehr und es stellt sich die Frage nach dem wohin gehen wenn es hier nicht mehr lebensfähig ist. Wie gesagt, ist hier Djians politische Sichtweise erkenntlich, zumindest recht dezent, aber auch, wie schwer es ist, das Richtige zu finden und zu machen. Halten Klimaktivisten die Veränderung des Klimas auf? Können sie wachrütteln? Wer entscheidet eigentlich über das Thema?

Überhaupt: Djians Schreibstil hat mir mal wieder gezeigt, wie spannend es sein kann, philosophische Zwischentöne in so eine aktuelle und wichtige Geschichte zu packen. Das kann aber auch nur er! Er hat ein feines Gespür die Geschichte laufen zu lassen ohne dabei abzudriften oder gar in Schwurbelei zu geraten. Seine gesamten Figuren geben der Geschichte einen stabilen Rahmen und zeigen auf, wie Generationen mit dieser Thematik umgehen oder es zumindest versuchen. Definitiv lesenswert und sehr besonders geschrieben! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 04.02.2024

Spezielle aber lesenswert!

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Klappentext:

„Als ihre Mutter an Krebs erkrankt und ihr 16-jähriger Sohn ein Schuljahr in England verbringen will, findet Valerie sich zwischen zwei existentiellen Konflikten gefangen: Während sie sich ...

Klappentext:

„Als ihre Mutter an Krebs erkrankt und ihr 16-jähriger Sohn ein Schuljahr in England verbringen will, findet Valerie sich zwischen zwei existentiellen Konflikten gefangen: Während sie sich aus der dysfunktionalen Beziehung zur Mutter lösen will, aber nicht darf, muss sie das Kind loslassen, das so viele Jahre ihr Lebensmittelpunkt war, obwohl sie dazu noch nicht bereit ist. Doch jeder Konflikt hat eine Geschichte. Beginnend in der Kindheit von Valeries Großmüttern werden Schlaglichter auf die Vergangenheit geworfen, die sich nach und nach zu einem intergenerationellen Frauenportrait verbinden und die drängende Frage stellen: Kann man der eigenen Familiengeschichte entkommen?“



Allein der Buchtitel ist bedrückend und der Klappentext ebenfalls nicht gerade leichte Kost. Was erwartet also hier den Leser? Wir dürfen Valerie kennenlernen. Mutter eines Sohnes und eben selbst Tochter. Valerie steht mehr als zwischen den Stühlen als sie erfährt, dass ihr Sohn ein Jahr ins Ausland gehen möchte und zeitgleich ihre Mutter an Krebs erkrankt. Das Verhältnis Mutter-Tochter ist rau und wenig herzlich. Es hat seine Gründe die wir erlesen dürfen und die Verbindung Mutter-Sohn? Die ist das genaue Gegenteil. Für Valerie ist ihr Sohn ihr Ein und Alles was daran lag, dass sie ihn allein aufgezogen hat. Zwischen beiden herrscht eine gewisse Bande die nun mit dem Gehen-lassen des Sohnes zu zerreißen droht. Aber tut sie das wirklich? Und warum ist das Mutter-Tochter-Verhältnis so extrem angespannt? Autorin Felicitas Prokopetz nimmt uns gekonnt an die Hand und beantwortet unsere Fragen in Form von Zeiten- bzw. Generationssprünge. Valeries Großmütter bringen Licht ins Dunkel und somit ergibt irgendwie alles zum Schluss einen Sinn aber dennoch liegt es an einem selbst was man will und und wie man sich gibt und ja, man kommt nicht drumherum nach den gelesenen Zeilen immer und immer wieder darüber nachzudenken. Kurzum: die Geschichte hallt nach, ist emotional und bewegend auf eine ganz spezielle Art. Prokopetz hat einen feinen Sprachstil gewählt und ihre Worte mit Bedacht ausgewählt. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen! Prokopetz betrachtet über Generationen hinweg die emotionale Entwicklung der Bindung zu den eigenen Kindern - ein spezieller aber definitiv lesenswerter Stoff! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 29.01.2024

4 Sterne hierfür!

Die Brotbäckerin
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Klappentext:

„München, 1810: Nach dem Tod ihres geliebten Vaters stehen die beiden Schwestern Elisabeth und Anna kurz davor, das gesamte Lebenswerk ihrer Familie zu verlieren. Ein skrupelloser Kontrahent ...

Klappentext:

„München, 1810: Nach dem Tod ihres geliebten Vaters stehen die beiden Schwestern Elisabeth und Anna kurz davor, das gesamte Lebenswerk ihrer Familie zu verlieren. Ein skrupelloser Kontrahent giert schon lange nach der kleinen florierenden Backstube. Die einzige Chance der leidenschaftlichen Bäckerin Liesi: Vor dem königlichen Hofstaat ihr Können beweisen und Brot für die kommende Hochzeit des Prinzen zubereiten. Doch der Rivale tut alles, um sie zu stoppen. Sein enger Freund Jakob wird beauftragt, Elisabeths Gunst zu gewinnen und gleichzeitig die traditionellen Familienrezepte zu stehlen. Allerdings kommen ihm dabei seine eigenen Gefühle in die Quere und bald muss er sich entscheiden, wofür er kämpfen will: Für eine sichere Zukunft, oder für sein leidenschaftlich schlagendes Herz?“



Autorin Nadja Raiser hat, auch wenn das kitschige Cover etwas anderes vermuten lässt, einen wahrlich lesenswerten historischen Roman verfasst. Die Geschichte rund um Elisabeth und die Bäckerei ihres Vaters hat einen gekonnten Spannungsbogen, der ausgewogen ist und bis zum Schluss des Buches den Leser fesselt. Die Neid-Geschichte rund um Kontrahent Gruber und Liesi und ihre Schwester Anna wirkt zwar recht klischeehaft, ist aber dennoch ausgewogen erzählt. Die beiden Damen lassen sich nicht unterkriegen von dem Machtkampf den Gruber ausübt und Spion Jakob erlebt bald, wie man sich die Finger an der Liebe verbrennt. Die Liebesgeschichte war hier und da etwas kitschig und ja auch vorhersehbar aber dennoch gab sie dem Ganzen einen runden Lauf. Es ist ein Hin und Her und man fiebert mit den Damen mit und hofft und bangt. Wie gesagt ist die Spannung bis zum Schluss gut dosiert und so liest man zügig Seite um Seite dieses Romans. Die Zeit rund um 1810 und ihre Spielstätte München wird ebenfalls sehr bildhaft beschrieben. Man kann einerseits das noch warme Brot förmlich durch die Buchseiten riechen aber auch wie München damals sich entwickelte. 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 28.01.2024

Lesenswert!

Das Schöne bewahren
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Klappentext:

„Die Natur ist heute überall bedroht, und bisherige Maßnahmen und Ankündigungen zu ihrem Schutz reichen nicht aus, um das Schöne und Lebensnotwendige zu bewahren. Für einen wirkungsvollen ...

Klappentext:

„Die Natur ist heute überall bedroht, und bisherige Maßnahmen und Ankündigungen zu ihrem Schutz reichen nicht aus, um das Schöne und Lebensnotwendige zu bewahren. Für einen wirkungsvollen Klima- und Naturschutz müssen wir die Art unseres Wirtschaftens verbessern. Denn für jedes Produkt setzen wir verschiedene natürliche Materialien ein – jeweils verbunden mit kleinen oder auch großen negativen Folgen für die Natur. Politik, Unternehmen und wir alle müssen hier besser werden.



Dieses Buch bietet grundlegend neue Einsichten und stellt strategisch wirksame Maßnahmen vor für mehr Selbstwirksamkeit für jeden Einzelnen. Tom Veltmann schildert, wie Unternehmen durch konkrete Produktverbesserungen weltweit Wettbewerbsvorteile erreichen können und wie eine konsequente Erweiterung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie aussehen kann. Auch sollten wir der Natur auf verfassungsrechtlicher Basis Grundrechte einräumen.



Mithilfe vieler praxisorientierter Instrumente und Maßnahmen kann so eine Transformation gelingen, von der wir alle profitieren. Dies können wir erreichen ganz ohne Blockaden durch ausufernde Kosten oder Verzicht.“



Autor Tom Veltmann hat ein eindringliches Buch verfasst, zu einem sehr aktuellen Thema. Seine Meinung dazu klingt wunderbar und ja ich unterschreibe hier viele seiner Aspekte. Dennoch ist hier nunmal viel Wunschdenken dabei und fest steht, die Politik wird vieles anderes sehen. Dennoch zeigt er auf, dass es Länder gibt, die es anders sehen und der Natur sogar Rechte einräumen. Diese erhalten meine vollste Hochachtung dafür, wenn sie diese auch einhalten. Veltmanns Einsichten sind jedenfalls sehr gute Ideen und Möglichkeiten - das kann ich unumwunden bestätigen. Dennoch ist hier der Wunsch Vater des Gedanken und genau das schmerzt. Es muss endlich gehandelt werden, sonst werden wir bald noch alles verlieren. 4 sehr gute Sterne für diese Meinung!