Cover-Bild Stürzen Liegen Stehen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Liebeskind
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 14.02.2022
  • ISBN: 9783954381425
Jon McGregor

Stürzen Liegen Stehen

Roman
Anke Caroline Burger (Übersetzer)

Drei Männer reisen zur Station K auf Alexander Island in der Antarktis: zwei junge Geowissenschaftler, die die veraltete Kartografierung auf den neuesten Stand bringen sollen, sowie Robert Wright, der Stationsleiter. Als die drei auf einer Exkursion in einen schweren Sturm geraten, kommt es zur Katastrophe. Die Männer verlieren im dichten Schneetreiben Sichtkontakt, plötzlich ist jeder auf sich allein gestellt. Zunächst schafft es nur Robert zurück zur Station. Dort angekommen, reagiert er nicht auf die Funksprüche der beiden anderen und fordert auch keine Hilfe bei der Basisstation an, so wie es das Notfallprotokoll zwingend vorsieht … Als Robert schließlich evakuiert und in ein Krankenhaus in Santiago de Chile gebracht wird, reist seine Frau Anna nach Südamerika, um ihn nach Hause zu begleiten. Fortan muss sie ihre eigene Karriere zurückstellen und sich um ihren Mann kümmern. Der hat infolge der dramatischen Ereignisse sein Sprachvermögen verloren. Niemand scheint zu wissen, was genau sich zugetragen hat auf Station K. Nur Robert könnte darüber Aufschluss geben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2024

Abenteuer Sprache

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Als ich „Stürzen Liegen Stehen“ von Jon McGregor aufschlug, erwartete ich einen anspruchsvollen Abenteuerroman. Bekommen habe ich einen facettenreichen Roman über ein menschliches Unglück an einem unwirtlichen ...

Als ich „Stürzen Liegen Stehen“ von Jon McGregor aufschlug, erwartete ich einen anspruchsvollen Abenteuerroman. Bekommen habe ich einen facettenreichen Roman über ein menschliches Unglück an einem unwirtlichen Ort, die Geschichte eines Menschen, der durch eine Schlaganfall die Sprache und Teile seiner Motorik verliert, einer Ehefrau, die sich ihr Leben ganz anders vorgestellt hat und nun zur häuslich-pflegenden Angehörigen wird und den Kampf aller Beteiligten zurück in ein nun neues, aber lebenswertes Leben.

Für mich stellt „die Sprache“ das eigentliche Abenteuer des vorliegenden Romans dar. Mit anbetungswürdigem Können nutzt McGregor Sprache, um nicht nur einen Defekt des Gehirns authentisch darzustellen, sondern auch, um Ereignisse von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, Beziehungen punktgenau mit nur wenigen Worten auszuleuchten und unvorstellbare Belastungen herauszuarbeiten. In jedem der drei Abschnitte des Buches (logisch: Stürzen /, Liegen _, Stehen | ) verwendet der Autor verschiedene personale Erzählperspektiven, um die verschiedenen Persönlichkeiten in ihren Eigenarten sowie unterschiedliche Wahrnehmungen von ein und derselben Situation darzustellen. Das überrascht von Kapitel zu Kapitel und hält stets die Spannung und das Interesse am Plot hoch. Allein im letzten Abschnitt waren es mir ein bisschen zu viele neue Figuren, zu viele personale Erzählperspektivwechsel, was der beeindruckenden Gesamtlektüre jedoch keinen Abbruch tut.

Die Recherchearbeit, die hinter diesem Roman steckt, muss enorm gewesen sein und ich finde, McGregor hat es im besten Sinne hinbekommen, dass man trotzdem als Leser:in nur so in den Roman hinein gezogen wird. Äußerst nah an der Realität bewegt sich der Autor gekonnt zwischen den angesprochenen Themengebieten hindurch. Von Antarktismission mit katastrophalen Folgen, über medizinische Behandlung und Diagnostik, zu häuslicher Pflegesituation, hin zu dem ganz individuellen Kampf zurück in ein anderes, neues Leben. Besonders die häusliche Pflegesituation und daraus unweigerlich entstehende Überforderung war für mich besonders aufwühlend dargestellt. Auch hier sprachlich in ganz eigener Art und Weise.

Meines Erachtens sollte an dieser Stelle die Übersetzung von Anke Caroline Burger gesondert hervorgehoben werden. Wie sie mit der Vorlage des Autors umgegangen ist, könnte man virtuos nennen.

Wer also bei diesem Buch allein einen Abenteuerroman erwartet, wird keineswegs enttäuscht mindestens überrascht, nein, sogar begeistert mitgerissen werden in eine zunächst ungewöhnliche und später sehr menschlich tiefgründige Geschichte. Meine Begeisterung für diesen Roman ist so groß, dass ich eine Lektüre nur dringend empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Eindrucksvoll und bewegend

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Drei Männer wollen in der Antarktis nur ein paar besondere Fotos machen. Doch die Antarktis ist unberechenbar und es kommt zu einer Katastrophe. Die drei werden getrennt und verlieren im dichten Schneetreiben ...

Drei Männer wollen in der Antarktis nur ein paar besondere Fotos machen. Doch die Antarktis ist unberechenbar und es kommt zu einer Katastrophe. Die drei werden getrennt und verlieren im dichten Schneetreiben den Sichtkontakt und auch der Funk fällt immer wieder aus. Der Stationsleiter Robert Wright schafft es zurück zur Station, aber er reagiert nicht auf die Funksprüche von Luke und Thomas und setzt auch keinen Hilferuf zur Basisstation ab. Robert wird gerettet, doch er ist nicht mehr der Alte. Er kann sich auch nicht verständlich machen. Was ist da in der Antarktis geschehen?
Ich war mir aufgrund des Klappentextes nicht ganz sicher, was mich bei diesem Roman erwarten würde. Doch ich hatte auf einen Abenteuerroman getippt, denn die Antarktis ist ein ganz besonderer Erdteil, der es den dort Beschäftigten bestimmt nicht leicht macht. Doch dann geschieht etwas, dass dem Roman eine ganz neue Richtung gibt. Auch wenn meine Erwartungen sich nur teilweise erfüllt haben, so hat mich dieser Roman doch überzeugt. Die Sprache ist einfach grandios. Dem Autor Jon McGregor ist es zudem hervorragend gelungen, nicht nur die schwierigen Bedingungen in der Antarktis darzustellen, sondern auch die unterschiedlichen Probleme von Robert und seiner Frau Anna nach der Rückkehr aus der Antarktis. Ausdrücklich erwähnen möchte ich aber auch die geniale Übersetzung von Anke Caroline Burger.
Robert hat langjährige Erfahrung mit dem Leben in der Antarktis, denn immer wieder hat es ihn dorthin gezogen. Daher fühlt er sich verantwortlich für das, was geschehen ist, denn er hätte es besser wissen müssen. Als er zurück zur Station kommt, ist er nicht mehr er selbst. Er wird gerettet, doch ihm steht ein langer Kampf bevor, bei dem er auf die Hilfe seiner Frau Anna angewiesen ist. Viele Jahr hat Anna ihr Leben eigenverantwortlich gestaltet, da ihr Mann nur sporadisch zu Hause war. Sie hat die Kinder großgezogen, Haus und Garten in Ordnung gehalten und hat sich einen Namen als Wissenschaftlerin gemacht. Doch das soll sich nun alles ändern und sie muss Robert pflegen. Damit ist sie total überfordert, denn ihr bleibt keine Minute zum Verschnaufen. Robert dagegen kämpft für seine Rückkehr ins Leben. Er hat nicht nur motorische Probleme, sondern kann sich auch kaum verständlich machen. Dass nicht alles immer so geht, wie er es möchte, macht ihn oft verzweifelt und wütend.
Mich hat dieser außergewöhnliche und tiefgründige Roman total beeindruckt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Fall und Rekonvaleszenz

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Stürzen liegen stehen - Jon Mc Gregor

Dieser besondere Roman beginnt als spannende Abenteuergeschichte. Eine Expedition in der Antarktis. Ein Sturm zieht auf, drei Männer werden voneinander getrennt, ...

Stürzen liegen stehen - Jon Mc Gregor

Dieser besondere Roman beginnt als spannende Abenteuergeschichte. Eine Expedition in der Antarktis. Ein Sturm zieht auf, drei Männer werden voneinander getrennt, mit dem Funksystem scheint etwas nicht in Ordnung.
Nach wenigen Kapiteln ändert sich das Thema grundlegend. Der Expeditionsleiter, ein Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, erleidet einen Schlaganfall. Er ist nahezu hilflos, muss Sprache und einfache Fertigkeiten neu erlernen. Seine Frau, die bisher viele Monate im Jahr auf seine Rückkehr gewartet hatte, ist plötzlich automatisch zur Pflegerin geworden.
Sehr einfühlsam und authentisch schildert McGregor diese Rückkehr ins Leben - mit all seinen Rückschlägen und hoffnungslosen Situationen. Interessant dabei ist, dass ab dem Zeitpunkt des Schlaganfalls nicht mehr aus der Sicht des Patienten/Expeditionsleiters erzählt wird. Viel mehr erfährt man über die Gefühle und Sorgen der armen Ehefrau.
Obwohl die Schuldfrage bezüglich des Unfalls im Eis immer wieder präsent ist, spielt deren Auflösung nur eine sehr untergeordnete Rolle. Scheinbar gibt es eine wortlose Übereinstimmung, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.
Sprachlich genial ist dem Autor hier ein ganz besonderes Werk gelungen. Mit wenigen Worten schafft er immer wieder eine sehr dichte Atmosphäre. Sowohl das Unglück im Eis als auch die Hilflosigkeit des Schlaganfall-Patienten stehen dem Leser als eindringliche Bilder vor Augen. Dieser sehr speziellen Erzählweise verzeiht man schließlich auch die ein oder andere fehlende Auflösung.
4 Sterne und eine große Leseempfehlung für alle, die anspruchsvolle Literatur mögen!

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