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Veröffentlicht am 29.01.2024

Gefangen im eigenen Körper

Der Riss
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In diesem beklemmenden Werk zieht uns die südkoreanische Autorin Hye-Young Pyun ins Innere ihres Protagonisten Ogi. Durch einen schweren Verkehrsunfall, bei welchem seine Ehefrau stirbt, wird der Geografie-Professor ...

In diesem beklemmenden Werk zieht uns die südkoreanische Autorin Hye-Young Pyun ins Innere ihres Protagonisten Ogi. Durch einen schweren Verkehrsunfall, bei welchem seine Ehefrau stirbt, wird der Geografie-Professor Ogi zum Gefangenen seines eigenen Körpers. Er kann sich nicht mehr bewegen und aufgrund schwerer Verletzungen des Kieferbereichs in keiner Weise mehr artikulieren. Allein durch den Lidschlag kann er Fragen mit Ja oder Nein beantworten. Nach Monaten des Krankenhausaufenthaltes holt ihn seine Schwiegermutter und einzige Verwandte nach Hause, welche selbst noch mit der Trauer um ihre verstorbene Tochter zu kämpfen hat. Auf sich selbst zurückgeworfen beginnt Ogi sein Leben und vor allem seine Ehe Revue passieren zu lassen und eigene Schuldgefühle zu durchleben. Gleichzeitig registriert er das immer merkwürdiger werdende Verhalten seiner Schwiegermutter und ist ihr letztlich vollständig ohnmächtig ausgeliefert.

Nach einer anfänglichen Anlaufphase entwickelt sich dieses dünne Büchlein von 224 Seiten schnell in einen echten Psychothriller. Gekonnt schafft es Hye-Young Pyun die unglaubliche Hilflosigkeit des Protagonisten zu schildern, von welcher die Lesenden angesteckt werden, und eine fast erdrückende Beklemmung beim Lesen aufkommen zu lassen. Einen meines Erachtens nennenswerten Anteil hat hieran sicherlich auch die hervorragende Übersetzung von Ki-Hyang Lee, welche schon Han Kang oder auch das in 2021 erschienene "Kim Jiyoung, geboren 1982" von Nam-Joo Cho übersetzte.

Dass sich aus einem so dezent aber wunderschön gestaltetem Buch eine solche Alptraumgeschichte herausbilden könnte, habe ich nicht erwartet. Allein das Ende des Buches ist dann wenig nachvollziehbar geraten. Obwohl mich Hye-Young Pyun mit in diesen "Riss" hinunter ziehen konnte, hat sie mich ganz zum Schluss noch auf dem Weg nach unten etwas verloren. So verpuffte der mit tatsächlichem Herzrasen begleitete psychologische Effekt des Romans bei mir mit den letzten Sätzen.

Trotzdem handelt es sich hierbei um ein definitiv lesenswertes Buch und damit einen Grund, die Autorin weiterhin bezüglich zukünftiger Veröffentlichungen im Blick zu behalten.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Was wäre wenn...?

Das Siebte
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Was wäre, wenn du dein Leben noch einmal leben könntest. Mit allen Erinnerungen an den ersten Durchgang? Eine Frage, die sich sicherlich schon jeder einmal gestellt hat. Meist verbindet man damit, Fehler ...

Was wäre, wenn du dein Leben noch einmal leben könntest. Mit allen Erinnerungen an den ersten Durchgang? Eine Frage, die sich sicherlich schon jeder einmal gestellt hat. Meist verbindet man damit, Fehler ausbügeln zu können, einen anderen Abzweig im Leben zu nehmen. Aber was ist, wenn man in einem Loop gefangen ist und immer und immer wieder bei der Geburt auf Start zurückgesetzt wird? Wenn man Gedächtnis und Erfahrungen von mehreren hundert Jahren Lebenszeit ansammelt und trotzdem wieder bei Start beginnen muss? Diesem Schicksal sieht sich plötzlich der Ich-Erzähler dieses Romans ausgesetzt. Er versucht in den verschiedenen aufeinanderfolgenden immer selben - nämlich seinen eigenen - Leben mal die Politik zu beeinflussen, mal die Naturwissenschaften, mal als religiöser Guru zu agieren. Doch schon bei dieser Schilderung sollte klar werden, wie zermürbend allein schon die Vorstellung an dieses sinnlose Unterfangen ist, geschweige denn die Umsetzung.

So schildert Tristan Garcia in einer hochklassigen sprachlichen Umsetzung verschiedene philosophische Problemstellungen, die mit der Prämisse des Romans und damit mit der Prämisse des Protagonisten einhergehen. Mitreißend webt er eine schicksalhafte Liebesgeschichte ein, die nicht zwingend zu Happy Ends (ja Plural, da ja mehrere Leben) führt. Auch die Frage nach dem Sinn und Zweck von Freundschaft wird thematisiert. Es geht aber viel mehr um das große Gedankenexperiment dieses Romans. Dieses besticht in seiner Durchdachtheit und Konsequenz. Allein gegen Ende geht mir die Geschichte nicht weit genug und verpasst es, den Kreis zu schließen.

Da der Roman in Frankreich eigentlich in einem Romanzyklus, welcher sieben Bände umfasst, veröffentlicht wurde, hier aber nur die Übersetzung des siebten und letzten Romans erscheint, fehlt der Blick auf das Gesamtwerk. In Frankreich ist das Buch "7 romans" erschienen, von welchem "La septième" (Das Siebte) nur den letzten Teil des Zyklus darstellt. Die sieben Romane, so erfährt man aus den Anmerkungen der Übersetzerin, weisen Querverweise untereinander auf. Auch wenn der Autor ausdrücklich unterstreicht, dass die Romane durchaus getrennt voneinander rezipiert werden können, glaube ich, dass sich erst durch das Gesamtwerk das Große Ganze für die Leser*innen eröffnet. Ich hätte sehr gern "Das Siebte" im Kontext der anderen Romanteile gelesen. Schade, dass es nur zu einer Übersetzung dieses Teils gekommen ist.

So bleibt der Roman für mich zuletzt zu offen gestaltet. Durchaus etwas, was einem philosophischen Prosawerk guttun kann, mir hier aber eher ein unbefriedigendes Gefühl und einen ganz zum Schluss zu lahmen Abgang aus dem gut durchdachten Gedankenkonstrukt des Autors beschert hat.

Insgesamt halte ich diesen Roman - auch als Einzelwerk - wirklich äußerst lesenswert, über weite Strecken sogar großartig. Wer sich also schon einmal gewünscht hat, sein eigenes Leben noch einmal leben zu können, sollte zuvor dieses Buch lesen, um sich zweimal zu überlegen, was man sich da wünscht.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

The Geschichtenerzähler

Der Storyteller
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Wer Dave Grohl aus Interviews, Dokumentation und bestenfalls von Liveauftritten kennt, kann sich vorstellen, dass diese biografische Geschichtensammlung des Foo Fighters Frontmanns schon einmal nur grundsympathisch ...

Wer Dave Grohl aus Interviews, Dokumentation und bestenfalls von Liveauftritten kennt, kann sich vorstellen, dass diese biografische Geschichtensammlung des Foo Fighters Frontmanns schon einmal nur grundsympathisch ausfallen kann. Auf beachtlichen 460 Seiten trägt Grohl Begebenheiten aus seinem Leben zusammen, die keinesfalls eine lückenlose Biografie ergeben – und auch nicht so gedacht sind – sondern vielmehr zeigen, wie stark sein Leben von Musik beeinflusst wurde und anders herum seine Musik vom Leben.

Der Schreibstil ist dabei ebenso überraschend literarisch verdichtend, wie anspruchsvoll und an anderen Stellen wieder locker leicht dahingetippt. Eine jede der (relativ) chronologisch sortierten 24 Geschichten beginnt mit einer einleitenden Anekdote aus dem späteren Leben des Autors und findet dann gekonnt einen Blick zurück in die Vergangenheit, um zum Schluss den Bogen zurück zur Ausgangsanekdote zu finden. Wenn er zum Beispiel von seiner mittleren Tochter gefragt wird, ob er ihr das Schlagzeugspiel beibringen könne, denn er ist ja von Haus aus Schlagzeuger, nutzt er diese Vorlage, um seinen eigenen Weg zum Schlagzeugspiel und in die Welt der Musik als Kind und Jugendlicher zu erzählen, nur um den Weg zurück zu seiner Tochter zu finden und der Erkenntnis, dass er eigentlich so richtigen Schlagzeugunterricht nicht geben könne, da er ja nie selbst welchen kennengelernt habe, und nun mittlerweile immer mal einen Titel mit seiner ältesten und mittleren Tochter zusammen spiele. Dieses Prinzip wendet Grohl durchgängig an. Und wie bei einem gut geölten Foo Fighters Song funktioniert dieser „Songaufbau“ auch im geschriebenen Buch immer wieder hervorragend.

Inhaltlich bewegt sich Grohl gezielt eher um das große Thema seines Lebens, die wenigen Jahre mit Nirvana und den Selbstmord Kurt Cobains herum. Das finde ich persönlich großartig, denn so erfahren wir Leser:innen mehr vom Menschen und Musiker Grohl als „nur“ die oberflächlichen Schlagzeilen-Infos, die Musikinteressierte sowieso schon damals selbst miterlebt haben oder bei späteren MTV-Dokus noch und nöcher präsentiert bekommen haben. Untermalt werden die Geschichten übrigens von sehenswerten Fotos oder – auch ganz witzig – abgedruckten Postkarten, die der junge David von den frühen Touren an seine Mutter und Schwester geschrieben hat.

Jedoch gibt es auch zwei Kritikpunkte meinerseits am Buch. Der erste wiegt meines Erachtens weniger stark, sollte jedoch benannt werden. Manche Textpassagen, einzelne scheinbar dem Autor (oder Lektorat) wichtige Sätze werden mithilfe einer Schriftart hervorgehoben, welche sich durch durchgängig genutzte, Schreibschrift artige Großbuchstaben auszeichnet. Das ist bei US-Amerikanern - und so auch auf den Postkarten Grohls ersichtlich – weit verbreitet und liest sich für diese sicherlich auch angenehm. Mich haben sie komplett aus dem Lesefluss geworfen und eher geärgert, sodass mir die Wichtigkeit der Aussage eher verloren ging. Bei manchen Passagen fragte ich mich auch, worin eigentlich deren besonders hervorhebenswerter Wert liegt.

Der zweite Kritikpunkt zielt auf die Übersetzung von Dieter Fuchs. Über weite Strecken funktioniert diese ganz gut, aber es gibt einzelne Wörter und Redewendungen, die meines Erachtens zweifelhaft und zwanghaft ins Deutsche übersetzt wurden und dann wieder andere, die im Englischen belassen wurden, obwohl meines Wissens noch nicht im deutschen Sprachgebrauch üblich. So fällt sofort der deutsche Titel des Buches „DER Storyteller“ in den Blick. Die Vermischung des deutschen Artikels mit dem englischen Begriff Storyteller finde ich vollkommen daneben. Entweder „The Storyteller“ wie im Original oder (schlechter) „Der Geschichtenerzähler“. So setzt Grohl in einer Geschichte auch sein „Pokergesicht“ auf; isst eine „Pepperoni-Pizza“ (in den USA ist dies aber eine Salami-Pizza und nicht einfach das Äquivalent zum deutschen Wort Pepperoni); stehen „Performer“ neben einer Bühne, die wie Fallschirmspringer darauf warten, aus einem Flugzeug zu „jumpen“; und seine Frau Jordyn ist „das Gewicht meiner Waagschale, das den Zeiger am Tillen hindert“. Und eine Kuriosität gibt es noch, die aber eigentlich gar kein Übersetzungsfehler sein kann, im Buch aber an zwei Stellen auftaucht und mich an Dave Grohl Musikwissen zweifeln lassen. So wird Death Metal glatt mit Black Metal verwechselt: „das satanische Death-Metal-Zeug“ und „hätte mein Leben allein aus Death Metal und Corpsepaint bestanden“. Kenner werden die unübersehbaren Fehler erkennen! Sehr merkwürdig…

Aber gut. Insgesamt hat mir die Lektüre von Dave Grohls autobiografischen Geschichten sehr gut gefallen, eben weil sie literarisch sehr ansprechend gestaltet und inhaltlich stets interessant sowie aussagekräftig sind. Eine – nicht nur für Musikfans – empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Hier ist aufmerksames Lesen notwendig

Meinetwegen
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Dagmar Schifferli vollführt mit ihrem Roman „Meinetwegen“ ein kleines psychologisches Kunststück. Die auf den ersten Blick wie die reumütigen Therapiesitzungen einer jungen Straftäterin, die Opfer ihrer ...

Dagmar Schifferli vollführt mit ihrem Roman „Meinetwegen“ ein kleines psychologisches Kunststück. Die auf den ersten Blick wie die reumütigen Therapiesitzungen einer jungen Straftäterin, die Opfer ihrer eigenen harten Kindheit wurde und somit zur Täterin, aufgebaute Geschichte bietet mehr als erwartet.

Die 17jährige Katharina erscheint zur ersten Therapiesitzung mit ihrem Psychiater in einer geschlossenen Einrichtung für auffällige Jugendliche. Ganz unerwartet gibt sie vom ersten Satz an den Ton an und legt fest, dass ihr Therapeut schweigen müsse und nur sie reden dürfe. Nicht einmal räuspern dürfe sich der Mann. In der ersten Hälfte des Buches lesen wir einen Monolog von Katharina über ihre schlimme Kindheit. Immer wieder bekommen wir – mal mehr mal weniger – subtile Hinweise darauf, dass sich das Gespräch in 1970 abspielt. Im zweiten Teil dann lässt Katharina den Therapeuten Kärtchen mit kurzen Wörtern wie „Ja“, „Nein“, „Warum?“ hochhalten und kommt somit in eine Art Dialog mit ihm. Ganze 17 Therapiesitzungen bekommen wir auf diesem Wege vermittelt und bekommen sogar noch einen kleinen Ausblick, wie es zukünftig mit Katharina darüber hinaus weitergehen könnte.

Mich hat zunächst die – für mich – innovative Form der einseitigen Darstellung einer Kommunikation und im Speziellen eines Therapiesettings überrascht sowie positiv eingenommen. Etwas derartiges habe ich bis dato noch nicht gelesen. Enttäuschend schlug sich für mich dann die Entwicklung nieder, dass doch plötzlich Kärtchen zur dyadischen Kommunikation genutzt werden und somit die Stringenz der Erzählung unterbrochen wird. Auch empfand ich das Einweben von Hinweisen zum zeitlichen Setting in 1970 erst sehr gekonnt und später dann leider doch zu penetrant. Nach zwei drei Andeutungen Katharinas sollte eigentlich jedem:r Leser:in klar geworden sein, in welchem Handlungsjahr wir uns befinden. Störend empfand ich ebenso die vermehrt auftretenden Hinweise von Katharina auf Gegenstände, die im Therapieraum eigentlich für beide Gesprächspartner sichtbar sind, und scheinbar nur angesprochen werden, dass die Lesenden erfahrend, was Katharina gerade nonverbal tut, z.B. etwas Wasser trinken, husten, die Uhrzeit ablesen.

Aber all diese Punkte, die mich im Gesamten das Werk von Schifferli zunächst kritisch haben sehen lassen verblassen gegen den versteckten Anteil Katharinas Ausführungen. Bei aufmerksamen Lesen werden immer mehr Indizien ersichtlich, die Katharina als waschechte Psychopathin ausweisen und sie von einem bemitleidenswerten Opfer ihrer Lebensumstände zu einer berechnenden Täterin im Opfer-Schafspelz machen. So bekommt der Roman zwei Deutungsebenen, die eine Zweitlektüre lohnenswert werden lassen. Geschickt wickelt die Autorin ihre Leser:innen zunächst um den Finger. Man sollte jedoch während der gesamten Lektüre nicht vergessen, dass Katharina selbst sich schon auf der ersten Seite als eine unzuverlässige Erzählerin beschreibt. Dass diese Unzuverlässigkeit nicht mit Erinnerungslücken sondern mit dem Willen zur Manipulation zusammenhängt wird im Verlauf immer deutlicher. Eine kreative Charakterdarstellung von Katharina, die psychologisch durchaus schlüssig gelungen ist.

Insgesamt handelt es sich meines Erachtens hierbei um einen sehr klug konstruierten Roman über eine äußerst hinterlistige Wölfin im Schafspelz. Ich habe das Buch trotz seiner kleinen Schwächen sehr gern gelesen und mich diebisch an den verschiedenen Deutungsmöglichkeiten erfreut. Es handelt sich bei diesem 112 Seiten dünnen Büchlein um eine definitiv lohnens- und empfehlenswerten Lektüre.

Somit komme ich auf glatte 4 Sterne und damit die Bewertung „sehr gut“.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Eine würdige Fortsetzung der Trilogie

Rosewater – der Aufstand
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Auch im zweiten Teil der Wormwood-Trilogie überzeugt Tade Thompson mit kreativen Ideen zu einer Sci-Fi-, Fisrst-Contact- Geschichte verortet im Nigeria von 2067.

Ein Jahr nach den Geschehnissen des ersten ...

Auch im zweiten Teil der Wormwood-Trilogie überzeugt Tade Thompson mit kreativen Ideen zu einer Sci-Fi-, Fisrst-Contact- Geschichte verortet im Nigeria von 2067.

Ein Jahr nach den Geschehnissen des ersten Buches treffen wir Kaaro aber vor allem auch seine Partnerin Aminat, ehemalige Chefin Femi sowie weitere Protagonisten wieder, um sie bei ihren Abenteuern rund um die außerirdische Entität Wormwood und die darum entstandene Stadt Rosewater zu begleiten. Diesmal ist das große Thema des Romans, dass das auf den ersten Blick friedliche Alien von einer mit eingeschleppten Pflanzenart bedroht wird und gleichzeitig die Stadt in Chaos versinkt, als der Bürgermeister Jack Jacques (in diesem Band mit anderen Charakteren aus dem ersten Band ins Zentrum gerückt) die Unabhängigkeit von Rosewater von Nigeria erklärt und ein blutiger Bürgerkrieg ausbricht. Nebenbei lernen wir noch ein neues außerirdisches Wesen besser kennen.

Wir man erkennen kann, spielt auch in diesem Buch von Thompson die Politik und die Entwicklung von Slums zu anerkannten Städten oder gar unabhängigen Stadtstaaten in Afrika eine Rolle. Ebenso wie er erneut die Zerstörung unserer Erde über das Vehikel der von ihrem Planeten flüchtenden Aliens in die Geschichte einwebt. Dies zwar weniger subtil, sondern schon recht plakativ, aber egal. Man kann es nicht oft genug betonen, dass wir unseren schönen Planet zerstören.

Die Erzählperspektive wird in der vorliegenden Fortsetzung aufgebrochen. Sind wir im ersten Band noch ausschließlich Kaaro gefolgt, bekommen wir nun sehr viele Protagonisten und deren Sichtweisen auf das Geschehen präsentiert. Das funktioniert insofern gut, als man die Personen größtenteils schon aus dem ersten Band kennt. Nur einige wenige tauchen komplett neu auf.

Diese Perspektivwechsel machen das Buch, neben dem gewohnt zackigen Plot, sehr spannend, führen aber gegen Ende des Buches zu einer gefühlt zu schnellen Abfolge von verschiedenen Entscheidungen und Ereignissen, wodurch die Übersichtlichkeit der Geschehnisse und Nachvollziehbarkeit auf menschlicher Ebene eingeschränkt werden. Ein langsameres Erzähltempo hätte dem Roman zum Ende hin sehr gut getan.

Trotzdem kann ich nicht klagen. Es handelt sich um ein sehr spannendes Science Ficiton-Abenteuer mit Niveau, ebenso wie der erste Band, welcher mich jedoch vollumfänglicher überzeugen konnte. Nun heißt es warten auf den dritten Band, welcher erst in einem Jahr erscheinen wird… Ich bleibe auf jeden Fall dem Autor und seiner ungewöhnlichen Geschichte treu.

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