Origineller Thriller mit leichten Schwächen
Der Debütthriller "Die Dolmetscherin" von Brooke Robinson handelt von einer jungen Frau, die 11 Sprachen spricht und ihr außergewöhnliches Sprachtalent in ihrem Beruf als Dolmetscherin in London nutzt. ...
Der Debütthriller "Die Dolmetscherin" von Brooke Robinson handelt von einer jungen Frau, die 11 Sprachen spricht und ihr außergewöhnliches Sprachtalent in ihrem Beruf als Dolmetscherin in London nutzt. Ihre Entscheidung, eines Tages die Aussage eines Zeugens in einer Gerichtsverhandlung falsch zu übersetzen, droht das laufende Adoptionsverfahren ihres Pflegekindes Elliot zu gefährden. Wo sie zu Beginn noch davon überzeugt war, das richtige zu tun und einen Schuldigen in das Gefängnis zu bringen, plagen sie schon bald Schuldgefühle, die von gruseligen Nachrichten, die sie von einer unbekannten Person erhält, die von ihrer Falschaussage weiß, verstärkt werden. Bald schon sieht sie sich gezwungen, allen Forderungen ihres Stalkers nachzukommen, um ihren Pflegesohn nicht zu verlieren und um ihr schlechtes Gewissen zu erleichtern - denn die falsche Übersetzung in dem Gericht war nicht das erste Mal, dass sie die Worte in einem Übersetzungsauftrag vertauscht hat..
Das Buch hat mich durch den einzigartigen Klappentext sofort angesprochen und auch als ich begonnen habe zu lesen, war ich begeistert. Der Schreibstil ist sehr flüssig und lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Die Protagonistin der Geschichte, die junge Londonerin Revelle, war mir ebenfalls sofort sympathisch, sodass ich mich gut in sie einfinden konnte und in ihrer stressigen Situation des Adoptionsprozesses mit ihr mitgefühlt habe. Besonders die Einblicke in ihre Arbeit als Dolmetscherin haben mir sehr gefallen, insbesondere auch, weil ich sie als Leserin häufig in Gerichtsverhandlungen und Polizeistationen begleiten konnte, wo sie in einer ihrer 11 Sprachen für ihre Klienten übersetzt hat.
Was mir leider nicht ganz so gut gefallen hat, war die Ausarbeitung des Plots des Buches - bis es zu der im Klappentext beschriebenen falschen Aussage kam, dauerte es knapp bis zur Hälfte des Buches. Davor gab es zwar einige spannende Situationen, jedoch zog sich die Geschichte dadurch ein wenig, sodass ich an einigen Stellen kurz die Motivation weiterzulesen verlor. Der tolle Schreibstil hat mir dabei aber sehr geholfen. Ein weiterer meiner Kritikpunkte bezieht sich auf die Geschichte von Elliot, Revelles Adoptivsohn. Im Laufe der Geschichte wurden einige Situationen mit ihm beschrieben, die komplett ungeklärt blieben: Wieso wollte er nicht, dass Sandra geht? Hat er den Fisch aus dem Schulaquarium wirklich getötet oder nicht? Gibt es einen Grund für seine Wutausbrüche? Dies fand ich sehr schade, da die Geschichte so unvollständig wirkte.
An einigen Stellen fand ich Revelles Verhalten und vereinzelte Situationen zudem recht unlogisch. Besonders, als sie alles versuchte, um den Forderungen des Erpressers nachzukommen. Auch, dass Revelle im Gegensatz zu Doreen zuvor scheinbar nicht von dem Erpresser gewusst hat, kam mir komisch vor. Wieso sollte der Erpresser Doreen jahrelang ausspionieren, Revelle aber erst einige Jahre später nachstellen?
Das Ende war mir dann ein wenig zu schnell abgehandelt, es wirkte ein wenig, als hätte die Autorin sich hier für die einfachste Lösung entschieden. Trotzdem war es insgesamt zufriedenstellend. Zusammengefasst enthält der Thriller einige Spannungsmomente, die den Leser an das Buch fesseln und neugierig auf mehr machen - behandelt einige Situationen aber auch recht unlogisch und lang. Insgesamt bewerte ich "Die Dolmetscherin" daher mit drei (guten) Sternen und bin gespannt auf ihre weiteren Geschichten, die ich auf jeden Fall lesen werde!