realistisch anmutender Justizthriller
Erinnerst du dich noch an deinen Traum aus deiner Kindheit?
Natalie ist dreizehn Jahre alt. An ihrem vierzehnten Geburtstag streiten sich die Eltern schon morgens. Von dem Geschrei wird sie wach. Niemand ...
Erinnerst du dich noch an deinen Traum aus deiner Kindheit?
Natalie ist dreizehn Jahre alt. An ihrem vierzehnten Geburtstag streiten sich die Eltern schon morgens. Von dem Geschrei wird sie wach. Niemand nimmt Notiz von ihr oder gratuliert ihr. Keine Luftballons, keine Geschenke, keine Umarmung. So ist Natalies Leben: der Vater trinkt, die Mutter schreit - und bald ist Natalie auf sich allein gestellt und allein zu Haus. Die Mutter bei ihrem Liebhaber, der Vater bei Freunden im Park.
Ich habe Natalie gleich ins Herz geschlossen. Ich mag ihre spröde Art und habe Hochachtung vor ihrem Willen und Kampfgeist. Sie lässt sich nichts gefallen. Sie hat ihre Werte und versucht - ihrem Alter und ihren Möglichkeiten entsprechend - durchzukommen. Die Liebe zu ihren Eltern macht sie verletzlich und so rutscht sie in Situationen, die sie irgendwann nicht mehr allein steuern kann.
Peter Märkert hat mit Natalie eine Figur geschaffen, die glaubhaft ist - in der Geschichte und wie sie im realen Leben sein könnte. Ich bin mir gerade nicht sicher, welche Arbeit Peter Märkert am meisten unterstützt hat: seine Arbeit als Sozialarbeiter im Vollzug und als Bewährungshelfer oder sein Job als Taxifahrer. - Ich glaube, Taxifahrer erfahren punktuell mehr über ihre Fahrgäste als Friseure bei der Arbeit über ihre Kunden. - Aber das ist nur ein spontaner Gedanke von mir.
Natalies Traum ist realistisch und äußerst kurzweilig erzählt. Mit den ersten zwei Sätzen bin ich in der Geschichte und folge Natalie, als würde sie mich ebenbürtig an ihrer Seite durch die Story geleiten.
"Lieber allein - als in der Hölle mit anderen." - Natalie Neumann - Klappentext innen
Mit diesem Ausspruch hat Natalie den Nagel für mich auf den Kopf getroffen. Ich kann es sehr gut nachfühlen, wenn Natalie sich zurückzieht und hofft, ihre Ruhe zu haben. Genauso, wie sie hofft, in zwei Mädchen von der Schule endlich Freundinnen gefunden zu haben. Immer wieder schenkt Natalie anderen Menschen in ihrer Umgebung Vertrauen - bis aus Notwehr eine Straftat wird. Natalie jedoch bleibt, wie sie ist: eine Kämpferin.
"Das Leben kann nur rückwärts betrachtet verstanden werden, aber es muss vorwärts gelebt werden." - Seneca - Klappentext
Fazit
Natalies Traum ist für alle, die realistisch anmutende Justizthriller mögen. Mich hat der Schreibstil schnell für sich eingenommen. Kurze, klare Sätze und eine Protagonistin, die sich durchkämpft. Gern nehme ich wieder ein Buch von Peter Märkert zur Hand.