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Veröffentlicht am 14.06.2022

Küstenkrimi für Bierliebhaber

Die Leiche am Deich
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Die große Welle der Küstenkrimis hat nun auch ein Exemplar bei mir an Land gespült. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Friesenbrauerin Gesine mit ihrem selbstgebrauten Bier, das sie im „Kroog“ an ...

Die große Welle der Küstenkrimis hat nun auch ein Exemplar bei mir an Land gespült. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Friesenbrauerin Gesine mit ihrem selbstgebrauten Bier, das sie im „Kroog“ an die Bewohner des kleinen Küstenortes Sünnum ausschenkt. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein bis plötzlich gleich zwei Mordfälle die Gemeinschaft erschüttern. Da werden bis dahin harmlose Mitbürger von Sünnum auf einmal verhaftet, während Gesine das Gefühl nicht loswird, dass Großbauer Burmeister in Wirklichkeit dahintersteckt. Es gibt nämlich Gerüchte über Landkäufe im großen Stil und eine angeblich geplante Milchfabrik. Das Thema ist topaktuell, da in der Landwirtschaft bekanntermaßen kleine Betriebe ums Überleben kämpfen, während Großbetriebe nur allzu oft Kompromisse bei der Tierhaltung eingehen.

Die Dorfgemeinschaft von Sünnum ist mit rauem ostfriesischem Charme ausgestattet, da geht es mitunter im „Kroog“ grob-herzlich zu. Passend dazu ist die raue Nordseeküste die heimliche Hauptdarstellerin des Romans, das ungebändigte Meer und das Klima geben für die Kriminalgeschichte eine wunderbare Kulisse ab und verleihen ihr viel Lokalkolorit. Dazu tragen auch die vielen Dialekt-Passagen bei, so dass das Setting überzeugend geschildert ist. Die zahlreichen Dorfbewohner sind individuell beschrieben, da ist so mancher handfeste Charakter dabei, was der Geschichte Lebendigkeit verleiht.

Leider trifft das nicht uneingeschränkt auf die eigentliche Handlung des Krimis zu, die ein wenig unentschlossen vorankommt und mit den Schilderungen von Dorf und Bewohnern nicht so recht mithalten kann. Da hätte ich mir ein wenig mehr Spannung gewünscht. Dieser Krimi lebt vor allem vom Setting und den Charaktern. Wenigstens einen spannenden Moment, der die Story zum Pageturner werden lässt, gibt es zum Ende hin mit einer überraschenden Wendung.

Was bei Lesen aber leider sehr gestört hat, war die ununterbrochene Erwähnung des „Tüdelbräu“, dem von Gesine gebrauten Bier, das im Roman ständig und zu jeder erdenklichen Gelegenheit konsumiert wird. Da Gesine zu allem Überfluss auch noch „Tüdelbüdel“ genannt wird, tüdelte es einem seitenweise nur so entgegen, was irgendwann nervte. Dieses Wort hätte man mindestens 30 mal aus dem Buch streichen können.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Urban Fantasy, der ein wenig Lektorat nicht geschadet hätte

Die Nordlicht-Saga 1: Fate and Fire
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Die Story rund um Bella und Edward – Spaß! – natürlich Emma und Marc führt nach Lincoln, New Hampshire, mit dem nahen White Mountains-Nationalpark. Die Kleinstadt und der Park sind geprägt von einer alten ...

Die Story rund um Bella und Edward – Spaß! – natürlich Emma und Marc führt nach Lincoln, New Hampshire, mit dem nahen White Mountains-Nationalpark. Die Kleinstadt und der Park sind geprägt von einer alten Legende, in der Nordlichter eine maßgebliche Rolle spielen. Dort in Lincoln lebt Emma mit ihrem Vater und geht auch dort zur Schule. Während Emma anfangs eine ausgeprägte Besessenheit für den Outdoor-Laden ihres Vaters im Nationalpark zeigt, wendet sich ihre Aufmerksamkeit rasch dem neuen, rätselhaften Mitschüler zu: Marc. Und auch Marc scheint auf mysteriöse Weise von Emma angezogen zu werden. Hinzu kommen seltsame Vorkommnisse in Lincoln. Menschen verschwinden, eine geheimnisvolle Gruppe treibt ihr Unwesen, und auch Emma gerät in Bedrängnis. Und plötzlich erscheinen am helllichten Tag Nordlichter, so dass die ganze Stadt sich fragt, ob die Legende vielleicht doch einen wahren Kern haben mag.

Während das Buch in Handlung und Konstellation anfangs an die Twilight-Reihe erinnert und den Leser damit wohl bewusst in die Irre leiten möchte, stellt sich bald heraus, dass Marc tatsächlich ein mystisches Wesen ist, allerdings kein Vampir! Die Auflösung kam für mich äußerst überraschend und originell.

Die Story bietet an sich großes Potenzial und beginnt spannend. Leider zeigen beide Protagonisten nicht immer ein nachvollziehbares Empfinden oder Verhalten, so dass es mir ab einem gewissen Punkt schwerfiel, mich in sie hineinzuversetzen. Was den Lesefluss zudem bremste, waren logische Brüche in der Erzählung bzw. den Erklärungen, aber auch seltsame Sätze wie „Als würde sich ein zäher, schrecklich hohler Kreis endlich schließen“ oder „Zwei Magnete, so widersinnig sie jeglicher Natur sein mögen,…“ Meines Erachtens hätte dieser Story ein Lektorat gutgetan, um logische Brüche, grammatikalische Fehler und Ungereimtheiten zu beseitigen. So jedoch holpert man leider durch die Handlung. Schade für diese an sich so spannende Idee und Geschichte.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Das unglaublich seltsame Buch über Wallace Price

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Was läuft eigentlich gerade bei der Übersetzung von Buchtiteln schief? Mit „Under the whispering door“ hat T.J. Klune einen perfekten Titel für seinen Roman gefunden, gleichermaßen geheimnis- und verheißungsvoll ...

Was läuft eigentlich gerade bei der Übersetzung von Buchtiteln schief? Mit „Under the whispering door“ hat T.J. Klune einen perfekten Titel für seinen Roman gefunden, gleichermaßen geheimnis- und verheißungsvoll und haargenau passend zum Inhalt der Erzählung. Und für den deutschen Markt? Ein sperriger Titel, der sich über das gesamte Cover erstreckt und schräg am Inhalt des Buches vorbeischrammt
.
Die Geschichte beginnt nämlich damit, dass der hartherzige, Ebenezer Scrooge-inspirierte Wallace Price an einem Herzinfarkt stirbt und vom Sensenmann abgeholt wird. Der ist in diesem Fall eine „Sie“ namens Mei, die ihn in den Teeladen „Charons Fähre“ zu Hugo Freeman bringt. Hugo ist Fährmann und soll Wallace hinüber ins Jenseits geleiten – durch die namensgebende flüsternde Tür im vierten Stock des außergewöhnlichen Gebäudes, das auf dem Cover so wunderschön und detailverliebt abgebildet ist.

Das Setting im Teehaus und das Zelebrieren des Miteinander-Tee-Trinkens sind liebevoll geschildert. Leider entwickelt sich die eigentliche Geschichte recht träge und war bis auf ein paar lustige Episoden eher zäh zu lesen. Diese Gags, wie etwa die messerschwingende Mei, werden im Lauf des Buches ständig wiederholt, wodurch sie nicht wirklich witziger werden. Die Handlung nimmt erst nach 350 Seiten an Fahrt auf, davor besteht sie in erster Linie aus endlosen Gesprächen, die sich zwischen allen Beteiligten entspinnen, denen aber leider allzu oft der wahre Tiefgang fehlt und die es nicht schafften, mich wirklich zu berühren. Einzig die Liebesgeschichte zwischen Wallace und Hugo ist ein Lichtblick und lässt ahnen, welches Potential die Story eigentlich geboten hätte.

Leider konnte mich die Geschichte emotional nicht erreichen und hat im Nachgang nichts hinterlassen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Sanftes Plätschern

Sommerschwestern
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20 Jahre nach dem Unfalltod ihres Vaters im Urlaub in Holland erhalten vier mittlerweile erwachsene Schwestern eine geheimnisvolle Einladung ihrer Mutter an eben jenen Ort. Aus unterschiedlichsten familiären/beruflichen ...

20 Jahre nach dem Unfalltod ihres Vaters im Urlaub in Holland erhalten vier mittlerweile erwachsene Schwestern eine geheimnisvolle Einladung ihrer Mutter an eben jenen Ort. Aus unterschiedlichsten familiären/beruflichen Situationen und mit unterschiedlichsten Erwartungshaltungen reisen alle vier Schwestern an – vordergründig möchte die Mutter ihnen etwas mitteilen, aber aus Sicht zumindest einiger Schwestern auch, um sich ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu stellen. Dank des locker-luftigen Schreibstils, passend zu der Unbeschwertheit in Holland, lässt sich der Roman flüssig lesen. Die Schilderungen der rauen Küste, von Wind und Natur, und insbesondere die Beschreibung der Wohnhäuser mit ihren schaufensterartigen Wohnzimmerfenstern, die mir persönlich immer ein Rätsel waren, verbreiten holländisches Lebensgefühl.

Der Roman widmet sich dem Beziehungsgeflecht und dem Seelenleben der einzelnen Schwestern. Die sind vier äußerst unterschiedliche Charaktere und werden im Buch auch mit unterschiedlicher Intensität und Tiefe geschildert. Während Yella und Doro von verschiedenen Seiten und mit ihren Hintergründen angeleuchtet werden, bleiben die Zwillinge Helen und Amelie seltsam blass und eindimensional. Das Gefühl, dass die Mutter unverstanden in der Distanz verbleibt, teilt der Leser mit den Schwestern.

20 Jahre liegt der Tod des Vaters zurück. Damals waren die vier Schwestern noch Kinder/Jugendliche, und seitdem war dies ein Tabu-Thema in der Familie, es wurde nie darüber gesprochen, keiner war jemals wieder dort. Es gab einen harten Bruch. Nun kehren sie an diesen Ort zurück und orientieren sich dort problemlos, werfen ganz selbstverständlich mit Straßennamen um sich, auch Geschäfte und Gebäude erscheinen nach 20 Jahren beinahe ausnahmslos unverändert. Das erstaunt. Zudem kann sich die eine Zwillingsschwester, damals ein kleines Kind von 9 Jahren, auf wundersame Weise an jedes noch so kleine Detail erinnern, gar Gespräche im Wortlaut wiedergeben. Eine Aufarbeitung findet nicht statt, sondern die Handlung schwebt zwischen Gestern und Morgen luftig wie ein holländischer Sommerwind und plätschert zart wie Meeresschaum sanft auf der Oberfläche vor sich hin, ohne sich in die Tiefen zu wagen.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Drama, Baby!

Wir irgendwann
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Irgendwann werde ich diesen Roman vielleicht verstehen. Aber nicht heute, denn ich bin noch immer zutiefst verstört.

Der Roman ist in einem wirklich hervorragenden Schreibstil verfasst, die Geschichte ...

Irgendwann werde ich diesen Roman vielleicht verstehen. Aber nicht heute, denn ich bin noch immer zutiefst verstört.

Der Roman ist in einem wirklich hervorragenden Schreibstil verfasst, die Geschichte lässt sich unglaublich flüssig lesen. Die Story spielt in der wunderbaren Kulisse Schottlands und führt die Geschichte von „Irgendwo du“ weiter, in der die junge Vic überraschend erfahren hatte, dass sie adoptiert wurde. Nun wird die Geschichte von Emmeline erzählt, Vics leiblicher Mutter, die sich nicht einmal daran erinnern kann, jemals schwanger gewesen zu sein.

Diese Erklärung fand ich schon am Ende des ersten Bandes äußerst verwegen und fantasievoll, konnte und wollte mich aber zunächst mit ihr abfinden. Im Fortgang der Geschichte wird die Unglaubwürdigkeit der Konstruktion, das künstliche Drama jedoch auf die Spitze getrieben. Immer noch realitätsfernere Zusammenhänge werden hergestellt, und ab einem gewissen Punkt konnte mich auch der wirklich hervorragende Schreibstil nicht mehr über die inhaltlichen Schwächen des Romans hinwegheben. Es wurde mir schlicht zu absurd, und ab diesem Punkt hatte mich die an sich berührende Geschichte dann leider auch emotional verloren.

Daher kann ich für diesen Roman leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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