Irre spannend
Romeos TodMona ist gerade aus der Haft entlassen worden, sie hat zehn Jahre eingesessen und nun will sie ihre Kinder – Leo und Lena – wiederfinden. In einem Zug, der nicht abfährt, trifft sie auf Dora. Kurzerhand ...
Mona ist gerade aus der Haft entlassen worden, sie hat zehn Jahre eingesessen und nun will sie ihre Kinder – Leo und Lena – wiederfinden. In einem Zug, der nicht abfährt, trifft sie auf Dora. Kurzerhand beschließen beide, sich ein Auto zu mieten. Mona vermutet ihre Kinder in Italien bei ihrem Ex-Mann, Dora will zu ihrem Sohn Jan, der den Hamlet gibt. Und so beschließt Mona, Dora zu begleiten, bevor es für sie in Richtung Italien weitergeht. Nach der gelungenen Vorstellung treffen Jan und Mona das erste Mal aufeinander, beide sind hin und weg, können von nun an nicht mehr voneinander lassen. „Ich war einmal mit einem italienischen Verbrecher verheiratet.“ Mona bleibt vorerst hier und beginnt, ihre Geschichte zu erzählen…
…und diese Geschichte hat es in sich. Häppchenweise breitet sie ihr Leben vor Jan aus, am Stück wäre dies schwer auszuhalten. Jan hört sich alles an, als sensibler Darsteller spielt er nicht, er lebt seine Rolle mit jeder Faser seines Seins. Er brilliert als Hamlet auf den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten und dazwischen will er Mona zur Seite stehen, sie bei ihrer Suche unterstützen.
Ich lese diese irre Geschichte und kann nicht glauben, was Mona alles erdulden musste. Ich bin hin- und hergerissen. Frage mich, ob dies alles wirklich so geschehen ist. Sie erzählt von Vincenzo, ihrem Ex-Mann und ihrer gemeinsamen Zeit, von ihrer Tat, die sie letztendlich ins Gefängnis brachte und blickt zurück auf ihre eigene Kindheit und ihre Mutter, bis es dann endlich weiter Richtung Italien geht, sie sich auf die Suche nach Vincenzo und den Kindern macht. Dabei wird sie nicht nur von Jan, sondern auch von seiner Mutter Dora unterstützt.
Es ist auch Jans Geschichte. Jan Jespik, der begnadete Theaterschauspieler, der sich als Genie sieht, stets dem Wahnsinn nahe. Ihn kann ich mir in seiner Genialität gut vorstellen, es soll sie ja wirklich geben, diese irren Typen.
Unterschwellig habe ich immer das Gefühl, dass an Monas Geschichte etwas nicht stimmt. Oder doch? Werde ich bewusst in die Irre geführt? Wobei dieses Irre, dieses Wahrhafte, in mehrfacher Hinsicht hier seine Daseinsberechtigung hat. Es sind schon irre Typen, Nähe zu ihnen will sich nicht einstellen und doch treibt es mich Seite um Seite weiter. Es ist ein irre spannendes Buch, wendungsreich und faszinierend, das mit einem Paukenschlag endet. Ein Wahnsinnsbuch, das gelesen werden will.