Die Hirten von Bethlehem
„Ein Adler zog am fast wolkenlosen Himmel über ihm seine Kreise. Dieses stolze Lebewesen verherrlichte Gott durch seine Kraft und Anmut. Ja, jedes der Tiere besaß einen einzigartigen Platz in der Schöpfung. Im Gegensatz zu ihm. In stillen Momenten wie diesem fühlte sich Anam noch mehr allein und fehl am Platz.“
Bereits der Name des jungen Mannes Anam ist aussagekräftig – er bedeutet „namenlos“. Anam wurde von einem liebevollen Mann namens Micha und seiner Ehefrau Miriam adoptiert, fühlt sich jedoch im Kreise seiner Adoptivgeschwister stets fehl am Platz. Im Alter von dreißig Jahren macht er sich auf die Suche nach seiner Herkunft, als einziger Hinweis dient ihm eine Lammfelldecke, in die er als Baby gewickelt war. In Bethlehem erfährt der junge Mann von der abweisenden Bevölkerung über eine Verkündigung der Geburt des Messias durch zwölf Hirten vor dreißig Jahren, die einen brutalen Massenmord an allen männlichen Babys in Bethlehem zur Folge hatte. Anam findet tatsächlich das Lager der Hirten, und diese erzählen von dieser ganz besonderen Nacht, als ein heller Lichtstrahl vom Himmel zu fallen schien und ein Engel zu ihnen gesprochen hatte. Anam löst durch seine Begegnung mit diesen Hirten nicht nur das Rätsel um seine Herkunft, sie verändert vielmehr sein gesamtes Leben…
Richard M. Barry hat in seiner Weihnachtserzählung die Geschichte der Geburt Jesu auf interessante Art und Weise wieder gegeben. Er bedient sich seines Protagonisten Anam, der durch seine Begegnung mit den Hirten von der lange verheißenen Ankunft des Messias erfahren darf.
Der Autor schildert die Ereignisse in lebendiger Sprache. Die Gedanken des Protagonisten sowie die Dialoge zwischen den handelnden Personen werden in kursiver Schrift wiedergegeben. Das kleinformatige dünne Büchlein findet in jeder Handtasche Platz, neben einem ansprechenden Buchcover wurde auch das Innenleben aufwändig gestaltet. Jedes der insgesamt acht Buchkapitel wird von einem einseitigen Schwarz-Weiß-Foto eingeleitet, das stets das gleiche Motiv zeigt: einen kleinen, unscheinbaren gemauerten Stall mit einem großen Baum davor, der schwarze Nachthimmel übersät mit funkelnden Sternen. Unter jeder in römischen Ziffern geschriebenen Seitenanzahl dieses Buches befindet sich ein kleines Ornament, das jeweilige Kapitel wird in Fettdruck und Schreibschrift angeführt.
Anam ist als Protagonist auf der Suche nach seinen Wurzeln. Im Verlauf von Anams Nachforschungen erfährt der Leser dann auch den richtigen Namen dieses jungen Mannes, der eine bedeutende Rolle unter den ersten Christen einnahm. Alle weiteren handelnden Figuren - die Adoptivfamilie des Anam, die Bewohner von Bethlehem sowie die Hirten - werden nur spärlich charakterisiert und spielen eine untergeordnete Rolle.
Fazit: Bei diesem Büchlein handelt es sich um eine interessante und einnehmende Art, die Weihnachtsgeschichte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Lektüre hat mir sehr gut gefallen, ich hätte mir zudem noch viele weitere Seiten und Erzählungen von dem Wirken Jesu gewünscht.