Western meets Gespenstergeschichte
"Wunder" war das erste Buch, das Raquel Jaramillo unter ihrem Pseudonym R.J. Palacio veröffentlichte. Das Buch wurde nicht nur mit diversen Preisen ausgezeichnet, sondern auch verfilmt. Nächste Woche läuft ...
"Wunder" war das erste Buch, das Raquel Jaramillo unter ihrem Pseudonym R.J. Palacio veröffentlichte. Das Buch wurde nicht nur mit diversen Preisen ausgezeichnet, sondern auch verfilmt. Nächste Woche läuft "White Bird" in den Kinos an, der auch auf einem Roman aus der Feder der amerikanischen Autorin basiert. "Pony" ist ihr neustes Werk und auch dieses ist etwas ganz Besonderes - und zwar optisch und inhaltlich.
Diese Geschichte spielt im Jahr 1858. Sie handelt von den Abenteuern des zwölfjährigen Silas, dessen Vater mitten in der Nacht von drei verdächtigen Reitern entführt wird.
Silas beschliesst mutig, seinen Vater zu retten. Mit einem weissgesichtigen Pony, das dem Trio entkommen war und wieder bei Silas‘ Farm auftauchte, und Mittenwool, der ein Geist ist, macht er sich auf die gefährliche Reise.
Unterwegs muss Silas nicht nur seine eigenen Ängste bewältigen, sondern kreuzt auch den Weg eines US-Marshals, der offensichtlich nach denselben Personen sucht wie er. Er ist kein einfacher Wegbegleiter, wortkart und bautzig, aber zumindest ist Silas nicht mehr alleine unterwegs.
Silas ist in vielen Bereichen speziell. Bei seiner Geburt verlor seine Mutter das Leben, so dass er bei seinem Vater abgelegen auf einer Ranch aufwächst. Sein Vater hat eine spezielle Fototechnik entwickelt und unterrichtet seinen Sohn zuhause, denn Silas kann Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Mittenwohl begleitet ihn schon seit klein auf, ist sein bester und einziger Freund. Und dann hat er auch noch einen Blitzeinschlag überlebt...
Was zunächst etwas unheimlich klingt, entpuppt sich als aufregendes Abenteuer, beinahe als Westerngeschichte. Mittenwool übernimmt die Rolle eines imaginären Freundes, der immer hilfreiche Tipps beisteuert und sehr sympathisch ist. Ich fand es äusserst spannend, Silas auf seiner Reise zu begleiten und zu beobachten, wie er sich weiterentwickelt. Auf seiner Reise lernt er nämlich nicht nur sich persönlich besser kennen, sondern erfährt auch einiges über die Geschichte seiner Eltern. R.J. Palacio schafft viele besondere Augenblicke und wirft einige Fragen auf, die am Ende alle wunderbar - und zum Teil mit einem Aha-Erlebnis - aufgeklärt werden.
Ich brauchte etwas, bis mich der Charme, die Magie von "Pony" ganz für sich einnehmen konnte, doch dann konnte ich mich dieser faszinierenden Geschichte nicht mehr entziehen. Es startet ganz ruhig, nimmt dann aber immer mehr an Fahrt auf und gipfelt in einer regelrechten Schiesserei, in der Silas mit neu gefundenen Freunden gegen eine Geldfälscherbande kämpft.
Am Ende des Buches erklärt die Autorin noch, wie sie auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen ist. Ein Grund war ein Traum ihres Sohnes, ein anderer ihrer Affinität für Antiquitäten. Schon lange sammelt sie alte Fotografien und so haben sie einige Personen auf alten Daguerreotypien zu den Charaktere in "Pony" inspiriert. Einige der Bilder sind jeweils den Kapitel vorangestellt und geben dem Buch das gewisse Etwas.