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Veröffentlicht am 18.10.2023

Die Geschichte eines Rennpferdes und doch so viel mehr

Das Gemälde
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1850 wird in Kentucky ein Hengstfohlen geboren, aus dem eines der bedeutendsten Rennpferde aller Zeiten werden wird. Der versklavte Junge Jarrett, der bei der Geburt anwesend ist, wird dieses Pferd sein ...

1850 wird in Kentucky ein Hengstfohlen geboren, aus dem eines der bedeutendsten Rennpferde aller Zeiten werden wird. Der versklavte Junge Jarrett, der bei der Geburt anwesend ist, wird dieses Pferd sein ganzes Leben lang begleiten und Höhen und Tiefen mit ihm erleben. Mehrfach kreuzt sich der Weg der beiden mit dem des Malers Thomas J. Scott, der das Pferd wiederholt auf die Leinwand bringt.

Eines dieser Bilder wird 1954 der Kunsthändlerin Martha Jackson zum Kauf angeboten.

In 2019 schließlich trifft der Kunsthistoriker Theo zufällig auf eines der Gemälde und die Wissenschaftlerin Jess ähnlich zufällig auf das Skelett des Pferdes.

In diesem zeitlichen Gerüst webt die Autorin eine Geschichte, welche die des Rennpferdes ist und doch deutlich darüber hinausgeht. Es geht um Pferderennen, aber auch um Sklaverei, den Amerikanischen Bürgerkrieg und Rassismus in der heutigen Zeit. Geraldine Brooks hat bekannte Fakten genommen und diese gekonnt durch Fiktion ergänzt. In einem ausführlichen Nachwort mit Personenverzeichnis kann man bei Interesse erfahren, welche Elemente in welchen Bereich gehören.

Trotz der Vielzahl an Personen, über die sie erzählt, gelingt es der Autorin, diese zum Leben zu erwecken und herauszuarbeiten, was sie antreibt oder zurückhält. Dabei werden diverse Themen berührt, die zum Teil nicht unbedingt „massentauglich“ sind, aber ganz gleich, ob es um den Pferderennsport, die Kunst oder das Präparieren von Knochen ging, ich hatte immer das Gefühl, dass der Text nach gründlicher Recherche entstanden ist, ohne dass ich als Leserin ohne entsprechende Vorkenntnisse durch die Informationen erschlagen worden wäre.

Die Zeitsprünge werden gezielt eingesetzt und ergänzen sich, um die Geschichte nach und nach zu entfalten. Innerhalb der einzelnen Zeitebenen geschehen die Dinge weitgehend chronologisch, so dass der Wechsel zwischen den Jahrhunderten ohne große Verwirrung möglich ist.

Ich habe diesen nicht ganz dünnen Roman innerhalb einer knappen Woche gelesen, habe dazu gelernt, mich berühren und schockieren lassen und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen für alle mit Interesse an Pferden, Geschichte, Politik oder schlicht und einfach guter Erzählkunst.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Zu Beginn träge, dann solide Unterhaltung

Anatomy
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Die erste Hälfte dieser Geschchte zog sich für mich ein wenig. Das lag unter anderem an einigen unnötigen Wiederholungen, zum Beispiel zur Familienstuation der Protagonistin Hazel oder zu ihren Zukunftsaussichten, ...

Die erste Hälfte dieser Geschchte zog sich für mich ein wenig. Das lag unter anderem an einigen unnötigen Wiederholungen, zum Beispiel zur Familienstuation der Protagonistin Hazel oder zu ihren Zukunftsaussichten, vor allem aber daran, dass die Handlung wie sie in der Inhaltsangabe angegeben wird eigentlich erst zur Mitte so richtig beginnt.

Ab diesem Punkt empfand ich das Buch als sehr unterhaltsam. Zwar kam keine große Spannung auf, und die Wendungen konnten mich wenig überraschen, da ich die eingestreuten Hinweise in der Regel vor Hazel zu deuten wusste, aber die Hauptfiguren waren mir sympathisch, die Atmosphäre lebendig beschrieben und die medizinischen Einzelheiten interessant dargestellt – wenn auch manchmal etwas eklig. Über den zum Teil sehr unwahrscheinlichen Verlauf der Handlung konnte ich leicht hinwegsehen, auf den Fantasy-Anteil am Schluss hätte ich allerdings lieber verzichtet – ab dem Moment, in dem ich ihn erahnt habe, habe ich mir gewünscht, dass ich mich irre. Aber er war wohl notwendig, um das Ende so zu schreiben wie es ist.

Wer angesichts des Untertitels eine große Liebesgeschichte erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Bis auf wenige (dafür teilweise sehr schnulzige) Passagen spielt sich diese eher im Hintergrund bzw. nebenbei ab.

Ich habe das Hörbuch gehört, hier jedoch nur die Printverson gefunden. Die Hörbuchgestaltung hat mir gefallen, auch wenn ich mich in eine der weiblichen Stimmen erst hineinhören musste und die gelegentlich sehr unterschiedliche Interpretation der Charaktere durch die verschiedenen Sprecher*innen gewöhnungsbedürftig war.

Insgesamt reicht es bei mir für 3,5 Sterne und den Wunsch, auch den zweiten Teil kennen zu lernen.

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Veröffentlicht am 25.12.2023

Klassiker mit Höhen und Tiefen

Der geheime Garten / The Secret Garden
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In Teilen ist diese Geschichte, in der die 10jährige Mary nach dem Tod ihrer Eltern aus Indien auf das seltsame englische Anwesen eines ihr bisher unbekannten Onkels zieht, sehr zeitlos. Es geht viel um ...

In Teilen ist diese Geschichte, in der die 10jährige Mary nach dem Tod ihrer Eltern aus Indien auf das seltsame englische Anwesen eines ihr bisher unbekannten Onkels zieht, sehr zeitlos. Es geht viel um den ewigen Kreislauf der Natur, die mit liebevollem Blick und insbesondere bezogen auf das Erblühen im Frühling sehr poetisch betrachtet und beschrieben wird.

In weiteren Bereichen wirkt die Erzählung geradezu modern, insbesondere wenn es um den Zusammenhang von psychischem und körperlichem Wohlbefinden geht. Es gibt aber auch Aspekte, die aus heutiger Sicht problematisch sind, unter anderem betrifft das den Blick auf Indien, der deutlich durch den Kolonialismus geprägt ist.

Diese Stellen und die Tatsache, dass es doch einige Längen gibt, führen dazu, dass ich sehr gut nachvollziehen kann, dass die Geschichte für Kinder heutzutage üblicherweise gekürzt verlegt wird, obwohl es sich ja auch bei der ursprünglichen Version um ein Kinderbuch handelt.

Aus meiner Sicht als erwachsene Leserin ist es eine sprachlich sehr schöne Erzählung, die ich trotz einiger fragwürdiger Passagen für durchaus lesenswert halte.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Starker Einstieg, schwaches Ende

Der Stich
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Die Grundidee für dieses Buch fand ich ausgesprochen reizvoll, und auch dass Winter neben dem Thema der Genmanipulation weitere Themen wie Flucht oder den Umgang der Menschheit mit der Umwelt allgemein ...

Die Grundidee für dieses Buch fand ich ausgesprochen reizvoll, und auch dass Winter neben dem Thema der Genmanipulation weitere Themen wie Flucht oder den Umgang der Menschheit mit der Umwelt allgemein aufnimmt, habe ich als Pluspunkt empfunden.

Die Geschichte startet vielversprechend, man ist von Anfang an mitten im Geschehen, und es passiert ziemlich viel. Gleich zu Beginn wird eine Reihe von Figuren eingeführt, und es wird auch schnell deutlich, wo unsere Sympathien und Antipathien liegen sollen. Die gelungene Beschreibung der real existierenden Schauplätze lässt diese vor dem inneren Auge lebendig werden. Wissenschaftliche Hintergrundinfos sind geschickt in die Handlung eingewoben und – so weit ich das als Laie beurteilen kann – gut recherchiert. In einem mitreißenden Erzählstil baut Winter zügig einen Spannungsbogen auf und hält diesen zunächst gekonnt, was bei mir anfänglich zu der Bereitschaft führte, das ein oder andere Klischee, mit dem die Geschichte aufwartet, wohlwollend in Kauf zu nehmen.

Leider verliert sich dieser Spannungsbogen im weiteren Verlauf zuerst in immer abstruseren Handlungssträngen und verpufft schließlich in einer beinahe banalen Auflösung und einem im Zeitraffer erzählten Ende. Meine hiervon verursachte Enttäuschung konnte auch das lesenswerte und informative Nachwort nicht mehr wettmachen, so dass es insgesamt nur für eine mittelmäßige Bewertung reicht.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Gemischte Gefühle

Der Alchimist
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Dieses Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Es enthält viele gute und bedenkenswerte Gedanken und Botschaften, z.B. dass Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden können, ...

Dieses Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Es enthält viele gute und bedenkenswerte Gedanken und Botschaften, z.B. dass Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden können, was gerade bei unangenehmen Erfahrungen einen großen Unterschied machen kann. Auch um Träume und individuelle Lebenswege geht es sowie um das große Ganze, das hier Weltenseele genannt und sowohl religiös als auch esoterisch betrachtet wird.

Das könnte ganz viel Stoff zum Nachdenken sein, leider werden die Schlussfolgerungen im Text sehr oft gleich mitgeliefert, so dass der Raum für Interpretationen und das Lesen zwischen den Zeilen begrenzt ist. Außerdem ist die Geschichte an manchen Stellen überraschend engstirnig – da erwähnt der Protagonist eine bestimmte Sache nicht, weil „Araber daran nicht glauben“, und auch Lernen gelingt letztendlich nur auf eine ganz bestimmte Weise, und wer es auf andere Art versucht, scheitert irgendwann oder tritt auf der Stelle.

Die poetische Sprache hat mir gefallen, der Erzählstil ist jedoch eher distanziert, was ich generell weniger mag – ich bin gern nah dran an den Figuren, über die ich lese.

Dank des überschaubaren Umfangs war es so insgesamt eine nette kleine Geschichte. Wäre sie länger, hätte sie mich vermutlich irgendwann genervt.

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