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Veröffentlicht am 06.02.2024

Warmherzige, wahre Geschichte

The Marmalade Diaries
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Meine Meinung:

Eine warmherzige, wahre Geschichte

2020
Diese Geschichte hat mich zurück zu den Zeiten des Lockdowns katapultiert. Irgendwie habe ich diese Zeit in den hintersten Teil meines Gehirns ...

Meine Meinung:

Eine warmherzige, wahre Geschichte

2020
Diese Geschichte hat mich zurück zu den Zeiten des Lockdowns katapultiert. Irgendwie habe ich diese Zeit in den hintersten Teil meines Gehirns verfrachtet.

Ben ist mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen. Er hat eine bezahlbare Wohnung in London gesucht und gefunden. Bekommen hat er eine Wohnung inklusive der über 80jährigen Winnie. Die Dame leidet unter Demenz. Noch nicht sehr dramatisch ausgeprägt, aber bemerkbar. Der gutmütige Ben erträgt ihre ruppige Art und erkennt den weichen Kern von Winnie. Geht ihr zur Hand und schmunzelt über ihre Bewertungen darüber.
Ich habe mich köstlich amüsiert über die Dialoge. Winnies Antworten haben es wirklich in sich. Die Gedanken von Ben, auf Winnies Antworten, sind einfach nur köstlich.
Dinge werden nicht schlecht. Sie werden nur gut für etwas anderes. (Winnie)


Vor allem habe ich mir stets vorgestellt, wenn mich eine Pandemie an eine ältere Dame binden würde. Ich habe in dieser Geschichte sehr viel Herzenswärme gespürt. Der feine englische Humor hat mir oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Ben arrangiert sich mit dem Lockdown und die damit verbundene Isolierung. Er kocht und füttert die Ofenheizung mit Kohle. Beobachtet die Blumen und Vögel im Garten. Führt Tagebuch und hält seine Erlebnisse mit Winnie fest. Die unruhige Dame sorgt sich um ihren kranken Sohn Arthur. Insgesamt hat sie drei Kinder. Geht sehr sparsam mit der Orangenmarmelade um. Ob das gemeinsame Frühstück oder Abendessen, ich habe das Geschehen sehr gerne verfolgt. Ich denke, auch Ben hat den Lockdown zu nutzen gewusst. Die Rückblenden aus Winnies Leben fand ich total interessant. Aus jeder Zeile spürt man die große Liebe zu ihrem verstorbenen Mann. Ben ging Winnies fürsorgliche Art sehr zu Herzen. Diese ist zwar nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber auf den zweiten. Die Aufgabe das Haus zu erhalten, gibt Winnie einen Sinn im Leben.

Fazit:

Wahre Freundschaft kennt keinen Altersunterschied. Jung und Alt können sich so viel gegenseitig geben. Ich empfehle jedem diese Geschichte, der mal entschleunigen möchte. Der feinen Humor liebt und gerne mal einen Blick hinter die Fassade eines Menschen wirft.

Ben beim Kreuzworträtsel fragt Winnie.

>>Männliches Behältnis, sieben Buchstaben.>> Winnie: Skrotum.<< Ben: Haushaltsgerät, nochmals sieben Buchstaben? << Winnie: >>Ehemann.<<
Dies ist nur einer, von sehr vielen, unheimlich lustigen Dialogen.

Herzlichen Dank Winsome Delores Lovelock Carter. Ein großes Dankeschön an Ben Aitken. Ich habe Euch beide sehr gerne durch den Lockdown begleitet.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Gnadenlos ehrlich

Liebe ist gewaltig
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Meine Meinung:
Gnadenlos ehrlich!
Eltern beschützen ihre Kinder. Sind stolz auf sie, wenn sie mit besonderen Talenten glänzen. Das ist normal für Eltern. Doch es geht auch anders. Juli und ihre drei Geschwister ...

Meine Meinung:
Gnadenlos ehrlich!
Eltern beschützen ihre Kinder. Sind stolz auf sie, wenn sie mit besonderen Talenten glänzen. Das ist normal für Eltern. Doch es geht auch anders. Juli und ihre drei Geschwister gehen in ihrem Elternhaus durch die Hölle. Ihr Vater, ein erfolgreicher Anwalt, misshandelt seine Frau und alle vier Kinder. Was jedoch am meisten irritiert: Die Mutter, (selbst Anwältin,) ist finanziell unabhängig. Das Haus in dem sie leben, hat sie von ihren Großeltern geerbt. Warum hilft sie ihren Kindern nicht? Warum verlässt sie diesen Psychopathen nicht? Ich habe das Geschehen fassungslos verfolgt. Besonders am Anfang war ich sehr von dem Schreibstil fasziniert. Ein wirklich ernstes und trauriges Thema mit Humor spicken, ist eine wahre Kunst. Aus der Sicht von Juli, die als Jugendliche auf eine Kneippkur geschickt wurde, erfahren wir das ganze Ausmaß des Wahnsinns der Familie Ehre.



Trotz des ernsten Themas, musste ich im ersten Teil des Dramas oftmals schmunzeln. Der schwarze Humor ist einfach nur köstlich. Jedoch im weiteren Verlauf sucht man ihn vergeblich. Im zweiten Teil erleben wir eine Juli in Berlin, die sich als erfolgreiche Gamerin ihr Leben und Studium finanziert. Die durch die Alkohol und Tablettenhölle geht und sich ihren Mitmenschen gegenüber seltsam verhält. Die zum Schweigen erzogen wurde. Niemand soll erfahren, was bei den ehrenwerten Ehres los ist.

Der dritte Teil handelt von einem Versuch Julis, sich selbst zu manipulieren. Die Gewalt in der Familie ist gewaltig. Die Vorzeigefamilie Ehre ist in dem kleinen Örtchen Ederfingen angesehen. Ich hatte jedoch manchmal das Gefühl, einige Freunde der Familie wussten sehr wohl, das es in dieser Familie nicht normal zugeht. Juli versucht ihre traurige Familiengeschichte hinter sich zu lassen. Sie ist ein Mathematikgenie. Auf Zahlen kann sie sich verlassen. Die sind berechenbar. Ihre Eltern stets unberechenbar.

Wie die suizidgefährdete Juli und ihre Geschwister mit ihren traumatischen Erlebnissen umgehen, ist wirklich manchmal schwer zu ertragen. Der Schreibstil ist ebenso gewaltig. Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein wahres Meisterwerk hingelegt. Ich hatte alle Szenen vor Augen. Die Gnadenlosigkeit der Eltern hat mich schockiert. Die Auswirkungen stimmten mich traurig. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass es solche Eltern auch im realen Leben gibt. Juli versucht die familiäre Vergangenheit zu vergessen. Doch ihr Vater verfolgt sie überall. Wie ein Schatten überwacht er ihr Leben. Von der Wiege an ist seiner Willkür ausgeliefert.

Fazit:
Schonungslos wird hier die Geschichte einer Familie erzählt, bei der Gewalt dominiert. Der anschauliche Schreibstil führt der Leserschaft alles ohne Weichzeichner vor Augen.Wie kaputt muss man selber sein, dass man zu solcher Brutalität gegenüber seinen Kindern fähig ist?

Mich konnte die Geschichte überzeugen. Jedoch habe ich den anfänglichen Humor etwas vermisst. Er hat die Traurigkeit ein kleines bisschen entschärft. Dennoch musste die Ernsthaftigkeit nicht darunter leiden. Gerne hätte ich auch etwas über die Kindheit der Eltern erfahren. Das Ende empfand ich als ziemlich abrupt, aber dennoch stimmig.

Von mir gute 4 1/2 Sterne

Danke Claudia Schumacher. Ich gratuliere zum Debüt.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Ungewöhnliche Geschichten, mitten aus dem Leben

Nachmittage
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Meine Meinung:
Ungewöhnliche Geschichten, mitten aus dem Leben.
Ich hatte mit Nachmittage sehr spannende Lesestunden. Schirachs Geschichten zeigen, welch fatale Folgen Irrtümer haben können. Manchmal konnte ...

Meine Meinung:
Ungewöhnliche Geschichten, mitten aus dem Leben.
Ich hatte mit Nachmittage sehr spannende Lesestunden. Schirachs Geschichten zeigen, welch fatale Folgen Irrtümer haben können. Manchmal konnte ich gar nicht fassen, was in der einen oder anderen Geschichte passiert ist. Erlebnisse aus den verschiedensten Ländern haben gezeigt, dass Menschen überall gleich ticken. Da führt ein Mann ein Doppelleben und wird erpresst. Eine Frau verdächtig ihren Mann, ein Exhibitionist zu sein. Auch die anderen Geschichten konnten mich begeistern und stellenweise entsetzen. Jede einzelne Kurzgeschichte hat es in sich. Sie regen zum Nachdenken an. Vereinzelt schwirren sie mir jetzt noch im Kopf herum. Wahre Geschichten über Prominente fand ich besonders interessant. Natürlich geht es auch um Literatur.

Fazit:

Ferdinand von Schirach ist ein guter Beobachter und Schriftsteller. Von mir eine absolute Empfehlung. Danke.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Wenn Gott ein Postbote wäre

Kein guter Mann
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Meine Meinung:

Wenn Gott ein Postbote wäre ...

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ich ein Buch an einem Nachmittag lese. Bei Kein guter Mann hätte ich war wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt, wenn ...

Meine Meinung:

Wenn Gott ein Postbote wäre ...

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ich ein Buch an einem Nachmittag lese. Bei Kein guter Mann hätte ich war wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt, wenn das Haus in Flammen steht. Das liegt zum einem, an dem verschrobenen Postboten Walter. Zum anderen an der warmherzigen Geschichte, die auf jeglichen Kitsch verzichtet.

Walter hat die Begabung sich unbeliebt zu machen. Ich fand sein Verhalten total amüsant. Ganz ehrlich, er konnte ja oftmals wirklich nichts dafür. Die Umstände sprachen aber leider oft gegen ihn. Ob in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Besonders in der Vergangenheit habe ich begonnen, Walters Verhalten in der Gegenwart zu verstehen.

Dann hat er zu allem Übel noch zwei Vorgesetzte mit dem Namen Sabine. Sabine 1 versetzt ihn in die Christkindfiliale, bei der man Briefe von Kindern beantwortet. Walter ist davon mehr als genervt. Bis er einen Brief von dem kleinen Ben erhält, der an den lieben Gott schreibt. Das ist der Beginn von einem Briefaustausch, der Walter sehr zu Herzen geht. Obwohl Sabine 2 ihm verboten hat selbst auf Briefe zu antworten,(seine Antworten waren nicht unbedingt charmant,) schreibt Walter dem kleinen Ben zurück. (Und das sogar nett!) Sein Absender: Gott!

Ich mag den geschiedenen Postboten total gerne. Selten hat mich ein Protagonist so berührt wie er. Ich durfte den jungen Walter kennen lernen. Konnte nicht fassen, was alles mit ihm passiert ist. Seine Exfrau dagegen ist einem großen Irrtum aufgesessen, den ihr eigener Vater verschuldet hatte. Sie entzog ihm das Besuchsrecht für seine Kinder. Damit hat sie Walter zu einem sehr unglücklichen Mann gemacht. Überhaupt wurde sein Herz einige Male gebrochen. Dabei darf man echt froh sein, wenn man so einen Menschen wie ihn um sich hat. Die Auf und Abs in seinem Leben hätten so manchem das Genick gebrochen. Sein Tun und Handeln ist- und war stets von totaler Ehrlichkeit geprägt. Leider manchmal mit fatalem Ausgang.

Ich musste mehrmals lachen und weinen. Das Lesen dieses Buches ist ein einziges Auf und Ab der Gefühle. Weihnachtliche Stimmung versprüht es auch. Der alte Postbote hilft dem kleinen Ben. Ben ist, ohne es zu wissen, auch eine große Hilfe für Walter. Die Geschichte kommt absolut spannend daher. Rein gar nichts war für mich vorhersehbar. Ob im beruflichen oder familiären Bereich, alles kam anders, als ich es erwartet hätte. Der Schreibstil liest sich wie Butter.

Fazit:

Bitte lest diese wunderbare Geschichte! Das Ende hat mich fassungslos zurück gelassen. Ein großes Dankeschön Andreas Izquierdo. Den Alltag bei der Post haben sie sehr gut beschrieben.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Wie geht man mit doppelter Trauer um, für ein und den selben Mann um?

Der Moment zwischen den Zeiten
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Meine Meinung:
Wie geht man mit doppelter Trauer um?
Man streitet sich mit seinem Partner und wenige Stunden später ist er tot. Das klingt doch nach einem richtigen Albtraum. Oder? Keine Gelegenheit mehr ...

Meine Meinung:
Wie geht man mit doppelter Trauer um?
Man streitet sich mit seinem Partner und wenige Stunden später ist er tot. Das klingt doch nach einem richtigen Albtraum. Oder? Keine Gelegenheit mehr sich auszusöhnen und sich für böse Worte zu entschuldigen. Paula hat das noch viel schlimmer erlebt. Ihr langjähriger Freund teilt ihr bei einem chicken Essen mit, dass er sie für eine jüngere Frau verlassen wird. Nur ein paar Stunden darauf wird er auf seinem Rad von einem Auto überfahren. Er stirbt im Krankenhaus.

Ich habe jedes Wort inhaliert. Konnte nur erahnen, was die 42jährige Paula für Seelenqualen erleidet. Die Geschichte spielt in Barcelona. Ich habe die Trauer gespürt. Dennoch kommt das Buch auch optimistisch rüber. Paula spricht mit ihrem verstorbenen Partner. Kaum jemand weiß, dass sie von ihrem Freund verlassen wurde. Sie eigentlich eine doppelte Trauer verarbeiten muss. Das alles habe ich in einer wunderbaren Sprache erlebt. Besonders gut haben mir die Rückblenden aus Paulas Leben gefallen. Schon als 7jähriges Mädchen musste sie versuchen, den Tod der Mutter zu verarbeiten. Das war eigentlich kaum möglich, da ihr Vater mit seiner eigenen Trauer beschäftigt war. Er seinem kleinen Mädchen nicht wirklich die nötige Wärme vermitteln konnte. Das Verhalten von Vögeln erforschen war seine Art, mit der Trauer umzugehen. Trotzdem spürt man die große Liebe, die er für seine Tochter hat. Schenkt ihr Weihnachten ein Lied, das genau zu Paulas Lebenssituation passt. Die Pianoklänge dazu lassen Paulas Herz vor lauter Liebe zu ihrem Vater überlaufen. Mir haben sie ein paar Tränen entlockt. Paula ist Neonatologin. Sie steckt ihr ganzes Herzblut in diesen Beruf. Es gab einige Situationen, die mich richtig traurig gestimmt haben. Aber auch positive Wendungen konnten mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sei es bei den Frühchen oder bei Paulas Trauer. Ihrem Leben in Schwarzweiß beim bunter werden zu beobachten, kommt sehr emotional daher.

Fazit:
Eine doppelte Trauer zu verarbeiten ist nicht leicht. In einer bildhaften Sprache führt uns Marta Orriols durch die verschiedenen Trauer Phasen. Dies geschieht mit sehr viel Empathie und nicht durchgehend traurig. Das Setting ist gut gewählt. Ich war noch nie in Barcelona, konnte es mir aber sehr gut vorstellen. Die Protagonisten kommen authentisch rüber. Die Versuche eine trauernde Frau zu trösten kommen mitten aus dem Leben. Aber wie kann man mit einer doppelten Trauer fertig werden, für ein und den selben Mann? Das lest Ihr am besten selbst.

Danke Marta Orriols, für diese wertvolle Geschichte.

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