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Veröffentlicht am 30.10.2017

Phantastisches Märchen

Der goldne Topf
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Wer hier ein Märchen erwartet, wie man es sonst kennt, wird herbe enttäuscht. „Der goldene Topf“ ist viel eher eine Geschichte mit Fantasy-Elementen. Sozusagen also frühe Fantasy. In den damals gängigen ...

Wer hier ein Märchen erwartet, wie man es sonst kennt, wird herbe enttäuscht. „Der goldene Topf“ ist viel eher eine Geschichte mit Fantasy-Elementen. Sozusagen also frühe Fantasy. In den damals gängigen Alltag kommen mystische und phantastische Elemente, die streckenweise recht beklemmend auf den Hörer wirken. Noch dazu versteht es Rufus Beck meisterlich, die Emotionen entsprechend zu wecken und somit dem Leser in seinen Bann zu ziehen.

Noch dazu ist die Story sehr ausführlich geschrieben. Es ist also kein kurzes Märchen, sondern ein „vollwertiges Buch“. Für die jüngere Generation wird es extrem schwer sein, die Art zu sprechen aus der damaligen Zeit aufzufassen, denn zusätzlich muss man hier sehr viel interpretieren, um den eigentlichen Sinn zu erfassen.

Der Student Anselmus ist ein echter Pechvogel. Wo immer sich eine Gelegenheit bietet, tritt er ins Fettnäpfen oder wirft Dinge um, macht falsch, was er falsch machen kann. Bei einer solchen Gelegenheit zieht er sich den Unmut einer alten Frau auf sich, die ihn wüst beschimpft und verflucht. Anselmus ist nahezu am Ende, als dann auch noch goldene Schlangen zu ihm sprechen. Doch dann bekommt er das Angebot, die Manuskripte des Archivarius Lindhorst zu kopieren. Wie könnte es anders sein – dieser ist kein einfacher Mensch sondern ein aus Atlantis vertriebener Elementargeist und macht unserem Anselmus das Leben schwer. Als wäre das nicht genug, verliebt sich Anselmus, wie von Lindhorst geplant, in dessen Tochter Serpentina. Veronika Paulmann, die sich ihrerseits in Anselmus verliebt hat, versucht nach ihren menschlichen und den magischen Kräften des Apfelweibs, unseren Anselmus auf andere Gedanken zu bringen …

All das wird von Hoffmann so kunstvoll verdreht und phantastisch verpackt erzählt, dass der Leser oder Hörer „dranbleiben“ muss. Einfach so nebenher ist hier nicht. Dennoch – oder gerade deshalb – ist „Der goldene Topf“ wunderbar bereichernd. Dennoch ziehe ich einen Stern ab, weil das Lesen/Hören hier „Arbeit“ ist, nicht nur Unterhaltung. Bleiben also vier Sterne!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Bewusste Ernährung nach Plan

Das Fett-weg-Kochbuch
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In diesem Buch geht es nicht nur um das Abnehmen – es geht um gesunde Ernährung, gesundes und ausgewogenes Essen, bewusstes Essen und damit gesunde Menschen. Viele Fehler, die wir machen, sind uns bewusst, ...

In diesem Buch geht es nicht nur um das Abnehmen – es geht um gesunde Ernährung, gesundes und ausgewogenes Essen, bewusstes Essen und damit gesunde Menschen. Viele Fehler, die wir machen, sind uns bewusst, aber wir blenden sie aus. Yuri Elkaim führt sie uns wieder vor Augen und erklärt uns, was alles damit zusammenhängt. Auch Tipps und Tricks, was man wie ohne Probleme besser machen kann, gibt er dem geneigten Leser.

Sein Erfolg beruht auf dem 5-Tage-Plan. Das wären: kohlenhydratarmer Tag, Schlemmertag, Fastentag, Normalkalorientag und kalorienarmer Tag. Immer in diesem Rhythmus und der Körper gewöhnt sich rasch daran, auch wenn man zunächst vor dem Fastentag zurückschreckt, ganz klar. Alle fünf Tage fasten? Wer mag das schon? Dennoch gibt der Erfolg dem Autor Recht. Dennoch muss man sich nicht an diesen Plan halten. Wer mag, kann auch einfach nach Lust und Laune die Rezepte aus dem Buch auswählen. Da sie alle einen positiven Effekt auf den Körper haben, schadet das nicht. Man nimmt nicht (so schnell) ab, aber man tut dem Körper etwas Gutes. Und das ist immer der beste Anfang, eine Veränderung beizuführen.

Der theoretische Teil ist ausführlich, aber alles andere als langweilig. Man lernt sehr viel über Ernährung und Nahrung. Schon allein dieses Wissen hat das Potenzial, den Menschen zum Umdenken zu bewegen. Dies wiederum wirkt sich logischerweise auf die Ernährung und damit auf die Gesundheit aus.

Wir leben in einer Zeit, in der den Menschen immer stärker bewusst wird, dass Qualität wichtiger als Quantität ist. Es fängt beim Fleisch an – der Trend geht dazu, weniger bis gar kein Fleisch zu essen. Aber wenn Fleisch, dann von glücklichen Tieren und ohne Massentierhaltung. Das ist dann nicht nur für das Tier, sondern auch den Menschen besser.

Nach 99 Seiten Theorie kommen die Rezepte, die in die Bereiche Frühstück, Smoothies, Beilagen, Dips, Snacks und Toppings, Salate, schnelle Mittagsgerichte und Bowls, Suppen, Hauptgerichte und Desserts unterteilt sind. Die Auswahl ist enorm, die Abwechslung überraschend – und vor allem: man wird satt! Nicht alle Gerichte werden jedem zusagen, aber das ist ja bei jedem Kochbuch so. Für einige der Rezepte benötigt man Zutaten, die man nicht unbedingt daheim hat. Doch das erwarte ich bei einem Kochbuch dieser Art auch nicht. Die Rezepte sind bis auf wenige Ausnahmen farblich markiert (kohlehydratarm, kalorienarm, Schlemmermahlzeit) und so kann man sie schnell einordnen und entsprechend kombinieren. Sie sind gut erklärt, nur ist leider nicht bei jedem Rezept auch ein Bild (das hätte ich mir dann doch gewünscht).

Insgesamt ein tolles Kochbuch: vier Sterne!

Veröffentlicht am 18.10.2017

„Nimm nichts mit – außer Deinen Bildern. Lass nichts da – außer Deinen Fußspuren!”

Lost Places
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Vom Titel her hätte ich erwartet, dass ich Gebäude aus dem gesamten Bundesgebiet finden werde, doch sind alle aufgeführten und vorgestellten „Lost Places“ aus dem ostdeutschen Teil des Landes. An sich ...

Vom Titel her hätte ich erwartet, dass ich Gebäude aus dem gesamten Bundesgebiet finden werde, doch sind alle aufgeführten und vorgestellten „Lost Places“ aus dem ostdeutschen Teil des Landes. An sich nicht schlimm, da ich aber am völlig anderen Ende lebe, hätte ich doch ganz gerne Gebäude in meinem Umfeld bestaunt. Die Idee des Buches selbst gefällt mir außerordentlich gut. Es ist sehr beeindruckend, weshalb wunderschöne, einst prunkvolle Häuser nun dem Verfall ausgesetzt sind. Die Geschichten dazu sind erstaunlich und gehen oft sehr nahe. Ich hätte nie gedacht, dass ein Gebäude in mir solche Gefühle wecken kann. Als sähe man die Geister der Menschen, die einst darin gelebt, gearbeitet oder auch gelitten hatten.

Sehr schön wäre eine weitere Ausgabe, dann mit einem Index und Gebäude aus ganz Deutschland, unterteilt in die einzelnen Bundesländer. Da wären dann auch kleinere Fotos kein Problem, denn sie sind meist wirklich großformatig. Auch wenn ich große Fotos gern mag – hier sieht man durchweg Elend und Verfall: das kann man auch in halbseitigen Fotos erkennen, betrachten, verstehen und nie wieder vergessen. Gewünscht hätte ich mir bei den Texten zu den einzelnen Places dann auch, dass erwähnt wird, welches davon bereits abgerissen wurde (wie im Vorwort erwähnt). Ein wenig erstaunt mich auch, dass bei vielen der Orte nicht mal genannt wird, wo genau sie sich befinden (nur Ortskürzel). Soll man nicht hinfinden? Aufgrund der Fotos ist das keine Erklärung. Kaputtmachen kann man kaum noch etwas …

Es ist schade, wie übel die Menschen mit den Häusern umgegangen sind. Reine Zerstörungswut, die ich nie begreifen werde. Das Besetzen solcher Häuser könnte ich noch nachvollziehen. Auch wenn sich Obdachlose einfinden würden. Doch die Zerstörung ist mir nicht erklärbar.

Genau dies aber macht das Buch so einzigartig. Es zeigt, wie wenig Respekt vor fremdem Eigentum, das nicht geschützt wird, existiert. Es führt vor Augen, wie vergänglich alles ist. Eine Übersichtskarte wäre klasse, Adressen. Die Häuser sind Geschichte – und ein Besuch (im Sinne des Urbexer-Mottos) würde oftmals doch reizen. Live erleben ist immer noch eindrucksvoller, als Fotos sehen.

Kein lustiges Buch, aber eines, das im Gedächtnis bleiben wird. Vier Sterne!

Veröffentlicht am 02.10.2017

Liebe geht durch den Magen

Pasta Mista 1: Fünf Zutaten für die Liebe
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Liv fällt aus allen Wolken, als ihre Mutter ihr eröffnet, dass sie einen neuen Freund hat. Und dass dieser aus Italien ist und in wenigen Minuten mitsamt seinen Zwillingen vor der Tür stehen wird, damit ...

Liv fällt aus allen Wolken, als ihre Mutter ihr eröffnet, dass sie einen neuen Freund hat. Und dass dieser aus Italien ist und in wenigen Minuten mitsamt seinen Zwillingen vor der Tür stehen wird, damit sie alle zusammen essen gehen können. Als wäre das nicht schlimm genug, sehen „die Italiener“ alle super gut aus und Liv verknallt sich auf der Stelle in Angelo. Aber wird sie ihren ersten Kuss tatsächlich von diesem Sahneschnittchen bekommen? Oder kommt sie doch noch mit ihrer alten Flamme Jason zusammen? Oder doch vielleicht lieber der kochbegeisterte Nick?

Ich gehöre eher zur Altersgruppe von Roberto, dem neuen Lover von Julia, Livs Mutter. Dennoch lese ich gerne Jugendbücher. „Pasta Mista“ liest sich super schnell und lockerflockig weg, was leider auch daran liegt, dass es wenig Tiefgang hat. Es gibt jede Menge witzige Szenen und Situationen, die typisch für Teenager in der Pubertät sind. Dennoch gibt es so einiges, das mich sozusagen auf Abstand hält. Liv hat super witzige und liebe Freundinnen, dennoch fühlt sie sich ständig alleingelassen. Ja, Julia hätte eindeutig früher mit ihr über ihre neue Beziehung sprechen müssen, ganz klar. Doch auch Liv hält es nicht wirklich für nötig, mit anderen zu sprechen – und schon gar nicht, ihnen überhaupt zuzuhören. Sie fällt ein Urteil und das ist dann in Zement gemeißelt. Schade! So macht sie sich nicht so sympathisch, wie sie sein könnte. Dass sie jedes Fettnäpfchen trifft, ist sehr unterhaltsam – und manchmal geschieht es ihr auch recht.

Julias große Leidenschaft ist das Kochen. Das Thema wird immer wieder angeschnitten, könnte meiner Meinung nach aber auch gern etwas stärker aus- bzw. eingebaut werden. Das Kochen verbindet sie mit ihrem potenziellen Stiefvater und schon das sollte ihr eigentlich Grund zur Freude geben: immerhin übersetzt er unter anderem Kochbücher und ist bereit, ihr viele Tipps zu geben.

Dennoch macht die Geschichte Spaß. Einige Wendungen und Verwicklungen sind – zumindest für Erwachsene – recht vorhersehbar, dennoch sind sie gut gemacht. Vor allem legen sie Fäden aus, die in den kommenden Bänden gut weitergeknüpft werden können. Da ist noch viel Potenzial und ich bin sehr gespannt, wie es im nächsten Herbst weitergehen wird. Ja, trotz meiner Krittelei möchte ich auf alle Fälle lesen, wie es mit Liv, Angelo, Sonia, Roberto, Julia, Franzi, Pauline und Nick weitergehen wird. Der Auftakt einer Reihe ist gern etwas holpriger, da zunächst mal alle Beteiligten vorgestellt werden müssen.

Einen Stern ziehe ich ab, so bleiben noch immer vier solide Sterne übrig. Die Lovestory zwischen Julia und Roberto macht das Buch auch für die Elterngeneration lesbar und interessant. Ein Buch für Mütter und Töchter also!

Veröffentlicht am 02.10.2017

Gar nicht britisch!

Deadline
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Andrea Devern, verwitwet und alleinerziehend, ahnt nicht, welcher Horror über sie einbrechen wird, als sie ins dunkle Haus kommt. Die Alarmanlage ist aktiv, also kann nichts passiert sein. Oder etwa doch? ...

Andrea Devern, verwitwet und alleinerziehend, ahnt nicht, welcher Horror über sie einbrechen wird, als sie ins dunkle Haus kommt. Die Alarmanlage ist aktiv, also kann nichts passiert sein. Oder etwa doch? Der Anruf macht klar: sie wird einen Albtraum durchleben, denn ihre Tochter ist entführt und die Kidnapper verlangen eine halbe Million Pfund. Wer weiß, dass sie diese Summe aufbringen kann? Sie wendet sich an ihren Ex-Lover Jimmy, der nicht nur ein Ganove, sondern auch der wahre Vater von Emma ist. Als dieser von den Kidnappern brutal ermordet wird, tritt die Polizei, die Andrea unbedingt raushalten hat sollen, automatisch auf den Plan. Und einer der Ermittler ist Mike Bolt, ebenfalls ein Ex-Lover von Andrea …

Von einem britischen Autor erwartet man im Allgemeinen einen typischen britischen Krimi. Hier bekommt man den schon – aber wie auf Speed! So flott und rasant, so actionreich und dramatisch, wie ich es bei einem britischen Schriftsteller noch nicht erlebt habe! Wow! Kernick betont stets, dass er bei echten Polizisten einer Spezialeinheit recherchiert. Doch hätten seine Romanhelden negative Eigenschaften, die nicht seinen Recherchen entspringen. Diese Eigenschaften aber sind es, die mir an seinen Figuren unheimlich gut gefallen. Sie sind wirklich ganz besonders übel drauf, aber dadurch auch spannend, faszinierend und bringen einen Schwung in die Story, der den Leser unweigerlich mitreißt.

Die Wendungen sind teils extrem überraschend, aber mir gefallen sie dennoch. Auch einige sehr – nennen wir es: weniger intelligente Entscheidungen seiner Figuren sorgen für Spannung und stören mich daher nur marginal. Die Auflösung ist zumindest für mich überraschend und das Ende für einen Krimi nicht wirklich typisch. Gefällt mir! Einzig der Prolog war nicht so ganz nach meinem Geschmack, weil er mich anfangs doch stark abgelenkt und verwirrt hat.

Johannes Steck hat dieses Hörbuch wunderbar eingelesen. Seine Art, für gewisse Charaktere seine Stimme entsprechend zu verstellen, ist genial. Alles passt absolut gut zusammen. Ihm zuzuhören, macht einfach Spaß.

Ich hatte eine geniale Hörzeit mit „Deadline“ und werde Simon Kernick auf meine Liste der Autoren setzen, von denen ich unbedingt noch mehr hören und lesen möchte. Von mir bekommt dieses Hörbuch vier Sterne!