Aufzählung von Aufgaben und knapper Beschreibung der Durchführung statt eines lebhaften Romans mit Tiefgang
Das Zehn-Minuten-Projekt18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo ...
18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo sich Chiara nicht wirklich wohlfühlt und sich bisher nicht eingelebt hat. Als sie dann auch noch ihre Kolumne bei einer Wochenzeitung verliert, ist die Schriftstellerin am Ende mit ihren Nerven. Ihre Therapeutin rät ihr zu einem Spiel, einer persönlichen Challenge. Sie soll einen Monat lang jeden Tag für zehn Minuten etwas ausprobieren, das sie noch nie gemacht hat.
Skeptisch, aber dennoch neugierig, macht sich Chiara an das Projekt.
Bei den selbst gestellten Aufgaben handelt es sich überwiegend um einfache, alltägliche Dinge, die nicht unbedingt viel Überwindung brauchen, wie sich die Nägel pink lackieren, einen Flohmarkt besuchen, Pancakes zubereiten oder ins Fitnessstudio gehen.
Teilweise beziehen die Aufgaben auch ihren Ehemann ein, der wieder von Dublin nach Rom zurückgekehrt ist und bei einem Freund wohnt. Mit ihm über Chiara, die keinen Führerschein hat, das Autofahren oder das neue Jahr mit zehn Minuten Schweigen zu beginnen.
Der Roman ist mit gut 200 Seiten nicht sehr umfangreich und auch die einzelnen Kapitel mit den Aufgaben sind folglich eher kurz gehalten und gehen nicht sehr in die Tiefe. Es sind Aufgaben, die man sich auch leicht selbst stellen und nachmachen kann.
Die Idee hinter dem Projekt - eine persönliche Herausforderung, um sich von dem Herzschmerz abzulenken und sich einfach auch einmal mit etwas anderem zu beschäftigen, vielleicht sogar eine neue Leidenschaft zu entdecken - fand ich sehr interessant.
Die Projekte von Chiara waren allerdings so alltäglich und fast schon banal, dass sich das Buch eher einer Aufzählung von Aufgaben und einer kurzen Beschreibung der Durchführung glich, als einem zusammenhängendem Roman.
Mir war der Roman zu sehr wie ein Bericht gehalten, zugleich fehlte mir auch die Tiefe und ein Gefühl für die Protagonistin. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Chiara durch ihre Aufgaben mit der Trennung von ihrem Ehemann auseinandersetzt, sondern dass sie sich lediglich davon ablenkt und mit den Aufgaben eine Beschäftigung sucht, die sie zuvor durch das Schreiben ihrer Kolumne hatte. Ihre Mini-Projekte waren für mich zu langweilig. Weniger Projekte und dafür eine tiefere Auseinandersetzung mit ihnen hätten dem Roman mehr Tiefgang verleihen können.
Gerade weil ich den Eindruck hatte, dass die Autorin von sich selbst schreiben könnte - schließlich gibt es zahlreiche Parallelen wie Name, Alter, Wohnort und Beruf der Protagonistin - war ich am Ende enttäuscht, dass "Das Zehn-Minuten-Projekt" so nichtssagend blieb.