Die Reise geht weiter
Die Autorin, Carmen Korn, nimmt ihre Leserinnen und Leser in dem zweiten Teil mit auf eine Reise in die Sechziger Jahre. Hamburg, Köln, San Remo sind die Schauplätze. Die Protagonisten aus dem ersten ...
Die Autorin, Carmen Korn, nimmt ihre Leserinnen und Leser in dem zweiten Teil mit auf eine Reise in die Sechziger Jahre. Hamburg, Köln, San Remo sind die Schauplätze. Die Protagonisten aus dem ersten Buch bekannt. Man fühlt sich beim Lesen als wäre man eingeladen bei alten Bekannten, die ein wenig plaudern, wie es Ihnen ergangen ist in den letzten Jahren.
Ulrike Schweikert verknüpft routiniert die Lebensgeschichte der Hauptfiguren mit dem damaligen Zeitgeschehen. Sie nimmt den Leser mit in das Berlin der wilden zwanziger Jahre, in das Elend während der Wirtschaftskrise, die Turbulenzen der jungen Weimarer Republik und die Gewalt bei Hitlers Machtergreifung. 1933 endet dieser erste Band der ihrer neuen Familiensaga. Damit ist der Grundstein gelegt für weitere Bände. Der nächste wird im Mai 2022 unter dem Titel „Tränenpalast, Berlin Friedrichstraße“ erscheinen - ebenfalls beim „rowohlt polaris“ Verlag.
Die Autorin brilliert beim Spannungsaufbau der Liebesgeschichte. Denn natürlich gibt es in dem verschworenen Dreiergestirn von Luise, Robert und Johannes auch Eifersucht und Dramen. Gleichzeitig steigt man beim Lesen tief ein in das Lebensgefühl in Deutschlands Hauptstadt Anfang des 20. Jahrhunderts. Denn Ulrike Schweikert zeichnet ein sehr genaues Bild der damaligen Verhältnisse. Die aufwändige Recherchearbeit ist dem Buch anzumerken. Leider haben sich mehrere Rechtschreibfehler eingeschlichen, was nicht recht passt zu einem solch detailgetreuen Roman. Auch wirken die Abhandlungen über die historischen Umstände, manchmal arg konstruiert. Zum Beispiel, wenn Robert ein weiteres Mal Luise einen Vortrag über die politische Lage hält. Aber all das verzeiht man dem Roman, weil er getragen wird von einer großen Liebe zu den Hauptfiguren und ihrer Geschichte.
Der Buchumschlag ist liebevoll gestaltet. Zum besseren Einstieg wäre ein Stammbaum sicher hilfreich gewesen. Dafür bezaubert die Innenseite des Umschlags mit einer interessanten Karte vom Berlin um 1920.
Ein absolut lesenswertes Buch, das trotz kleinerer Kritikpunkte fünf Sterne voll und ganz verdient hat.