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Veröffentlicht am 26.02.2024

Es ist große Kunst, mit vertrauten Figuren in immer wieder neuen Fällen die Leser bestens zu unterhalten! Prost, auf diese Serien-Kunst!

Prost, auf die Künstler
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Prost, auf die Künstler, ob sie nun Bilder, Skulpturen oder eben Geschichten wie in dieser Reihe erschaffen! Ich freue mich schon auf Band 10!

Nun, eine Rezension zu dem schon neunten Band dieser „Prost“-Reihe ...

Prost, auf die Künstler, ob sie nun Bilder, Skulpturen oder eben Geschichten wie in dieser Reihe erschaffen! Ich freue mich schon auf Band 10!

Nun, eine Rezension zu dem schon neunten Band dieser „Prost“-Reihe zu schreiben, ist verständlicherweise nicht einfach, wenn man schon zu den ersten 8 Bänden ein Feedback abgegeben hat und sich nicht wiederholen möchte.

Dass es sich lohnt, alle Bände zu lesen, muss ich zwar sicher nicht explizit erwähnen, tue es aber dennoch! Dabei muss man die Bände dieser Reihe nicht zwingend in der Reihenfolge ihres Erscheinens lesen, weil die Geschichten auch für sich stehend schlüssig und der Werdegang der Haupt-Personen in jedem einzelnen Band verständlich und nachvollziehbar sind; wenn man aber erst einmal einen oder ein paar Teile der Reihe kennt, wird man alle anderen ohnehin noch lesen wollen.

Ich habe mit „Prost, auf die Künstler“ nun „alle Neune“ (die bisher erschienen sind) gelesen und kann nur sagen: Volltreffer!

Hier passt einfach alles: der locker-flockige Schreibstil und der Schalk-im-Nacken-Wortwitz, die bayrisch-heimelige Location und die sympathischen Protagonisten, die punktgenauen Kapitelüberschriften, die bildhaften Beschreibungen und die Humorquote, die Ausgewogenheit von Ermittlungen und Privatleben, der Wohlfühlfaktor auf Seiten des Lesers und dessen Möglichkeit, mitzuermitteln, und eine finale Auflösung, die weder Fragen noch Wünsche offenlässt.

Näheres zu all diesen Fakten, Details zu den Charakteren und deren Entwicklungen, zu den Örtlichkeiten und dem Zusammenspiel der beteiligten Personen, und vieles mehr habe ich in meinen bisherigen 8 „Prost“-Rezensionen beschrieben; wer mag, kann dort gerne ein wenig stöbern.

Was ich an dieser Stelle aber gerne noch ergänzen möchte, ist die Tatsache, dass man als Leser in jedem Band die Nase nicht nur ins Buch, sondern auch in eine andere Materie steckt und dabei so einiges lernen kann, wenn man es denn möchte: Süffisantes aus der Gastwirtschaft, (Dis)Harmonie in Erbschaftsangelegenheiten, Altes/Neues zur Jugend von heute, Sympathisches der lieben Nachbarn, Gefühliges bei (Noch)Singles, Stimmungen beim Volksfest, Pikantes unter Feinschmeckern, Zählbares bei Finanzjongleuren oder Bildschönes aus der Welt der Kunst. Es gibt immer wieder Aha-Effekte und für Kommissare wie Leser viel zu ermitteln!

Gespickt mit Fakten und Finten geht es stets unterhaltsam und mit manchem Schmunzler zur Lösung des Falls und es hat wieder großen Spaß gemacht! Bleibt nur zu sagen, dass ich mich jetzt schon auf das erste Jubiläum der Reihe, sprich, auf Band 10 und auf ein „Prost, auf…“ freue!

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Eine auf Tatsachen beruhende, genial konstruierte, ans Herz gehende Geschichte! Fesselnd, berührend, Mut machend! Geschichte wird lebendig!

Als der Sturm kam
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Der Sturm kam…und hat mich mitgerissen!

Von Anja Marschall habe ich schon einige Bücher gelesen, das aber waren fiktive Geschichten, genauer gesagt historische (Kriminal-)Romane. Mit „Als der Sturm kam“ ...

Der Sturm kam…und hat mich mitgerissen!

Von Anja Marschall habe ich schon einige Bücher gelesen, das aber waren fiktive Geschichten, genauer gesagt historische (Kriminal-)Romane. Mit „Als der Sturm kam“ hat sie hier ein Thema aufgegriffen, das ihr wie allen Hamburgern am Herzen liegt, denn dieser Sturm im Februar 1962 hat die Stadt im Mark getroffen und in ihren Grundfesten erschüttert.

Es ist nicht einfach, diese Rezension zu schreiben, denn ich möchte auf der einen Seite nicht zu viel vom Inhalt verraten, auf der anderen Seite aber sind es auch die Details, aufgrund derer mich dieses Buch so sehr berührt hat!

Aufgebaut ist die Geschichte chronologisch, beginnend am Nachmittag des 16. Februar 1962, und erzählt wird in Episoden, die die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln und anhand der Erlebnisse verschiedener (Haupt-)Figuren erlebbar machen. Allein das dramatische Geschehen der ersten beiden Tage dieser Katastrophe umfasst mehr als 300 Seiten und bleibt – auch durch die bildhaften Beschreibungen sowie die sich stetig abwechselnden Perspektiven - durchweg spannend, fesselnd, berührend, zu Tränen rührend und ans Herz gehend, immer aber realitätsnah, wahrhaftig und ermutigend.

Der Schreibstil der Autorin führt flüssig lesbar und dennoch detailliert und einnehmend durch diese Geschichte; ich bin wieder mal begeistert von den Schilderungen der Örtlichkeiten, die sich vor dem inneren Auge praktisch materialisieren, von der Erschaffung unterschiedlichster Charaktere, die wir durch diese Tage und Nächte des Sturms begleiten, und von den Personenbeschreibungen, die so gelungen sind, dass man meint, die Protagonisten vor sich zu sehen. Was man dabei nie aus den Augen verlieren sollte, ist die Tatsache, dass die hier beschriebenen Schicksale sehr real, die Charaktere dieses Romans aber fiktiv sind, auch wenn das Gelesene sie sehr echt erscheinen und auf den Leser real wirken lässt.

Apropos Leser: als solcher bangt man um die vom Wasser Eingeschlossenen, wünscht all den Helfern an Land, auf dem Wasser und in der Luft Kraft und Durchhaltevermögen, spürt die Angst der Hauptfigur wie überhaupt die Ängste aller, deren Hab und Gut und deren Leben bedroht ist, hofft auf Rettung, verdrückt Tränen des Entsetzens, lächelt ob der Erleichterung und erlebt an der Seite all dieser Figuren eine nicht für möglich gehaltene Hilfsbereitschaft! Chapeau!

Die Autorin erzählt ebenfalls von engagierten Lokalpolitikern und durchgetaktetem Polizeiapparat, von Einsätzen der damals eher unbeliebten Bundeswehr inkl. Marine und Luftwaffe und der Hilfe durch NATO-Fliegerstaffeln, sie macht die damals noch fehlende Kooperation zwischen all diesen gerade im Katastrophenfall so wichtigen Einheiten deutlich.

Faszinierend ist aber auch und ganz besonders, dass man als Leser in die Wohn- und Lebensverhältnisse in und um Hamburg, ja, in das Lebensgefühl der 1960er Jahre und deren Zeitkolorit eintaucht.

Meine Rezension mag wie Lobhudelei klingen, aber das ist sie nicht. Vielmehr ist sie als eine überzeugte und hoffentlich überzeugende Empfehlung zu verstehen für ein Lese-Erlebnis, das seinesgleichen sucht!

Diesen ergreifenden Roman und seine vielen kleinen Erzählungen mit den tatsächlichen Ereignissen in Hamburg im Februar 1962 so zu verflechten, dass man das Gefühl bekommt, alles sei genau so geschehen, verlangt mir wirklich allerhöchsten Respekt ab.

Ich zücke das Taschentuch, wenn ich an die hier gelesene Geschichte denke, und ziehe den Hut vor der in ihrer Intensität kaum greifbaren Rechercheleistung der Autorin und der Verknüpfung all der recherchierten Fakten mit dieser, ihrer Geschichte „Als der Sturm kam“!

Dieses Buch hat mehr als 5 Sterne verdient; zwei Sterne für die Recherche und je einen Stern für Schreibstil, Charaktere, Bildhaftigkeit, Realitätsnähe, Erzählkunst, Ergriffenheitsfaktor und Erlebbarkeit der Geschichte, das wären schon mal mindestens 9!

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Herrliche Charaktere aller Couleur in wortgewandt-leichtfüßigem, köstlich unterhaltendem Cosy-Crime zum Mitermitteln! Apart und smart!

Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen
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Wie schön ist ein solch herrschaftliches Leben auf dem Lande, mit viel Personal und Zeit für spannende Hobbys?!

„Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen“ ist zwar schon der 3. Teil der Reihe, für ...

Wie schön ist ein solch herrschaftliches Leben auf dem Lande, mit viel Personal und Zeit für spannende Hobbys?!

„Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen“ ist zwar schon der 3. Teil der Reihe, für mich aber war es das erste Buch, das ich sowohl aus der Reihe als auch von diesem Autor gelesen habe.

Erwartet habe ich einen britischen Cosy-Krimi, vielleicht etwas steif, womöglich leicht abgehoben, gelesen aber habe ich dann zu meinem großen Vergnügen einen vor allem dank der beiden Hauptfiguren, Lady Emily Hardcastle und deren Zofe Florence Armstrong, aber auch wegen all der anderen Charaktere und ob der wunderbaren Atmosphäre äußerst unterhaltsamen, leichtfüßig-wortgewandten Kriminalroman, der geradezu zum Mitermitteln einlädt.

Nun, den Inhalt gebe ich nicht wieder, denn die Kurzbeschreibung sollte da ausreichen, aber dass die hier erzählte Geschichte ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen Bänden problemlos lesbar ist und immer wieder Anlass zum Schmunzeln gibt, das möchte ich gerne erwähnen und betonen.

Herrlich ausgedachte und wunderbar beschriebene Figuren sowie exzellente Schilderungen der Örtlichkeiten, die den Ort des Geschehens fast bildhaft vor meinem inneren Auge entstehen lassen, machen die Lektüre zu einem wahren Lese-Vergnügen.

Dass ich genau hinsehen und all das, was beschrieben und gesagt wird, im Hinterkopf halten muss, um an der Seite der inzwischen erfahrenen Hobby-Ermittlerinnen Hardcastle und Armstrong den Fall respektive die Fälle zu lösen, das macht großen Spaß.

Und was heißt das? Richtig , ich möchte unbedingt und muss nun ohnehin weitere Bände dieser Reihe lesen. Jetzt aber gebe ich erstmal diesem rasanten Fall rund um schnelle Ladies und gefährliche Autorennen wohlverdiente 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 01.02.2024

„Seelenfutter“ vereint herzerwärmende Rezepte, geschmackvolle Geschichten und leckere ;-) Fotos = lesbares, sichtbares und essbares Glück!

Ronny Lolls Seelenfutter
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Nicht nur die 80 Gerichte dieses Buches machen dem Buchtitel alle Ehre, auch das Buch selbst ist liebevoll kreiertes und pures Seelenfutter!

„Seelenfutter“ von Ronny Loll macht mir schon beim Blick auf ...

Nicht nur die 80 Gerichte dieses Buches machen dem Buchtitel alle Ehre, auch das Buch selbst ist liebevoll kreiertes und pures Seelenfutter!

„Seelenfutter“ von Ronny Loll macht mir schon beim Blick auf das Titelbild Appetit, denn ich liebe Apfelpfannkuchen, und dieser Appetit wird beim Lesen des Buches - um es vorsichtig auszudrücken – enorm gesteigert.

Apropos Liebe: wie allen team-tietge-Büchern, die ich bisher kenne, merkt man auch diesem Buch die Liebe an, mit denen die Gerichte gekocht, gebraten, gebacken…werden und mit der dieses Buch geschrieben, bebildert und gestaltet wurde!

Autor Ronny Loll, Koch mit Leib und Seele , berichtet darin von einer kulinarischen Reise, auf der er renommierten Köchinnen und Köchen, einer nach dem anderen und darunter auch dem Herausgeber Ulf Tietge, in die Töpfe geschaut und mit ihnen zusammen geschlemmt und gesündigt hat.

Allein schon die Beiträge zu den einzelnen Stationen dieser sinnlichen Reise machen Lust auf all die Gerichte, die es dann peu à peu zu entdecken und mit dann allen Sinnen zu genießen gilt, aber die Fotos – Jigal, sind Sie sich wegen der appetitanregenden Wirkung derselben eigentlich Ihrer Verantwortung bewusst? – feuern das Hungergefühl und die Lust aufs (Aus-)Probieren dann nochmal richtig an.

Ich kann und möchte hier nicht ins Detail gehen, denn diese kulinarische Entdeckungsreise sollte jeder Leser selbst machen. Zudem wüsste ich gar nicht, welches dieser wunderbaren Rezepte ich herauspicken sollte, um näher darauf einzugehen. Wo sollte ich da anfangen? Und finge ich einmal an, fände ich kein Ende mehr. Nein, nein, dieses Buch, das viel mehr ist als ein Koch- und Backbuch, sollte jeder Leser Schritt für Schritt, Koch für Köchin und Rezept für Rezept entdecken, von mit Liebe zubereitetem Herzhaftem und Süßem, von Flüssigem zu Festem und von Leckerem zu noch Leckererem.

Am Ende des Buches wird allen gedankt, deren sorgfältige Arbeit nicht nur im Verlag Tietge in dieses Buch eingeflossen ist, was meiner Meinung nach eine wohltuende Wertschätzung gegenüber den Beteiligten zum Ausdruck bringt. Zudem findet der lesende Genießer und schon sehr bald genießende Leser alle Rezepte noch einmal alphabetisch geordnet vor, und das sowohl anhand der Namen von Köchinnen und Köchen als auch mittels der Rezeptnamen und mithilfe der jeweils wichtigsten Zutaten; all das macht dieses physisch zwar eckige und schwergewichtige Buch zu einer inhaltlich mehr als runden Sache!

Wie schon bei anderen Büchern aus dem Hause Tietge habe ich versucht, meiner Begeisterung in Sachen „Seelenfutter“ Ausdruck zu verleihen, und hoffe, dass mir das mit meinen Zeilen gelungen ist. Für Bücher wie dieses sollte man ein zusätzliches, 6. Sternchen vergeben können, ein Leckerschmecker-Sternchen!

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Mit beeindruckendem Sprachgespür führt der Autor durch eine faszinierende Landschaft und eine berührende, lehrreiche Geschichte!

Südfall
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Eigentlich eine Fluchtgeschichte, aber mehr noch eine Parabel über Menschlichkeit!

„Südfall“ ist für mich das erste Buch von Florian Knöppler und es hat mich, um das gleich vorwegzunehmen, für sich eingenommen, ...

Eigentlich eine Fluchtgeschichte, aber mehr noch eine Parabel über Menschlichkeit!

„Südfall“ ist für mich das erste Buch von Florian Knöppler und es hat mich, um das gleich vorwegzunehmen, für sich eingenommen, meine Gedanken bewegt und mich berührt.

Ich bemühe mich, keine Details aus dem Buch wiederzugeben, um zukünftigen Lesern – und dieses Buch hat viele Leser verdient – nichts vorwegzunehmen. Sehr wohl aber möchte ich meine Eindrücke zu Schreibstil und Plot, zu Charakteren und Setting und zur Sprachgewandtheit schildern.

Zum Inhalt also nur soviel: diese Geschichte beginnt mit dem Absturz eines englischen Piloten während des 2. Weltkriegs nahe der Hallig Südfall im nordfriesischen Wattenmeer und beschreibt seine Flucht von der Hallig über die Westküste Nordfrieslands Richtung Dänemark, um von dort zurück in die englische Heimat zu gelangen. Den Piloten, Dave, lernen wir als sympathischen, selbstreflektiert-grüblerischen, klugen und ob seiner Situation natürlich auch verunsicherten jungen Mann kennen, auf den eine ungewisse Zukunft wartet und der auf seinem Weg verschiedenen Menschen begegnet.

Es hat zugegebenermaßen ein paar Seiten der Lektüre gebraucht, bis ich mich an den Schreibstil und an die Art und Weise und die Intensität der Beschreibungen sowie an die Selbstgespräche, eher Gedankengänge der Figuren gewöhnt hatte, aber für dieses Buch und die Geschichte, die erzählt wird, hätte eben diese Schreibweise nicht besser gewählt sein können.

Mit ruhigen Worten und gutem Blick werden die Figuren der Geschichte und ihre Begegnungen beschrieben. Dabei variiert der Autor seinen Schreibstil so gefühlvoll, dass man schon anhand der Wortwahl und Schreibweise der jeweiligen Person näher kommt; mal jugendlich, eher naiv und unentschlossen, dann erwachsen, reflektiert und pragmatisch, immer aber trotz aller Sorgen voller Hoffnung. Das liest sich jetzt vermutlich pathetisch, aber das ist es nicht. Es ist einfach nur wundervoll geschrieben und ebenso wunderbar zu lesen.

Und unabhängig davon, wem Dave begegnet, ob sein Gegenüber männlich oder weiblich ist, jung oder alt, und trotz der Tatsache, dass all diese Menschen mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, erfährt Dave Hilfe.

Dabei wiederholen sich Teile mancher Szenen, die ich schon zu kennen glauben, dann aber beschrieben aus der Sicht eines Anderen. Beide Beschreibungen zusammen ergänzen sich zu einem Gesamtbild, das stimmig ist und erklärend. Während des Lesens blättere ich zurück, um mir das Geschehen noch einmal vor Augen zu führen, und blättere wieder vor ... und verstehe.

Es mag unglaubwürdig klingen, dass Deutsche zu Kriegszeiten einem Engländer zur Flucht gen Heimat verhelfen, aber ich glaube, dass es bei dieser Geschichte in erster Linie nicht um den Krieg geht, sondern um die Zerrissenheit der Menschen in Krisensituationen, um ihre Sorgen und Ängste und darum, wie sehr wir Menschen aufeinander angewiesen sind, wie sehr wir aufeinander zugehen sollten, uns auf unsere Mitmenschen einlassen und ihnen zuhören sollten.

Ich habe wohl schon lange nicht mehr bei einem Buch so sehr auch zwischen den Zeilen gelesen und mich gefragt, was wäre, wenn. Was könnte passieren, wenn Dave plötzlich keine Hilfe mehr erführe? Was geht in all den Menschen vor, die ihm helfen? Was überwiegt, die Angst vor Entdeckung oder der Wunsch, ja, der Drang, helfen zu wollen? Es stimmt, was der Autor an einer Stelle eine Figur sagen lässt: „das Leben braucht Bedeutung“!
Nach dem Lesen muss ich erstmal durchatmen, lasse einiges Revue passieren, habe die Menschen, denen Dave begegnete, und die Landschaft, in der sie sich begegneten, fast bildlich vor Augen, verinnerliche dieses Gefühl von Geben und Nehmen, von Begreifen und Umdenken. Es fühlt sich an wie ein Ende und wie ein Anfang zugleich.

Diese Geschichte hat mich berührt und ich wünsche ihr und dem Autor, dass noch viele sie lesen, bewusst und achtsam (wie man es heutzutage so gerne nennt) und sich auf sie einlassen. In meinen Augen ist „Südfall“ weniger eine Kriegsgeschichte als vielmehr eine Parabel über Menschlichkeit. Ich gebe 5 Sterne und einen Extra-Stern für all das, was zwischen den Zeilen steht.

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