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Veröffentlicht am 12.03.2024

Gehyptes Thriller-Debüt

Die Auszeit
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Warum bekommen manche Bücher mehr Hype ab als andere? DIE AUSZEIT von Emily Rudolf ist so ein Buch. An dem Thriller bin ich schon seit den ersten plakativen und vollmundigen Ankündigungen im vergangenen ...

Warum bekommen manche Bücher mehr Hype ab als andere? DIE AUSZEIT von Emily Rudolf ist so ein Buch. An dem Thriller bin ich schon seit den ersten plakativen und vollmundigen Ankündigungen im vergangenen Jahr nicht mehr vorbeigekommen. Der Verlag hat die Werbemaschinerie hochgefahren und damit die Nachfrage schon lange vor dem Erscheinungstermin extrem angeheizt. Auch bei mir ist DIE AUSZEIT sofort auf der Must Read-Liste gelandet. Immer mit der Frage im Hinterkopf: Wird der Thriller dem Hype gerecht?
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Darum geht’s: Influencerin Viktoria Kaplan reist mit ihren engsten Vertrauten in ein abgelegenes Retreat in den Bergen. Dort will sie öffentlichkeitswirksam ihren nächsten Follower-Meilenstein feiern. Dann wird der schöne Schein durch einen Mord zerfetzt.
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Das Buch sticht mit cooler Optik direkt ins Auge. Auch inhaltlich legt Emily Rudolf in ihrem Thriller-Debüt gleich gut los. Der Schreibstil der Autorin hat mich mitgerissen. Ebenso das eindrucksvolle Setting und die düstere Atmosphäre. Die anfängliche Friede, Freude, Eierkuchen-Stimmung macht schnell Platz für Lügen und Intrigen. Wir haben es hier mit einer besonderen Beziehungsdynamik zu tun und bekommen Einblicke in die menschliche Psyche und ihre Abgründe. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen vor und nach der Tat erzählt. Besonders der Stunden-Countdown bis zum Mord sorgt für Thrill.
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Die Story fährt zu Beginn ruckzuck von 0 auf 100 und hat mich durch die ersten 150 Seiten gepeitscht. Auch darüber hinaus geht es spannend weiter - aber nicht mehr ganz so, wie es das hohe Anfangstempo vorgegeben hat. Die Twists im Verlauf der Handlung sind nicht schlecht, aber auch nicht so überraschend wie angekündigt. Zahlreiche Fährten werden gelegt, die jeden verdächtig erscheinen lassen. Letztendlich verläuft aber auch einiges zu sehr im Sande. Das Ende wird dann leider recht schnell abgewickelt und kam mir etwas dahin geklatscht vor.
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DIE AUSZEIT ist ein guter Thriller. Den Hype sehe ich aber nicht. Dafür hätte es eine Schippe mehr gebraucht. Zum Beispiel etwas mehr Raffinesse, schockierendere Wendungen oder auch ein durchweg hohes Spannungslevel. Der Verlag legt die Messlatte dahingehend so extrem hoch, dass sie gerissen wird. Das ist schade. Ohne die geschürte Erwartungshaltung wäre ich wohl nicht ganz so kritisch gewesen und hätte das Buch möglicherweise etwas besser bewertet. Aber: Ich sehe das Potenzial und bin sehr neugierig auf weitere Thriller der Autorin. Dann aber bitte ohne Vorab-Hype, der mehr schadet als nützt.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Ausflug mit Stärken und Schwächen

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Zunächst hat mir DER AUSFLUG wirklich gut gefallen. Die Stimmung ist aber im Verlauf der Handlung gekippt.
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Darum geht’s: Jedes Jahr fahren Anna, ihr Verlobter ...

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Zunächst hat mir DER AUSFLUG wirklich gut gefallen. Die Stimmung ist aber im Verlauf der Handlung gekippt.
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Darum geht’s: Jedes Jahr fahren Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre beste Freundin Milena zum Wandern in die wilde Natur Nordschwedens. Diesmal ist Milenas neuer Freund Jacob mit von der Partie. Das verändert die gewohnte Gruppendynamik. Bald liegen die Nerven blank, es gibt Vorwürfe und Geheimnisse kommen ans Licht.
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Was mich direkt für das Buch eingenommen hat, ist die beeindruckende Naturkulisse, die für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt. Auch der Schreibstil hat mich schnell in die Geschichte reingezogen und mitgerissen. Der Spannungsaufbau zu Beginn ist gekonnt. Vor meinen Augen ist ein Kinofilm abgelaufen, den ich mir bis zur Hälfte auch sehr gerne angesehen habe. Dann ging der Story aber leider die Luft aus. Plötzlich hatte ich den Eindruck, so etwas schon x-Mal gelesen oder gesehen zu haben. Das allein wäre gar nicht schlimm, wenn die Geschichte mich packt. Hier hat es sich aber dann auf einmal so dermaßen gezogen, dass für mich die Spannung auf der Strecke geblieben ist.
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Bei der Handlung, die sich aus der rückblickenden Beschreibung der Wanderung und kurzen Vernehmungsprotokollen in der Gegenwart zusammensetzt, steht Anna eindeutig im Mittelpunkt. Ob sie eine verlässliche Protagonistin ist, ist die große Frage. Gerne hätte ich noch mehr über Gefühle und Sichtweisen der anderen Personen erfahren und darüber Spannung generiert. Leider sind die Mitwanderer aber keine gleichberechtigten Handlungsträger. Dadurch hat mir einfach was gefehlt, was sich negativ auf mein Interesse am Geschehen ausgewirkt hat. Erst der überraschende Perspektivwechsel gegen Ende hat mich wieder aufgeschreckt, kam da aber schon zu spät, um das leider irgendwie nervige Anna-Solo noch wettmachen zu können. Zumal mir auch der Schluss nicht gefallen hat. Es ist ein bisschen, als hätte der Autor den Schreibprozess einfach eingestellt. Für mich leider alles andere als zufriedenstellend.
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Fazit: Schreibstil und Setting hinterlassen einen positiven Eindruck. Bis zur Hälfte fand ich das Buch richtig gut. Dann wurde die Handlung langatmig und die Charaktere nervig. Es kommt mir vor, als hätte der Autor zuviel Energie in den Anfang gesteckt, woraufhin ihm auf die Distanz dann die Puste ausgegangen ist.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Second Chance mit viel Musik

The Breakup Tour – Der Sound unserer Liebe
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Vorweg: Der Roman wird mit Taylor Swift-Vibes beworben. Da ich keine Verbindung zur Künstlerin und ihrer Musik habe, hat mir vielleicht etwas gefehlt. Eingefleischte Swifties mögen das Buch mit ganz anderen ...

Vorweg: Der Roman wird mit Taylor Swift-Vibes beworben. Da ich keine Verbindung zur Künstlerin und ihrer Musik habe, hat mir vielleicht etwas gefehlt. Eingefleischte Swifties mögen das Buch mit ganz anderen Gefühlen lesen, als ich es getan habe.
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Darum geht’s: Riley ist ein Superstar. Ihr neues Album mit Trennungssongs wird zum Megaseller. Ausgerechnet Rileys Ex-Mann brüstet sich medienwirksam damit, sie zu ihrem größten Hit inspiriert zu haben. In dem Song geht es aber tatsächlich um Rileys Jugendfreund Max.
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Ich bin gut in das Buch gestartet und habe mich gleich in den Schreibstil verliebt. Der ist sehr poetisch und fühlt sich an wie eine sanfte Melodie. Es gibt zahlreiche wunderschöne Sätze, die selbst für Songtexte prädestiniert wären. Auch die Geschichte hat mir grundsätzlich gefallen. Nach einem starken Beginn konnte sie mich im Verlauf aber nicht mehr ganz so begeistern. Was sich zwischen Riley und Max abspielt, habe ich teilweise als nervig empfunden. Gerade für Riley konnte ich keine rechte Sympathie entwickeln. Irgendwie soll sie bodenständig rüberkommen, wirkt aber im nächsten Moment total abgehoben, weil sie sehr Ich-bezogen ist und oft egoistisch handelt. Ich habe viel zu sehr die Riley-Show gesehen und konnte mich auf die Person abseits der Bühne nicht richtig einlassen. Max als männlicher Gegenpart wurde mir zu sehr an die Wand gedrückt. Deshalb ist es mir schwer gefallen, die Emotionen zwischen den beiden zu fühlen und zu verstehen. Bis kurz vor Schluss konnte ich mir kein Happy End vorstellen - geschweige, dass ich es mir gewünscht hätte. Dann wird auf den letzten Metern ein filmreifes Kopfkino-Finale aus dem Hut gezaubert, dass das Gefühls-Ruder nochmal rumreißt und das Buch zu einem versöhnlichen Abschluss bringt.
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Nochmal zusammengefasst: Der Schreibstil ist zum Niederknien. Während ich Max als Charakter ganz gerne mag, gefällt mir Riley überwiegend leider gar nicht. Die Beschreibungen der Tour- und Konzert-Szenen finde ich wiederum gelungen. Das Ende kommt nach viel Hin und Her überraschend schnell. Es ist aber so Schmacht-schön, dass es beim Gesamteindruck nochmal ein bisschen was rausholt.
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Fazit: Ein Buch, wie ein Konzertbesuch, bei dem man zwischen dem berauschenden Intro und der euphorischen Zugabe nicht jeden Song gleichermaßen mag und feiert. Trotzdem geht man letztendlich beschwingt und mit dem Gedanken an ein schönes Erlebnis nach Hause.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

KI übernimmt die Macht

Die Burg
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Ich hatte ja eigentlich auf ein zügiges Erscheinen des 3. Teils von Ursula Poznanskis Thriller-Reihe um Ermittlerin Fina Plank gehofft. Stattdessen ist DIE BURG erschienen. Ein Stand Alone um KI-Technik ...

Ich hatte ja eigentlich auf ein zügiges Erscheinen des 3. Teils von Ursula Poznanskis Thriller-Reihe um Ermittlerin Fina Plank gehofft. Stattdessen ist DIE BURG erschienen. Ein Stand Alone um KI-Technik mit einem spannenden Szenario sowie teilweise (noch) futuristischen Elementen.
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Darum geht’s: Willkommen zu einem mörderischen Escape Game. Eine bunt zusammengewürfelte Expertengruppe soll die neue Attraktion auf Burg Greiffenau noch vor der Eröffnung testen. Die KI hat allerdings beschlossen, ihr eigenes Spiel zu spielen…
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Die Idee für den Plot ist definitiv am Nabel der Zeit - und musste wahrscheinlich gerade deshalb genau jetzt auf den Buchmarkt geschmissen werden. Ursula Poznanski schreibt hier wie gewohnt sehr flüssig und atmosphärisch. Trotzdem bin ich mit dem Buch nicht richtig warm geworden. Warum? Nun, das hat mehrere Gründe.
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Für meinen Geschmack hat leider gleich der Anfang des Buches Längen. Es wird erst mal sehr viel beschrieben und erklärt. Zudem müssen ja auch alle Personen zumindest halbwegs eingeführt werden. Spannung kam bei mir erst nach rund 120 Seiten auf. Bis dahin hatte ich bei den etwas beliebig wirkenden Charakteren aber schon leicht den Überblick verloren. Die realen Personen verblassen im Vergleich zur übermächtigen KI und wirken auf mich wie leblose Spielfiguren. Die Ausgestaltung der KI-Szenen und Welten kam mir wiederum recht überladen vor. Der anfängliche Reiz des Szenarios hat sich dadurch im Verlauf der Handlung immer mehr abgenutzt. Mein Interesse ließ nach. Teilweise habe ich das Lesen sogar als anstrengend empfunden. Die Rettungsversuche von Außen fand ich generell eigentlich spannender als das, was sich in der Escape-Welt abspielt. Auf Letzterem liegt aber natürlich der Fokus. Diese Gewichtung passt sicherlich zum Thema. Mir persönlich hat aber doch etwas die ausgleichende Realität gefehlt.
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Eines sei gesagt: Das Buch ist nicht schlecht. Es trifft nur nicht meinen persönlichen Geschmack. Ursula Poznanski kann mit der Idee, ihrem Schreibstil und anstazweise auch Atmosphäre punkten. Die Story hat mich aber nicht gecatcht. Es mag daran liegen, dass ich selbst noch nie ein Escape Game gespielt habe und noch nie in einem Escape Room war. Vielleicht fehlt mir dadurch die nötige Vorstellungskraft. Sollte ich entsprechende Erfahrungen mal nachgeholt haben, würde sich evtl. ein Re-Read lohnen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein schwieriger Fall

Das dunkle Versteck
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“Nordermoor” war vor einer gefühlten Ewigkeit der erste Krimi, den ich von Arnaldur Indridason gelesen habe. Es war damals gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Genre des Island-Krimis. In der ...

“Nordermoor” war vor einer gefühlten Ewigkeit der erste Krimi, den ich von Arnaldur Indridason gelesen habe. Es war damals gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Genre des Island-Krimis. In der Folge habe ich noch weitere Krimis von Indridason gelesen, den Autor danach aber jahrelang aus den Augen verloren. Die Neuerscheinung von “Das dunkle Versteck” hat mich wieder auf ihn aufmerksam gemacht.
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Darum geht’s: Halla findet nach dem Tod ihres Mannes eine Waffe in der Garage und gibt sie bei der Polizei ab. Die Spurensicherung findet heraus, dass aus dieser Waffe der tödliche Schuss in einem ungeklärten Mordfall stammt. Der pensionierte Kommissar Konráð ermittelt privat, denn er erinnert sich, dass sein Vater auch so eine Waffe hatte…
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“Das dunkle Versteck” hat sich als Teil 5 einer mir bis dato unbekannten Reihe herausgestellt. Aber ihr wisst ja, dass ich nicht fies vorm Quereinsteigen bin. Allerdings hatte ich doch das Gefühl, dass mir viel Vorwissen aus Kommissar Konráðs komplexer Welt fehlt. Dass ich etwas Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, kann aber auch an anderen Faktoren gelegen haben. Zum einen gibt es hier sooo viele Personen. Und die haben dann auch noch komplizierte isländische Namen. XY, der unter dem Namen Z bekannt ist. Ich habe leicht den Überblick verloren. Ich sage es selten, aber hier hätte ich ein Personenregister echt mal gut gebrauchen können. Auch die Handlung ist sehr komplex. Es gibt Verbindungen hier und da und alles wird auch noch so verschachtelt erzählt. Besonders verwirrt haben mich die verschiedenen Zeitebenen, die aber weder durch direkte Datumsangaben noch durch Kursivdruck kenntlich gemacht sind.
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Aus oben genannten Gründen war es für mich schwer, dem Handlungsverlauf zu folgen und ihm gerecht zu werden. Das Buch erweckt mit unter 400 Seiten den Eindruck, als könnte man es mal eben so locker weglesen. Das gilt vielleicht für absolute Kenner der Reihe. Ansonsten muss man sich hier schon Zeit nehmen und beim Lesen sehr aufmerksam bei der Sache sein. Indridasons Schreibstil ist flüssig, wenn auch recht trocken und sachlich, hat mir aber insgesamt gut gefallen. Wenn ich Zeit hatte, einen größeren Abschnitt im Buch zu lesen, war das fürs Verständnis sehr förderlich. Die Story ansich ist nicht unspannend, wenngleich bei mir keine besondere Spannung aufgekommen ist. Außerdem packt Indridason viele heiße Eisen, darunter Themen wie Kindesmissbrauch und Korruption. Auch der Protagonist, Kommissar Konráð, ist eine interessante und vor allem ambivalente Persönlichkeit. Nimmt man alles zusammen, kann ich nicht behaupten, dass das Buch schlecht ist. Eher würde ich sagen, dass mein Kopf gerade eher auf einen flotten Krimi-Read eingestellt gewesen wäre. Und das ist dieser Krimi für meinen Geschmack definitiv nicht.

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