Eine fesselnde Mischung aus Krimi, Familiensaga, Liebesgeschichte und Magischem Realismus
Die Bibliothek im NebelInhalt: Côte d’Azur, 1928. Die junge Liette verbringt die Sommerferien im Hotel ihres Onkels. Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich eine verlassene Villa, die – vor über 10 Jahren, unmittelbar vor ...
Inhalt: Côte d’Azur, 1928. Die junge Liette verbringt die Sommerferien im Hotel ihres Onkels. Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich eine verlassene Villa, die – vor über 10 Jahren, unmittelbar vor dem Großen Krieg – von einem Leipziger Verleger gebaut worden ist. Auf ihren Streifzügen um die Villa entdeckt Liette durch ein Fenster einen geheimnisvollen Raum: Eine reich bestückte Bibliothek, die im Nebel zu liegen scheint – und außerdem nicht so verlassen ist, wie sie eigentlich sein müsste. Dreißig Jahre später möchte Liette, die nun Direktorin des Familienhotels ist, die verlassene Villa kaufen. Allerdings sind die Besitzverhältnisse nicht eindeutig, sodass sie den Journalisten Thomas Jansen beauftragt, die zuletzt bekannte Besitzerin ausfindig zu machen. Die Ermittlungen führen die beiden auf eine Zeitreise, die ihren Ausgang im Sankt Petersburg um 1917 nimmt, wo sie auf eine besondere Liebesgeschichte stoßen...
Persönliche Meinung: „Die Bibliothek im Nebel“ ist ein Roman von Kai Meyer. Erzählt wird die Handlung in drei verschiedenen Zeitsträngen. Der chronologisch erste Zeitstrang spielt im Jahr 1917: In diesem begleiten wir Artur, einen jungen Bibliothekar, auf seiner Flucht vor der Ochrana (der zaristischen Geheimpolizei) von Sankt Petersburg nach Leipzig. Der zweite Strang findet rund 10 Jahre später (1928) statt. Hier entdeckt die elfjährige Liette im Hotel ihres Onkels ein geheimnisvolles Buch, das sie besser nicht berühren sollte. Im dritten Handlungsstrang, der 1957 spielt, begeben wir uns mit Thomas und der erwachsenen Liette auf eine Suche, die beider Leben verändern wird. Während der erste Erzählstrang aus der Ich-Perspektive erzählt wird, ist der PoV der anderen beiden Stränge eine personale Erzählweise. Man merkt es schon an meiner kurzen Vorstellung der Handlungsstränge: In dem Roman passiert sehr viel, wobei unterschiedliche Genres berührt werden. Die Handlung changiert zwischen Kriminalroman, Liebesgeschichte, Familiensaga und Magischem Realismus, wodurch sie nie an Spannung oder Reiz verliert. Gewissermaßen das übergeordnete Thema, das die drei Handlungsstränge eint, ist das Medium „Buch“ (und alles, was dazugehört). Während der Lektüre besuchen wir unterschiedliche Bibliotheken, streifen durch die Gassen des Graphischen Viertels in Leipzig und entdecken mysteriöse Bücher. Trotz der Fülle und der Unterschiedlichkeit des Inhalts wirkt der Roman nicht disparat: Alles wird stimmig aufeinander bezogen, sodass eine schön runde Handlung entsteht. Besonders haben mir die Verweisstrukturen innerhalb der einzelnen Erzählstränge gefallen: Mehrfach trifft man Figuren und Gegenstände wieder, die man bereits aus einem anderen Handlungsstrang kennt (wodurch auch einige überraschende „Aha“-Momente aufkommen). Sehr gut gefallen hat mir auch die Ausgestaltung der Figuren (besonders der drei Hauptfiguren) gefallen, die allesamt sehr lebendig und stark gezeichnet werden. Der Schreibstil von Kai Meyer ist gewohnt bildreich und detailliert: Ein Fabulieren im allerbesten Sinne, das einen sofort in den Bann zieht. Ich könnte noch vieles mehr anführen, was mir an „Die Bibliothek im Nebel“ gefallen hat, werde hier aber einen Punkt setzen, um den Rahmen nicht zu sprengen. Zum Schluss bleibt mir nur nochmal zu bekräftigen: Kai Meyer hat wieder abgeliefert und einen spannenden, fesselnden Roman mit phantastischen Elementen geschrieben, den besonders Buchliebhaberinnen mögen werden.