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Veröffentlicht am 04.02.2024

Der Brand

Grand Cru
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Mit einem Anruf wird Bruno, Chef de Police, zum Brand eines Feldes mit angeschlossenem Schuppen gerufen. Zum Glück gibt es keine Verletzten. Aber dieses Feld war schon seltsam. Eigentlich schien es garnicht ...

Mit einem Anruf wird Bruno, Chef de Police, zum Brand eines Feldes mit angeschlossenem Schuppen gerufen. Zum Glück gibt es keine Verletzten. Aber dieses Feld war schon seltsam. Eigentlich schien es garnicht da zu sein, ebensowenig wie der Schuppen. Fast zur gleichen Zeit wird bekannt, dass ein Amerikaner in die Gegend investieren will. Ob er dem so positiv gegenübersteht, kann Bruno nicht sagen. Zwar werden neue Arbeitsplätze versprochen, das Investment hinge jedoch auch mit Landverkäufen zusammen. Im Rahmen der Ermittlungen lernt Bruno den jungen Max kennen, der bisher nicht viel Glück gehabt hat.

Auch mit seinem zweiten Fall bringt uns Bruno, Chef de Police, sein Périgord näher. Der ehemals prosperierende Weinbau kommt nach einer Reblausplage langsam wieder in Gang. Wen wundert es, dass das bei guten Böden einen Investor auf den Plan ruft. Doch kann das mit dem Brand auf diesem Versuchsfeld zusammenhängen. Bruno muss und will allen Beteiligten gegenüber diplomatisch sein. Es ist seine Stadt und er lebt hier gerne. Veränderungen können Weiterentwicklungen bringen, aber kann eine amerikanische Weinbaufirma wirklich einen positiven Einfluss nehmen oder regiert da eher Geld die Welt? Diskutiert wird das gerne bei einer ausgiebigen Mahlzeit unter Brunos Freunden.

Zum einen locker und leicht kommen die Kriminalromane von Martin Walker daher. Das heißt jedoch keinesfalls, dass sie irgendwie oberflächlich sind. Auf intelligente Weise mischt der Autor aktuelle Themen wie Umweltschutz oder die Auslegung von EU-Regeln mit seinen Kriminalfällen. Gleichzeitig zeichnet er ein liebenswertes Bild von Land und Leuten im Périgord. Eigen und doch weltoffen zeigen sich die Franzosen in dieser Region. Da möchte man sofort einen Urlaub buchen. Zwar gibt es hier nicht das komplizierte Rätsel, dafür sind die Entwicklungen rund um den Ort St. Denis umso interessanter. Ein lesenswerter zeitloser Krimi aus einer Reihe, die bisher nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 03.02.2024

False Friends

Dunkelgrün fast schwarz
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Schon als sie drei Jahre alt waren haben sie gemeinsam auf dem Spielplatz getobt. Moritz und Raffael. Die Eltern von Moritz sind in des Vaters Heimatdorf gezogen. Seine Mutter fühlt sich fremd, denn ihr ...

Schon als sie drei Jahre alt waren haben sie gemeinsam auf dem Spielplatz getobt. Moritz und Raffael. Die Eltern von Moritz sind in des Vaters Heimatdorf gezogen. Seine Mutter fühlt sich fremd, denn ihr Mann fährt zum Studium nach Wien. Und die Mutter von Raffael ist eine der wenigen, die nett zu sein scheint. Und so sind Motz und Raf zu Freunden geworden. Raf ist derjenige, der vorneweg geht. Doch irgendwann trennen sich ihre Wege, spätestens nach der Schulzeit. Jahre später lebt Moritz glücklich in einer Beziehung. Und völlig aus dem Nichts steht eines Tages Raffael vor der Tür.

Zwei Freunde, die unzertrennlich scheinen. Raffael und Moritz sind seit Kindertagen Freunde, bis in die Schulzeit wirken wie aus einem Guss. Doch als eine neue Schülerin in die Klasse kommt, verschiebt sich das Gleichgewicht. Motz ist mit Johanna zusammen. Raffaels wahres Gesicht wird von Maria, der Mutter von Moritz, gesehen, doch was soll sie tun. Er ist der einzige Freund ihres Sohnes. Vielleicht wird die Zeit es bringen. Mit Raffaels Auftauchen konnte nicht gerechnet werden. Wird er wieder seine alten Muster anwenden? Wird Moritz wieder auf die glatte Fassade hereinfallen? Es geht um seine Zukunft.

Es ist ein Buch, das von Freundschaft schreibt, glaubt man jedenfalls. Eine Jugendfreundschaft, etwas, was man aus eigener Erfahrung eher positiv in Erinnerung hat. Doch beim Lesen entdeckt man, dass man sich da doch schwer getäuscht hat. Raffael ist ein Psychopath, der am besten in irgendeinem Orkus verschwunden wäre. Wenn man in diesem Roman nach sympathischen Menschen sucht, kann man lange suchen. Finja in ihrer Unschuld ist liebenswert. Man möchte sich nicht in epischer Breite darüber auslassen, wieso die einzelnen Personen so abstoßend wirken. Das kann jeder selbst entdecken. Schwierig ist es über diesen Roman eine Bewertung zu finden. Die Worte sind wohlgewählt, die Geschichte fesselnd, man möchte nur nichts von diesen Menschen wissen. Doch auch wenn man Widerwillen empfindet, so löst das Buch etwas aus.

Veröffentlicht am 02.02.2024

Der Schatten

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Blendwerk
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Es ist der erste richtige Auftrag von Mab und der haut gleich richtig rein. Winterritter Harry Dresden wird von Mab an Nicodemus, den Denarier, verliehen. Einen schlimmeren Auftrag kann es kaum geben. ...

Es ist der erste richtige Auftrag von Mab und der haut gleich richtig rein. Winterritter Harry Dresden wird von Mab an Nicodemus, den Denarier, verliehen. Einen schlimmeren Auftrag kann es kaum geben. Es wäre nicht erstaunlich, wenn Harry am Ende tot wäre. Und die Kopfschmerzen, die er dauernd hat werden trotz seines Aufenthalts auf der Insel immer schlimmer. Und nun schützt ihn nur ein kleiner Ohrstecker, den Mab ihm verpasst hat. Das muss jedoch beiseite geschoben werden. Wichtiger ist es jedoch hinter Nicodemus’ Plan zu kommen. Der offenbart Informationen allerdings nur scheibchenweise.

Im fünfzehnten Band der Reihe um Chicagos einzigen Magierditektiv Harry Dresden trifft Harry einen alten Feind wieder. Dieser hat einen Plan, der denen, die an der Aktion beteiligt sind, eine große Summe Geld bringen soll, wenn sie die Sache überleben. Es geht darum, einen in höchstem Maße gesicherten Tresor zu knacken. Ein Job für Harry ist das eigentlich nicht. Nicodemus hat noch weitere Helfer rekrutiert. Und Harry bekommt Hilfe von Karrin Murphy, deren unverstellter Blick einfach unverzichtbar ist. Das braucht Harry in diesem Fall auch wirklich, die anderen Mitglieder der Unternehmung kommen eher von der düsteren Seite der Macht.

Das ist mal wieder ein Fall für Harry Dresden. Seit einigen Monaten ist er auf der Insel, weil anders die Kopfschmerzen nicht zu beherrschen sind. Und nun soll er einem seiner ärgsten Feinde zu Diensten sein. Mab kann nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Oder hat sie einen Plan? Immerhin sieht Harry eine kleine Chance, lebend aus der Sache herauszukommen. Nebenbei bekommt er einmal ordentlich den Kopf gewaschen. Aus dem, das glaube ich jetzt nicht, wird ein sehr spannender Fall mit einigen überraschenden Wendungen. Obwohl Harry mit seinem Dasein als Winterritter hadert, ist er immer noch Harry. Er beschützt seine Freunde, seinen Lieben und die Menschen soweit es geht. Man würde ihm wünschen, immer einen Schritt voraus zu sein. Ob das immer so klappt muss jeder selbst nachlesen. Es kann eine sehr fesselnde Lektüre in Aussicht gestellt werden, bis klar ist, wie Harry aus diesem unmöglichen Fall herauskommt. Der nächste Band der Reihe ist bereits angekündigt.

Veröffentlicht am 31.01.2024

Die Diva

Maria Callas
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Ende letzten Jahres hätte sie ihren hundertsten Geburtstag feiern können, wenn sie nicht schon vor langen Jahren gestorben wäre, die einzigartige Opernsängerin Maria Callas. Dabei begann ihr Leben in einfachen ...

Ende letzten Jahres hätte sie ihren hundertsten Geburtstag feiern können, wenn sie nicht schon vor langen Jahren gestorben wäre, die einzigartige Opernsängerin Maria Callas. Dabei begann ihr Leben in einfachen Verhältnissen. In Amerika wurde die Callas geboren. Als die Eltern sich trennten, musste sie die Mutter zurück nach Griechenland begleiten. Das junge hatte nicht viel mehr als ihre Stimme. Schon in jungen Jahren begann sie an ihrer Stimme zu arbeiten und an ihrem Ausdruck zu feilen. Bald gab es erste Engagements. Bis sie ihren Mythos erschaffen hatte, dauerte es noch eine Weile, doch dann standen ihr die großen Opernhäuser offen.

Die große Diva, die zielstrebig arbeitet und sich durchsetzt, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite die gefühlvolle Frau, die sich an Anerkennung und Liebe sehnt. Zwei Seelen wohnen in ihrer Brust. Neben ihren grandiosen Interpretationen klassischer Musik, die auch heute noch unvergleichlich sind, offenbart sich eine Frau, die im Privaten, nach etwas strebt, was unerreichbar scheint. Eine in ihren Augen richtige Familie bleibt ihr verwehrt. Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester hadert sie. Sicherheit bekommt sie durch ihre Engagements, für deren Gagen sie mitunter hart verhandelt.

Selbst wenn man wenig von klassischer Musik versteht, ist Maria Callas wohl Vielen ein Begriff. In dieser neuen Biografie unternimmt die Autorin eine Annäherung an die Künstlerin. Es scheint so als ob zwei Seelen in Marias Brust wohnen. Die herrsche, durchsetzungskräftige Sängerin, die unermüdlich probt und Aufführungen bestreitet. Und die anschmiegsame Frau, die auf altmodische Art versagt werden will. Mit viel Verve bringt die Autorin ihren Lesern und Leserinnen die Sängerin Maria Callas, aber auch den Menschen Maria Callas näher. Teilweise sehr kleinteilig erfüllt sie ihre Aufgabe. Vielleicht vermisst man etwas Leichtigkeit. Vielleicht gibt es ein wenig zu viele Allüren. Und doch bleibt man neugierig auf diese schillernde Persönlichkeit. Die Fotos sind sehr passend zu den einzelnen Kapiteln ausgesucht und unterstreichen die in den einzelnen Kapiteln beschriebenen Lebensabschnitte der Künstlerin. Eine Biographie, die einen anderen Blickwinkel auf die einzigartige Sopranistin öffnet.

Veröffentlicht am 28.01.2024

Die Weissagung

Das Mörderarchiv
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Als sie siebzehn waren gingen Frances, Rose und Emily zu einer Wahrsagerin. Eigentlich nur zum Spaß. Doch ausgerechnet Frances bekam vorhergesagt, dass sie eines Tages eines unnatürlichen Todes sterben ...

Als sie siebzehn waren gingen Frances, Rose und Emily zu einer Wahrsagerin. Eigentlich nur zum Spaß. Doch ausgerechnet Frances bekam vorhergesagt, dass sie eines Tages eines unnatürlichen Todes sterben würde. Und nun sechzig Jahre später wird Annie Adams, die Tochter von Frances’ Nichte, nach Gravesdown in Dorset beordert. Tante Frances hat ihr Testament geändert und will dies mit den möglichen Erben erörtern. Leider kommt es nicht dazu. Die Geladenen finden Tante Frances tot auf und die Weissagung scheint sich bewahrheitet zu haben. Es gibt Anzeichen dafür, dass hier ein Mord geschehen ist. Und es stellt sich heraus, wer den Mörder findet erbt.

Annie Adams ist eine der möglichen Erben. Hinzu kommen noch Saxon, Frances’ Stiefsohn und Oliver, der die Chance erhalten könnte, den ganzen Besitz für eine Immobilienfirma zu vermarkten. Wie soll Annie das denn angehen? Ihr Traum ist es, Autorin von Kriminalromanen zu werden. Aber in einen echten Krimi wollte sie nun wahrlich nicht hineingeraten. Und gekannt hat sie Tante Frances auch nicht. Ihre Mutter hat es nie zurück aufs Land gezogen. Sie ist eine Londoner Künstlerin, die auf ihre nächste Vernissage hinarbeitet. Allerdings gehört das Haus in Chelsea Tante Frances und damit zum Erbe. Es wäre schon schön, wenn Annie und ihre Mutter dort bleiben könnten.

Das ist ein ungewöhnlicher Ansatz. Praktisch ihr ganzes Leben lang versucht eine Person den zukünftigen Mord an ihr zu klären bevor er geschehen ist. Und nun müssen die möglichen Erben es versuchen. Natürlich herrscht ein nicht unerheblicher Konkurrenzkampf. Annie ist dabei nicht in der besten Position, sie kannte die Tante nicht, das Landhaus nicht und das Mörderarchiv, welches Tante Frances über die möglichen Täter angelegt hatte, ist doch etwas überwältigend. Zu Beginn wirkt dieser Roman ein wenig behäbig. Gerade die Tagebucheintragungen nehmen der Erzählung die Geschwindigkeit. Auch wäre es interessant gewesen hin und wieder tatsächlich kleine Ausschnitte aus dem Archiv zu sehen als Foto oder Ausriss. Doch nach und nach findet man sich besser zurecht und die Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart finden ihren Bezug zueinander. Je besser man die Handlungsstränge durchschaut, desto packender wird die Story. Schlussendlich ist man in die Geschichte eingetaucht und dem englischen Flair verfallen. Obwohl es nicht eindeutig gesagt wird, könnten möglicherweise noch weitere Rätsel im Archiv schlummern.

Dieses Flair findet auch seinen Ausdruck in der Covergestaltung mit dem urbritischen Oldtimer und der Landhaussilhouette. Und es ist nicht Frances, die am Steuer sitzt.