Wenn man denkt, eine Person zu kennen...
Ein Familienunternehmen, ein luxuriöses Anwesen am Chiemsee, ein großes Geheimnis und eine Suche nach der Vergangenheit eines Verstorbenen.
In dem zweiten Band der „Chiemsee-Saga“ von der Autorin Isabell ...
Ein Familienunternehmen, ein luxuriöses Anwesen am Chiemsee, ein großes Geheimnis und eine Suche nach der Vergangenheit eines Verstorbenen.
In dem zweiten Band der „Chiemsee-Saga“ von der Autorin Isabell Schönhoff dreht sich die Geschichte diesmal größtenteils um den Sohn Ferdinand und sein gut behütetes Geheimnis. „Das Erbe der Greiffenbergs - Zu neuen Ufern“, am 26. Januar 2024 beim „Bastei Lübbe“-Verlag erschienen, setzt direkt an den ersten Teil an. Ferdinand, erfolgreicher Stuntman und Lebemann, schuldet dem arroganten Mike, nachdem er dessen Luxuskarre in einem Autounfall vor einiger Zeit zu Schrott gefahren hat, einen Gefallen. Natürlich passt es wie Faust aufs Auge, dass Ferdi da doch einen schönen Stunt in einem neuen Werbespot von Mikes Firma hinlegen könnte. Problematisch nur, wenn es dadurch zu einem schweren Sturz kommt und der sportliche Spross mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Beruf an den Nagel hängen muss. In einer Nobel-Rehaklinik direkt am Chiemsee wird alles daran gesetzt, dass Ferdinand zumindest wieder laufen kann, Zukunft jedoch ungewiss. So soll es dann wohl auch Schicksal sein, dass er dort die Musikerin Christina kennenlernt, die wegen einer Fahrerflucht ihre Hand nicht mehr wie früher benutzen kann. Ferdinand ahnt Böses, behält seine Gedanken aber erstmal für sich.
Seine Schwester Pauline hingegen ist mit ihrem neuen Freund so glücklich wie lange nicht mehr. Wäre da nicht Onkel Wolfgang, der absolut nichts davon hält, sie als Führungsspitze im Familienunternehmen zu halten. Die Stimmung in der Firma ist alles andere als harmonisch und auch das Familienoberhaupt Elsa ist mehr als aufgewühlt. Sie findet in einem Hemd ihres verstorbenen Sohnes Ludwig ein Foto, welches sie auf die Suche nach dessen Vergangenheit aufbrechen lässt. Ludwig hatte wohl mehr Probleme und Geheimnisse, als seine Frau Therese und seine Mutter dachten. Wer ist die fremde Frau auf der Fotografie? Kann es sein, dass der Betrauerte womöglich gar nicht tot ist, sondern nur untergetaucht? Und kann ein Filmdreh am See das Feinkostgeschäft retten?
Nachdem der erste Teil ein wenig mit einem Cliffhanger endete, hoffte ich bei diesem Teil nun auf die Auflösung um Ludwigs Segelunfall. Ist er tatsächlich tot oder haben Paulines Zwillinge eventuell doch einen lebendigen Mann auf dem See gesehen? Während ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich gleich wieder in der Geschichte rund um Feinkost Greiffenberg, auch weil die Bücher nahtlos ineinander über gehen. Da hat mir sehr gefallen, da es so keine vergangene Zeit gab. Der Schreibstil ist wie gewohnt auch wieder flüssig und die Geschichte lässt sich leicht lesen. Gut finde ich den kleinen Perspektiv-Wechsel von Paulines Leben in das von ihm Bruder. Am Anfang konnte ich Ferdinand noch nicht gut einschätzen und wusste auch nicht so recht, ob ich ihn sympathisch finden soll. Aber nach und nach entwickelt sich sein Charakter weiter und das macht ihn am Ende des Buches zu einer Lieblingsfigur. Daran sieht man mal, dass die richtigen Menschen in einem Leben so viel ausmachen können und man sich doch irgendwo ändern kann. Elsa mag ich nach wie vor. Die Frau ist einfach tough und klug. Wie sie die Spuren verfolgt finde ich klasse. Sie gibt einfach nicht auf, bis eine Lösung gefunden wurde. Auch Therese überrascht mich am Schluss so sehr, dass ich meinen Hut vor ihr ziehe. Wer mir in diesem zweiten Teil zu wenig vorkommt ist Antonia. Sie hat so mit dem Verlust ihres Vaters zu kämpfen, dass es ihr gut tut eine neue Freundin zu finden. Vielleicht bekommt sie in dem dritten Teil ihren großen Auftritt.
Einige Charaktere, wie Mike oder Wolfgang hasse ich regelrecht. Solche Idioten einfach. Schön ausgearbeitete Hass-Figuren.
Manche Szenen im Buch sind mir zu überspitzt und zu krass. Das beste Beispiel ist wohl das Ende selber. Dieses kam nämlich mit einem so großen Knall, damit kam ich gar nicht klar und bin nach wie vor sprachlos. Auch wenn es noch ein weiteres Buch geben wird und ich dieses auch unbedingt lesen möchte, mochte ich den Schluss in diesem Teil leider überhaupt nicht.
Im Vergleich zu Teil 1 finde ich „Zu neuen Ufern“ vom Inhalt nicht ganz so spannend, obwohl die Frage um Ludwig geklärt wird. Das Cover wiederum finde ich noch schöner gestaltet, als beim Vorgänger. Im Gesamten gebe ich Band 2 der „Chiemsee-Saga“ 3,5 Sterne von 5 und freue mich auf den dritten Band, welcher Ende August 2024 erscheinen wird.
Vielen Dank der Lesejury für die tolle Leserunde und as Rezensionsexemplar.