Mutige Frauen in schwieriger Zeit
Sturmmädchen„...Ich bin Margot. Wir haben ab heute hier ein Ferienhaus. Wollen wir Freundinnen sein?...“
Mit diesen Worten tritt die 6jährig Margot zu Käthe und Elli. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen. Wir schreiben ...
„...Ich bin Margot. Wir haben ab heute hier ein Ferienhaus. Wollen wir Freundinnen sein?...“
Mit diesen Worten tritt die 6jährig Margot zu Käthe und Elli. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen. Wir schreiben 1933. Die ersten Schatten fallen auf die Freundschaft, denn Margot ist Jüdin. Ihre Eltern haben in Aachen ein Geschäft.
Die Autorin hat einen tiefgründigen und sehr gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Er spielt in einen kleinen Ort unweit der belgischen Grenze.
Der Schriftstil ist ausgereift. Dazu gehört auch, dass die Personen sehr gut charakterisiert werden. Elli lebt mit ihrer Mutter in einem Gebäude auf dem Hof des Bauern Janssen. Ihre Mutter arbeitet als Hebamme. Elli hat eine körperliche Behinderung. Deshalb wird sie von ihrer Mutter überbehütet. Käthe muss mit ihrem Vater und den älteren Brüdern zurecht kommen. Die sind dem Alkohol ziemlich zugetan.
Nach dem Prolog sind weitere 5 Jahre vergangen. Die politischen Entwicklung hat Spuren hinterlassen. Käthe hofft, durch ihre Mitgliedschaft in der Frauenschaft ihrem Elend entfliehen zu können. Margot schweigt sich über die Probleme aus, die ihrer Familie drohen.
Und dann ist dann noch Schwester Gertrud, die zu den unterschiedlichsten Zeiten bei Alma, Ellis Mutter, auftaucht. Ab und an hat sie einen ziemlich trockenen Humor.
„...Fritz Todt heißt der Trottel, der sich diesen Blödsinn mit der Verteidigungslinie ausgedacht hat. Bei uns sind alle wohlauf. Noch...“
Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben. In dem kleinen Ort ist es schwierig, etwas unter den Teppich zu kehren. Auf Grund ihrer Behinderung wird Elli ausgegrenzt. Ihre Freundschaft mit Käthe geht in die Brüche, weil letzte der Masse hinterher läuft. Elli dagegen hat für das neue Regime nichts übrig.
Die Autorin versteht es, Ellis Entwicklung deutlich zu machen. Sie möchte eine Aufgabe, möchte sich nützlich machen. Als sie mitbekommt, wie sich die Verhältnisse von Margot und ihrer Familie verschlechtern, wächst sie über sich hinaus. Dabei ist sie anfangs ziemlich naiv. Nur ihre Mutter ahnt die Gefahren und versucht, sie auszubremsen.
Das Buch hat viele verschiedene Facetten. Die sorgen für den hohen Spannungsbogen. Als Leser ahnt man, was sich im Untergrund abspielt. Berichtet wird aber lange Zeit nur das Geschehen, was Elli betrifft.
Auch bei Käthe gibt es eine Entwicklung. Die vollzieht sich allerdings im Stillen. Nach außen hält sie ihre Fassade geschlossen.
Ein inhaltsreiches Nachwort schließt die Geschichte ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Manches der Ereignisse ist heftig, aber so waren die Zeiten.