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Veröffentlicht am 11.05.2024

Stimme der Liebe

Blind Date mit Möwe
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Ich hab mich wirklich verliebt, in eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte. Und über die ich fast nichts wusste. Verrückt, oder?“

„Blind Date mit Möwe“ ist ein Liebesroman von Yvonne Struck. Er erschien ...

Ich hab mich wirklich verliebt, in eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte. Und über die ich fast nichts wusste. Verrückt, oder?“

„Blind Date mit Möwe“ ist ein Liebesroman von Yvonne Struck. Er erschien im April 2024 im Bastei Lübbe Verlag.
Nach einem vollkommen verpatzten Tinder-Date beschließt Lisa, sich auf einer Dating-Plattform anzumelden, bei der es um die „inneren Werte“ geht. Kennenlernen ohne Fotos, Namen oder Berufe - das Blind-Date der anderen Art, eigentlich perfekt, oder?
Jonas wird auf der Onlineplattform von seinem Freund Timo angemeldet, er soll beweisen, dass es beim Kennenlernen nicht auf das Aussehen ankommt. Laut Fragebogen sind Lisa und Jonas ein perfektes Match, doch wie sieht es im wahren Leben aus?

Yvonne Strucks Roman spielt in Lübeck und tatsächlich wird die Stadt der sieben Türme im Roman immer wieder authentisch und bildlich beschrieben. Für mich war das Lesen daher quasi ein Heimspiel und nicht selten hatte ich beim Lesen ganz konkrete Bilder vor Augen. Doch auch jemandem, der die Stadt nicht kennt, wird durch die realistischen Beschreibungen sicherlich eine perfekte Romankulisse geboten. Mit dabei sind Strand und Stadt sowie malerische Natur in all ihrer Vielfalt. An manchen Stellen sind die Erläuterungen vielleicht sogar etwas zu detailliert, mir hat es aber insgesamt sehr gefallen, welchen Stellenwert der jeweilige Handlungsort bekommt.
Die Autorin hatte mich jedoch nicht nur durch den Handlungsort sofort gefesselt, sondern auch durch den insgesamt sehr bildhaften, leichten und humorvollen Schreibstil sowie die sympathischen Protagonisten. Schon nach den ersten Seiten war ich vollkommen in die Geschichte eingetaucht und fühlte mich an Romane von Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister erinnert.
Das Buchsetting, eine Onlineplattform, die Menschen unabhängig von Aussehen und finanziellen Aspekten zusammenbringt, gefällt mir sehr gut. Yvonne Struck schildert das Kennenlernen von Lisa und Jonas sehr charmant und amüsant, bringt einem so manches Lächeln auf die Lippen und ist dabei keinesfalls albern oder überzogen.
Insgesamt ist die Geschichte, wie auch die beiden Protagonisten, absolut authentisch.
Lisa ist eine fröhliche junge Frau, die für ihren Beruf brennt. Sie leitet eine Naturstation auf dem Priwall und kann sich nichts schöneres vorstellen, als die Natur zu hegen und sie Kindern und Erwachsenen näher zu bringen. Lisas Leidenschaft war für mich durch die Zeilen spürbar und als Figur ist sie mir sofort sympathisch gewesen. Sie ist auf keinen Fall perfekt, lebt oft im Moment und ist manchmal ein bisschen verplant. Gleichzeitig ist sie darauf bedacht, dass es den Menschen in ihrer Umgebung gut geht und setzt ihre eigenen Bedürfnisse dadurch oft zurück. Dies wird ihr im Laufe des Romans klar und mir gefiel gut, wie sie sich hier entwickelt hat. Gerade die Reflektion ihrer eigenen Handlungen mochte ich sehr!
Ebenso sympathisch ist mir Jonas, der ein ganz normaler Typ ist. Er ist Architekt und hat gerade den ersten großen Auftrag auf dem Schreibtisch liegen. Entsprechend viel Druck lastet auf seinen Schultern, weitere Probleme kann er eigentlich nicht gebrauchen. Dennoch jongliert er parallel mit seiner dreizehnjährigen Tochter und dem Onlinedating, was nicht immer ganz leicht ist.
Auch die Nebenfiguren, gerade die aus der Naturstation, haben mir sehr gefallen. Weniger mochte ich Jonas Freund Timo, welcher irgendwie eher wie ein egoistischer und selbstverliebter Mann als wie ein echter Kumpel auftritt. Irgendwie verkörpert er damit ein typisches Klischee…
Gefallen hat mir zudem, dass viele der betrachteten Themen im Roman tatsächlich so oder so ähnlich existieren oder passiert sind. Lisas Naturstation gibt es ihn ähnlicher Form zum Beispiel tatsächlich und Vorbeischauen lohnt sich garantiert - eine entsprechende Erläuterung gibts im Nachwort!

Mein Fazit: Yvonne Struck hat einen humorvollen und wunderschönen Liebesroman geschrieben. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte unglaublich viel Freude am Lesen. Im Roman passte für mich einfach alles, weshalb es 5 von 5 Sternen von mir gibt! Außerdem dazu natürlich eine klare Leseempfehlung, gerade für Leser*innen von Autorinnen wie Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister!

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Glühsonne

Wenn die Sonne glüht
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„Frauen bildeten die Minderheit und hatten sich keine Gedanken über die wirklich wichtigen Dinge zu machen.“

„Wenn die Sonne glüht“ ist der zweite Band der Himmelsschwestern-Reihe von Sophie Bichon. Er ...

„Frauen bildeten die Minderheit und hatten sich keine Gedanken über die wirklich wichtigen Dinge zu machen.“

„Wenn die Sonne glüht“ ist der zweite Band der Himmelsschwestern-Reihe von Sophie Bichon. Er erschien im Dezember 2023 im Heyne Verlag. Er kann theoretisch unabhängig gelesen werden, empfehlen würde ich es aber nicht.
Hamburg, 1978 - Klio bekommt eine Assistentenstelle bei einem großen Fernsehsender. Sie darf bei ihrem Idol Anni Winter arbeiten - welch ein Glück! Der vermeintliche Traumjob entpuppt sich jedoch als schwierig, denn die im Fernsehen so charmant und freundlich wirkende Anni ist in der Realität unnahbar und abweisend. Klio muss also die Zähne zusammenbeißen und zwischen dem Terror der RAF, den Vorurteilen der Gesellschaft sowie dem Fluch ihrer Familie ihren eigenen Weg finden.

Tja, was soll ich zu dem Roman von Sophie Bichon sagen. Mir fallen im Grunde nur drei Worte ein: einzigartig, brillant, emotional! Für eine Rezension ist das aber wohl zu wenig, daher versuche ich, meine Begeisterung mal in Worte zu fassen…
Schon Band 1 der Buchreihe mochte ich sehr, hatte aber leichte Schwierigkeiten beim Einstieg in die Handlung. Dies war nun, bei Klios Geschichte, ganz anders. Die Handlung zog mich sofort in ihren Bann und obwohl ich hier ein wenig außerhalb meine Lesekomfortzone unterwegs bin, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Stimmung im Roman ist insgesamt eher düster, dabei aber unglaublich atmosphärisch und emotional. Sophie Bichon fängt den Zeitgeist der 80er-Jahre sehr realistisch ein und gibt einem das Gefühl, live dabei zu sein. Dargestellt wird, wie viel Angst tatsächlich während des RAF-Terrors in der Gesellschaft bestand und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Tatsächlich habe ich davon bisher kaum etwas gelesen und auch in der Schule nichts davon gelernt, umso wichtiger finde ich es, auch diese Zeit zu beleuchten und darzustellen!
Sie vermischt Realität und Fiktion, bringt Fantasyelemente in historische Begebenheiten ein und stellt gleichzeitig die Schwierigkeiten und die Kämpfe der LSBTI sowie der Frauenbewegung zu dieser Zeit dar. Es wird deutlich, wie schwer es Frauen in dieser Zeit hatten, verantwortungsvolle Positionen zu bekommen, in denen es nicht um das häusliche Leben ging. Annis und Klios Job beim Fernsehsender zeigt diese Widrigkeiten und Vorurteile gut auf und verdeutlicht, wie sehr sie kämpfen mussten, nur weil sie weiblich gelesen werden!
Nebenbei kommen aber auch die Gefühle nicht zu kurz, denn obwohl Anni gegenüber Klio so abweisend ist, knistert es zwischen ihnen. Und zwar nicht wenig… Die Gefühle „dürfen“ aber nicht sein und so kämpfen beide mit ihren Emotionen, ihren Gefühlen und ihren Handlungen; nähern sich dabei aneinander an, entfernen sich aber ebenso wieder voneinander…
Nicht selten hatte ich Gänsehaut beim Lesen. Leid und Glück liegen so dicht beieinander und die Liebe hat viele Gesichter…
Die Autorin zeichnet starke Protagonistinnen und starke Nebenfiguren. Die Spannung ist durchgehend hoch und wird zum Ende mit einem unglaublichen Spannungsbogen garniert. Das Ende war für mich dann auch tatsächlich absolut unerwartet!
Auch die Beziehung der drei Himmelsschwestern kommt natürlich nicht zu kurz und ich hoffe sehr, dass wir erfahren werden, wie diese buchübergreifende Handlung zu Ende geht!

Mein Fazit: Ich bin absolut begeistert von Sophie Bichons Roman. Er ist meines Erachtens unglaublich gut gelungen und verbindet Liebesroman, historischen Roman und Fantasyroman auf eine einzigartige Weise! Von mir gibt es eine klare und begeisterte Leseempfehlung und natürlich 5 von 5 Sternen, wobei ich auch mehr vergeben hätte!

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Blau wie das Meer

Die Liebe der Lady River
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„Sie roch nach Minze und Meer und sah in ihrem dunkelblauen Kleid und mit den geflochtenen Haaren aus wie das Wasser, wie die Wellen, wie der Wind.“

„Die Liebe der Lady River“ ist der zweite Band der ...

„Sie roch nach Minze und Meer und sah in ihrem dunkelblauen Kleid und mit den geflochtenen Haaren aus wie das Wasser, wie die Wellen, wie der Wind.“

„Die Liebe der Lady River“ ist der zweite Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver. Der Roman erschien im Mai 2024 im Droemer Knaur Verlag und ist unabhängig lesbar.
Schottland, 1486. River ist die zweitälteste Tochter des MacKay-Clans und ihr größter Traum ist es, einmal nach Brügge zu reisen. Die Hochzeit mit einem Fremden, dem Clanführer Morgan Sutherland, schreckt sie daher nicht ab. Morgan ist nämlich Kaufmann und Seefahrer, sodass River hofft, mit ihm nach Brügge fahren zu können.
Als die beiden sich dann aber kennenlernen, signalisiert Morgan zwar deutlich, dass er River heiraten möchte, ist ihr gegenüber aber abweisend und unfreundlich. Für River beginnt also ein Kampf um ihre Ehe, bei dem viele Hindernisse zu überwinden sind…

Der Roman von Kristin MacIver ist ein historischer Liebesroman, der im malerischen Schottland spielt. River ist eine fröhliche und freundliche junge Frau, die schon immer von der Handelsstadt Brügge geträumt hat. Fortwährend lässt sie sich die Stadt von ihrem Hauslehrer Jan beschreiben und die Hochzeit mit Morgan scheint sie endlich ein Stück dichter an die Traumstadt zu bringen. Obwohl River schon lange von ihrem Hauslehrer unterrichtet wird, gelingt es ihr kaum, korrekt zu schreiben. Offenbar hat sie eine Rechtschreibschwäche, wodurch sie immer wieder große Selbstzweifel überkommen - nichtmal den Namen ihres zukünftigen Ehemanns kann sie richtig schreiben...
Morgan hat vor Kurzem seine erste Ehefrau verloren und kämpft noch immer mit dem Schmerz über ihren Verlust. Dennoch will er River ehelichen, immerhin war dies der letzte Wunsch seiner Frau und sein Sohn benötigt dringend eine Ersatzmutter. Vollkommen sicher ist er mit der Entscheidung jedoch nicht und obwohl er River durchaus anziehend findend, stößt er sie immer wieder von sich.
Die Beziehung von Morgan und River steht insgesamt unter keinem guten Stern. Eigentlich freut sich nur River richtig auf die Hochzeit, ihre Familie ist zwiegespalten angesichts Rivers Ehemann und auch Morgan sowie seine engsten Vertrauten sind eher skeptisch. River tat mir dabei an vielen Stellen der Geschichte leid. Sie kämpft sehr für ihre Ehe und versucht alles, um Morgan von sich zu überzeugen. Dabei wird ihr ständig unterstellt, böse Absichten zu hegen und tatsächlich geschehen Dinge, die mysteriös wirken.
Morgan und River sind im Grunde wie zwei Magneten, die immer wieder aufeinander zu gehen, dann aber wieder abgestoßen werden. Gepflastert ist ihr Weg mit Missverständnissen und Intrigen, durch welche eine große Spannung im Roman entsteht. Lange war mir nicht klar, wer ein falsches Spiel mit den beiden spielt und hatte auch tatsächlich die falschen Personen in Verdacht…
Die Nebenfiguren im Roman konnten mich nämlich diesmal gar nicht erreichen, ich mochte niemanden! Nicht Jan, nicht Rivers beste Freundin Isla, nicht Hewie, den Freund von Morgan und auch mit Niamh, Morgans Schwester und dessen Mann Logan habe ich mich schwergetan.So fiel es mir sehr leicht, jeden von ihnen zu verdächtigen. Lediglich Morgans Sohn habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Es war schön, wie schnell er und River einen Zugang zueinander fanden und wie er Vertrauen zu der eigentlich Fremden fasst.
Kristin MacIver verwebt also die Liebesgeschichte sehr geschickt mit einem Geheimnis, durch das keine Romanseite langweilig wird. An manchen Stellen war mir das ständige hin und her von Morgan und River aber etwas zu viel, wohl auch, weil ich Morgans Haltung nur bedingt verstehen konnte. Ich hätte mir ein wenig mehr Einblicke in seine Gefühlswelt und ein bisschen mehr eigene Meinung von ihm gewünscht. Zwischendurch wirkte er auf mich nämlich eher wie ein Spielball, als wie ein Clanführer.
Auffällig war erneut, wie modern die Figuren und ihre Ansichten gestaltet waren. Für ein Schottland im Jahr 1486 sind die Handlungen doch sehr wenig konservativ und eher tolerant weltoffen. Wie schon in Band 1 der Reihe entsteht dadurch eine insgesamt entspannte Atmosphäre, für mich ist aber eher nicht vorstellbar, dass die Menschen damals tatsächlich so gehandelt oder gedacht haben.
So oder so habe ich Morgans und Rivers Geschichte aber sehr gern gelesen. Hauptsächlich überzeugt hat mich die spannende und mitreißende Schreibweise sowie die Spannung insgesamt, die den Liebesroman von vergleichbaren Geschichten abhebt. Gefallen hat mir auch Rivers Entwicklung. Zunächst ist sie sehr unsicher und versucht irgendwie zu Morgan durchzudringen, später handelt sie dann aber sehr entschlossen und durchsetzungsstark.
Im Roman bekommt außerdem Leaf, die Protagonistin des nächsten Bandes, schon eine etwas größere Rolle. Leaf gefällt mir dabei bisher unglaublich gut und ich freue mich wahnsinnig auf ihre Geschichte!

Mein Fazit: Auch der zweite Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver konnte mich also fesseln und mitreißen. Ich habe die Geschichte von River und Morgan sehr gerne gelesen und bin nur so durch die Seiten geflogen! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Scheidepunkt

Sturmjahre
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„Es ist nicht mehr das vergangene Jahrhundert, wir Frauen dürfen uns nicht für Geld verheiraten lassen. Wir sollten stattdessen allesamt wählen dürfen und studieren.“

„Die Melodie der Freiheit“ ist der ...

„Es ist nicht mehr das vergangene Jahrhundert, wir Frauen dürfen uns nicht für Geld verheiraten lassen. Wir sollten stattdessen allesamt wählen dürfen und studieren.“

„Die Melodie der Freiheit“ ist der dritte Band der historischen Romanreihe „Sturmjahre“ von Lia Scott. Er kann auch unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden. Erschienen ist der Roman im Februar 2024 im Fischerverlag.
Isabella ist recht behütet bei ihrer Familie aufgewachsen, doch als sie gezwungen werden soll einen englischen Viscount zu heiraten, ist für sie das Maß voll. Sie muss die Heirat verhindern und als letzter Ausweg bleibt ihr nur die Flucht. Dabei trifft sie auf Keillan, welcher ihr übereilt sein Ehrenwort zur Hilfe gibt. Gemeinsam müssen sie sich jetzt in Sicherheit bringen und stellen fest, dass sie einander gar nicht so uninteressant finden…

Isabella und Keillan - Feuer und Wasser. Ja, tatsächlich - unterschiedlicher können die beiden eigentlich kaum sein. Sie, theoretisch wohlerzogen und aus gutem Hause, wobei das eher relativ ist. So ist ihr Vater nämlich der Anführer der Edinburgher Lads, einer mächtigen Untergrundbande. Trotzdem lebt sie aber das gebildete Leben wohlhabender Leute und hatte eine brillante Schulbildung. Sie liest gern, ist politisch interessiert und gerade die Sufragettenbewegung liegt ihr am Herzen. Am liebsten würde sie studieren, doch das ist aufgrund ihres Familiennamens unmöglich. Sie ist temperamentvoll, klug und wissbegierig, eine Hochzeit ist für sie ausgeschlossen. Sie möchte kein klassisches Familienleben oder sich den Wünschen eines Mannes beugen. So bleibt ihr schließlich nur noch eine überstürzte Flucht, die sie auf den Hof von Keillans Familie bringt…
Keillan ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und fragt sich, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen möchte. Er ist ein überaus korrekter und geradliniger Mensch, die leicht kriminellen Machenschaften seiner Geschwister will er nicht unterstützen, die kriminellen Machenschaften von Isabellas Dad lehnt er ab. Was er aber stattdessen will, weiß er eigentlich auch nicht. Als Isabella plötzlich vor ihm steht und ihn um Hilfe anfleht, gebietet ihm sein Anstand, ihr diese zuzusagen. Die Konsequenzen sind ihm in diesem Moment nicht klar und als später feststellt, wem er seine Hilfe zugesagt hat, bereut er seine Entscheidung ganz sicher. Keillan aber steht zu seinem Wort und so beginnt für die beiden eine abenteuerliche Flucht. Auf dieser müssen sie sich als Ehepaar ausgeben und das enge Zusammenleben führt dazu, dass langsam Gefühle zwischen den beiden entstehen…
Ich habe mich schon auf den ersten Seiten wieder unglaublich gut in die Geschichte einfinden können. Dabei fiel es mir zunächst schwer, Isabella als Protagonistin zu mögen. Sie ist zwar klug und gebildet, gleichzeitig aber auch so realitätsfern und anstrengend. Arbeit ist für sie ein Fremdwort und das einfache Leben von Keillans Familie unvorstellbar. Im Laufe des Romans muss sie allerdings erkennen, dass einem im Leben nicht alles geschenkt wird. Sie entdeckt, dass körperliche Arbeit sogar Spaß machen kann und legt so eine enorme Entwicklung hin. Das unbedarfte und altkluge junge Mädchen vom Romananfang wird zu einer lebensfrohen und engagierten jungen Frau, die im Zweifel dort mit anpackt, wo es benötigt wird. Ich bewundere Isabellas Entschlossenheit und ihren Mut und habe sie letztlich sehr in mein Herz geschlossen.
Keillan ist insgesamt eher unscheinbar, dies passt aber vollständig zu seinem ruhigen und besonnenen Auftreten.
Von der Familie Dennon lesen wir in diesem Roman nicht allzu viel, da die Haupthandlung außerhalb von Foxgirth spielt. Nichtsdestotrotz gewinnt man einen guten Eindruck von den Protagonisten der vorherigen Bände und so manche Szene mit der untypischen Familie hat mich doch sehr zum Schmunzeln gebracht!
Langeweile kommt im gesamten Roman nicht auf, spannende und humorvolle sowie ernste, aber auch emotionale Szenen werden geschickt miteinander verwoben. Der Schreibstil von Lia Scott ist unglaublich gefühlvoll und schön, die Seiten fliegen nur so dahin. Für mich war der Handlungsverlauf zudem nicht wirklich vorhersehbar und auch, ob es wirklich ein Happy End geben würde, konnte ich kaum einschätzen.
Die historischen Hintergründe sind ebenfalls gut in die Handlung eingearbeitet, man bekommt einen weiteren Eindruck davon, wie schwer es die Menschen in dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg hatten. Dieser wird erneut durch einen entsprechend atmosphärischen Prolog verdeutlich.

Mein Fazit: Auch der dritte Band der Sturmjahre-Reihe war für mich ein absoluter Wohlfühlroman. Ich habe Keillans und Isabellas Geschichte sehr gerne gelesen und freue mich nun auf den nächsten Band der Reihe. Es gibt daher wieder 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Neue Lebensabschnitte

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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„Sie spürte die Hoffnung auf eine neue Zukunft ihren Körper fluten und fasste sich unbewusst an jene Stelle ihres Halses, wo morgen endlich wieder ihr Stethoskop hängen würde.“

„Kinderklinik Weißensee ...

„Sie spürte die Hoffnung auf eine neue Zukunft ihren Körper fluten und fasste sich unbewusst an jene Stelle ihres Halses, wo morgen endlich wieder ihr Stethoskop hängen würde.“

„Kinderklinik Weißensee - Geteilte Träume“ ist der vierte und letzte Band der „Die Kinderärztin“-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im Februar 2024 und kann theoretisch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Berlin, 1948 - mit dem letzten Band der Buchreihe lässt die Autorin seit Band 3 17 Jahre vergehen. Verständlicherweise wollte sie nicht beschreiben, wie es Marlene und Emma und ihren Familien während des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges erging. Nichtsdestotrotz wird im Roman aber jeweils knapp aufgegriffen, wie es der Familie während dieser dunklen Zeit erging.
1948 ist diese Zeit allerdings vergangen und ein neue Zeit beginnt. Emma und Marlene sind wieder an der Kinderklinik beschäftigt, doch auf Grund der Entnazifizierungsmaßnahmen werden Marlene und Maximilian als wohlhabende Bürger plötzlich verfolgt - angeblich sollen sie die Nazis finanziell unterstützt haben. Mit viel Glück können sie sich nach Westberlin flüchten, der Enteignung aber nichts mehr entgegensetzen.
Ab diesem Zeitpunkt führen Marlene und Emma erstmals getrennte Leben mit unterschiedlichen Ansichten bezüglich des politischen Systems. Es fällt ihnen schwer, die Ansicht der jeweils anderen zu verstehen und auch verzeihen ist nicht immer leicht.
Die personalen Erzählperspektiven wechseln sich auch in diesem Roman ab, der Fokus liegt aber Lissi, Emmas Tochter, die mittlerweile selbst als Ärztin in der Kinderklinik tätig ist.
Insgesamt geht es an der Kinderklinik wieder einmal hoch her. Neben der Versorgung der kleinen Patienten hält eine Polioepidemie die Klinik und ganz Berlin auf Trapp. Zeitgleich muss die Klinik in Schuss gehalten werden, um baulich nicht zusammenzubrechen und Baumaterialien sind mehr als knapp. Lissi selbst hat neben ihrer Arbeit auch mit ihren Gefühlen zu kämpfen, denn Doktor Olivera ist mehr als attraktiv aber auch die Poliofälle machen ihr sehr zu schaffen, denn sie selbst ist von der Kinderkrankheit gezeichnet…
Historische Begebenheiten wie die Polioepidemie, das politische System der DDR, die Einheitspartei SED, die Luftbrücke sowie die generelle Trennung von Ost und West werden brillant in die Handlung eingewoben.
Der Schreibstil ist mitreißend und flüssig, die Seiten flogen für mich nur so dahin. Mir haben erneut das Setting sowie die einzelnen Figuren sehr gut gefallen. Die Verlagerung des Schwerpunkt auf Lissi ist gut gelungen, ich hätte mir lediglich gewünscht, mehr von Theodor zu erfahren. Dieser hatte in Band 3 ja eine recht große Rolle eingenommen und taucht in diesem Teil dann leider nur als Randfigur auf. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihm ergangen ist.
Dies ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen und insgesamt habe ich großartige Lesestunden in der Kinderklinik verbracht und bewundere die Einarbeitung der historischen Fakten, welche erneut durch das Nachwort abgerundet werden. Auch die Kinderklinik selbst basiert auf historischen Begebenheiten und ist mittlerweile leider ein Lost Place.

Mein Fazit: Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für die gesamte Buchreihe. Es geht um starke Frauen, medizinische Geschichte und mitreißende Schicksale mit einem Happy End. Von mir gibt es auch für den letzten Band 5 von 5 Sternen!

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