Versöhnlicher Abschluss eines Lebens
Es handelt sich um ein sehr sorgfältig gestaltetes, mit 174 Seiten relativ kurzes Buch mit rosa Farbschnitt. Schon das Cover zeigt mit seinen Abbildungen, dass die Handlung in Japan spielt. Und so sind ...
Es handelt sich um ein sehr sorgfältig gestaltetes, mit 174 Seiten relativ kurzes Buch mit rosa Farbschnitt. Schon das Cover zeigt mit seinen Abbildungen, dass die Handlung in Japan spielt. Und so sind auch die beiden ersten und letzten Seiten mit japanisch anmutenden Motiven bedruckt.
Das Fotostudio von Herrn Hirasaka befindet sich an der Schnittstelle vom Diesseits zum Jenseits. Jeder Verstorbene erhält hier Gelegenheit, sein Leben noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir begleiten drei Personen auf dem Weg ins Jenseits. Jeder Tag ihres Lebens ist in einem Foto festgehalten, der Verstorbene wählt für jedes Jahr seines Lebens ein Foto aus, das ihm wichtig erscheint. Alle drei Kandidaten können für einen Tag ihres Lebens noch einmal in diese Zeit zurückkehren und eine Situation noch einmal erleben und fotografieren.
Die 3 Verstorbenen, die ins Fotostudio des Herrn Hirakama kommen sind eine 92jährige ehemalige Erzieherin, ein 47jähriger Verbrecher, Mitglied eines berüchtigten Clans und ein kleines Mädchen von vielleicht 8 bis 10 Jahren.
Anhand der Fotos erinnern sie sich an Episoden aus ihrem Leben, sie erinnern sich an die Menschen, mit denen sie zu tun hatten.
Herr Hirakama ist in der Zwischenwelt gefangen, von seinem Leben gibt es nur ein einziges Bild, er hat keine Erinnerung an sein Leben und wartet sehnsüchtig darauf, dass ihn einmal jemand erkennen würde und seinen Erinnerungen nachhilft. Solche Fälle gibt es eigentlich nur dann, wenn in dieser Zwischenphase etwas passiert, das den Verlauf des Lebens massiv ändert, wenn jemand dem Schicksal ins Handwerk pfuscht. Tatsächlich löst sich für ihn das Rätsel bei seiner letzten Besucherin ein Stück weit.
Es hätte mir nichts ausgemacht, noch weitere Menschen auf ihrem Weg in Jenseits zu begleiten. Ich finde, es ist eine gute Idee, zum Schluss des Lebens, in einem Zwischenstadium, noch einmal innezuhalten, befreit von allen Wehwehchen und sich an alles zu erinnern. Es ist ein versöhnlicher Abschluss, weil ein Leben halt doch nicht nur aus schlechten Erinnerungen sondern auch aus schönen Anlässen bestanden hat. Und so geht man mit diesen schönen Erinnerungen zur nächsten Stufe über, in der Hoffnung, davon ein wenig mitzunehmen und zu behalten, falls man irgendwann doch einmal wiedergeboren wird. Hier spielen sicher auch die Gedanken eines ganz anderen Kulturkreises mit hinein.
Ich habe das Buch mittlerweile dreimal gelesen und tue mich mit Herrn Hirakama in seiner Zwischenwelt immer noch schwer. Für mich hätte der dritte Fall an den Anfang gehört, die zeitliche Reihenfolge erschließt sich mir sonst nicht. Trotzdem ist es ein lesenswertes Buch, es wäre schön, wenn es in Wirklichkeit so kommen würde, damit könnte ich mich anfreunden.