Ein Neuanfang, der zunächst grau wirkt und nach und nach immer bunter wird und mit mehr Farben gefüllt wird!
"Zeige mir deine Welt, Hyun-Joon."
"Ich habe das Gefühl, dass ich sie sowieso irgendwann mit dir geteilt hätte, Jade."
Ja, ich gehöre hiermit offiziell zu den Fans von Jade und Hyun-Joon. Der Roman Blue ...
"Zeige mir deine Welt, Hyun-Joon."
"Ich habe das Gefühl, dass ich sie sowieso irgendwann mit dir geteilt hätte, Jade."
Ja, ich gehöre hiermit offiziell zu den Fans von Jade und Hyun-Joon. Der Roman Blue Seoul Nights von Kara Atkin ist eine klare Empfehlung von mir. Aber fangen wir erstmal mit den äußerlichen Kriterien an. Das Cover fällt durch seine feinen Farben und durch die filigrane Illustration auf. Dadurch wirkt es sehr einladend und lässt Raum für Fantasie.
ACHTUNG:
Kara Atkin spricht zu Beginn eine Triggerwarnung aus. Also auch an dieser Stelle der Hinweis, dass in dem Buch Themen wie Mobbing, Tod, Arbeitslosigkeit, Depression, Homophobie, Sterbehilfe, Terminale Erkrankungen und Suizidversuch thematisiert werden.
Gleich zu Beginn teilt die Autorin eine Playlist mit uns, die meiner Meinung nach perfekt in das Stimmungsbild der Geschichte passt und das Leseerlebnis für mich noch intensiver gemacht hat. Daher ein großer Pluspunkt an dieser Stelle für die Playlist.
Der Schreibstil ist sehr lesefreundlich gewählt. Es werden keine unnötig langen Sätze gebildet und man kann das Gelesene leicht verinnerlichen. Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt und der hauptsächliche Schauplatz ist in Seoul.
Die Protagonistin Jade hat mehrere Jahre ihren krebskranken Vater gepflegt. Nachdem dieser gestorben ist, hält auch Chris, ihr bester Freund, sie nicht mehr in ihrer Heimat Großbritannien. Jade ist nicht bereit dazu den Tod ihres Vaters zu verarbeiten. Zu ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt. Sie ist nicht wirklich glücklich mit ihrer Situation und hat zudem einige Schulden, die sie abbezahlen muss. Daher entschließt sie sich dazu vorerst nach Seoul zu ziehen und dort als Englischlehrerin zu arbeiten. Dort lernt sie bereits am Flughafen David kennen, der ihre neue Bezugsperson wird. Sie üben den gleichen Job aus und er stellt Jade seiner Clique vor, sodass die Lehrerin schnell Anschluss findet und sich relativ schnell mit neuen Leuten anfreunden kann, die von nun an zu ihrer Freundesgruppe gehören.
Die neue Clique geht gemeinsam feiern und Jade hat eine unangenehme Begegnung mit einem sehr aufdringlichen Herrn. Dabei kommt Hyun-Joon ihr zu Hilfe und die beiden beginnen ein kurzes Gespräch. Durch einen Zufall treffen die beiden später wieder aufeinander. Hyun-Joon schafft es eine Leidenschaft in Jade zu erwecken, die sie längst aufgegeben hatte. Nach und nach beginnt sie außerdem den Tod ihres Vaters zu verarbeiten. Über Hyun-Joons sehr kompliziertes Leben erfahren die Leser immer mehr. Die Bindung der beiden scheint einzigartig und magisch zu sein. Allerdings passieren auch unerwartete Dinge, die einen Schatten auf die Beziehung der beiden werfen und es steht Jade eine schwierige Entscheidung bevor, die beide belastet.
Man kann sich gut in beide Charaktere hineinversetzen. Jade´s Einstellung und ihre Eigenschaften werden immer deutlicher und man kann die Sicht, die sie auf viele Dinge hat, sehr gut nachemfpinden. Als sie Hyun-Joon kennenlernt hat man das erste Mal das Gefühl, dass sie sich fallen lassen kann. Hyun-Joon wirkt zunächst wie der perfekte Mann, Charakter und Aussehen lassen keine Wünsche übrig. Allerdings wird immer deutlicher wie kompliziert sein Leben ist, wie viel Verantwortung er hat und es zeigt, dass auch eher eine Belastungsgrenze hat. Er scheint ebenfalls ein paar Dinge mit sich rumzutragen, die ihn negativ geprägt haben und die auch an seinem perfekten Charakter Narben hinterlassen. Doch in Jade scheint er seinen Ruhepol zu finden und nun droht es ihm diesen zu verlieren.
Ich liebe die Geschichten der beiden und ich liebe auch das ganze Setting um Seoul herum. Die koreanischen Begriffe, die zwischendurch auftauchen, sind für mich leicht zu verstehen und werden an einigen Stellen auch erklärt. Allerdings kenne ich mich mit der koreanischen Kultur ein wenig aus und für komplett unerfahrene Leser könnte es hier etwas schwierig werden. Allerdings hat dies keinen Einfluss auf die Geschichte, so dass man weiterhin einfach dem Verlauf folgen kann.
Weiterhin finde ich es toll, dass viele Themen (wie bspw. Mobbing) aufgegriffen werden, die in Südkorea (und auch teilweise in anderen Ländern) ein großes Problem darstellen. Allerdings fällt auch auf, dass das Land in einigen Hinsichten schon moderner ist als manch andere Länder. In dem Roman ist es völlig normal, dass Männer sich schminken. Auch hier gibt es noch nicht genug Akzeptanz bzgl. dieses Themas, was sich hoffentlich demnächst ändert.
Umso toller finde ich es, dass Kara Atkin den Lesern einen Einblick in die südkoreanische Kultur gibt.
Es gab nur eine Sache, die mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat. Zwischendurch gibt es einen kleinen, zeitlichen Sprung in der Geschichte wodurch meiner Meinung nach ein paar Informationen verloren gehen. Hier hätte ich mir einen genaueren Einblick gewünscht (bspw.: Kennenlernen mit Hyun-Joon´s Schwester oder das Aufeinandertreffen der Freunde). Wenn solche Szenen ausgeschrieben wären, hätte ich mich den Protagonisten auf jeden Fall noch näher gefühlt. Aber ansonsten liebe ich die Geschichte um Hyun-Joon und Jade herum und kann es kaum erwarten die Fortsetzung zu lesen.
Der Roman kriegt von mir 4,5 von 5 Sternen!