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Veröffentlicht am 07.02.2024

spannender, eindrucksvoller historischer Roman über die Bildweberei in Nürnberg

Die Bildweberin
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Nürnberg, 1534: Die Autorin nimmt uns in diesem Roman mit in die Welt der Farben und Fäden, denn als Bildweberin, arbeitet die Protagonistin Emilia bei der berühmten Kunigunde Löffelholz, die Aufträge ...

Nürnberg, 1534: Die Autorin nimmt uns in diesem Roman mit in die Welt der Farben und Fäden, denn als Bildweberin, arbeitet die Protagonistin Emilia bei der berühmten Kunigunde Löffelholz, die Aufträge für Tapisserien, kunstvoll gewebte Bildtteppiche herstellt. Emilia liebt die Kunst, die Farben und hat auch die Liebe zur Malerei von ihrem Vater geerbt, was zu der Zeit verpönt und verboten war. Doch nach dem Verlust der Mutter verfällt der Vater immer mehr in Schwermut und so übernimmt Emilia heimlich die Aufträge ihres Vaters, um ihre Familie über Wasser zu halten. Der Tod ihres Vaters, die Geldnot und Eifersucht sorgen dafür, dass Emilia um alles bangen muss, was ihr liebgeworden ist. Zerrissen zwischen Verantwortungsgefühl der kleinen Schwester und dem Ruf des Herzens muss sie eine Entscheidung treffen. Bis der große Verrat kommt…

Einblicke in die Arbeit der aufwändigen, schwierigen Bildweberei zu erhalten, mit all den Farben, Zusammensetzungen, Verarbeitungen hat unglaublich viel Spaß gemacht. Wunderbar miteinander verwoben erlebt man eine Geschichte, die einem wirklich unter die Haut geht. Der Einfluss der Reichen, die Macht der Männer und die Chancenlosigkeit der Frauen zur damaligen Zeit zusammen mit dem immer wieder vorherrschenden Aberglauben lassen einen zeitweise wirklich den Kopf schütteln und innerlich brodeln. Dem Roman fehlt es nicht an Dramatik und mit dem holländischen Künstler Jan Vermeyen, Hofmaler bei Margarete von Österreich, wird gleichzeitig ein lustiger, sympathischer Freigeist und Romantiker gezeichnet, der auch für einigen Humor sorgt.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, es war so viel Wendung, Spannung und Unterhaltung vorhanden und durch die Mischung aus Fiktion und historischen Ereignissen und die Charakterzeichnung des Jan Vermeyen ist ein interessanter, eindrucksvoller Roman entstanden, bei dem auch das Ende äußerst überraschend ist und anders als erwartet.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Freundschaft in Zeiten des Sturms - aufrüttelnder, emotionaler Roman

Sturmmädchen
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Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich von Kindheit an und schwören sich an einem Frühlingstag den Schwur der drei Musketiere- eine für alle, alle für eine! Doch mit zunehmender Machtergreifung ...

Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich von Kindheit an und schwören sich an einem Frühlingstag den Schwur der drei Musketiere- eine für alle, alle für eine! Doch mit zunehmender Machtergreifung der Nationalsozialisten scheint dieser Schwur zu kippen, denn Käthe schließt sich der neuen Ideologie an, während die Jüdin Margot mit ihrer Familie um ihr Leben bangen muss. In diesem Strudel aus Idealismus und Freundschaft muss sich Elli, die durch ihre Gehbehinderung auch Hinkemädchen genannt wird, entscheiden, wem ihre Treue gilt. Zerrissen zwischen Angst, Sorge fällt sie eine Entscheidung, die sie in große Gefahr bringt und dafür sorgen könnte, dass sie alles, was sie liebt, verlieren wird.

Mit diesem Buch spricht die Autorin ein Thema an, das so viel mehr ist, als ein bloßer Rückblick in die dunkelste Zeit Deutschlands, von dem es schon so viele Bücher gibt. Hier geht es um den Wert von Freundschaft, die eine größere Bedeutung spielt, als die drei jungen Mädchen damals angenommen haben. Wie schnell geschieht es, dass plötzliche Veränderungen dafür sorgen, dass sich das Blatt wendet und einen Keil in eine so enge Freundschaft treibt.

Dieses eingetrichterte Gedankengut, dessen Ausmaß sich besonders Käthe gar nicht wirklich bewusst war. Menschen, die sich dem fügen, damit es keine Repressalien gibt und auf der anderen Seite all diejenigen, die die Wut, die Sanktionen und Säuberungsaktionen auf die schlimmste Art und Weise ertragen müssen. Schonungslos erfährt man, wie dies durchgeführt wurde, wie Menschen zu manipulierten Werkzeugen umfunktioniert werden und es läuft einem ein Schauer über den Rücken.

Auf der anderen Seite erlebt man Elli, diese tapfere, mutige junge Frau, die sich ständig aufgrund ihrer Gehbehinderung zurückgesetzt und unnütz fühlt, von anderen bemitleidet und erniedrigt wird, was ziemlich an ihrem Selbstwertgefühl nagt. Dennoch bringt sie eine Stärke auf, die man einfach nur bewundern kann und die nach und nach hinter all die Niederträchtigkeit kommt und versucht, auf ihre Weise zu helfen. Ihre aufkommenden aber eigentlich aussichtslosen Gefühle für den Bauerssohn Hans, auf dessen Grundstück sie ihr kleines Backhaus bewohnen dürfen sind sanft, gefühlvoll gezeichnet und passen zu Ellis zurückhaltenden, selbstlosen Art, auch wenn mir der kleine Funke etwas gefehlt hat.

Es ist ein trauriger, herzzerreißender aber auch zugleich mutmachender Roman, der trotz der düsteren Atmosphäre und schockierender Maßnahmen so viel Stoff zum Nachdenken bringt. Was ist die Grauzone, wie sieht konkrete Hilfe aus und wie weit geht man, um sich selbst zu schützen oder anderen zu helfen. Bis auf eine kleine Passage bezüglich des Vaters von Elli, die für mich eigentlich nicht wirklich hätte sein müssen, hat mir der Roman sehr gefallen und deckt Missstände der Gesellschaft auf, die auch jetzt ganz aktuell wieder sind.

Neben dem Lesen hab ich auch das Hörbuch genossen, deren Sprecherin hier eine großartige Leistung vollbracht hat. Eine angenehme Stimme, die die Atmosphäre des Romans authentisch transportiert und auch die Charaktere genau passend imitiert hat.

Ich bin gespannt, ob es noch eine Fortsetzung gibt, denn das Ende ist eher etwas offengehalten, was dem Leser aber auch Möglichkeit für eigene Gedanken gibt.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

spannender, historischer Roman über den Bau des Augustusbrunnen in Augsburg

Die Tochter des Lechflößers
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Inhalt: Süddeutschland 1593: Im Auftrag des Fuggers für die Ausbesserung seines Daches transportieren die Flößer Hans Biechler und seine Tochter Annka zu dem Holz auch Kupfer und Zinn. Doch die Reise nach ...

Inhalt: Süddeutschland 1593: Im Auftrag des Fuggers für die Ausbesserung seines Daches transportieren die Flößer Hans Biechler und seine Tochter Annka zu dem Holz auch Kupfer und Zinn. Doch die Reise nach Augsburg verläuft schwierig und ein fremder Geselle, der sich dieser Fahrt angeschlossen hat, verschwindet plötzlich nach einem Floßunfall. Bereits nach der Ankunft in Augsburg wird Annkas Vater plötzlich falsch angeklagt und in den Schuldturm geworfen. Nun liegt es an Annka, die Unschuld ihrers Vaters zu beweisen und die nötigen Unterlagen wieder zu beschaffen, die aber bei der Floßfahrt verschwunden sind…

Der Autor hat den Konflikt zwischen protestantischen und katholischen Ratsmitgliedern und den Anspruch auf das schwer zu beschaffene Kupfer sehr bildreich und durchgehend spannungsgeladen beschrieben. Nicht nur die Floßfahrt an sich wahr interessant und abenteuerlich beschrieben, sondern auch die Arbeit der Stadtgießer, die anlässlich des 1600 Jubiläumsjahr der Stadt Augsburg, dem Gründer der Stadt, Kaiser Augustus, ein Denkmal errichten wollten.

Die Rolle, die der Geselle Anton spielt, was ihn umtrieb solch perfide Pläne zu schmieden, aber auch die mutige Vorgehensweise von Annka nehmen einen auf eine ereignisreiche, aufregende und gefährliche Reise, in der es fast vergeblich scheint, die Unschuld beweisen zu können und für Gerechtigkeit zu sorgen. Intrigen, Erpressung, Argwohn und Rachepläne sorgen dafür, dass man wie in einem Sog und voller Anspannung den Verlauf der Geschichte verschlingt, zumal man als Leser durch die abwechselnde Erzählweise zwischen Annka und Anton einen Schritt voraus ist, wodurch man schon ahnen kann, was als nächstes passiert. Richtige Dramatik und Erwartungshaltung wird noch aufgebaut, weil die Szene immer im spannendsten Moment wechselt.

Auch die Persönlichkeiten sind ihrer Rolle entsprechend gut getroffen worden, besonders der Sohn des Brunnengießers Vincenz gefiel mir mit seiner geduldigen, treuen und hilfsbereiten Art von allen am besten, während mich Annka mit ihrer etwas zickigen, übereifrigen Art manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Das hat auch die langsam aufkeimende Romanze etwas abgeflacht, weil die Gefühle einfach nicht aufkamen und ich mit ihr dadurch leider nicht so richtig warm geworden bin, obwohl ich ihre Motive verstehen konnte.

Dennoch ist es ein eindrucksvoller, gut recherchierter historischer Roman um den Augustusbrunnen in Augsburg und die Mischung aus fiktiv und real, dem Einbau bekannter Persönlichkeiten und geschichtlichem Hintergrund hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Die narratorische Apotheke und der Sinn des Lebens - raffiniert und interessant

Das Haus der Geschichten
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Dieser damalige Debütroman nimmt einen auf eine raffinierte und gleichzeitig interessante Entdeckungsreise mit, auf der man durch viele völlig verschiedene Kurzgeschichten in einer Rahmengeschichte den ...

Dieser damalige Debütroman nimmt einen auf eine raffinierte und gleichzeitig interessante Entdeckungsreise mit, auf der man durch viele völlig verschiedene Kurzgeschichten in einer Rahmengeschichte den Fragen des Lebens auf den Grund geht.

Inhalt: Der junge Marvin Heider, erhält eine Aushilfsstelle bei dem alten Buchhändler Rasmus-Salomo Eichdorff. Dieser Buchladen ist so völlig anders als erwartet, denn in den Kellerräumen gibt es ein umfangreiches Antiquariat und eine narratorische Apotheke. Hier werden viele verschiedene Geschichten gesammelt, die je nach Bedarf der Kunden und ihrer Lebenssituation hervorgeholt und vorgelesen werden.

Schon bald erlebt Marvin, was die Geschichten sowohl bei ihm als auch bei den Zuhörern bewirken – werden sie doch gefordert, einiges auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, Dinge zu hinterfragen, sich auf Spurensuche zu begeben, um herauszufinden, ob es da doch etwas Höheres gibt, was an den Menschen interessiert ist. Dabei wird so manche eine unerwartete Reaktion bei den Kunden ausgelöst – mal wütend, mal traurig, nachdenklich, lustig, verwirrt, begeistert und befreiend.
Aus der Lebenserfahrung des alten Mannes mit seiner verschmitzten, aber liebenswerten und geduldigen Art ergeben sich gerade zwischen ihm und dem bislang überzeugten Agnostiker Marvin viele interessante Gespräche, ohne aufdringlich zu sein oder die eigene Überzeugung aufzuzwängen.

Die erzählerische Apotheke bietet so für jeden eine Kurzgeschichte zum Nachdenken, Leere füllen, sich selbst analysieren und auszuprobieren. Obwohl die Erzählungen eher offenbleiben und jede komplett anders ist, zum Teil fantasievoll, märchenhaft oder abenteuerlich, zeitweise auch etwas skurril wirken, so haben sie alle etwas gemeinsam: die Frage, ob Gott ein religiöses Konstrukt ist oder mehr dahintersteckt und wie sich das auf Menschen auswirkt, die sich auf der Suche befinden.

Die Entwicklung der Geschichte finde ich faszinierend, ungewöhnlich und sehr geschickt- denn der Autor hat durch diese bunt gemischten Erzählungen eine Möglichkeit geschaffen, zum Nachdenken anzuregen. Ein Anriss von Möglichkeiten ohne Patentrezept, da ja jeder Mensch einen eigenen Willen hat und somit auch eigene Entscheidungen trifft. Das Prinzip des Was-wäre-wenn gefiel mir gut und hat durch Marvin gezeigt, wie er sich selbst in den Geschichten wiedergefunden hat.

Unaufdringlich, erfrischend anders und zum Teil auch sehr nachdenklich stimmend ist hier ein besonderer Roman entstanden, den ich in dieser Art noch nie gelesen habe. Sowohl die Hauptgeschichte als auch die eingearbeiteten Erzählungen fügen sich zu einem großen Ganzen, ohne das Gefühl zu haben, überrumpelt zu werden. Christliche Werte werden auf dezente Art und Weise vermittelt und geben dem Leser Raum, über Fragen des Lebens nachzudenken und sich selbst spiegeln zu können.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Ein Professor zum Verlieben - warmherzige Erzählung mit Überraschungseffekt

Was der Morgen bringt
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▶Dieses Buch ist eine Neuauflage des bereits 2006 veröffentlichten Buches: Die Morgengabe. ◀

Inhalt: Aufgrund einer Ausreiseverweigerung bleibt die junge Ruth Berger in den beginnenden Wirren des 2.Weltkrieges ...

▶Dieses Buch ist eine Neuauflage des bereits 2006 veröffentlichten Buches: Die Morgengabe. ◀

Inhalt: Aufgrund einer Ausreiseverweigerung bleibt die junge Ruth Berger in den beginnenden Wirren des 2.Weltkrieges alleine in Österreich zurück, während ihre restliche Familie nach England flüchten konnte. Eine Auszeichnung in Wien für den erfolgreichen Forscher Quin Somerville sorgt dafür, dass sich ihre Wege kreuzen und der Weg aus Österreich nur über eine Scheinehe führt. Obwohl Ruth ihr Herz bereits dem talentierten Musiker und entfernten Vetter Heini versprochen hat, willigt sie ein. In England werden die Gefühle aller auf eine harte Probe gestellt, denn die Ehe wieder aufzulösen geht nur, wenn Gesetz und Herz mitspielen...

Die Thematik und politische Veränderung des 2.Weltkrieges war zwar im Hintergrund immer präsent, aber nicht allzu bedrückend. Die Autorin hat nämlich den Verlauf der Geschichte in England samt Quins Tätigkeit als Universitätsprofessor und Ruths Entwicklung in den Vordergrund gerückt, mit einem ungeahnten, faszinierenden Verlauf. Denn während die arroganten höheren Kreise schon Hochzeitspläne für ihre Töchter mit dem attraktiven und beliebten Dozenten schmieden, ahnt keiner, dass der Professor längst vergeben ist.

Allerdings war ich überrascht, dass die Handlung einen völlig anderen Verlauf nimmt und dadurch den Spannungsbogen so hebt, dass man das Buch regelrecht verschlingt.

Amüsant und köstlich mit typisch britischem Humor gelingt der Autorin mit ständig neuen Verwirrungen, lustigen Vorkommnissen eine Geschichte, die trotz der ernsten Thematik und einigen emotionsgeladenen Verläufen über Vertrauen, Freundschaft, Wissbegier, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft spricht.
Gleichzeitig lernt man einiges über Quins Forschungsarbeit und über die Musikwelt kennen, die im Hause Berger stets präsent ist.

Anfangs braucht man eine kleine Weile, um in die Handlung zu kommen, weil der Schreibstil etwas ungewöhnlich, aber dennoch sehr interessant ist und sobald man mittendrin ist, fliegen die Seiten dahin.

Quins besonnene, selbstlose und bodenständige Art hat mir genauso gefallen wie Ruths quirlige, aufgeweckte und teils kindliche Begeisterung, die aber so herrlich ansteckend und mitreißend ist, denn alles was sie tut, ist so fröhlich und herzlich. Sie hat für jeden und alles ein Ohr, ist wissbegierig und saugt alles auf, was sie in ihrer Situation lernen kann. Dabei hab ich so oft lachen müssen, weil sich dadurch manch amüsante Diskussion entspannt.

Auch was die anderen Charaktere angeht, sind sie dermaßen speziell, aber zeitgleich auch auf ihre Art liebenswert, dass dies ein ganz besonderes Buch ist, immer mit einer kleinen Prise Sarkasmus, die die düstere Thematik etwas auflockert, aber nicht abwertet.

Große Leseempfehlung – es war das erste Mal, dass ich mir beim Lesen überlegt habe, was für eine Autorin Eva Ibbotson wohl gewesen sein muss und hätte sie gern persönlich kennengelernt. Diese Gradwanderung zwischen dunkler Geschichte mit wirklich gut recherchierten und interessanten Hintergrundinformationen und der genau passenden und dadurch lebendig werdenden Liebesgeschichte immer mit diesem Hauch Sarkasmus und Humor.

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