Guter Einstieg und dann leider herbe Enttäuschung
Die 1988 geborene Biologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber, die ich schon durch ihr Werk „Marianengraben“ kenne, was mir richtig gut gefallen hat, hat sich in ihrem neuen Buch „ Endling“ an eine ...
Die 1988 geborene Biologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber, die ich schon durch ihr Werk „Marianengraben“ kenne, was mir richtig gut gefallen hat, hat sich in ihrem neuen Buch „ Endling“ an eine Dystopie gewagt.
Wir befinden uns im Jahr 2041, Klimawandel und Artensterben sind vorangeschritten. Eine Pandemie jagt die nächste und auch in der Politik hat sich vieles zum Schlechten verändert. So sind Frauenrechte etwa massiv eingeschränkt worden. Abtreibungen wurden komplett verboten und werden wie Mord geahndet.
Die Geschichte beginnt damit, dass Zoe, die in München als Biologin im Bereich Insekten forscht, von ihrer Mutter gebeten wird nach Hause zu kommen. Sie soll in Frankfurt für ihre kleine Schwester da sein und sich um die im selben Haus wohnende Tante Auguste kümmern, während sie selber auf Kur geht, was in Wirklichkeit aber ein Alkoholentzug ist. Zoe merkt schnell, dass seit dem Tod des Vaters einiges schief gelaufen ist zu Hause. Ihre Tante ist seit der letzten Pandemie sonderlich geworden, leidet unter Angststörungen und Desinfektionswahn. Ihre Wohnung verlässt sie seit 2 Jahren gar nicht mehr. Ihre Schwester Hannah greift mit ihren 16 Jahren häufig zur Flasche und ertränkt ihren Kummer, den keiner zu Hause so richtig mitzubekommen scheint.
Als Auguste‘s Freundin Sophie, mit der sie über die sozialen Medien Kontakt hält, sich plötzlich nicht mehr meldet, schlägt das Buch eine ganz neue Wendung ein. Als gute Freundin muß sich Auguste überwinden das Haus zu verlassen und Sophie suchen. Sie vermutet Schlimmes, denn Sophie soll Frauen in Not widerrechtlich geholfen haben und wird vermutlich von der Polizei verfolgt. Was folgt ist ein Roadtrip in die Berge, wo es eine Frauengemeinschaft gibt, in die Sophie sich vielleicht geflüchtet hat.
Man hat beim Lesen des Buches, in das ich Anfangs große Erwartungen gesetzt hatte, das Gefühl , als habe die Autorin alle Themen die ihr momentan auf der Seele brennen zusammengepackt, diese kräftig durchgeschüttelt mit ein bisschen Humor gewürzt und versucht hieraus einen Roman zu gießen. Dieser hat mich leider nicht überzeugen können, so sehr ich das Buch mit dem hübschen gelben Einband und der Schnecke auch mögen wollte. Die Schnecke mit dem Namen HP 14 ist übrigens eine Weinbergschnecke und ein sogenannter Endling, das letzte Exemplar seiner Art und wird von Auguste liebevoll gehegt und gepflegt und muß selbstverständlich auch mit auf den Roadtrip.
Die Geschichte wird ab der Mitte immer abstruser und die Autorin mischt auch noch etwas Mystery hinzu. Die Auflösung ist dann schnell und unbefriedigend abgehandelt und man bleibt als Leser*in irgendwie etwas ratlos zurück. Was mir auch fehlte war die etwas düstere Stimmung, die einer Dystopie normalerweise zugrunde liegt. Die Bedrohung , die von den ganzen ernsten Themen ausging, war nicht fühlbar. Dazu passend ein Happy End , dass ich sehr verwirrend fand.
Sehr schade. Gut gefallen haben mir die vielen Erklärungen zu Flora und Fauna. Hier konnte Jasmin Schreiber mit ihrem umfangreichen Wissen punkten, und das war wirklich interessant.