Gemeinsam mit ihrer Mutter Isobel betreibt die achtzehnjährige Iris eine Auffangstation für verletzte Wildtiere. Was niemand weiß, sie sind Hexen und sie sind aus ihrem Heim in Nebraska geflohen, weil dort etwas Schreckliches passiert ist, bei dem Iris involviert war. Doch sie liebt ihre neue Heimat und ihre Aufgabe, denn als Hexe ist sie ganz besonders Naturverbunden. Nur Student Pike, der als Praktikant in der Auffangstation arbeitet, geht Iris mächtig auf die Nerven und in einem Moment, bei dem ihre Emotionen hochkommen, versucht sie Pike zu verfluchen. Dumm, dass ausgerechnet eine Eule, die als Magieverstärker gelten, den Fluch abfängt und wegfliegt. Iris möchte die Eule wieder einfangen und begibt sich in die Natur, begleitet wird sie allerdings ausgerechnet von Pike.
Der Titel machte mich unheimlich neugierig auf das Buch – Wild is the Witch – das klingt einfach nach einer spannenden Geschichte. Erwartet hatte ich hier ein eher locker leichtes und typisches Jugendbuch, erhalten habe ich allerdings so viel mehr als das. Autorin Rachel Griffin erzählt die Geschichte mit eher ruhigen und unaufgeregten Tönen. Dabei schafft sie es nur mit ihren Worten, bei dem Leser den Eindruck zu vermitteln, die Umgebung zu sehen, ja förmlich schon riechen zu können.
Die Atmosphäre, die die Autorin hier erschaffen hat, ist auf jeden Fall etwas Besonderes und hat mich an die Seiten gefesselt.
Was mir auch richtig gut gefallen hat, ist der gesamte Aufbau der Geschichte. Es gibt ruhige, nachdenkliche Augenblicke, aber auch wirklich Augenblicke voller Spannung. Insgesamt konnte ich zwar das ein oder andere Ereignis vorausahnen, aber trotzdem gab es auch immer wieder Momente, bei denen ich wirklich richtig mit Protagonistin Iris mitgehofft und gebangt habe.
Eine Sache, die mir außerordentlich gut gefallen hat, war dieser Umgang zwischen den Hexen und der Natur und den Tieren. Diese Erdverbundenheit ist ja eigentlich genau das große Thema wenn es um Hexen geht und das wird hier dem Leser ganz nah gebracht. Man hat auch hier das Gefühl, zuzuschauen, wie Iris ihre Magie aus der Natur aufnimmt.
In diesem Buch gibt es nur sehr wenige Charaktere, von denen auch in erster Linie Iris und Pike eine wichtige Rolle spielen. Auf den ersten Blick wirken beide so gegensätzlich, dass man beide die gegenseitige Abneigung glaubt. Doch als sie gezwungen sind, zusammenzuhalten und sich zu vertrauen, beginnen sie erst, sich wirklich kennenzulernen. Beide Charaktere haben bereits eine Vergangenheit, die sie zu den Menschen gemacht hat, der sie heute sind.
Iris ist verschlossen, sie möchte niemanden Vertrauen und auch niemanden an sich heranlassen. Sie lebt für ihre Verbindung zu den Tieren und der Landschaft und sie möchte auch nicht, das jemand erfährt, dass sie eine Hexe ist. Dabei leben diese ganz normal unter den Menschen und es ist im Prinzip nichts Außergewöhnliches.
Pike scheint hingegen nichts ernst zu nehmen, er spricht fließend sarkastisch und hat auch sonst die Eigenschaft vor allem Iris auf die Palme zu bringen. Doch je mehr er Iris auf der gemeinsamen Suche nach der verschwundenen Eule kennenlernt, desto mehr zeigt sich, dass auch hinter seiner Maske ein ganz anderer Mensch verbirgt.
Mein Fazit: eine wunderschöne Geschichte über Magie und die Magie der Natur, aber auch darüber, dass die meisten Menschen doch eine Maske tragen, um nicht ihre Träume und Wünsche zur Schau zu stellen, aber auch, um nicht ihre eigene Verletzlichkeit einem anderen gegenüber zuzugeben. Wer bei Wild is the Witch ein klassisches Jugendbuch erwartet, wird überrascht sein, über diese gefühlvolle und unheimlich tiefsinnige Geschichte, die mit unheimlich viel Gefühl erzählt wird. Bitte unbedingt lesen!