Wenn die Kinder ausziehen
Doris Knecht hat eine ganz besondere Art zu schreiben, die mir sehr gefällt, sehr ehrlich , sehr angenehm, sehr warm. Man kann ihre Gedanken gut nachvollziehen und hat Dinge , die sie beschreibt vielleicht ...
Doris Knecht hat eine ganz besondere Art zu schreiben, die mir sehr gefällt, sehr ehrlich , sehr angenehm, sehr warm. Man kann ihre Gedanken gut nachvollziehen und hat Dinge , die sie beschreibt vielleicht schon selbst so erlebt, sie nur nie so gut in Worte gefasst.
Worum geht es?
Die Protagonistin steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre Kinder sind flügge geworden und werden in Kürze ausziehen. Für sie selbst ist die geräumige Mietwohnung nicht mehr finanzierbar, wenn die Alimente des Vaters ihrer Zwillinge wegfallen. Sie wird sich eine kleinere Wohnung suchen müssen und muß rigoros ausmisten. Das macht sie dann auch, und mit dem Aussortieren, erinnert sie sich an eigene Kindheitserlebnisse, vergangene Freundschaften, Entscheidungen, die ihrem Leben die Richtung gegeben haben. Sie mistet ihre Erinnerungsräume sozusagen gleich mit aus. Schön fand ich, dass die Protagonistin in dem Buch nicht verbittert ist, weil sie in eine deutlich kleinere Wohnung ziehen muss, eine Veränderung, die ihr die Umstände aufzwingen. Nein, sie freut sich auf ihren neuen Lebensabschnitt , sieht das Positive, z. b die Nähe zu ihrer Freundin. Auch bei der Gestaltung der neuen Wohnung braucht sie auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen. Pech, wenn den Kindern der Beige oder besser gesagt Greigeton der Wandfarbe zu langweilig ist. Das Buch beschreibt die innere Zäsur der Protagonistin in der Mitte des Lebens mit einem feinen Humor und einer Spur Selbstironie, was ich sehr mochte und gerne gelesen, bzw. gehört habe, denn ich hatte das Buch als Hörbuch vorliegen. Das ist im Übrigen sehr zu empfehlen. Jutta Seifert hat eine tolle und für den Text sehr passende Stimme und hat es perfekt vorgelesen.