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Veröffentlicht am 04.10.2017

Bewegendes Buch

Mitten aus dem Leben
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„...Es ist eine verstörende Realität, dass ein menschlicher Körper durch Maschinen am Leben gehalten werden kann, obwohl das, was ihn im Kern ausmacht, schon weitergezogen ist...“

Es ist der dritte September ...

„...Es ist eine verstörende Realität, dass ein menschlicher Körper durch Maschinen am Leben gehalten werden kann, obwohl das, was ihn im Kern ausmacht, schon weitergezogen ist...“

Es ist der dritte September 2014. Der Autor, ein christlicher Musiker, ist mit Frau und Kindern von der Ferienwohnung aus zum Hansa-Park unterwegs. Als er links in eine Vorfahrtstraße einbiegt, übersieht er ein Taxi. Während Anja, seine Frau, und Tim, der Sohn, nur leicht verletzt erscheinen, reagiert die 10jährige Sara nicht mehr. Sie wird mit den Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Einen Tag vor ihrem elften Geburtstag stirbt sie, ohne wieder erwacht zu sein.
Der Autor beschreibt in einem berührenden Buch die Zeit im Krankenhaus und die ersten Jahre der Trauer.
Das Buch bewegt und geht in die Tiefe. Es ist keines der Bücher, die man so nebenbei liest.
Der Autor skizziert mit vorsichtigen Worten das lebensfrohe Wesen seiner Tochter. Von einer Sekunde auf die andere ist dann nichts mehr, wie es war. Unterstützt von Freunden und Bekannten, an die sich die Eltern gewandt haben, ringen die Eltern im Gebet um das Leben ihrer Tochter. Immer wieder aber stellt sich der Autor die Frage, ob sie wohl schon gegangen ist, obwohl ihr Körper noch im Bett liegt. Es gibt kleine Anzeichen dafür. In dieser Situation fallen die obigen Worte.
Der Autor ermöglicht mir als Leser einen tiefen Blick in seine Psyche. Nach dem Unfall habe ich kurzzeitig den Eindruck, dass er nur funktioniert, was durchaus nachzuvollziehen ist. Sehr intensiv setzt er sich mit seinem Glauben auseinander. Es gibt keine Anklagen, eher eine Prise Unverständnis. Getragen wird er in den Zeit von liebevollen Mails, spürbarer Anteilnahme der Mitarbeiter des Krankenhauses, uneigennütziger Hilfe von Familie und Freunden und einer liebevollen Zeichnung, die sein Kind geborgen in den Händen Gottes zeigt.
Nach der Trauerfeier beginnt die schwierigste Zeit. Der Autor macht deutlich, dass jeder anders trauert und dass manch gutgemeinte Zuwendung auch verstörend wirken kann. Hinzu kommt, dass er sich die Schuld am Unfall gibt, sich deshalb mit der irdischen Gerechtigkeit auseinander setzen muss, die Familie um Vergebung bittet und die meisten Probleme damit hat, sich selbst zu vergeben. Erinnerungen an liebevolle Kleinigkeiten des Zusammenlebens mit der Tochter und eine Vorschau auf das, was nun nicht mehr zusammen erlebt werden kann, durchziehen den Trauerprozess. Er versucht, in Bewegung zu bleiben, um aktiv mit dem Geschehen umgehen zu können, kann es aber auf die Dauer nicht vermeiden, sich professionelle Hilfe zu suchen.. Das Buch Hiob und viele andere Bibelstellen geben ihm Halt und Kraft und werden kursiv hervorgehoben. Besondere Gedanken setzt er fett.
Neben sehr persönlichen Sätzen gibt es auch allgemeine Ausführungen zu den Stufen der Trauer, den Umgang mit Trauernden und dem Ewigkeitsgedanken.
Viele seiner Lieder sind im Buch enthalten. Dort findet er bewegende Worte für seine Emotionen. Sie wirken deshalb sehr persönlich
Zum Trauerprozess von Frau und Sohn verliert er nur wenige Sätze. Es ist verständlich, wenn er dazu schreibt, dass es beiden vorbehalten bleibt, zu entscheiden, was sie der Öffentlichkeit preisgeben wollen und was nicht.
Das Buch hat mich tief bewegt. Das liegt nicht allein in der persönlichen Darlegung des Autors. Er gibt auch Ratschläge und Hinweise, wie man sich Trauernden zuwenden kann.
Ein Zitat dazu möge meine Ausführungen beschließen:
„...Wenn man sich einmischt, kann es passieren, dass man den richtigen Ton einmal nicht trifft...Aber es ist besser, hinzugehen und präsent zu sein, als sich aus lauter Angst, einen Fehler zu machen, zurückzuhalten und keine moralische und praktische Unterstützung anzubieten...“

Veröffentlicht am 03.10.2017

Nordische Geschichte - fesselnd

Herrscher des Nordens - Thors Hammer
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„...Ein kalter Wind streicht in diesem Augenblick über meinen schweißnassen Rücken. Wie ein Hauch aus der Göttin Hels eisiger Unterwelt. Irgendetwas stimmt nicht...“

Wir schreiben das Jahr 1027. Der ...

„...Ein kalter Wind streicht in diesem Augenblick über meinen schweißnassen Rücken. Wie ein Hauch aus der Göttin Hels eisiger Unterwelt. Irgendetwas stimmt nicht...“

Wir schreiben das Jahr 1027. Der 12jährige Harald lebt mit seiner Mutter und den Geschwistern in der Wallburg in Norwegen. Dann erscheint der Älteste der Brüder. Olaf ist König von Norwegen. Nach einer Niederlage gegen den dänischen König muss er sein Land verlassen. Er zieht zuerst nach Schweden, in die Heimat seiner Frau, danach weiter gen Osten zu Jarisleif, Großfürst der Rus.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Die Geschichte wird von Harald erzählt.
Harald träumt davon, einmal ein großer Krieger zu werden. Deshalb schaut er zu seinem älteren Bruder Olaf auf. In der Wallburg aber hatte seine Mutter Asta die Fäden in der Hand.
Olafs erste Niederlage zeigt, das sich das Land im Umbruch befindet. Mit seiner gewaltsamen Methode der Verbreitung des Christentums hat er sich die Jarls zu Feinden gemacht. Seine Mutter Asta sieht Glaubensfragen viel pragmatischer.
Der Schriftstil des Buches ist angenehm lesbar. Obiges Zitat fällt bei der Ankunft Olafs. Harald ahnt, dass sich vieles ändern wird. Doch es soll drei weitere Jahre dauern, bis er selbst seinen Bruder eine Schar Krieger zuführen darf und seine erste Schlacht erlebt.
In diesen drei Jahren darf ich verfolgen, wie sich Harald und sein bester Freund Thorkel von Kindern zu jungen Männern entwickeln. Unbedachte Handlungen werden abgelöst durch planmäßiges und gezieltes Tun. Eine Seereise auf die Orkney-Inseln erweitert die Fähigkeiten und ermöglicht den jungen Leuten mit dem dortigen Einwohnern Gespräche über die Zeitverhältnisse. Immer wieder werden Christentum und alte Religion gegeneinander abgewogen.
Feste und Feiern werden genauso ausführlich beschrieben wie die Erlebnisse auf der Jagd. Das norwegische Thing weist eine gewisse Demokratie auf. Jeder darf freimütig seine Meinung sagen. Bedenken werden ausdiskutiert.
An anderer Stelle werden die Defizite von Olaf in der Menschenführung und in der Strategie deutlich. Schlachten erzählt der Autor realistisch. Sie hinterlassen Blut und Leid. Olaf stirbt. Harald überlebt, wird aber gesucht und muss fliehen. Außerdem hat ihn sein Bruder vor der Schlacht die Verantwortung für seinen unmündigen Sohn Magnus übertragen.
Gekonnt wird im Ablauf des Geschehens Haralds charakterliche Entwicklung aufgezeigt. Das folgende Zitat zeugt von einer gewissen Reife:
„...Und langsam begreife ich, dass es als König nicht genügt, seine Macht durchzusetzen. Man muss auch die Herzen der Menschen für sich gewinnen...“
Trotz seiner Jugend verfügt Harald über ein gutes strategisches Können,. Er hat einen Blick für die Menschen seiner Umgebung. Er sucht das Gespräch und fördert ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Er setzt sich für Gerechtigkeit ein und gewinnt so das Vertrauen der Tschuden, einem Volk in Russland.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören viele tiefgreifende Gespräche. Sie zeigen die Zeit im Umbruch. Das Christentum ist nicht aufzuhalten, doch es gibt unterschiedliche Wege, es dem Menschen zu vermitteln. Gewalt ist die schlechteste aller Lösungen.
Das Buch zeugt von einer exakten und ausführlichen Recherche des Autors. Seine Kenntnisse über die unterschiedlichen Völkerschaften in Russland, über die Entwicklung in Norwegen und Schweden und die komplexen verwandtschaftlichen Beziehungen geben dem Buch seine besondere Authentizität. Dazu dienen auch die ab und an eingestreuten norwegischen Begriffe der damaligen Zeit.
Eine Karte auf der ersten Umschlagseite, ein Personenregister, ein Glossar und ein informatives Nachwort ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Dr. Waldecks zweiter Fall

Das Mädchen im schwarzen Nebel
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„...Wenn die Leute nicht viel wissen, lach nicht über sie, denn jeder von ihnen weiß etwas, was du nicht weißt...“

Wir schreiben das Jahr 1816. Der Köhler Lorenz erwacht mit schweren Kopf und muss feststellen, ...

„...Wenn die Leute nicht viel wissen, lach nicht über sie, denn jeder von ihnen weiß etwas, was du nicht weißt...“

Wir schreiben das Jahr 1816. Der Köhler Lorenz erwacht mit schweren Kopf und muss feststellen, dass der Meiler brennt. Doch es sollte noch schlimmer kommen, denn er findet darin eine Leiche. Dr. Cornelius Waldeck kommt, um sich den Toten anzusehen.
Dann wechselt das Geschehen ins Jahr 1813. Eine Gruppe Zigeuner, die als Zirkusleute arbeiten, fliehen vor dem Krieg .Zu ihnen gehört Rosana. Die junge Frau erlernt das Handlesen. Ihre Mutter Olivia ist Seiltänzerin, hatte aber nach einem schlimmen Sturz schmerzhafte Verletzungen, die sie nun über den Winter ausheilen muss.. Das Gesetz verlangt von ihnen, das sie sich ein festes Winterquartier suchen. Das gibt ihnen der Brauer Oswald, der dafür ihre Arbeitskraft fordert.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte spielt in der Lausitz. Es gibt einen Vorgängerband. Obwohl ich den nicht kenne, hatte ich kein Problem, dem Geschehen zu folgen. Nur an wenigen Stellen wird auf die Vorgeschichte hingewiesen. Das weckt allerdings Interesse daran.
Der Roman spielt über weite Strecken abwechselnd im den Jahren 1813 und 1816. Nach und nach wird mir als Leser klar, wie die Ereignisse zusammengehören und dass manches, was 1816 geschieht, ihre Wurzeln im Jahre 1813 hat.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert. Dr. Waldeck ist nicht nur Arzt. Er versteht es auch, Spuren zu lesen und logische Schlüsse zu ziehen. Seine Untersuchungen des Toten werden detailliert geschildert. Erstaunlicherweise öffnet er zwar den Brustkorb, aber der Bauchraum bleibt unversehrt. Die damals aktuelle Gehirnlehre, die der Arzt praktiziert, wird allgemeinverständlich erläutert. Außerdem lässt er sich von Lorenz erklären, wie ein Meiler angezündet wird und warum die vollständige Verbrennung der Leiche nicht funktioniert hat.
Nachforschungen ergeben, dass in der näheren Umgebung keine Person vermisst wird. Für den Polizisten, der Wert auf schnelle Erfolge und nicht auf gründliche Arbeit legt, ist damit erst einmal Lorenz der Täter.
Die Autorin arbeitet gekonnt die Hierarchie der damaligen Zeit heraus. Die Fischer, Harzer und Brauer fühlten sich den Köhlern überlegen und schauten auf sie herab. Noch eine Stufe tiefer standen die Zigeuner. Doch auch bei ihnen gab es Reibereien zwischen den einzelnen Familien. Auch vor dem Gesetz war nicht jeder gleich. Was bei den Einheimischen mit einer Geldbuße geahndet wurde, konnte für die Zigeuner das Todesurteil bedeuten.
Schön fand ich die Einbeziehung von Sagen und Sprichwörtern der Zigeuner. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür.
Geschickt wurde die Geschichte in größere historische Ereignisse eingebettet. Vor allem der Krieg gegen Napoleon hinterließ seine Spuren in der Gegend. Es war eben nicht egal, ob man in den Teil der Lausitz wohnte, der zu Sachsen oder zu Preußen gehörte.
Eine akribische Spurensuche und manchmal auch eine Prise Zufall führen endlich zum Namen des Toten. Damit hat man aber lange noch nicht den Täter. Es macht Spaß, Dr. Waldecks Gedankengänge zu verfolgen. Natürlich darf manch ungewöhnliche Liebesgeschichte im Ablauf des Geschehens nicht fehlen.
Es geht um Trauer und Rache, um Zuneigung und Hass. Nicht zuletzt hat der Aberglaube der Zeit seinen Part.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gekonnt werde ich als Leser schon auf die nächste Geschichte eingestimmt.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Klasse Pferdebuch - Leseempfehlung

Friends & Horses, Band 03
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„...Die Grenze zwischen Panik und Euphorie ist fließend...“

Rosa ist nervös. In wenigen Minuten beginnt ihre Reise zur Großmutter. Seit dem letzten Band der Reihe weiß sie, wer ihr Vater ist. Dessen Mutter ...

„...Die Grenze zwischen Panik und Euphorie ist fließend...“

Rosa ist nervös. In wenigen Minuten beginnt ihre Reise zur Großmutter. Seit dem letzten Band der Reihe weiß sie, wer ihr Vater ist. Dessen Mutter und seine Schwester erwarten nun Rosa. Übernachten wird Rosa bei ihrer Freundin Iris. Um Rosas Pferde kümmert sich in der Zeit ihre Freundin Daisy.
Auch der dritte Band der Reihe lässt sich angenehm lesen, hat eine gleichbleibend hohe innere Spannung und spiegelt das Leben der jungen Leute in ihrer Vielfalt wieder.
Bei Gitti, ihrer Cousine, trifft Rosa auf Islandpferde. Damit erlebt sie ein völlig neues Reitgefühl.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Gut gefällt mir, dass fast unauffällig Verhaltensmaßregeln in den Text integriert werden. So ist es für Rosa und Gitti selbstverständlich, dass Rosa, die noch nie auf einem Islandpferd geritten ist, erst im Viereck übt, bevor es ins Gelände geht. Obiges Zitat fällt, als Rosa erlebt, wie es sich anfühlt, wenn ein Islandpferd plötzlich in den Rennpass wechselt.
Von den neuen Verwandten, sei es Nichte, Tante oder Großmutter, wird Rosa herzlich aufgenommen. Einige Überraschungen sind für sie vorbereitet.
Währenddessen darf ich als Leser Iris´ Frust miterleben, die auf die Hauptrolle im Theaterstück gehofft hatte und nun nur eine kleine Nebenrolle bekommt. Dummerweise aber muss sie trotzdem zu jeder Probe anwesend sein und hat nicht so viel Zeit für die Freundin wie erhofft.
Per Telefon bekomme ich mit, dass es zwischen Ollie und Daniel die erste ernsthafte Krise gibt. Rosa soll vermitteln, aber das kann schwierig werden.
Als aus Erics Zimmer eine junge Frau kommt, fragen sich Iris und Rosa, ob sie Daisy informieren sollen, entschließen sich aber zu schweigen.
Es gibt viele kleine gut ausgearbeitete Szenen in der Geschichte. Sie hier aufzuzählen, würde die Spannung nehmen. Auf jeden Fall hat sich nach diesem Sommer für jede der Freundinnen einiges zum Positiven verändert, auch wenn es manchmal nicht so aussah. Gleichzeitig sind sie fester zusammengewachsen.
Die Autorin schafft es geschickt, die Probleme Heranwachsender mit deren Hobby, dem Reiten, zu verknüpfen und immer neue Seiten dieser Sportart aufzuzeigen.
Auch deshalb hat mir das Buch ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 29.09.2017

War der Blitz der Mörder?

Mordswetter
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„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, ...

„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, das von den hellen Wolken am Horizont reflektiert wurde...“

Hauptkommissar Christian Bär läuft an der Nidda entlang, als er vor einem Gewitter in einen Unterstand flieht. Auf dem Rückweg kommt er an einer Weide vorbei. Die Kühe des Bauern hat der Blitz erschlagen. Dort trifft auch die Journalistin Roberta ein, die nebenbei für den Wetterdienst arbeitet. Doch auf Bär wartet schon der nächste Fall. Auf dem Campingplatz liegt eine tote junge Frau. Alles spricht für Herzversagen infolge Blitzschlags.
Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Dabei nutzt sie für die Handlung geschickt Wetterphänomene. Obwohl ich den Vorgängerband nicht kenne, hatte ich kein Problem damit, der Handlung zu folgen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Bär nimmt sein Arbeit ernst und kann sich regelrecht in einen Fall verbeißen. Für Abwechslung in seinem Leben sorgt seine Nichte Amelie. Außerdem mag Bär Roberta, doch die scheint das nicht zu merken.
Maik, der Freund der Toten, sendet sehr unterschiedliche Signale aus. Angesichts der Toten hat er fast einen Zusammenbruch, doch am nächsten Tag geht für ihn das Leben scheinbar weiter. Er fotografiert in dienstlichen Auftrag Gewitter und geht dafür auch über Grenzen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Sehr anschaulich werden die Entstehung eines Gewitters und die damit verbundenen Gefahren durch Schrittspannung erläutert. Die Farbbilder, die sich im Laufe eines Gewitters ergeben, werden stilistisch gekonnt eingesetzt. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Es gibt Bärs Eindruck nach dem Abziehen des Gewitters wieder.
Bär glaubt nicht an einen Blitzschlag. Für ihn gibt es nur einen Verdächtigen, dem er die Tat nachweisen will. Bald wird in dessen Umfeld eine weitere Tote gefunden. Auch hier scheint ein heftiger Regen ursächlich dafür zu sein.
Gekonnt werden Ereignisse aus der Vergangenheit in die Handlung eingeblendet. Auslöser sind Geschehnisse und Beobachtungen der Gegenwart. Sie reißen alte Wunden auf.
Einen dienstlicher Ausflug ihrer Protagonisten nutzt die Autorin dazu, mich mit den ungewöhnlichen Maßnahmen gegen Wassermassen eines heftigen Regens in Rotterdam vertraut zu machen. An anderen Stelle werde ich mit Gedanken konfrontiert, welche Möglichkeiten es geben könnte, Blitze am Flughafen umzuleiten. Eingebettet sind diese Fakten in eine fesselnde Handlung und immer neue Sprachbilder unter Einbeziehung der aktuellen hochsommerlichen Wetterlage.
Als Leser war ich hin- und hergerissen, ob Bär wirklich auf der richtigen Spur ist. Manches sprach dafür, anderes dagegen. Das führte zu den entsprechend hohen Spannungsbogen. Auch welche Rolle die Geschehnisse des Prologs spielten, blieb lange geheimnisvoll.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Wieder einmal zeigt die Geschichte, dass man mit seinem Urteil vorsichtig sein sollte.