Cover-Bild "Einige Herren sagten etwas dazu"
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Literatur: Geschichte und Kritik
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Ersterscheinung: 08.02.2024
  • ISBN: 9783462310641
Nicole Seifert

"Einige Herren sagten etwas dazu"

Die Autorinnen der Gruppe 47
Nicole Seifert erzählt die Geschichte der Gruppe 47 aus einer neuen Perspektive: der der Frauen. Ihr Ergebnis kommt einer Sensation gleich. »Einige Herren sagten etwas dazu« macht es zwingend, die deutsche Gegenwartsliteratur neu zu denken, die literarische Landschaft neu zu ordnen.

Es waren viel mehr Autorinnen bei den berühmt-berüchtigten Treffen der Gruppe 47 als Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger, aber sie sind in Vergessenheit geraten, sie fielen aus der Geschichte heraus – wie sich nun herausstellt, hatte man ihnen oftmals gar nicht erst Zutritt gewährt. Und wurden sie miterzählt, dann nicht als Autorinnen ihrer Texte, sondern als begehrenswerte Körper oder als tragische Wesen. Nicole Seifert erzählt von den Erfahrungen der Autorinnen bei der Gruppe 47, von ihrem Leben in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in der BRD und von ihren Werken.
Ein kluges, augenöffnendes Buch, das sofort große Lektürelust entfacht. Schriftstellerinnen wie Gisela Elsner und Gabriele Wohmann müssen neu gelesen, Schriftstellerinnen wie Ruth Rehmann, Helga M. Novak und Barbara König neu entdeckt werden.  Ein ganz neuer Blick auf die Gruppe 47 und die Nachkriegsliteratur, der uns bis in die Gegenwart führt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2024

„Sie soll Muse sein, nicht Künstlerin.“

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„Man erkannte schlicht nicht, was die Autorinnen da taten, auch weil man es aufgrund geschlechtsbezogener Vorurteile und eigener Uberlegenheitsgefühle nicht von ihnen erwartete.“

Die Gruppe 47? Da fallen ...

„Man erkannte schlicht nicht, was die Autorinnen da taten, auch weil man es aufgrund geschlechtsbezogener Vorurteile und eigener Uberlegenheitsgefühle nicht von ihnen erwartete.“

Die Gruppe 47? Da fallen mir doch gleich ein paar Namen ein: Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Walser… und Ingeborg Bachmann! Waren noch weitere Frauen dabei? Nach einigem Nachdenken fällt mir Ilse Aichinger ein.

Wie stand es eigentlich um die Autorinnen bei der Gruppe 47? Gab es noch weitere Teilnehmerinnen als die beiden genannten; die Aushängeschilder der Gruppe? Was haben sie bei ihrer Teilnahme vorgelesen? Wie haben die Zuhörenden (die übrigens fast ausschließlich Männer waren; zumindest die, deren Reaktion festgehalten wurde) reagiert? Und wie wurde das Werk der Autorinnen in der weiteren Rezeption dargestellt?

Nicole Seifert geht all diesen Fragen nach. Sie porträtiert in jedem Kapitel eine oder mehrere Autorinnen der Gruppe 47 in chronologischer Reihenfolge. Sie porträtiert dabei gleichzeitig die gesamte Gruppe. Beleuchtet ihren Hintergrund, ihre Gründungsgeschichte, die wichtigsten und bestimmenden Köpfe. Sie offenbart dabei auch die problematische Einstellung der Gruppe zur NS-Vergangenheit Deutschlands und ihren Umgang mit Exilliteratur.
Es ist nicht nur so, dass der Männeranteil - wie erwartet - überwog. Die wenigen Autorinnen, die eingeladen wurden, hatten es nicht einfach. Manch einer geladenen Frau gelang schon die Anreise nicht oder kaum (weil die patriarchalen Umstände eine Kinderbetreuung erschwerten). Die, die kamen und lasen, wurden von den zuhörenden Herren häufig nicht verstanden, gedemütigt und sexuell bedrängt. Vieles, das die Autorinnen schrieben, schien zu progressiv, zu anders zu neu. Einige der Autorinnen empfand man(n) als Gefahr.
Geschrieben wurde wenig bis gar nichts über die Teilnehmerinnen. Und wenn, dann zunächst darüber, wie sie aussahen und wie sehr sie die typisch femininen Kategorien (Fürsorglichkeit, Bescheidenheit, Attraktivität) bedienten.
Machte eine Frau in ihren Texten und ihrem Auftreten deutlich, dass sie die patriarchalen Strukturen (auch die der Gruppe) durchschaute, beschrieb man sie als gefährlich und berechnend. Ihrer Literatur begegnete man mit Unverständnis und Verachtung.
Eine schüchtern auftretende Frau dagegen wurde sehr auf ihr liebliches Äußeres reduziert und ihre Texte banalisiert.

Viele oder die meisten der Autorinnen der Gruppe 47 sind in Vergessenheit geraten, da sie in der Rezeption und im literarischen Kanon vernachlässigt wurden. Seifert hat sich auf ihre Spuren begeben und zeichnet in ihrem Buch eine extrem spannende und aufschlussreiche Geschichte der Gruppe 47. Und sie bietet uns die Möglichkeit zur (Wieder-) Entdeckung fantastischer Werke und Autorinnen!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Ein Buch, das wütend macht

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Bereits mit ihrem ersten Sachbuch „Frauen Literatur“ ist es Nicole Seifert gelungen, gleichzeitig zu informieren, wachzurütteln und den Puls vor Wut auf 200 zu bringen. In ihrem neuen Werk „‘Einige Herren ...

Bereits mit ihrem ersten Sachbuch „Frauen Literatur“ ist es Nicole Seifert gelungen, gleichzeitig zu informieren, wachzurütteln und den Puls vor Wut auf 200 zu bringen. In ihrem neuen Werk „‘Einige Herren sagten etwas dazu‘“ trifft all das wieder zu und die Wut steigt ins Unermessliche. Seifert erzählt von den Autorinnen der Gruppe 47 und zeigt auf, dass eben nicht nur Schriftstellerinnen wie Ilse Aichinger oder Ingeborg Bachmann vor der Gruppe gelesen haben. Insgesamt porträtiert sie 17 Frauen, die zwischen 1947 und 1967 ihre Texte auf den Tagungen der Gruppe vorgetragen haben.

Schnell wird deutlich, dass Autorinnen in der Gruppe 47 einen schweren Stand hatten. Sie dienten als Lustobjekte, ihr Aussehen wurde ebenso kommentiert und diskutiert, wie ihr Verhalten und ihre Texte traten völlig in den Hintergrund. Zudem schienen die anwesenden Herren eher verschnupft zu reagieren, wenn eine Frau mehr Talent zeigte, als sie es selbst vielleicht besaßen und verteilten harsche, bodenlose Kritik. Nicht weniger negativ verhielt sich die Presse, liest man bspw. die teilweise unverschämten Nachrufe auf Autorinnen der Gruppe 47.

Generell schien der männliche Kern der Gruppe einem starren Denken verhaftet, was vielleicht auch erklärt, warum keine Exildichter*innen zu den Treffen eingeladen wurden. Eine Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich war nicht erwünscht – was in einer demütigenden Szene endete, als der jüdische Dichter Paul Celan vor der Gruppe las. Doch zurück zu den Frauen: Sie kamen aus unterschiedlichen Lebenssituationen, viele von ihnen waren jedoch Akademikerinnen. Manche waren zudem Mütter, wie Ingeborg Drewitz, und mussten die Teilnahme im Vorfeld straff organisieren – undenkbar, dass der eigene Ehemann die Kinder hütet. Manche von Ihnen, wie Gisela Elsner, wurden von der Gruppe 47 und ihrem Verlag in eine Rolle gedrängt, die sie nicht erfüllen wollten und rebellierten.

In einem letzten Kapitel zieht Nicole Seifert schließlich ein Fazit und dieses hätte, für mich persönlich, gerne noch etwas länger sein dürfen. Wieder ist ihr jedoch ein Werk gelungen, das den Blick verändert – danke dafür!

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