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Veröffentlicht am 07.03.2024

Trekkingtour auf Leben und Tod

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Wie schon in den letzten Jahren, so wollen auch in diesem Jahr Anna, ihr Lebensgefährte Henrik und ihre gemeinsame Freundin Milena eine Wanderwoche zusammen in den schwedischen Bergen verbringen. Doch ...

Wie schon in den letzten Jahren, so wollen auch in diesem Jahr Anna, ihr Lebensgefährte Henrik und ihre gemeinsame Freundin Milena eine Wanderwoche zusammen in den schwedischen Bergen verbringen. Doch diesmal ist es anders, Milenas neuer Freund Jakob ist mit von der Partie. Schon zu Beginn überredet er die Gruppe, eine andere Gegend als die gewohnte aufzusuchen. Er möchte in den einsamen Nationalpark Sarek im schwedischen Lappland, der bekannt ist für seine tief eingeschnittenen Täler, seine reißenden Flüsse, seine schroffen Gebirgsmassive und eisigen Gletscher. Etwas zögerlich willigen die Freunde ein – die falsche Entscheidung, wie sich bald herausstellen soll. Die Wanderroute wird immer beschwerlicher, das Wetter wird immer schlechter, die Stimmung unter den Wanderern kippt, man streitet sich …

Ulf Kvensler, geb. 1968, ist ein schwedischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Der Roman „Der Ausflug“, 2024 auf Deutsch im Penguin-Verlag erschienen, (Originaltitel SAREK, 2022) ist sein Debüt und stand wochenlang an der Spitze der schwedischen Bestenliste.

Die Geschichte beginnt nicht mit dem Ausflug, sondern mit dem Geschehen danach. Wir lesen ein Protokoll über die Rettung einer schwer verletzten Frau die sagt, sie hieße Anna. Danach folgen Ereignisse aus der Vergangenheit, immer wieder eingeschoben Protokolle der polizeilichen Befragung Annas, und dazwischen natürlich die Erlebnisse der vier Wanderer auf dieser mörderischen Tour.

Der Roman ist an Spannung kaum zu überbieten. Genau wie die Protagonisten immer wieder vom rechten Weg abkommen, so führt uns auch der Autor auf falsche Fährten. Wir lesen über eine wunderbare Landschaft und über eine grandiose Bergwelt, und erleben dabei gleichzeitig den brutalen Kampf ums Überleben. Der Schreibstil ist flüssig und, abgesehen von den vielen schwedischen Namen der Berge, Flüsse und Täler, sehr gut lesbar. Das Geschehen ist aus Annas Sicht geschrieben, was uns durch ihre Gespräche mit ihren Wandergefährten den Gefühlen und Emotionen aller Beteiligten sehr nahe bringt.

Den Schluss dieser nervenaufreibenden Geschichte finde ich großartig gelungen, plötzlich wird der Blickwinkel gewechselt, eine perfekte Lösung, ganz anders als man es erwartet hat – es bleibt noch viel Raum für die eigene Fantasie.

Fazit: Eine gut gelungene Mischung aus großartigen Landschafts- und Naturbeschreibungen und gnadenlosem Überlebenskampf, spannend bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Was wäre, wenn man in der Zeit vor und zurück gehen könnte?

Das andere Tal
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Odile Ozanne ist 16 Jahre alt und soll bald eine Ausbildung beginnen. Ihre Mutter möchte, dass sie am Auswahlverfahren für‘s Conseil, der Verwaltung des Bezirks, teilnimmt, um so ihr Ansehen und ihren ...

Odile Ozanne ist 16 Jahre alt und soll bald eine Ausbildung beginnen. Ihre Mutter möchte, dass sie am Auswahlverfahren für‘s Conseil, der Verwaltung des Bezirks, teilnimmt, um so ihr Ansehen und ihren Lebensstandard zu verbessern. Die beiden leben in einem Tal, umgeben von anderen Tälern, deren Grenzen jedoch mit Stacheldraht und Wachtürmen gesichert sind. Im Nachbartal im Osten leben dieselben Bewohner, jedoch 20 Jahre in der Zukunft, während selbige Bewohner im Westen 20 Jahre in der Vergangenheit leben. Begegnungen zwischen den einzelnen Zeitzonen müssen verhindert werden, da mit unvorhersehbaren Folgen gerechnet werden muss. Ein kurzer anonymer Besuch kann vom Conseil nur in ganz besonderen Fällen erlaubt werden, meist um einen Verstorbenen, von dem man sich nicht verabschieden konnte, nochmals zu sehen. Odile hat bei der Auswahl gute Aussichten im Conseil aufgenommen zu werden, doch dann geschieht etwas, das sie ihre Bewerbung abbrechen lässt. Das sollte fatale Folgen für ihre Zukunft haben …

Scott Alexander Howard lebt in Vancouver, British Columbia. Er promovierte in Philosophie an der University of Toronto und war Postdoktorand in Harvard, wo er sich mit der Beziehung zwischen Erinnerung, Emotion und Literatur beschäftigte. „Das andere Tal“ ist sein erster Roman.

Es handelt sich hier um eine ganz außergewöhnliche Geschichte, vom Autor philosophisch durchdacht und intelligent geschrieben, die nachdenklich stimmt und zum Grübeln anregt. Was wäre, wenn man in die Vergangenheit zurück könnte, um seine gemachten Fehler und falschen Handlungen zu korrigieren? Welche Auswirkungen hätte es für mich und für die Zukunft anderer beteiligter Personen? Wäre es sinnvoll, verstorbenen lieben Menschen noch einmal zu begegnen und wäre der Kummer des Verlustes dann nicht noch größer?

Kein einfaches Thema, das Howard jedoch großartig umgesetzt hat. Es geht im Roman nicht alleine um „Zeitreisen“, sondern neben Schmerz und Trauer spielt auch eine aufkeimende junge Liebe eine große Rolle. Die Handlung, die Personen und auch die Beschreibung der Landschaft konnten mich voll überzeugen. Neben ruhigen und besinnlichen Phasen knistert es in der Geschichte manchmal vor Spannung, so dass es nie langweilig wird. Glaubt man irgendwann zu wissen wie es ausgeht, wird man wieder eines Besseren belehrt. Der Schluss überzeugt, beruhigt und macht glücklich.

In einem Interview am Ende des Buches erklärt Howard sein Motiv für dieses „erzählerisch umgesetzte philosophische Gedankenspiel zum Thema Zeit und Zeitreisen“, wie er es nennt.

Fazit: Ein außergewöhnlich spannendes Leseerlebnis, das mich gepackt und begeistert hat und das ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Für immer jung – Fluch oder Segen?

Wir werden jung sein
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Der Biochemiker Professor Martin Mosländer an der Berliner Charité hat ein neues Medikament entwickelt, das Herzmuskelzellen erneuern soll, um so eine chronische Herzmuskelschwäche zu kurieren. Er testet ...

Der Biochemiker Professor Martin Mosländer an der Berliner Charité hat ein neues Medikament entwickelt, das Herzmuskelzellen erneuern soll, um so eine chronische Herzmuskelschwäche zu kurieren. Er testet dies an einer Gruppe von vier Personen, an sich selbst und an seinem alten Hund. Die Probanden sind: Der sechzehnjährige herzkranke Jakob, der gerade seine erste Freundin hat, der alte Fabrikant Wenger, der aufgrund seines Herzleidens nicht mehr lange zu leben hat, die fünfunddreißigjährige Verena, ehemalige Olympiasiegerin im 100-Meter Freistilschwimmen und Jenny, eine Lehrerin in den besten Jahren, die bereits jahrelang erfolglos versuchte schwanger zu werden. Das Medikament zeigt seine Wirkung, jedoch etwas anders als erwartet, alle Probanden werden biologisch immer jünger. Als die Öffentlichkeit davon erfährt, reißt sich alle Welt um das Wundermittel ...

Maxim Leo, geb. 1970 in Ost-Berlin, ist ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er wuchs in Ost-Berlin auf, absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Chemielaboranten, studierte danach Politikwissenschaften und arbeitete im Anschluss als Nachrichtenredakteur beim RTL. Er schrieb gemeinsam mit Jochen Gutsch mehrere Bestseller und eine Krimi-Reihe um Kommissar Voss, der in Brandenburg ermittelt. Der Autor lebt mit Frau und zwei Kindern in Berlin.

Eine faszinierende Zukunftsvision, die uns der Autor hier präsentiert. Er erzählt die Geschichte aus Perspektiven der Probanden, für die das Medikament einschneidende Veränderungen in ihrem Leben bewirkt – sie werden nicht nur gesünder, sondern auch biologisch jünger! Wir begleiten sie während eines Jahres und erfahren so hautnah, wie unterschiedlich sie mit der Situation umgehen und wie die Welt darauf reagiert. Was sind die Risiken und welche Möglichkeiten eröffnen sich? Ist das Medikament ein Segen oder gar ein Fluch für die Menschheit und ist eine Lebensverlängerung ethisch eigentlich zu verantworten? Der Schluss ist dann überraschend kurz. Eine schlüssige Antwort auf all die Fragen erfahren wir nicht, man muss sich seine eigenen Gedanken machen.

Fazit: Ein wirklich gut gelungener Roman über ein ungewöhnliches Thema, der sich gut und flüssig lesen lässt.

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Du gehörst nur mir …

Geordnete Verhältnisse
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Philipp ist 10 Jahre alt, rothaarig und ein Außenseiter in der Schule. Er kämpft mit seinen Wutausbrüchen, mag keine Menschen, wünscht sich aber dennoch sehnlichst einen Freund. Dann kommt eine Neue in ...

Philipp ist 10 Jahre alt, rothaarig und ein Außenseiter in der Schule. Er kämpft mit seinen Wutausbrüchen, mag keine Menschen, wünscht sich aber dennoch sehnlichst einen Freund. Dann kommt eine Neue in die Klasse, Faina, ein Mädchen aus der Ukraine, ebenfalls rothaarig wie Philipp. Zu ihr fasst er gleich Vertrauen, sie werden gute Freunde. Nach der Schule ziehen sie zusammen in eine Wohnung bis es zwei Jahre später zum großen Krach kommt und Faina spurlos verschwindet. Das war vor fünf Jahren, jetzt lebt Philipp mit Romina zusammen – bis plötzlich Faina wieder vor der Tür steht, mittellos und schwanger …

Lana Lux, geb. 1986 in Dnipro, ist eine deutschsprachige Schriftstellerin ukrainisch-jüdischer Herkunft. Ihre Familie emigrierte 1996 ins Ruhrgebiet. Seit 2010 lebt sie zusammen mit Ehemann und Tochter in Berlin und arbeitet als Autorin und Illustratorin. 2017 erschien ihr vielbeachtetes Debüt „Kukolka“, 2020 ihr zweiter Roman „Jägerin und Sammlerin“, beide im Aufbau-Verlag. Ihr dritter Roman „Geordnete Verhältnisse“ erscheint am 19.02.24 bei Hanser.

Die Autorin lässt hier kapitelweise Philipp und Faina zu Wort kommen, so dass man als Leser beide intensiv kennen lernt und in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen kann. Dies ist bei beiden Charakteren erschreckend gut gelungen. Lana Lux versteht es meisterhaft, uns die Empfindungen sowohl von Philipp als auch von Faina nahe zu bringen und dabei nach und nach die Spannung zu erhöhen. Es ist kein Wohlfühlbuch, man muss einiges aushalten, kann es dennoch nicht mehr weglegen. Erschreckend zu lesen wie Philipp Faina immer mehr kontrolliert, ihr Kind als sein eigenes betrachtet und seine Wutausbrüche kaum noch unterdrücken kann. Kann so eine Beziehung von Dauer sein?

Fazit: Eine Geschichte von Besitzanspruch, Wut und Kontrollverlust und von einer Frau, die sich dagegen wehrt – ein Buch, das viel Diskussionsstoff bietet und lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Verbrechen aus Tradition

Der Club
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Hans Stichler war fünfzehn, als kurz hintereinander beide Eltern verstarben und Tante Alex, Kunstprofessorin in Cambridge, sein Vormund wurde. Sie nahm ihn nicht zu sich, sondern schickte ihn in ein Internat, ...

Hans Stichler war fünfzehn, als kurz hintereinander beide Eltern verstarben und Tante Alex, Kunstprofessorin in Cambridge, sein Vormund wurde. Sie nahm ihn nicht zu sich, sondern schickte ihn in ein Internat, das hauptsächlich von versnobten Söhnen reicher Eltern besucht wurde. Einer der dort lehrenden Mönche erkannte Hans‘ Talent im Boxen, das bereits sein Vater zu dessen Lebzeiten gefördert hatte, und trainierte ihn heimlich weiter. Bald wurde aus dem schmächtigen Jungen ein routinierter Kämpfer, der sich zu wehren wusste. Nach seiner Zeit im Internat verschaffte ihm Tante Alex ein Stipendium für einen Studienplatz in Cambridge. Als Gegenleistung sollte er Mitglied im „Pitt Club“ werden, einem exklusiven Boxclub, dessen Mitglieder sich die „Schmetterlinge“ nennen, um sich dort umzusehen und evtl. verbrecherische Machenschaften aufzudecken. An der Uni verliebt sich Hans in Charlotte, eine geheimnisvolle junge Frau die etwas zu verbergen scheint - und deren Vater mit dem „Pitt Club“ verbunden ist …

Takis Würger, geb. 1985 in Hohenhameln/Niedersachsen, ist Redakteur beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel, für den er aus verschiedenen Ländern berichtete und für seine Reportagen zahlreiche Preise gewann. Im Alter von 28 Jahren ging er nach England, um an der Universität in Cambridge zu studieren und für den dortigen „Cambridge University Amateur Boxing Club“ im Schwergewicht zu boxen. Sein Debütroman „Der Club“ (2017) wurde sofort zum Bestseller und gehörte zu den fünf beliebtesten Romanen der unabhängigen deutschen Buchhändler im Jahr 2017. Takis Würger lebt in Berlin.

Dass sich der Autor in Cambridge auskennt und auch vom Boxen etwas versteht, ist in diesem Roman zu spüren. Er versichert jedoch, dass die Namen der Figuren und die erwähnten Institutionen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und die Geschichte frei erfunden ist. Dennoch kam bei mir beim Lesen das Gefühl auf, dass alles so gewesen sein könnte.
Der Schreibstil des Autors, mit einfachen knappen Sätzen, liest sich sehr angenehm und flüssig. In kurzen Kapiteln lässt er abwechselnd jeweils eine der Personen zu Wort kommen, sodass man ihre Gedanken und Gefühle besonders eindringlich erfahren kann. Jede der Figuren ist in seiner Eigenart gut erfasst und spielt eine, für den Fortgang der Handlung, wichtige Rolle. Die Spannung ist von Anfang an hoch, mal ist als Leserin sofort im Bann der Geschichte, wozu die etwas düstere, geheimnisvolle Atmosphäre entscheidend beiträgt. Ein bisschen Liebe, etwas von einem Krimi und gut gelungene Box-Reportagen sorgen für Abwechslung und machen das Lesen zum Vergnügen.

Fazit:* Ein spannender Ausflug in die Welt der Elitären – Leseempfehlung von mir!

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