Ich hatte mein ganzes Leben lang das Gefühl gehabt, nicht gewollt zu sein.
„Wir brauchen alle einen Zufluchtsort und Bestätigung. Gott schickt uns Menschen, die uns unterstützen, die unser Dasein reicher machen. Ich glaube nicht, dass wir dazu geschaffen sind, die Schlachten in unserem Leben allein zu schlagen. (Miriam Lashley)“
Als der obdachlose Harvey James im Wald einen ausgesetzten Säugling entdeckt, begibt er sich aus seiner selbstgewählten Isolation, um diesem unschuldigen winzigen Wesen ein Leben voller Zuneigung und Liebe zu ermöglichen. Die kleine Yvy Rose bahnt sich ihren Weg innerhalb von Sekunden pfeilgerade in Harveys Herz und der einfühlsame Mann, der in seinem Leben bislang nur Zurückweisung erfahren hat, tut fortan alles in seiner Macht Stehende, um dieses kostbare Baby vor den Widrigkeiten der Welt zu beschützen.
Als Pastor Thomas Lashley Harvey dabei überrascht, während dieser sich an den Sachspenden für mittellose Mütter bedient, möchte er dem verwahrlost aussehenden Mann helfen und bietet ihm eine Stelle als Hausmeister an. Harvey ist fortan für alle anfallenden Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten des Kirchengebäudes zuständig, zwischenmenschliche Kontakte meidet er aber nach wie vor.
Im kleinen Häuschen neben der Kirche lebt die verwitwete Pastorengattin Pearl Howard, die ihrem Ehemann zeitlebens unterstützend zur Seite stand. Die liebenswürdige ältere Dame mit dem Herzen aus Gold musste nach dem Tod ihres Gatten einen weiteren schweren Verlust verarbeiten, ihr Glaube ist das Einzige, das ihr Mut und Hoffnung verleiht. Als Pearl den menschenscheuen neuen Hausmeister bei der Gartenarbeit erblickt, geht sie trotz seines ungepflegten Äußeren und seiner abweisenden Art mit offenen Armen auf ihn zu. Doch Harvey ist nicht dazu bereit, sich einem anderen Menschen zu öffnen, er befürchtet, dass er die kleine Yvy Rose dann verlieren könnte.
Diese faszinierende, auf zwei Zeitebenen basierende Geschichte aus der Feder der großartigen christlichen Romanautorin Amanda Cox hat mich vom ersten Augenblick an in den Bann gezogen. Ich fühlte mit den Menschen, die durch dieses ausgesetzte Neugeborene nach und nach Heilung erfahren. Die Autorin hatte sich bereits mit ihrem beeindruckenden Roman „Der Laden der unerfüllten Träume“ in mein Herz geschrieben, meine an sich bereits hohe Erwartungshaltung wurde durch dieses Buch aber noch bei Weitem übertroffen.
Tiefgründige Dialoge und die facettenreichen und sympathischen Figuren bewirken eine starke emotionale Einbeziehung des Lesers, die hervorragende, in hohem Maße überzeugende Charakterzeichnung erstreckt sich auch auf die Nebenfiguren. Die Protagonisten Harvey, Reese und Ivy Rose besaßen für mich die größte Authentizität, ihre Entwicklung wurde sowohl durch deren innere Gedankengänge, als auch durch ihre Interaktionen glaubwürdig dargestellt. Meine favorisierte Nebenfigur war die Pastorenwitwe Pearl, die trotz ihrer eigenen schmerzlichen Verluste ein Licht für andere Menschen ist. Pearls tiefer und unerschütterlicher Glaube, ihre Zuversicht, ihre Stärke, ihr Mut und ihre Liebe zu den Menschen machten sie zu einer ganz besonders eindrucksvollen Sympathieträgerin.
Die Autorin besitzt einen äußerst einnehmenden Schreibstil und versteht es vortrefflich, die Gefühle und Beweggründe ihrer Figuren zum Ausdruck zu bringen. Ich habe mich Hals über Kopf in diese herzzerreißende Geschichte verliebt. Die Probleme von Pflegekindern wurden ebenso wie die Themenbereiche Vergangenheitsbewältigung, Verlust und Loslassen, Vertrauen, Umgang mit Ablehnung, Verlassenwerden und Einsamkeit auf behutsame und wundervoll einfühlsame Weise behandelt. Eine starke Gewichtung auf den christlichen Glauben rundet diese Geschichte ab.
Ich las dieses Buch in der englischen Originalfassung „The Edge of Belonging“. Es war ungemein fesselnd, hat mir ausgezeichnet gefallen und stellte für mich persönlich ein herausragendes und absolut überwältigendes Lesehighlight dar. Ich möchte besonders den wundervollen Schreibstil, die exzellent ausgearbeiteten Charaktere und die Einbindung gewichtiger Themen wie Schuld, Vergebung und Versöhnung hervorheben. Dem Leser werden zudem auch seelische Verletzungen von Pflegekindern vor Augen geführt. Die herzergreifende Geschichte von Harvey und Ivy ist durchdrungen von starken Emotionen, sie ist ein großartiges Werk der christlichen Autorin Amanda Cox, deren wertvolle und tiefgründige Romane ich über alle Maßen schätze.
„Zusammen sind wir Zuhause“ bzw. „The Edge of Belonging“ war für mich ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art und zugleich eines der schönsten, tiefgründigsten Bücher meines Lebens. Nur wenige Bücher schaffen es, den Leser bis ins Innerste zu bewegen – dieses hier war eines davon. Es hat mich vollkommen überwältigt und so sehr berührt, wie kaum ein anderes Buch zuvor.
Ich vergebe völlig begeisterte fünf Bewertungspunkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen einzigartigen Roman!