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Veröffentlicht am 18.02.2024

Dorfgeschichten

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
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Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht – Julia Jost
1994, Kärnten, die Familie zieht um, raus aus der Enge des kleinen Bergdorfs. Währenddessen versteckt sich die elfjährige ...

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht – Julia Jost
1994, Kärnten, die Familie zieht um, raus aus der Enge des kleinen Bergdorfs. Währenddessen versteckt sich die elfjährige Erzählerin unter einem LKW und beobachtet von dort aus alle Vorbeikommenden. Zu jedem weiß sie etwas zu berichten – und es tun sich Abgründe auf.
Was ich genau erwartet habe – eine gewisse Nostalgie, Zusammenhalt, Heimeligkeit angesichts der kargen Bergwelt der Karawanken vielleicht. Bekommen habe ich etwas vollkommen anderes. Dies hier ist eine Abrechnung mit der Rückständigkeit und Engstirnigkeit der Bewohner dieses Dorfes. Gerade die nüchterne Erzählweise des elfjährigen Mädchens, mit der sie die entsetzlichsten Dinge berichtet, lässt dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunter laufen. Das Kind wertet eigentlich nicht. Umso stärker schlagen Gewissen und Unrechtsbewusstsein des Lesers zu. Ich habe lange überlegt – ist das Ironie oder Sarkasmus? Aber nein, es ist einfach bitterböse.
Diese Welt zwischen Beichtstuhl und Stammtisch hat es so richtig in sich. Wie soll ich das nennen: es ist ungefähr das Gegenteil einer Romantisierung dieser abgelegenen Bergwelt. Teilweise ist es wirklich krass. Als roter Faden zieht sich der etwas rätselhafte Unfalltod eines kleinen Jungen durch die Geschichte. Wobei auch hier so einiges offen bleibt.
Den Erzählstil finde ich auch recht besonders. Einerseits passt der literarische Schreibstil meiner Meinung nach nicht zu der elfjährigen Erzählerin. Trotzdem ist da sowas Kindliches, lakonisches in der Erzählweise, das ich sehr interessant finde. Positiv empfand ich ebenfalls die starke Anlehnung an den kärntner Dialekt mit unzähligen speziellen Ausdrücken. So kommt doch eine gute Prise Lokalkolorit in die Geschichte.
Insgesamt ist das sowohl inhaltlich als auch sprachlich eine ziemlich sperrige Angelegenheit. Auch wenn eine gewisse Faszination vorhanden ist, ist es für mich dennoch keine runde Sache. Irgendetwas passt hier nicht.
3 Sterne


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Veröffentlicht am 11.02.2024

Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
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Hallo du Schöne – Ann Napolitano
Dies ist die Geschichte der vier Padavano-Schwestern, die seit ihrer Kindheit ein extrem inniges, vertrauensvolles Verhältnis zueinander haben. Als Julia den unglücklichen ...

Hallo du Schöne – Ann Napolitano
Dies ist die Geschichte der vier Padavano-Schwestern, die seit ihrer Kindheit ein extrem inniges, vertrauensvolles Verhältnis zueinander haben. Als Julia den unglücklichen Basketballspieler William Waters kennen- und lieben lernt, passieren in kurzem zeitlichen Abstand gleich mehrere Schicksalsschläge, die die enge Bindung der Schwestern zueinander auf eine ernsthafte Probe stellen.
Dieser Roman deckt viele, viele Jahre im Leben der vier Frauen ab und geht noch bis ins Jugendalter der nächsten Generation – eine Familiensaga, was zur Folge hat, dass es immer wieder krasse Zeitsprünge gibt.
Ann Napolitano hat einen sehr süffigen, gefälligen Schreibstil, der den Leser über so manche Länge trägt. Als literarisch würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Im Gegenteil finde ich, muss man dieses Buch als die Unterhaltungslektüre nehmen, die es für mich auch ist. Eigentlich ist es nämlich eine oft eher zähe Handlung mit vielen Wiederholungen. Gestört hat mich außerdem die „Holzhammer-Methode“ mit der dem Leser Parallelen oder ähnliches aufgezeigt werden sollten. Überhaupt braucht sich der Leser nicht weiter abzumühen. Jede Entwicklung wird solange und von so vielen Seiten beleuchtet, dass es sicherlich jeder mitbekommt.
Gerade das erste Drittel fand ich nicht so prickelnd. Interessant wird es erst später. Man braucht also schon mal ein wenig Geduld, bis überhaupt mal etwas passiert. Es wird ewig auf dem wunderbaren Zusammenhalt und der tollen Kindheit der Mädchen herumgeritten. Dass der Vater der Mutter keine Hilfe war und diese bei der ersten Gelegenheit einfach verschwindet, mag da schon nicht so recht passen. Aber gut. Es geht hier viel um die Zukunftsvorstellungen der Schwestern, die ungefähr so aussieht, dass sie zwar einen guten Schulabschluss wollen, ansonsten aber ihr Glück in einer guten Partie (Ehe) suchen. Und hier kommt William ins Spiel. Er lässt sich von Julia herumkommandieren, übernimmt ihre Wünsche, heiratet und schwängert sie. Nur um dann festzustellen, dass er das alles gar nicht wollte.
Hier wird es nun interessant. Es geht um psychische Erkrankungen, um Sportsverletzungen, Freundschaft, Teenie-Schwangerschaft und vieles mehr. Es gibt wirklich spannende Abschnitte und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichten werden immer aus unterschiedlichen Perspektiven der Mädchen erzählt. Manchmal kam es mir vor wie eine Daily Soap. Eine Katastrophe jagt die nächste und die Schwestern treffen nicht immer die besten Entscheidungen.
Im Prinzip ist es so, dass die Mädels allesamt furchtbar stur und in ihren eigenen Vorstellungen gefangen sind und sich dadurch das Leben selbst schwer machen. Etliche der sogenannten „Schicksalsschläge“ wären nämlich mit ein wenig Toleranz und Zusammenhalt gemeinsam aus der Welt zu schaffen gewesen. Wirft doch einmal eine ihre Prinzipien über Bord, dann wird das auch entsprechend ausgeschlachtet und sie will dafür gefeiert werden. Eine wirkliche Persönlichkeitsentwicklung findet eher nicht statt. Es wird zwar die ganze Zeit nachgedacht und reflektiert, aber das bewegt sich alles auf einem recht altmodischen Niveau.
Die großen Vorbilder der Mädchen sind seit ihrer Kindheit die Schwestern aus „Little Women“ von Louisa Mary Alcott. Hier werden immer wieder Parallelen gezogen. Auch wenn ich mir nicht vorstellen, dass sie diesen das Wasser reichen können, ist das Werk auf meine Merkliste gewandert.
Insgesamt eine entspannte, locker leichte, manchmal aber etwas langweilige Lektüre, die ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Kann man lesen, muss man aber nicht. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Winnie und Jona

We melt like Ice
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Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ...

Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ist süß. Winnie ist extrem unsportlich und tollpatschig, was immer wieder zu witzigen Situationen führt. Das fand ich tatsächlich auch mehrmals wirklich lustig. Auch Winnies warmherzige Familie und das Wohltätigkeitsprojekt für benachteiligte Kinder, dem sie sich verschrieben hat, sind einfach toll.
Dennoch hatte ich immer wieder das Gefühl, es fehlt etwas. Und immer wieder sind mir seltsame Formulierungen und andere Sprachunregelmäßigkeiten aufgefallen. Da hat man wohl immer noch am Lektorat gespart. Schade, vom Piper-Verlag hätte ich das eigentlich anders erwartet.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Isabella und Kai

King of Pride
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Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht ...

Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht sonderlich ansprach, jedenfalls konnte es mich nicht wirklich fesseln. Das Problem der Protagonisten lag zum Großteil an der Erwartungshaltung und Kultur ihrer asiatischen Herkunft. Und genau da konnte ich in diesem Band nicht wirklich mitfühlen. Ich habe immer noch auf die große Enthüllung/Problem gewartet, das aber nicht kam. Hier war es mir tatsächlich ausnahmsweise einmal zu wenig Drama.
Isabella und Kai mochte ich nämlich an sich schon recht gerne. Und ist auch wirklich gut lesbar, nur im Mittelteil fand ich es eine Zeitlang recht zäh. Auch die expliziten Szenen habe ich von der Autorin schon besser gelesen.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 23.12.2023

Wayne

Die Furchen
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Die Furchen – Namwali Serpell
Dies ist eines jener Bücher, die ich zwar einigermaßen gerne lese, aber leider nicht ganz verstehe. So sind bei der Lektüre dieses Werks etliche Fragezeichen aufgetaucht und ...

Die Furchen – Namwali Serpell
Dies ist eines jener Bücher, die ich zwar einigermaßen gerne lese, aber leider nicht ganz verstehe. So sind bei der Lektüre dieses Werks etliche Fragezeichen aufgetaucht und nicht mehr verschwunden. Und ich gebe zu: auch das Ende habe ich einfach nicht verstanden. Vermutlich gibt es hier als auch für die ganze Geschichte verschiedene Interpretationen. Dennoch gab es da eine Faszination, die mich an die Handlung band und mich durchhalten ließ.
Cassandra ist zwölf, ihr kleiner Bruder Wayne sieben, als er eines Tages unter ihrer Aufsicht verschwindet. Cassandra ist sich absolut sicher, dass der jüngere Bruder gestorben ist, ertrunken. Eine Leiche wird jedoch niemals gefunden. Die erste Hälfte dieser Geschichte setzt sich damit auseinander, wie Trauer ohne Leiche funktioniert – oder eben nicht. Die Mutter klammert sich an der Hoffnung fest, dass ihr Sohn lebt. Der Vater verlässt die Familie und wagt einen Neubeginn. Cassandra geht zu diversen Therapeuten, träumt viel und wirr und bildet sich ständig ein, Wayne irgendwo zu sehen. So gibt es verschiedene Versionen seines Todes/Verschwindens, die leider nicht eindeutig als Träume oder ähnliches gekennzeichnet sind. Das führt bereits zu ersten Verwirrungen. Ich bekam gerade Angst, dass das Buch mit dieser Art der Trauerbewältigung fortfährt, da tritt plötzlich ein junger Mann in Cassandras Leben, der tatsächlich Wayne heißt. Von da an wird es noch wirrer. Zusätzlich kommen noch Perspektivwechsel hinzu, aber leider praktisch keine Erleuchtungen.
Obwohl ich diese Trauer um die es hier eigentlich geht, zu keinem Zeitpunkt fühlen oder nachvollziehen konnte, übte das Thema eine seltsame Faszination auf mich aus. Ich blieb dran, weil ich wissen wollte, worauf das hinausläuft.
Sprachlich fand ich diese Geschichte sehr angenehm zu lesen. Etwa die erste Hälfte wird schließlich aus der kindlichen Perspektive des Mädchens erzählt. Später fielen mir einige seltsame Ausdrücke auf, wie etwa, dass die Räder des landenden Flugzeugs die Landebahn küssten. Aber egal.
Insgesamt taten sich für meinen Geschmack viel zu viele Interpretationsmöglichkeiten auf. Vielleicht wäre hier auch eine Leserunde hilfreich gewesen um den Gesprächsbedarf zu decken.
3 Sterne

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