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Veröffentlicht am 15.02.2024

Ich bin begeistert

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken
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An den St. Pauli - Landungsbrücken wird der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth erschlagen auf seiner Barkasse gefunden. Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi sieht sich der Hafenwelt entgegengestellt - ...

An den St. Pauli - Landungsbrücken wird der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth erschlagen auf seiner Barkasse gefunden. Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi sieht sich der Hafenwelt entgegengestellt - einer Welt voller eigener Gesetze, für Außenstehende kaum zugänglich. Doch sie bekommt Hilfe durch die Kollegen der Wasserschutzpolizei, allen voran Tom Bendixen, der darauf brennt, den Mord am Barkassenkapitän aufzuklären.

Das Autorenehepaar Kästner & Kästner hat mich mit "Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken" sehr begeistert! Man spürt hier die Verbundenheit mit "ihrem" Hafen. Andreas Kästner läßt hier seine Erfahrungen als Hauptkommissar bei der Wasserschutzpolizei gekonnt einfließen. Man bekommt hier Insiderwissen vermittelt und erhält Eindrücke in die Hafenwelt, wie man sie sonst nie bekommt. Man lernt den Hamburger Hafen nicht nur von der touristischen Seite kennen, sondern erlebt auch die Seite jenseits der Romantik, in der um die besten Liegeplätze gekämpft wird und Kriminelle ihre Drähte im Schmugglerbereich ziehen. Es wird Hafengeschichte vermittelt ebenso wie Fakten über das aktuelle Umschlaggeschehen im Containerhafen. Auch die Arbeit von Angelique Kästner als Psychotherapeutin hat hier Anteil an der Authentizität der Handlung. Durch sie schaut man in die Seelen der Charaktere und versteht ihr innerstes unheimlich gut. Von Beginn an fragt man sich, welche Probleme Tom und Charlotte privat haben. Dies wird nach und nach aufgeklärt, was neben der immens spannenden Mördersuche auch noch für Spannung sorgt. Immer wieder gibt es hier neue Verdächtige und Spuren, die verfolgt werden. Ein wahres Wechselbad der Gefühle, denn kaum meint man, man hat den Täter entlarvt, stellt man fest, daß dem nicht so ist.

Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Fall dieser Reihe, denn dieser Krimi voller Hamburger Hafenflair war einfach umwerfend gut!

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Hat mich ein bißchen an den "Trotzkopf" erinnert

Töchter des Aufbruchs
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In dem kleinen Ort Diedenhofen in Elsaß-Lothringen führt Pauline Martin im Jahr 1910 ein Mädchenpensionat. So vielfältig wie die Bevölkerung in dieser Region, sind auch ihre Schülerinnen. Pauline ist es ...

In dem kleinen Ort Diedenhofen in Elsaß-Lothringen führt Pauline Martin im Jahr 1910 ein Mädchenpensionat. So vielfältig wie die Bevölkerung in dieser Region, sind auch ihre Schülerinnen. Pauline ist es wichtig, daß die ihr anvertrauten Mädchen zu selbstbewußten und gebildeten jungen Frauen heranwachsen. Daß eine ihrer Schülerinnen sich heimlich mit einem jungen Soldaten trifft, geht ihr allerdings zu weit. Sie verbietet Suzette energisch diese Liebelei. Als das Mädchen eines morgens nicht in ihrem Bett liegt, ist die Aufregung groß. In ihrer Not bittet Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz um Hilfe. Ihre gegenseitigen Vorurteile geraten dabei nach und nach ins Wanken und es entsteht sogar so etwas wie Freundschaft. Das wird im prüden Kaiserreich nicht gern gesehen. Für Pauline steht alles auf dem Spiel: Ihr guter Ruf als Frau und Lehrerin, sowie der Fortbestand ihres Pensionats.

Marie Pierre oder Maria W. Peter hat sich diesmal etwas besonderes einfallen lassen. Mit dem Titel "Töchter des Aufbruchs" erschien ihr erster Teil der Trilogie "Das Pensionat an der Mosel". Es geht ziemlich turbulent zu in diesem Mädchenpensionat. Deshalb wird die Geschichte auch nir langweilig. Heute kann man über die prüden Anstandsregeln in der Kaiserzeit nur Schmunzeln, doch damals machten diese das Leben bestimmt nicht einfacher. Marie Pierre schreibt diese Geschichte mit viel Herz. Sie bringt den Lesern den Ort Diedenhofen so nahe, daß man glaubt, selbst dagewesen zu sein. Auch die Personen werden so echt beschrieben - man hat sofort ein Bild von ihnen vor Augen. Sogar für Spannung ist gesorgt, denn es gibt auch einen Bösewicht. Doch der muß erst einmal enttarnt werden, wodurch einige Turbulenzen entstehen. Diese neue Reihe verspricht gute Unterhaltung. Der Auftakt ist schon einmal mehr als gelungen!

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Gelungene Fortsetzung

Töchter des Nordmeeres – Lucias Entscheidung
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Norwegen 1901: Liv und Lucia wurden als Neugeborene auf der Insel Smöle ausgesetzt. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, daß sie samischer Abstammung sind. Jetzt sind sie erwachsen und kommen nach einigen ...

Norwegen 1901: Liv und Lucia wurden als Neugeborene auf der Insel Smöle ausgesetzt. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, daß sie samischer Abstammung sind. Jetzt sind sie erwachsen und kommen nach einigen Jahren in der Stadt zurück auf die Insel. Liv sieht einer glücklichen Zukunft entgegen, denn sie hat ihr Studium erfolgreich beendet. Sie hat sogar eine bezahlte Stellung als Wissenschaftlerin gefunden und ist glücklich mit ihrem Mann Sverre. Lucia dagegen kommt mit ihrer kleinen Tochter Marie als Geschiedene zurück. Das sorgt für Gerede. Sie muß für ihren Unterhalt in der Fischfabrik arbeiten. Dort lernt sie Johan kennen, doch sie kann keinem Mann mehr vertrauen. Die wagemutige Liv macht sich mit Sverre auf die Reise in den Norden, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Diese Reise bringt sie schnell an ihre Grenzen. Doch am Ende der Reise weiß Liv endlich, wo ihre Heimat ist.

Die Geschichte über die "Töchter des Nordmeeres" geht weiter mit "Lucias Entscheidung". Ines Thorn schickt ihre Leser wieder in die Welt einer kleinen Insel in Norwegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Leben dort fordert viel Kraft, aber es ist gemütlich im Vergleich zu dem Leben, das die Samen im hohen Norden führen. Auch ihre Welt lernt man in diesem Roman kennen. Sehr schön fand ich ihre Sagen. Darin zeigt sich ganz deutlich die große Naturverbundenheit dieser Menschen. Ines Thorn findet auch in diesem Buch die richtigen Worte, um die Menschen zu beschreiben. Ihre Sorgen und Selbstzweifel kann man gut nachvollziehen. Die Dorfgemeinschaft wird lebensnah beschrieben, denn wie überall gibt es auch hier Tratschtanten und Neidhammel. Aber wenn es ernst wird halten alle zusammen, denn jeder braucht einmal Hilfe.

Auch dieser zweite Teil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wer den ersten Teil gelesen hat, sollte ihn auf keinen Fall verpassen.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Hinter den Kulissen der Influencer

Tod auf der Elbinsel
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Im stillgelegten Elbwasserwerk Kaltehofe auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der Modebloggerin Isabell "Bella" Graumann gefunden. Hauptkommissarin Dorothee Anders hat in Bellas Konkurrentin Samy ...

Im stillgelegten Elbwasserwerk Kaltehofe auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der Modebloggerin Isabell "Bella" Graumann gefunden. Hauptkommissarin Dorothee Anders hat in Bellas Konkurrentin Samy D. und deren Lebensgefährten schnell Verdächtige gefunden. Doch je tiefer sie in den Fall eindringt, desto mehr kristallisiert sich eine ganz andere Wahrheit heraus, die Dorothee zu einer abgeriegelten, gewaltbereiten Onlinecommunity von Frauenhassern führt. Auch privat hat Dorothee zu kämpfen, denn ihr Privatleben gerät gerade gehörig aus den Fugen.

Linn Greve hat mit "Tod auf der Elbinsel" ihren zweiten Hamburg-Krimi veröffentlicht. Ich kenne Band 1 (noch) nicht, von daher kann ich sicher sagen, daß man diesen Krimi auch sehr gut ohne den Vorgängerband lesen kann. Alles, was ich wissen mußte, wurde mir von Linn Greve perfekt vermittelt. Ich mochte Dorothee wirklich sehr. Ihr Privatleben nimmt hier eine Rolle neben dem Kriminalfall ein, ohne zu viel Platz einzunehmen. Ihr Leben ist momentan etwas chaotisch und ihre Versuche eines Friseurbesuches bringen schon ein wenig Humor in die Handlung. Linn Greve thematisiert hier das hart umkämpfte Geschäft der Influencer. Es ist tatsächlich erschreckend, mit welchen Mitteln dort im Hintergrund manipuliert wird. Auch die Welt der Incels, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte, wird hier mit ihrer gesamten Perversion thematisiert. Bei der Vorstellung, daß es solche Männer mit ihren entsprechenden Communitys tatsächlich gibt, läßt einen sprachlos werden. Die Handlung ist wirklich sehr spannend. Es gibt zig Fährten, denen man folgt, man kommt immer zu neuen Erkenntnissen und verdächtigt immer wieder jemand anderen. Geschickt vermittelt Linn Greve auch Wissen über die Geschichte Hamburgs zu Zeiten der Cholera und der Elbinsel Kaltehofe. Solch spannende Krimis mit Regionalität liebe ich und empfehle sie gern weiter!

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Veröffentlicht am 10.02.2024

Eine Königin verzaubert die Welt

Das Lächeln der Königin
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Als Ludwig Borchardt im Jahr 1912 bei Grabungen in Tell el-Amarna die Büste der Nofretete aus dem Schutt befreit, ist ihm klar, daß er einen bedeutenden Fund gemacht hat. Er meldet dies sofort seinem Freund ...

Als Ludwig Borchardt im Jahr 1912 bei Grabungen in Tell el-Amarna die Büste der Nofretete aus dem Schutt befreit, ist ihm klar, daß er einen bedeutenden Fund gemacht hat. Er meldet dies sofort seinem Freund und Gönner James Simon in Berlin und beschreibt die Schönheit der Königin mit einer für ihn untypischen Euphorie. James Simon ist ein sehr reicher jüdischer Textilfabrikant. Er ist Sammler von Kunstwerken und stiftet den Museen in Berlin viele davon. Da liegt es nahe, daß er auch die Nofretete nach Berlin holen will. Im Jahr 1913 ist es endlich soweit. Erst im Jahr 1924 kann die Büste im Museum ausgestellt werden und verzaubert die Welt. Es kommt zu einem Streit zwischen Frankreich, Ägypten und Deutschland, weil jeder die schöne Königin für sich beansprucht. In der Zwischenzeit geraten die Verdienste von James Simon in Vergessenheit. Es wird sehr einsam um ihn.

In ihrem ersten Roman vermischt Stefanie Gerhold die Geschichte der Entdeckung der Büste der Nofretete mit einer fiktiven Handlung. "Das Lächeln der Königin" gibt also nicht haargenau historische Tatsachen wieder, sondern durch Hinzufügen einer erdachten Geschichte kann man lesen, wie es gewesen sein könnte. Dadurch wird die Geschichte aufgelockert und liest sich angenehm. Dazu trägt ganz besonders der lebendige Schreibstil von Stefanie Gerhold bei. Sie zeigt dabei eindringlich, wie es zum Niedergang der jüdischen Bevölkerung kommen konnte. Auch das Gerangel um Kompetenzen wird interessant beschrieben. Nicht nur die Länder streiten sich, auch in Berlin sind sich die Kunstexperten uneinig, wem die Königin nun gehört. Das war eher der Kampf der Platzhirsche, als Liebe zur Kunst. Es ist schon erstaunlich - die Büste der Nofretete kennt heute ziemlich jeder, aber James Simon wurde vergessen. Das hat die Autorin mit diesem Buch geändert. Sie rückt ihn in den Vordergrund und setzt ihm ein Denkmal. Ich finde, er hat es verdient.

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