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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2024

Mit Tieren auf Tuchfühlung

Mein erstes Buggybuch: Fühl mal! Lieblingstiere
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Hase, Katze, Hund und Esel: Was machen sie? Und wie fühlen sie sich an?

„Fühl mal! Lieblingstiere“ ist ein Bilderbuch für den Buggy aus der Ministeps-Reihe von Ravensburger, vorgesehen für Babys ab sechs ...

Hase, Katze, Hund und Esel: Was machen sie? Und wie fühlen sie sich an?

„Fühl mal! Lieblingstiere“ ist ein Bilderbuch für den Buggy aus der Ministeps-Reihe von Ravensburger, vorgesehen für Babys ab sechs Monaten.

Meine Meinung:
Das kleine, handliche Büchlein besteht aus vier Doppelseiten. Jeweils rechts sind ein Tier mit einem Fühlelement und ein Satz abgebildet. Auf den linken Seiten befinden sich weitere Darstellungen von Tieren und ein kurzer Text.

Die Illustrationen von Monika Neubacher-Fesser wirken etwas altbacken und unspektakulär. Sie sind in ihrer Einfachheit für das Alter der Zielgruppe aber passend gestaltet.

Die Texte von Ava-Barb Yaga mit ihrer leicht verständlichen Sprache sind größtenteils altersgerecht. Etwas unglücklich empfinde ich die Verniedlichungsformen der Tiernamen, da ich der Meinung bin, dass solch kleine Kinder zunächst die richtigen Wörter lernen sollten.

Die Tiere variieren. Die Arten sind nicht zu exotisch ausgewählt und weisen bei einigen sogar einen Alltagsbezug auf.

Ein weiterer Pluspunkt: Die Bereiche zum Tasten haben jeweils eine andere Oberfläche, sodass es auf jeder Doppelseite etwas Neues zum Erfühlen gibt. Auch das Cover, das mir gut gefällt, beinhaltet ein Element zum Fühlen.

Die textile Aufhängung ist geeignet für die Waschmaschine. Die stabilen Pappseiten sind so beschichtet, dass sie sich gut abwaschen lassen. Damit ist das Bilderbuch absolut tauglich für den Alltag mit Baby und Kleinkind.

Mein Fazit:
Obgleich mich das kleine Buggy-Buch nicht in allen Aspekten voll überzeugt hat, ist „Fühl mal! Lieblingstiere“ ein Bilderbuch, an dem Babys ihre Freude haben dürften.

Veröffentlicht am 22.02.2024

Verwitwete Herzen

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
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Nach dem Unfalltod ihres Ehemannes Jonah vor fünf Jahren ist Feyi Adekola bereit, sich wieder auf einen Kerl einzulassen. Schon ihre erste Begegnung stellt das Leben der Künstlerin auf den Kopf…

„Du bist ...

Nach dem Unfalltod ihres Ehemannes Jonah vor fünf Jahren ist Feyi Adekola bereit, sich wieder auf einen Kerl einzulassen. Schon ihre erste Begegnung stellt das Leben der Künstlerin auf den Kopf…

„Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ ist ein Roman von Akwaeke Emezi.

Meine Meinung:
Der Aufbau des Romans ist einfach, aber sinnvoll: Erzählt wird die Geschichte in 23 Kapiteln und in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit Rückblicken, aus der Sicht von Feyi. Die Handlung spielt auf dem US-amerikanischen Festland und auf einer tropischen Insel.

Der Schreibstil ist weniger literarisch als erwartet. Die angenehme Mischung aus lebhaften Dialogen, gelungenen Bildern und einer saloppen, modernen Sprache hat mir dennoch gefallen.

Protagonistin Feyi ist eine interessante und nicht unsympathische Figur, deren Innenleben sehr gut deutlich wird. Sie und die übrigen Charaktere wirken größtenteils in sich stimmig und spiegeln Diversität wider.

Aus inhaltlicher Sicht hat der Roman sowohl Stärken als auch Schwächen. Trauer und Verlust spielen eine wichtige Rolle. Die eher ungewöhnliche Liebesgeschichte hat mich überzeugt. Positiv anzumerken ist, dass sie ohne Kitsch auskommt und dennoch berühren kann. Die wiederkehrenden erotischen Situationen und die häufigen Gespräche zu diesem Thema dominieren allerdings etwas zu sehr.

Auf rund 340 Seiten ist die Geschichte kurzweilig und abwechslungsreich. Einige Szenen erscheinen aber etwas überzogen und realitätsfern.

Begrüßenswert finde ich, dass der Hanser-Verlag das ursprünglich geplante deutsche Cover vor der Veröffentlichung noch einmal überarbeitet hat, um die schwarze Hautfarbe der Protagonistin doch nicht zu verschleiern. Der deutsche Titel ist keine wortgetreue Übersetzung des Originals („You made a Fool of Death with your Beauty“), passt jedoch ebenfalls gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ hat Akwaeke Emezi einen unterhaltsamen und stellenweise ergreifenden Roman geschrieben. Trotz kleinerer Schwächen eine insgesamt empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 16.02.2024

Zu Unrecht zum Tode verurteilt?

VITA
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Im US-Bundesstaat Virginia: Justine Callaghan, leitende Staatsanwältin, hat einst mit der VITA-Bewegung federführend die Todesstrafe revolutioniert. Nur ein Mal hat sie das Urteil verhängt und damit ihr ...

Im US-Bundesstaat Virginia: Justine Callaghan, leitende Staatsanwältin, hat einst mit der VITA-Bewegung federführend die Todesstrafe revolutioniert. Nur ein Mal hat sie das Urteil verhängt und damit ihr eigenes Leben verpfändet. Doch falls der Verurteilte unschuldig war, muss sie selbst auf den elektrischen Stuhl. Als plötzlich ein neuer Beweis auftaucht, hat Justine, alleinerziehende Mutter eines Sohnes, mit den tödlichen Konsequenzen zu rechnen…

„Vita“ ist ein Roman von Christina Dalcher.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich einerseits in 46 kurze Kapitel, die in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Justine erzählt werden. Andererseits gibt es dazwischen zusätzliche Kapitel, in der Ich-Perspektive aus der Sicht eines Insassen des Todestraktes. Erzählt wird grundsätzlich in chronologischer Reihenfolge, jedoch mit diversen Rückblicken.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman angenehm. Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich, atmosphärisch und bildhaft.

Justine ist eine interessante, wenn auch nicht durchweg sympathische Protagonistin. Sie und weitere Charaktere sind in sich schlüssig dargestellt. Viele der Figuren bleiben über weite Teile undurchsichtig und etwas vage, was allerdings der Story geschuldet ist.

Inhaltlich geht es vor allem um die moralischen Aspekte der Todesstrafe. Ein reizvolles Thema, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Die Idee, dass bei solchen Urteilen im Falle eines Irrtums jemand mit seinem oder ihrem Leben haften muss, ist kreativ und innovativ. Bis auf kleinere Details hat mich die Umsetzung überzeugt.

Auf den mehr als 300 Seiten ist die Handlung größtenteils spannend und abwechslungsreich. Durch die Zeitsprünge und einige Unklarheiten verliert sie im Mittelteil etwas an Fahrt. Das letzte Drittel hat mich dank überraschender Wendungen und Enthüllungen jedoch wieder einfangen können.

Der deutsche Titel weicht stark vom englischsprachigen Original („The Sentence“) ab, das ich passender finde. Das stilisierte, reduzierte und stimmungsvolle Cover gefällt mir hingegen gut.

Mein Fazit:
Mit „Vita“ ist Christina Dalcher ein unterhaltsamer und überwiegend spannender Roman zu einem wichtigen, kontroversen Thema gelungen. Eine lesenswerte Geschichte.

Veröffentlicht am 12.02.2024

Verstreute Erinnerungen

Lichtungen
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Sie stammen beide aus einem Dorf in der Maramuresch, einem waldreichen Landstrich im Norden Rumäniens, und treffen sich mit Mitte/Ende 30 in Zürich wieder: der Schulabbrecher und Holzarbeiter Lev, der ...

Sie stammen beide aus einem Dorf in der Maramuresch, einem waldreichen Landstrich im Norden Rumäniens, und treffen sich mit Mitte/Ende 30 in Zürich wieder: der Schulabbrecher und Holzarbeiter Lev, der eigentlich Leonhard heißt, und die Straßenkünstlerin Kato. Seit Kindheitstagen verbinden sie ihre Herkunft, gemeinsame Erinnerungen und ihre Freundschaft. Was ist in den vergangenen Jahren geschehen, das sie getrennt hat?

„Lichtungen“ ist ein Roman von Iris Wolff.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lev in neun Kapiteln, die absteigend nummeriert sind. Das liegt daran, dass der Roman in umgekehrter Chronologie aufgebaut ist. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln unterschiedlich große Zeitsprünge gibt. Die Handlung spielt überwiegend im heutigen Rumänien und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte, wobei sich die genauen Jahre teils nur indirekt, teils gar nicht erschließen. Dieser Aufbau ist interessant und erfordert ein aufmerksames Lesen.

Eine Stärke des Romans ist seine Sprache. Beeindruckend bildstark, atmosphärisch und poetisch, so lässt sich der Stil der Autorin beschreiben, dem sie auch in ihrem neuesten Buch treu bleibt. Eingestreute Wörter und Sätze aus dem Rumänischen werden erklärt und sorgen für Authentizität.

Das Personal der Geschichte ist überraschend umfassend. Im Mittelpunkt steht Lev, ein durchaus sympathischer, aber recht reizloser Protagonist. Als weitere Personen tauchen Kato, diverse Familienangehörige Levs, andere Zeitgenossen und Nebenfiguren auf. Die Charaktere wirken psychologisch ausgefeilt, glaubhaft und in sich stimmig. Die Menge an Figuren und die vielen Namen sind allerdings verwirrend und verwässern den Fokus.

Vordergründig geht es um Liebe, Freundschaft und Verbundenheit, im weiteren Sinne aber auch um Identität und Zugehörigkeit. Ein wichtiges Motiv sind Erinnerungen. Darüber hinaus spielen Träume, Ängste und Traumata eine Rolle. Eine Mischung aus anregenden, relevanten Themen, die die Story jedoch ein wenig überfrachtet und sie zu einem Zwischending von Liebesgeschichte und Familienroman macht.

Aufgrund der Zeitsprünge entstehen immer wieder Leerstellen, die nur ansatzweise mit Andeutungen ausgefüllt werden und daher viel Spielraum für eigene Gedanken und Interpretationen lassen. Auf den 250 Seiten hat mich die eher handlungsarme Geschichte nicht durchweg gefesselt. Am meisten packen und berühren konnte mich das letzte Viertel.

Das hübsche Cover greift zwar nur einen kleinen Teilaspekt des Inhalts heraus und erklärt sich daher nicht sofort, spricht mich optisch aber sehr an. Den prägnanten, metaphorischen Titel halte ich ebenfalls für eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Lichtungen“ hat mich Iris Wolff in sprachlicher Hinsicht erneut überzeugt. Auf inhaltlicher Ebene hat der Roman meine hohen Erwartungen allerdings leider nicht ganz erfüllt.

Veröffentlicht am 28.01.2024

Ein Leck in die Welt geschlagen

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Für Valerie Steinberg ist es keine leichte Zeit: Bei ihrer Mutter Christina Kerner wird Krebs diagnostiziert. Obwohl ihre Beziehung zueinander nicht die beste ist, muss Valerie sich plötzlich um sie kümmern. ...

Für Valerie Steinberg ist es keine leichte Zeit: Bei ihrer Mutter Christina Kerner wird Krebs diagnostiziert. Obwohl ihre Beziehung zueinander nicht die beste ist, muss Valerie sich plötzlich um sie kümmern. Und ihr 16-jähriger Sohn Tobias will unbedingt ein Auslandsjahr in England verbringen und wird für ihren Geschmack zu früh flügge.

„Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist der Debütroman von Felicitas Prokopetz.

Meine Meinung:
Aus 48 kurzen Kapiteln setzt sich der Roman zusammen. Erzählt wird im Präsens auf zwei Zeitebenen: einmal in der Gegenwart in personaler Perspektive, einmal in der Vergangenheit in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Valerie.

Den Schreibstil empfinde ich als gelungen. Die Kombination aus einer reduzierten, aber pointierten Syntax und starken Bildern ist beeindruckend. Dialektale Sätze werden in Fußnoten übersetzt. So wirkt die Sprache gleichermaßen authentisch und bleibt verständlich. Die eingefügten Trauerreden haben sich mir allerdings nicht erschlossen.

Vier Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Valerie, ihre Mutter Christina und ihre Großmütter Martha und Charlotte. Die Figuren muten realitätsnah an und sind psychologisch gut ausgefeilt.

Dysfunktionale Verbindungen innerhalb einer Familie sind das vorherrschende Thema des Romans. Anschaulich zeigt die Geschichte auf, wie sich problematische Erziehungsmethoden und Verhaltensweisen über Generationen fortsetzen, wie sich Muster vererben, wie uns die Familie prägt und wie frühe Erfahrungen das weitere Leben stark beeinflussen. Durch den Fokus auf weibliche Figuren werden die Zusammenhänge noch deutlicher.

Schon nach wenigen Kapiteln hat mich die rund 200 Seiten umfassende Geschichte für sich eingenommen.

Das farbenfrohe Cover ist optisch ansprechend, inhaltlich aber nur schwer zu entschlüsseln. Der Titel ist reizvoll formuliert und weckt Aufmerksamkeit.

Mein Fazit:
Mit ihrem ersten Roman konnte mich Felicitas Prokopetz überzeugen. „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist eine empfehlenswerte Lektüre mit viel psychologischem Tiefgang.