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Veröffentlicht am 27.03.2024

Sommerfeeling!

Der blaue Salamander
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Auf Capri, an einem sonnigen und heissen Sommermorgen im Juli: Es wird eine tote Frau im Beichtstuhl der örtlichen Kirche aufgefunden. Ladenbesitzerin und Designerin Rosalinda Fervidi wurde ermordet, das ...

Auf Capri, an einem sonnigen und heissen Sommermorgen im Juli: Es wird eine tote Frau im Beichtstuhl der örtlichen Kirche aufgefunden. Ladenbesitzerin und Designerin Rosalinda Fervidi wurde ermordet, das Motiv ist unbekannt.

Die Ermittlungen führen Commissario Enricco Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo in die Villa von Signora de Lulla. Bei ihr war die Ermordete zuletzt zu Besuch und hat eine kostbare Handtasche begutachtet.






Mit dieser Geschichte bekommt man eine grosse Prise Italien. Der Krimi spielt sich auf Capri ab und es drückt jede Menge Italien Feeling durch. Es wird nicht nur Tiramisu gegessen, der Commissario nimmt bequem das Aliscafo nach Neapoli und abends erwachen die Strassen und Gassen zum Leben. Das Ganze wird auch mit immer wieder eingefügten italienischen Ausdrücken unterstrichen. Der Fall, die Krimihandlung und die Ermittlungen plätschern eher nebenbei daher. Man darf nicht die grosse Spannung oder fesselnde Passagen erwarten. Dafür bekommt man Sommeratmosphäre und eine gute Beschreibung, sowie eingeworfene Details zu Capri.

Obwohl "der blaue Salamander" schon der fünfte Fall der Reihe ist, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Denn dieser Fall ist in sich abgeschlossen und die privaten Belange der Ermittler sind eher einfach gehalten.

Der Autor Luca Ventura hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil. Nur zu Beginn, das heisst nach dem Prolog, hat er es meiner Meinung nach etwas übertrieben mit einzuführenden Figuren. Ich fühlte mich regelrecht bombardiert mit Namen und Charakteren.

Titelgebend ist die " lucertola azzurra", eine Eidechsenart, die auf Capri heimisch ist. Der blaue Salamander ist ein Mythos und soll so gar nicht existieren auf der Insel. Die Tasche, die von der Ermordeten vor ihrem Tod begutachtet wurde, trägt den Namen "die blaue Salamander". Auf dem Titel wurde die männliche Form, also nach dem Mythos, gewählt.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Pageturner!

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Eine einwöchige Tour in den Bergen unternehmen Anna Samuelsson, ihr Freund Henrik Ljungman und ihre beste Freundin Milena Tankovic in jedem Jahr. Die drei Freunde sind ein eingespieltes Team und so sind ...

Eine einwöchige Tour in den Bergen unternehmen Anna Samuelsson, ihr Freund Henrik Ljungman und ihre beste Freundin Milena Tankovic in jedem Jahr. Die drei Freunde sind ein eingespieltes Team und so sind Anna und Henrik zuerst nicht begeistert, als Milena bittet, ihren neuen Freund Jacob Tessin dazu einzuladen. Anna und Henrik geben nach und die Vier brechen auf. Als Jacob vorschlägt die Route zu ändern und stattdessen den weitaus anspruchsvolleren Nationalpark Sarek zu durchqueren, willigen die drei Freunde ein. Sehr schnell kommt es aber zu Unstimmigkeiten und die Gruppe droht auseinanderzubrechen, was in dem einsamen und unwirtlichen Gelände ein Todesurteil bedeuten kann. Ende der Woche wird nur eine Person der Vierergruppe gefunden, von den anderen fehlt jede Spur.


Ich kann sehr gut verstehen, weshalb dieses Buch es in Schweden auf die Bestsellerliste geschafft hat! Ulf Kvensler schreibt mitreissend, fesselnd und die Spannung hat mich wortwörtlich vorangetrieben. Ich hatte "Der Ausflug" in zwei Tagen gelesen und jede freie Minute dazu genutzt.

Die Hauptfigur ist Anna, eine Anwältin, die sehr sportlich und fokussiert ist. Sie ist sich gewohnt an die Grenzen ihres Körpers zu gehen. Sie ist es sich aber auch gewohnt, bei ihren Freunden für ihre Meinung einzustehen und diese direkt zu sagen. In Ich Perspektive erzählt Anna was vor, während und nach der Wandertour geschieht. Das "Danach" wird in Form eines Befragungsprotokolles geführt. So wird sehr schnell klar, dass dort in den Bergen etwas Schlimmes geschehen ist.

Durch die Ich - Form Annas erfährt der Leser ihre Sicht der Dinge und was sie fühlt und denkt. Dies empfand ich überhaupt nicht einseitig, sondern bereichernd und es haucht der Handlung eine grosse Ruhe ein. Die hat man auch bitter nötig, denn mit jedem Schritt, den die Wandergruppe geht, entwickelt sich ein psychologisch sehr gut gemachter Thriller.

Nicht nur, dass das Wetter nicht mitspielt, innerhalb der Gruppe brechen viele Konflikte auf. Ein Perspektivwechsel fast am Schluss des Buches kam für mich sehr überraschend. Plötzlich entstand eine ganz andere Sicht auf das Geschehen am Berg. Leider blieben für mich auch nach der Beendigung des Buches einige Fragen offen. Das Ende hätte meiner Meinung nach besser ausgearbeitet und klarer sein dürfen.

Die Landschaft, die Eiseskälte, Regen, Schnee und die Route sind sehr atmosphärisch beschrieben. Dazu kommt, dass immer das körperliche Durchhalten von Henrik ein grosses Fragezeichen darstellt. Er gerät fast die ganze Zeit an die Grenze seiner körperlichen Verfassung und Anna macht sich grosse Sorgen um ihren Freund.

Der Autor hat mit diesem Buch ein Debüt abgeliefert, das mich hoffen lässt auf weitere tolle Bücher aus seiner Feder. Dazu kommt, dass ich erwähnen muss, was ich sonst nie vermerke: Die Ausstattung, die prägnante Farbe und der Farbschnitt sind ausserordentlich schön und gefallen mir sehr gut.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Zum Schluss mitgefiebert!

Blutsbande
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Alec Salter feiert kurz vor Weihnachten seinen fünfzigsten Geburtstag mit einer rauschenden Party. Freunde und die vier Kinder nehmen daran teil, nur seine Frau Charlie taucht nicht auf. Alec macht sich ...

Alec Salter feiert kurz vor Weihnachten seinen fünfzigsten Geburtstag mit einer rauschenden Party. Freunde und die vier Kinder nehmen daran teil, nur seine Frau Charlie taucht nicht auf. Alec macht sich keine Sorgen und denkt Charlie werde schon noch eintrudeln. Ebenso denken die Söhne des Paares. Nur das jüngste Kind, die 15-jährige Etty, macht sich grosse Sorgen. Umso mehr, als nach Weihnachten die Leiche eines Dorfbewohners im Fluss gefunden wird.

30 Jahre vergehen, Charlie bleibt verschwunden. Etty, die in ihr Elternhaus zurückkehrt, um es auszuräumen, sieht sich schnell einmal mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert.


Eine verschwundene Frau, eine Leiche im Fluss und das Geheimnis, das um diese beiden Verbrechen wabert.

Eigentlich eine spannende Ausgangslage.

Das Autorenduo hat es jedoch geschafft, dass auch das kleinste Fitzelchen Spannung verpufft. Die ersten 160 Seiten beschreiben die Handlung kurz vor und nach Weihnachten, also vor und nach der verhängnisvollen Party in den 90er Jahren. Durch die vielen Details liest sich dieser erste Teil zäh. Man hätte bedenkenlos straffen und viel Unwichtiges weglassen können. Viele Figuren, davon etliche Nebenfiguren, haben zu viel zu sagen, überlegen und tun. Das Ermittlerteam unausgegoren und blass.

Irgendwie rückte die Frage, was denn mit Charlie geschehen und wo sie ist, immer mehr in den Hintergrund. Ein Grund dafür könnte sein, dass ihre Tochter Etty im Mittelpunkt steht. Es stehen immer wieder ihre Erinnerung an die Mutter, sowie Machtkämpfe mit den drei älteren Brüdern und die schlechte Beziehung zu Vater Alec und seinen Kindern im Mittelpunkt.

Nach 160 Seiten rutscht die Geschichte ins Jahr 2022 und ich hoffte, dass der zweite Teil etwas aufregender wird. Das wird er, denn in der Gegenwart räumen die Kinder von Charlie und Alec das Elternhaus aus und machen einen Fund, der die Vergangenheit in einem anderen Licht sehen lässt.

Richtig fesselnd wird es aber in Teil drei. Da hat Detective Inspector Maude O'Connor ihren grossen Auftritt. Sie hat sehr viel Power und dirigiert das männliche Polizeiteam nach ihren Vorstellungen und Anforderungen. Maude sieht sich zudem nicht nur den beiden Cold Cases der Vergangenheit gegenüber, sondern auch mit einem neuen, aktuellen Fall. Ein Brandopfer, bei dem man nicht sicher ist, ob es ein Unfall oder Mord ist, jedoch sicher mit den alten Fällen zusammenhängt.

Nach einem langatmigen ersten Drittel konnte sich die Spannung in der Handlung steigern und gegen Schluss habe ich sogar mitgefiebert.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Viele falsche Fährten!

You Let Me In
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Elle ist Schriftstellerin und nützt einen Autorenworkshop in Frankreich damit Geld zu verdienen. Sie vermietet ihr Haus am Rand der Klippen in Cornwall für 2 Wochen. Eine junge Familie wird den Urlaub ...

Elle ist Schriftstellerin und nützt einen Autorenworkshop in Frankreich damit Geld zu verdienen. Sie vermietet ihr Haus am Rand der Klippen in Cornwall für 2 Wochen. Eine junge Familie wird den Urlaub in ihrem geliebten Daheim verbringen.

Nach ihrer Rückkehr bereut sie die Vermietung jedoch sehr schnell. Denn nun hört sie nachts Stimmen und Schritte, in ihren Essstisch wurde das Wort "Lügnerin" eingeritzt und die Gäste waren in ihrem Arbeitszimmer, obwohl sie dies fest verschlossen hat, bevor sie weggefahren ist. Dabei hätte sie nichts nötiger als Ruhe, denn sie schreibt an ihrem zweiten Roman. Nach ihrem hochgelobten Debüt fällt ihr die Arbeit am zweiten Buch schwer... dabei rückt der Abgabetermin näher und näher.


Ein herrschaftliches Haus auf den Klippen in Cornwall! Damit erfüllt sich Elle einen Traum und einen Ort um in Ruhe an ihrem zweiten Buch zu arbeiten. Ihr Exmann Flynn hat derweil die Flucht ergriffen, denn ihm ist das alles zu eng und zu pompös. Ab und zu taucht er jedoch wieder auf und sehr dezent wabert die Liebesgeschichte mit.

Doch hauptsächlich geht es um unheimliche Geräusche, Abgeschiedenheit und Einsamkeit, sowie Hilflosigkeit und Angst, denn Elle kann plötzlich niemandem mehr trauen. Wer will sie in den Wahnsinn treiben?

Wie die Protagonistin habe ich irgendwann mal niemandem mehr über den Weg getraut. Treibt ihr Nachbar sie in den Wahnsinn? Denn, dieser ist sauer auf sie, weil sie mit dem Umbau des Hauses die Sicht seiner alten Eltern auf das Meer geraubt hat? Oder versucht ihre Schwester Fiona, die wohl insgeheim eifersüchtig auf Elles Ungebundenheit ist, ein böses Spiel? Weitere Verdächtige sind die seltsame Bibliotheksangestellte Maeve, Elles Schwager Bill und eine Figur aus Elles Vergangenheit. In Rückblicken bekommt man nämlich Einblick in ihre Vergangenheit und man erkennt, dass da auch traumatische Erlebnisse versteckt sind. Ich fand die vielen Fährten und Möglichkeiten ganz schön spannend.

Lucy Clark hat die Atmosphäre in der Villa sehr gut hinbekommen. Ich habe mich zudem immer wieder gefragt, ob sich das Ganze nur in Elles Kopf abspielt oder real ist. Damit finde ich die Charakterisierung der Protagonistin hervorragend gelungen.

Man spürt, neben der Spannung, immerzu den Druck, der Elle im Nacken sitzt. Finanziell an der Limite muss sie trotz Schreibblockade das zweite Buch abliefern. Ein zweites Buch, das ihrem glanzvollen Debüt in nichts nachstehen darf. Elle zerbricht fast an diesen Erwartungen und dem Druck. An diesem Punkt hat die Autorin eine brillant gemachte Wendung eingebaut, die mich überraschen konnte.

Den Schluss und das Geschehen nach der Auflösung fand ich im Vergleich zu der ganzen Handlung bis dahin nicht so spektakulär. Die betroffenen Figuren erkennen nämlich im Gespräch, was sie voneinander halten und was geschehen ist. Da hätte ich etwas mehr Action erwartet.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Mit fiktiver Note!

Absturz
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Sechs Minuten und 37 Sekunden nach dem Start stürzt Flug 1421 an der Südwestküste bei Molokai in Hawaii ab.

An Bord sind 99 Menschen in Todesangst. Der Pilot entschliesst sich zu einer Notwasserung im ...

Sechs Minuten und 37 Sekunden nach dem Start stürzt Flug 1421 an der Südwestküste bei Molokai in Hawaii ab.

An Bord sind 99 Menschen in Todesangst. Der Pilot entschliesst sich zu einer Notwasserung im Meer und der Grossteil der Passagiere versucht sich über den Notausgang zu retten. Dann sinkt das Flugzeug, an Bord sind immer noch eine Handvoll Menschen. Unter ihnen ist auch Will Kent mit seiner 11-jährigen Tochter Shannon. Als Schiffsingenieur weiss er genau, was sie erwartet. Die Luft wird knapp und die Retter müssen schnell arbeiten, um sie zu befreien.


Okay, zugegeben. Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Buch lesen soll. Werde ich danach noch jemals ruhig in ein Flugzeug steigen? Werde ich jemals wieder überhaupt in ein Flugzeug steigen?

Nun nach der Lektüre von "Absturz" kann ich mir nicht vorstellen, dass dies ein Problem sein sollte. Denn die Geschichte ist überaus fiktiv und ich hatte nicht so oft das Gefühl, etwas Authentisches zu lesen. Was nicht negativ gemeint ist, denn es war spannend, es war fesselnd und auch bedrückend. Aber immer mit einer fiktiven Note unterlegt. Ich denke, das ist von der Autorin so gewollt. Denn sonst würde niemand, der dieses Buch gelesen hat, mehr fliegen.

T.J Newman, die als Flugbegleiterin gearbeitet hat, weiss genau wovon sie schreibt. Sie kennt die Abläufe an Bord während eines Fluges und weiss auch genau, wie in einer Notsituation gehandelt werden muss. Gerade zu Beginn, das heisst als das Flugzeug mit 99 Menschen an Bord abstürzt und die erste Katastrophe sich anbahnt, war mir die Handlung oft zu technisch beschrieben. Es wimmelt von Fachausdrücken, technischen Details und auch geologische und physikalische Feinheiten spielen eine wichtige Rolle. Da ich weder Geologin noch Physikerin oder Pilotin bin, habe ich gar nicht erst versucht, diese Feinheiten erfassen und einsortieren zu können. Es war mir zu spezifisch und so hätte ich gerne auf den ersten Seiten lieber weniger flugzeugtechnische Details gehabt.

Das Ganze wandelt sich als Passagier Will mit seiner 11-jährigen Tochter Shannon mehr und mehr in den Mittelpunkt gestellt wird. Nicht nur mit ihm und seinem Kind kommen jede Menge Gefühle ins Spiel. Teilweise zeigt sich bei seinen Mitpassagieren Egoismus, der von der Todesangst geschürt wird. Das hingegen war sehr authentisch.

Das Flugzeug sinkt, nachdem die Mehrheit der Passagiere die falsche Entscheidung getroffen hat und eine Handvoll Menschen sind fast auf dem Grund des Meeres eingeschlossen. Der Sauerstoff wird knapp und regelmässig eingefügte Kapiteleinleitungen informieren den Leser, wie viele Stunden dieser noch reicht. Ein sehr cleveres Mittel, um die Spannung zu erhöhen. Bei mir hat es funktioniert!

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