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Veröffentlicht am 16.05.2024

Tiefgründiger und bewegender Roman

Leuchtfeuer
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MEINE MEINUNG
In ihrem neuen bewegenden Roman «Leuchtfeuer» erzählt die US-amerikanischen Autorin Dani Shapiro sehr eindringlich über die vielfältigen verhängnisvollen Auswirkungen eines tragischen Unfalls ...

MEINE MEINUNG
In ihrem neuen bewegenden Roman «Leuchtfeuer» erzählt die US-amerikanischen Autorin Dani Shapiro sehr eindringlich über die vielfältigen verhängnisvollen Auswirkungen eines tragischen Unfalls auf eine Familie. Anschaulich führt sie uns vor Augen, wie ein einziger Fehler, das Geheimhalten und Schweigen über jenes fatale Ereignis die Geschicke eines jeden der beteiligten Familienmitglieder lebenslang beeinflusst.
Seinen Ausgang nimmt die Geschichte mit dem tragischen Autounfall im Jahre 1985. Angelegt ist die auf verschiedenen Zeitebenen spielende Handlung jedoch über einen Zeitraum von über 30 Jahren, so dass wir in den unterschiedlichen Episoden in die Jahre 2010, 1999, 2020, 2014 und als Ausklang ins Jahr 1970 blicken. In den nicht-chronologisch erzählten Kapiteln erhalten wir aus wechselnden Perspektiven nicht nur Einblicke in das Leben der verschiedenen Mitglieder der Familie Wilf und wie das unausgesprochene Familiengeheimnis ihr Leben nachhaltig verändert hat, sondern haben auch Anteil an dem Schicksal der Nachbarsfamilie Shenkman mit ihren kleinen Sohn Waldo, das auf schicksalhafte Weise mit der Familie Wilf verbunden zu sein scheint.
Mit außerordentlich gutem psychologischem Feingespür beleuchtet die Autorin in ihrem ergreifenden Roman komplexe Themenfelder wie Schuldgefühle, Trauer, Verlust und Folgen unverarbeiteter Trauma, Einsamkeit, Altern, menschliche Abgründe aber auch Liebe, Verbundenheit und labile Familiendynamiken im Laufe des Lebens.
Durch die unterschiedlichen Sichtweisen erhalten wir tiefgründige Einblicke in das Innenleben der Charaktere, ihre inneren Dämonen, ihre Sorgen und Nöte zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben und haben Anteil an ihrer persönlichen Entwicklung, die durch das fatale Familiengeheimnis und das kaum zu durchbrechende Schweigen negativ beeinflusst wurde. Ob nun der introvertierte Meisterkoch Theo, die erfolgreiche alkoholabhängige Sarah, ihr empathischer Vater Ben oder der hochbegabte Waldo mit seiner Begeisterung für den Sternenhimmel – sie alle sind facettenreiche, sehr glaubwürdig ausgearbeitete Charaktere, die mich mit ihren nuancierten Persönlichkeiten und Hintergrundgeschichten tief berühren und sehr nachdenklich stimmen konnten.
Der permanente Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitabschnitten und Perspektiven sowie geschickt eingestreute Andeutungen über zukünftige Entwicklungen und Geschehnisse sorgen für spannungsvolle Dramatik und ziehen einen beim Lesen unweigerlich in den Bann. Nach und nach ergibt sich aus den vielen Puzzlesteinchen ein nachdenklich stimmendes Gesamtbild und dennoch wird uns auch durch die zarte Freundschaft und Verbundenheit zwischen Ben und Waldo ein wundervolles Gefühl der Hoffnung und Zuversicht vermittelt.
FAZIT
Ein tiefgründiger, eindringlich erzählter Roman über fatale Entscheidungen und ein verhängnisvolles Familiengeheimnis! Großartig geschrieben, fesselnd und bewegend!

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Lehrreiche Geschichtsstunde

Die Königin
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MEINE MEINUNG
In seinem sehr informativen Sachbuch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ widmet sich der deutsche Historiker Sebastian Conrad der weltberühmten Büste der sagenhaften Königin ägyptischen ...

MEINE MEINUNG
In seinem sehr informativen Sachbuch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ widmet sich der deutsche Historiker Sebastian Conrad der weltberühmten Büste der sagenhaften Königin ägyptischen Nofretete, die bis heute als Sinnbild für weibliche Schönheit gilt und eine beachtliche globale, kulturübergreifende Popularität besitzt. Die magische Ausstrahlung dieses besonderen Kunstwerks und ihre zeitlose Schönheit scheinen auch mehr als drei Jahrtausende nach ihrer Erschaffung die Menschen unverändert zu betören.
Der Autor zeigt sehr eindrucksvoll auf, dass die Silhouette der Büste zu einem weltweit erkennbaren Markenzeichen geworden ist, das interessanterweise losgelöst von der Bedeutung des eigentlichen archäologischen Fundstücks mit unterschiedlichen kulturellen Bedeutungen aufgeladen wird.
Conrad versteht es hervorragend, die sorgsam recherchierten historischen Details anschaulich und unterhaltsam aufzubereiten und uns sehr facettenreich die Rezeption der Nofretete in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten zu vermitteln.
Er nimmt uns mit auf eine faszinierende und lehrreiche Reise in das alte Ägypten und die Welt der Pharaonen und beleuchtet Nofretetes damalige Stellung als Königliche Gemahlin Echnatons und möglicherweise erste weibliche Regentin Ägyptens. Gekonnt lässt er uns an den historischen Hintergründen teilhaben wie beispielsweise der sensationellen Entdeckung der Büste 1912 im ägyptischen Tell el-Amarna durch Muhammad Ahmad al-Sanusi, die offiziell dem deutschen Archäologen und Grabungsleiter Ludwig Borchardt. Er vermittelt uns interessante Einblicke in die recht fragwürdigen Umstände rund um den Erwerb der Nofretete-Büste in der Ära des Kolonialismus, ihre spätere Verbringung nach Deutschland und ihre sensationelle Ausstellung 1924 im Neuen Museum in Berlin. Die damalige Aneignung der Büste als typisches Beispiel für koloniale Denkmuster und das arrogante und ausbeuterische Vorgehen der damaligen Kolonialmächte liefert durchaus reichlich Konfliktpotential. Dies macht eine kritische Aufarbeitung der Besitzverhältnisse notwendig und sollte auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Geschichte einschließen.
Seinen Darstellungen zufolge spricht vieles dafür, dass sich das Artefakt nach heutigen Maßstäben rechtswidrig in Berlin befindet und durchaus berechtigte Ansprüche auf eine Rückgabe an Ägypten bestehen könnten.
Äußerst spannend sind auch seine Ausführungen zu der außergewöhnlichen und "beispiellosen Karriere" der betörenden Büste der berühmten Nofretete als moderne internationale Ikone mit hohem Wiederkennungswert und als universelle Projektionsfläche sowie ihre mediale Inszenierung – gänzlich losgelöst von ihrer antiken Geschichte und ihrem ägyptischen Ursprungs.
So erfahren wir voller Staunen, wie Nofretete von der Popkultur des 20. Jahrhunderts vereinnahmt wird insbesondere von Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna, sich als ihre Wiedergängerinnen inszenieren, aber auch von modernen Emanzipationsbewegungen. Sogar Multimedia-Künstler wie Awol Erizku nutzen die dunkelhäutige Nofretete-Ikone, um Themen wie Black Empowerment und interkulturellen Austausch zu behandeln.
Abgerundet wird dieses gelungene Sachbuch mit einem umfangreichen Anhang, der eine Zusammenstellung über verwendete Quellen und Literatur, einen sehr vielfältigen farbigen Bildteil zur Illustration sowie Anmerkungen zu den im Text eingefügten Fußnoten umfasst.
FAZIT
Eine lehrreiche, facettenreiche und unterhaltsame Analyse der globalen Karriere der berühmten Büste der Nofretete – hervorragend recherchiert, anschaulich und fesselnd erzählt!

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Der Donnerstagsmordclub in Höchstform

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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MEINE MEINUNG
Der britische Autor Richard Osman hat mal wieder nachgelegt. „Der Donnerstagsmordclub und Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ ist bereits der vierte Band seiner gelungenen, etwas skurrilen Cosy ...

MEINE MEINUNG
Der britische Autor Richard Osman hat mal wieder nachgelegt. „Der Donnerstagsmordclub und Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ ist bereits der vierte Band seiner gelungenen, etwas skurrilen Cosy Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt die herrlich exzentrischen Mitglieder des Donnerstagsmordclubs aus der Seniorenresidenz Coopers Chase stehen.
Dieser Wohlfühlkrimi lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bände lesen, doch ist es sicher von Vorteil die Charaktere des Donnerstagsmordclubs mit all ihren Eigenheiten und Vorgeschichten schon etwas zu kennen, da sie nicht mehr ausführlich vorgestellt werden.
Einmal die Woche trifft sich das gewitzte Hobby-Ermittlerquartett bestehend aus den erstaunlich rüstigen Senioren Elisabeth, Joyce, Ibrahim und Ron, um ungelöste Morde auf ihre ganz eigene, höfliche und höchst stilvolle Art aufzuklären. Ihr neuer zu lösender Fall - ein verunglückter Drogendeal, bei dem sie sich wieder einer Vielzahl an skrupellosen Kriminellen zu stellen haben, hat es wirklich in sich. Geschickt eingebettet in den verwickelten Fall ist diesmal eine bewegende Rahmenhandlung, die um Elisabeth und ihren Mann kreist, und die eigentlichen Ermittlungen bisweilen etwas in den Hintergrund rückt.
Mit seinem flotten, typisch britischen und wundervoll bissig humorvollen Erzählstil sowie höchst amüsanten, schlagfertigen Dialogen gelingt es Osman hervorragend, uns wieder bestens unterhalten. Toller Wortwitz, viel Situationskomik sowie bisweilen recht abstruse Verwicklungen ließen mich immer wieder Schmunzeln.
Wie schon bei den anderen Bänden wird die turbulente Handlung hin und wieder von den aufschlussreichen Tagebucheintragungen von Joyce unterbrochen, die die Geschehnisse auf ihre unnachahmliche Art kommentiert und zusammenfasst.
Die Handlung kommt zwar recht langsam in Gang und der wendungsreiche Fall lässt etwas lange auf Spannung warten, doch bereitet es einfach viel Spaß, die gewitzte Seniorentruppe bei ihren ungewöhnlichen, aber sehr einfallsreichen Ermittlungen zu begleiten und ihre unterhaltsamen Diskussionen zu verfolgen. Der neue Fall für den Donnerstagsmordclub bietet zudem wieder viel Stoff zum Mitraten. Mit dabei sind natürlich auch weitere liebgewonnene Figuren wie das Polizisten-Duo Chris und Donna, und der geniale Bogdan als unentbehrliches Faktotum.
Mit seinen lebendigen, vielschichtig gezeichneten Hauptfiguren, die auch beim neuen Fall ihre interessanten Fähigkeiten und speziellen Stärken clever einzusetzen verstehen, kann Osman einfach wieder auf ganzer Linie punkten. Trotz ihrer liebenswerten Eigenarten und Schrullen wirken sie einfach äußerst lebensnah und authentisch. Souverän meistern sie im eingespielten Team mit Tricks, ihrer oft unorthodoxen Herangehensweise und cleverer Kombinationsgabe schließlich auch diesen verzwickten Fall.
ZUM HÖRBUCH
Das gekürzte Hörbuch wird von Johannes Steck und Beate Himmelstoß sehr abwechslungsreich eingelesen, so dass man rasch in die verwickelten Ermittlungen hineingezogen wird. Sie verstehen es hervorragend, den richtigen Ton zu treffen, humorvolle Episoden mit dem gewissen Augenzwinkern einzulesen und vor allem die schillernden Charaktere mit ihren schrulligen Eigenschaften zum Leben zu erwecken. Insbesondere der Part der vermeintlich etwas naiven Joyce wird von Beate Himmelstoß hervorragend umgesetzt. Mit seiner ruhigen, angenehmen Stimme und angemessenem Sprechtempo führt uns Johannes Steck gekonnt durch die erst langsam in Fahrt kommende Handlung. Insgesamt ein äußerst unterhaltsames und vergnügliches Hörerlebnis!
FAZIT
Erneut eine gelungene Fortsetzung dieser skurrilen und höchst amüsanten Cosy Crime-Reihe – mit tollem britischen Humor, wundervoll schrulligen Charakteren und einem verzwickten Kriminalfall!

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Beeindruckender historischer Roman

Das Gemälde
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Werk „Das Gemälde“ hat die in Sydney geborene Pulitzerpreisträgerin und New-York-Times-Bestseller Autorin Geraldine Brooks einen opulenten und höchst beeindruckenden Roman ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Werk „Das Gemälde“ hat die in Sydney geborene Pulitzerpreisträgerin und New-York-Times-Bestseller Autorin Geraldine Brooks einen opulenten und höchst beeindruckenden Roman vorgelegt. Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt sie in ihrem hervorragend recherchierten Roman die fesselnde und sehr berührende Geschichte über die außerordentliche Karriere des reinrassigen Vollbluthengstes Lexington, der als Ausnahmetalent des Pferderennsports in die Analen einging.
Zudem widmet sich die Autorin in diesem großartigen Roman natürlich auch vielen spannenden und hochinteressanten Aspekten der Wissenschaft, Kunst, Sklaverei und des Rassismus, die mich nachdenklich zurückgelassen haben aber auch zu weiteren Recherchen inspirierten.
Ausgangspunkt ihres sehr vielschichtig angelegten Romans ist ein faszinierendes Gemälde von einem berühmten Rennpferd und seinem schwarzen Reitknecht, das Mitte des 19. Jahrhunderts von Thomas Scott, einem Portraitmaler von Vollblütern, angefertigt wurde und durch Zufall aus dem Sperrmüll geborgen wurde.
Kunstvoll hat die Autorin die verschiedenen Handlungsstränge um die Entstehung des Gemäldes und dessen weiterem Schicksal im Laufe der bewegten Zeiten sowie die unterschiedlichen damit verbundenen Charaktere miteinander verwoben. Herausgekommen ist dabei eine sehr fesselnde und tiefgründige Geschichte, die uns sehr aufschlussreiche Einblicke in die Wurzeln und das Wesen des Pferderennsports, in weniger bekannte Kapitel amerikanischer Geschichte sowie in Kunst und faszinierende wissenschaftliche Forschungsbereiche gewährt. Zugleich konfrontiert sie uns aber auch mit Vorurteilen, Diskriminierung, strukturellen Rassismus und systematischer Ausbeutung, die damals wie heute verbreitet sind.
Die Autorin hat ihre komplexe Handlung auf drei sich abwechselnden Zeitebenen angelegt. Die Haupthandlung spielt vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der 1850er-Jahre in Kentucky, in der wir den jungen Sklaven und Pferdetrainer Jarrett kennenlernen, der eine enge Bindung zu dem Vollblutfohlen Darley aufbaut, das später als berühmtes Rennpferd und Zuchthengst Lexington in die Geschichte eingegangen ist, und dessen Lebensgeschichte eng mit Lexingtons Erfolg verbunden war. Ein weiterer Handlungsstrang rund um die bekannte New Yorker Kunsthändlerin und Galeristin Martha Jackson spielt im Jahr 1954 und die in Washington, D.C in der Gegenwart von 2019 angesiedelte Rahmenhandlung erleben wir aus der Perspektive der beiden fiktiven Protagonisten Jess und Theo.
Gekonnt lässt uns Brooks die spannende Geschichte in den jeweiligen Handlungssträngen aus Sicht verschiedener, für die Handlung bedeutsamer Figuren erleben, wobei das Hauptaugenmerk aber zum einen auf dem jungen Sklaven Jarrett liegt und zum anderen auf der jungen australischen Wissenschaftlerin Jess, die in der Abteilung Wirbeltierknochenkunde für das Smithsonian Museum arbeitet und dem nigerianisch-amerikanischen Diplomatensohn und Kunsthistoriker Theo. Die beiden begegnen sich zufällig und kommen sich durch ihr gemeinsames Interesse an dem beeindruckenden Pferdeportraits aus dem Sperrmüll näher und begeben sich auf eine ereignisreiche Spurensuche nach dessen historischen Hintergründen.
Dank des sehr ansprechenden, bildgewaltigen Schreibstils und der interessanten Charaktere fällt es nicht schwer, in die fesselnde Geschichte einzutauchen und voller Spannung und Anteilnahme den Fortgang der Geschehnisse aus den verschiedenen Perspektiven zu verfolgen. Vor allem die bewegende Handlung um den Sklaven Jarret in der Vergangenheit hat mich mit ihrer Intensität in den Bann gezogen hat und mich zudem mit seinen vielen historischen Hintergrundinformationen sehr begeistern können.
Der Autorin ist eine einfühlsame, facettenreiche Figurenzeichung ihrer Protagonisten gelungen.
Hervorragend hat mir vor allem die vielschichtig gezeichnete fiktive Figur von Jarrett als Sklaven gefallen, die stellvertretend für viele schwarze Pferdeknechte, Trainer und Jockeys steht, und die mit ihren außergewöhnlichen Talenten und durch ihre gnadenlose Ausbeutung zum äußerst lukrativen Geschäft mit den Vollblütern Blüte brachten.
Einfühlsam und eindringlich erzählt die Autorin die beeindruckende Persönlichkeitsentwicklung und das Schicksal des talentierten Sklaven, der mit seinem großen Einfühlungsvermögen eine tiefe Bindung zu Lexington aufbaut. Ohne das Recht selbst über sein Leben zu entscheiden, ist er der Willkür und Gnade seiner Master ausgeliefert und permanenten Demütigungen und Grausamkeiten ausgesetzt. Dennoch gelingt es ihm ihnen einen gewissen Respekt abzunötigen, sich kleine Freiräume zu schaffen und allmählich Selbstbewusstsein zu erlangen.
Am Beispiel der beiden Wissenschaftler Theo und Jess führt uns die Autorin anschaulich und ernüchternd vor Augen wie stark auch heute noch rassistische Diskriminierung und Ungleichbehandlung ethnischer Gruppen verbreitet sind und mangelndes Verständnis und Einfühlungsvermögen oft für Konflikte und Frustration im alltäglichen Miteinander sorgen. Insgesamt wirkten die Charaktere von Theo und Jess allerdings etwas farblos und insbesondere die Dynamik zwischen ihnen sehr blass und wenig authentisch auf mich.
Gekonnt lässt die Autorin schließlich die verschiedenen Handlungsfäden ihrer fesselnden Geschichte schließlich zusammenlaufen. Nach dem recht zuversichtlich stimmenden Ausklang im historischen Handlungsstrang endet der Roman jedoch im Gegenwartsstrang mit einem überraschend dramatischen und sehr beklemmenden Finale endet, das mich sehr aufgewühlt und bestürzt zurückgelassen hat.
Abgerundet wird der Roman mit einem interessanten Nachwort, in dem die Autorin ihre ausführliche Recherchearbeit erläutert. Zudem geht sie darauf ein, dass sie sich weitgehend an die übermittelten historischen Fakten gehalten, sich aber auch künstlerische Freiheiten bei der Ausgestaltung ihrer Geschichte und der Figuren genommen hat. In einem weiteren Anhang „Historische Verbindungen“ findet sich in einem Personenverzeichnis allerlei Wissenswertes über die historisch verbürgten Persönlichkeiten des Romans und ihre Vita.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Fesselnder Roman

Aktion Phoenix
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MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns ...

MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns in Deutschlands dunkle Vergangenheit eintauchen lässt. Sehr anschaulich widmet sich der Autor der Thematik, wie es totalitären Staaten gelingt, ihre Bevölkerung mit Hilfe von Propaganda und Repressionen in ihrem Sinne zu beeinflussen und ideologisch zu prägen.
Die Handlung ist im Nazi-Deutschland des Jahres 1936 rund um die 11. Olympischen Spiele in Berlin angesiedelt und lässt uns an einem bewegenden und sehr lehrreichen Abschnitt deutscher Zeitgeschichte Anteil nehmen.
Herzog ist es hervorragend gelungen, eine Vielzahl historischer Fakten und Geschehnisse in die spannende fiktive Handlung einzuflechten und uns zugleich die perfiden Mechanismen aufzuzeigen, mit denen das skrupellose Nazi-Regime die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Tätern, Mitläufern sowie auch Opfern steuern und manipulieren konnte.
Ausgangspunkt für seine Geschichte ist ein faszinierendes Gedankenspiel, das im Lichte des Größenwahns der NS-Regierung mit ihren willfährigen Handlangern durchaus glaubhaft scheint und sich in ähnlicher Weise hätte abspielen können. Äußerst spannend ist es daher, den Hintergründen der rätselhaften Aktionsgruppe Phoenix auf die Spur zu kommen.
Die vielschichtige, geschickt in den historischen Kontext eingebettete Handlung zieht uns rasch in ihren Bann.
In zahlreichen nebeneinander laufenden Handlungssträngen lernen wir nach und nach die unterschiedlichen Charaktere kennen, deren moralischer Kompass und Verhalten exemplarisch für viele Menschen während der Zeit der Nationalsozialisten stehen – vom schweigenden Mitläufer über den gewissenlosen Opportunisten bis hin zu den kleinen Helden, die sich trotz größter Gefahren gegen die Ideologie stellten und sich im Widerstand organisierten.
Im Mittelpunkt stehen drei fiktive Protagonisten, die alle in die schicksalhaften Ereignisse rund um die olympischen Eröffnungsspiele verwickelt sind und schließlich in höchste Gefahr geraten.
Gekonnt lässt uns Herzog ins Berlin 1936 eintauchen und zeichnet ein sehr stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zeit. Während die Nazis sich bemühen, Deutschland der internationalen Öffentlichkeit als eine weltoffene Nation mit makellosem Image zu präsentieren und eine einzigartige Propaganda-Inszenierung der Olympischen Spiele planen, lässt er uns in verschiedenen Szenen auch einen schockierenden Blick hinter die herausgeputzten Fassaden werfen. Die eindrücklichen Darstellungen des damals üblichen Umgangston und allgemeinen Meinungsbilds sowie die damalige politische Stimmung in der Bevölkerung sind äußerst gelungen. Allgegenwärtig sind offener Judenhass und Rassismus, aber auch die permanente Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung lässt Misstrauen und ein Klima der Angst aufkommen. Doch SA-Schlägertrupps verkörpern die hässliche Fratze dieses totalitären Staats, denn auch die Systemtreuen sind vor Bedrohung und Erpressung nicht sicher.
Die Geschichte lebt neben den anschaulich dargestellten und gut recherchierten historischen Zusammenhängen vor allem von seinen vielschichtig und authentisch gezeichneten Figuren, in deren Gefühls- und Gedankenwelt man sich gut hineinversetzen kann.
Ob nun die junge Kunststudentin Anna Kollmann, die mit ihrer studentischen Widerstandsgruppe mit Plakat-Aktionen auf die Taten der Nazi-Diktatur aufmerksam machen will, der für die Propagandaabteilung arbeitende Hermann Schmidt, der der Nazi-Ideologie kritisch gegenübersteht, sich in die rebellische Anna verliebt wodurch sein Leben völlig aus den Fugen gerät, oder der unpolitische, gutherzige Oberkellner Georg Finkbeiner, der als Stewart im Zeppelin Hindenburg unversehens zwischen die Fronten gerät und einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur kommt – sie alle werden in ein in perfides Komplott hineingezogen, müssen schwierige Entscheidungen treffen und dem Unrechtsregime die Stirn bieten, um überleben zu können. Ein besonderes Highlight sind zudem die vielen historischen Persönlichkeiten wie Leni Riefenstahl, Goebbels oder sogar Hitler, die Gastauftritte haben und von Herzog sehr glaubwürdig darstellt werden.
Gekonnt lässt der Autor die Spannung immer weiter ansteigen, verdichtet die verschiedenen Handlungsstränge zunehmend und überrascht uns mit einem fulminanten und äußerst packenden Finale während der Olympia-Eröffnungsfeier. Auch wenn nicht alles bis in kleinste Detail aufgeklärt wird, so konnte mich die schlüssige Auflösung des perfiden Plans hinter der Aktion Phoenix sehr überzeugen. Abgerundet wird der tolle Roman durch ein interessantes Nachwort des Autors.

FAZIT
Ein fesselnder und nachdenklich stimmender Roman mit gelungenem Zeitkolorit, der mich sehr gut unterhalten hat. Sehr lesenswert!

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