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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Trotz dreier Verbrechen wenig Spannung

Im Schatten des Thronfolgers
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Dieser historische Krimi, der 1909 angesiedelt ist, ist der dritte in der Reihe rund um den sympathische Polizeiagenten Johann Pospischil und seinem technikaffinen Assistenten Dr. Leopold Frisch, Entomologe ...

Dieser historische Krimi, der 1909 angesiedelt ist, ist der dritte in der Reihe rund um den sympathische Polizeiagenten Johann Pospischil und seinem technikaffinen Assistenten Dr. Leopold Frisch, Entomologe und Pathologe.

Wie schon im Krimi zuvor, wird im Umfeld des Thronfolgerpaares Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie ermittelt. Schauplatz ist diesmal das Schloss Artstetten in dessen Gärten der intrigante Baron von Wald, zum Vergnügen frisch nobilitierter Herren, aber auf Kosten von jungen Mädchen aus dem Dorf spezielle Jagden veranstaltet. Paradiesvögel werden die Mädchen genannt, die zur Belustigung leicht geschürzt durch Hecken laufen. Was die adeligen Herren erst später schmerzhaft erfahren werden: Sie werden mit Fotos, die sie in verfänglichen Situationen zeigen erpresst. Keiner traut sich gegen einen, im Schatten des Thronfolgers stehenden Hofschranzen Anzeige zu erstatten.

Doch das ist Pospischil und Frisch zunächst einmal unbekannt. Sie sollen mit der gebotenen Diskretion, aufklären, wie neugeborene Säugling in die Kypta der Habsburger gekommen ist. Recht schnell ist klar, dass das Baby lebensfähig war und man ihm, wie einem unerwünschten Kätzchen, das Genick gebrochen hat. Aus diskreten Ermittlungen wird nichts, denn die geschwätzige Pfarrersköchin Anna lauscht nicht nur an der Türe, sondern tratscht alles weiter. Annas einziger Pluspunkt ist ihre gute Küche, denn die beiden Polizeiagenten sind in den Gästezimmern des Pfarrhofes untergebracht.

Noch während sie den Spuren des toten Säuglings nachgehen, wird Pospischil nach Wien beordert, weil es eine Anzeige mit anschließendem Selbstmord gegen Baron von Wald wegen delikater Fotos gegeben hat. Gleichzeitig wird nahe des Schlosses die junge Hebamme des Dorfes, die sich geweigert hat, an der Paradiesvogeljagd teilzunehmen, erschlagen aufgefunden. Nun müssen sich Frisch und Pospischil mit drei Verbrechen, die vor dem Thronfolgerpaar geheim gehalten werden sollen, herumschlagen.

Dank der langjährigen Erfahrung Pospischils und dem Interesse Frischs für die neueste Technik wie kleine tragbare Fotoapparate mit Rollfilm, können sie die Verbrechen aufklären.

Meine Meinung:

Wie schon in den beiden Vorgängern versucht die Autorin die Atmosphäre der langsam untergehenden Habsburgermonarchie darzustellen. Pospischil symbolisiert die alte (kaiserliche) und Frisch die neue, moderne Welt. So brausen sie in der privaten Kraftdroschke von Leopold Frisch von Wien nach Artstetten. Man begegnet diversem Personal auf Schloss Artstetten und lernt die einerseits verschwiegene aber gleichzeitig tratschsüchtige Dorfbevölkerung kennen. Da werden allerlei Theorien über die Herkunft des toten Säuglings und auch Hinweise auf mögliche Täter am Wirtshaustisch diskutiert.

Ein besonders zwielichtiger Charakter neben dem Baron von Wald, der sich wichtiger nimmt als er tatsächlich ist, ist die Pfarrersköchin Anna. Hat sie wirklich so viel Pech, dass überall dort wo sie hinkommt, Menschen sterben? Nun ja, vielleicht wird man in einem nächsten Fall etwas drüber lesen. Jedenfalls, so scheint es, hat sie unserem wackeren Pospispil auf seine alten Tage noch ein wenig den Kopf verdreht und durch das Geschwätz sowie die köstlichen Speisen Ermittler und Leser ein wenig vom Fall bzw. den Fällen ablenken. Das ist schade, denn der Kriminalfall um den toten Säugling selbst, der sich als tragische Familiengeschichte entpuppt, bei der es nur Verlierer gibt, hätte durchaus Potential zu weitaus mehr gehabt..

Ein wahrer Lichtblick ist diesmal der kurze Auftritt von Rosi, der jungen Gemahlin von Leopold Frisch. Die will nämlich mindestens die Handelsschule abschließen und arbeiten gehen. Lieber würde sie ja Jus studieren, was um 1909 noch nicht erlaubt ist. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, ab 1919 erhalten Frauen Zugang zur juridischen Fakultät. Die Vorstellung, ausschließlich Ehefrau und früher oder später Mutter zu sein, scheint sie etwas abzuschrecken. Na, schauen wir einmal, was daraus wird.

Fazit:

Ein netter Krimi, der trotz dreier Verbrechen wenig Spannung zu bieten hat, weil diese durch Brettljause, Schnitzel und Schweinsbraten sowie dem einen oder anderen Schnaps, ins Hintertreffen gerät. Das kostet den 4. Stern. Wer es sich gerne in der k. und k. Zeit gemütlich machen will, ist hier richtig. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 16.02.2024

Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Der tote Bäcker vom Montmartre
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Commissaire Geneviève Morel gilt, obwohl sie eine der höchsten Aufklärungsquoten in der Pariser Kripo hat, in ihrer eigenen Familie als schwarzes Schaf. Denn die Familie Morel ist nämlich seit Generationen ...

Commissaire Geneviève Morel gilt, obwohl sie eine der höchsten Aufklärungsquoten in der Pariser Kripo hat, in ihrer eigenen Familie als schwarzes Schaf. Denn die Familie Morel ist nämlich seit Generationen als Kunsträuber tätig. Es gibt die stille Übereinkunft, dass in Paris keine Diebstähle verübt werden. Doch nicht alle halten sich daran, die liebenswürdige und schlitzohrige Großmutter Mamie mit Hang zu funkelnden Juwelen zum Beispiel.

Als François Beauvais, der Inhaber des Palais de Pains, der beliebtesten Bäckerei von Paris, die auch das Baguette in den Elysee-Palast liefert, ermordet worden ist, kommt Geneviève nicht so recht voran. Es gibt zwei Hauptverdächtige: Der eine ist der Neffe des Opfers Cédric, Besitzer einer Patisserie, und der andere, Baptiste Buffet, der Konkurrent um das beste Baguette der Stadt.

Während Buffet in Gewahrsam genommen wird, reist Geneviève widerwillig an die Côte d‘Azur, um die Kontakte der Familie in die dortige Unterwelt anzuzapfen. Cédric scheint spielsüchtig zu sein und das in illegalen Casinos.

Meine Meinung:

René Laffite ist das Pseudonym des österreichischen Autors Christian Schleifer, der uns durch seine Krimi-Reihe um Charlotte Nöhrer bekannt ist. Mit Commissaire Geneviève Morel als Hauptperson wechselt der Schauplatz von Perchtoldsdorf nach Paris.

Dieser Krimi rund um den toten Bäcker am Montmartre ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe.

Die Idee, einer Polizistin, deren Familie auf der anderen Seite des Gesetzes steht, finde ich charmant. Hieraus können sich zahlreiche Verwicklungen ergeben. Leider ist der Funke nicht so recht auf mich übergesprungen. Stellenweise wirkt der Schreibstil sehr bemüht und das französische Flair, die Leichtigkeit des Savoir Vivre fehlt ein wenig. Die Ermittlungen ziehen sich, dabei ist von Beginn an klar, der Mörder muss ein Linkshänder und überdies kleiner als sein Opfer sein. Mein persönlicher Ermittlungsansatz wäre hier, alle Linkshänder im Umfeld des Toten zu befragen. Da wäre Geneviève Morel recht flott auf die Auflösung gekommen. Aber, das liegt vermutlich daran, dass ich als umgelernte Linkshänderin, der Linkshändigkeit (m)eine besondere Beachtung schenke.

Aufgepeppt wird der Krimi durch zahlreiche schillernde Charaktere wie Morels Großmutter Mamie, die ihrer Leidenschaft für funkelnde Juwelen auch in Paris frönt. Gut gefällt mir die Figur der Lunette Lizeroux, jener Polzistin, die bei dem Terrorüberfall im Bataclan ihren rechten Unterschenkel verloren hat und bei Morels Vorgänger als Sekretärin beschäftigt worden ist. Unter Geneviève blüht Lunette so richtig auf. Allerdings, wer nennt seine Tochter „Lunette“? „Lunette“ heißt nämlich Sonnenbrille, Fernrohr, Dachluke und ist in der Architektur die Bezeichnung eines halbmondförmigen Ornamentes in einer Fassade oberhalb eines Eingangsportals.

Aufgefallen ist mir auch, dass von Lunette immer mit dem Vornamen gesprochen wird, während Morels männliche Untergebene sowohl mit Vornamen als auch mit Nachnamen oder mit ihrem Rang angesprochen werden.

Der Abstecher an die Côte d‘Azur zeigt die komplizierten Familienverhältnisse der Morels. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass Genevièves Herkunft geheim bleiben kann. Das würde natürlich Potenzial für Konflikte bei ihrer Karriere bedeuten und gleichzeitig ein Ausstiegsszenario bieten. Aber, so weit ist es ja noch nicht. Schauen wir einmal, was der nächste Fall bringen wird.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Auftakt zu der neuen Krimi-Reihe, der noch ein wenig Luft nach oben hat, 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.02.2024

Ein gelungener Urlaubskrimi

Der Kommissar und der Tod auf Cotentin
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Dieser 14. Fall für den ehemaligen Elitepolizisten Philippe Lagarde beginnt mit einem Prolog im Gefängnis von Cherbourg. Charline, eine verurteilte Gattenmörderin, die stets ihre Unschuld beteuert, erhängt ...

Dieser 14. Fall für den ehemaligen Elitepolizisten Philippe Lagarde beginnt mit einem Prolog im Gefängnis von Cherbourg. Charline, eine verurteilte Gattenmörderin, die stets ihre Unschuld beteuert, erhängt sich.

Wenige Wochen später werden auf Kommissar Ludovic Cleroc zwei Anschläge verübt, die er verletzt überlebt. Eine pensionierte Richterin hat weniger Glück und wird mit ihrer eigenen Gartenschere erstochen.

Nachdem Cleroc ein Freund Lagardes ist, wird gemeinsam ermittelt. Es dauert, bis Cleroc endlich den Zusammenhang mit einem alten Verbrechen erkennt. Nun ist höchste Eile geboten, denn der damalige Anwalt, der so scheint es, versagt hat, ist ebenfalls in Gefahr.

Doch wer ist der Täter?

Meine Meinung:

Nachdem ich alle Vorgänger kenne, ist dieser Band wie ein Klassentreffen. Man hat sich länger nicht gesehen und doch gleich wiedererkannt. So geht es auch Odette, die einst mit dem bekannten Krimiautor Sébastien Gautier eine amour fou gehabt hat. Ausgerechnet dieser Mann hat den alten baufälligen Leuchtturm in Cotentin gekauft, renoviert und lebt jetzt in Odettes und Lagardes Nähe.

Nun, ich hätte von einem langjährigen Ermittler schon erwartet, dass er zackig den Zusammenhang mit dem alten Fall erkennt. Deswegen schwächelt dieser Krimi ein wenig an der Handlung. Das Rundherum wie Umgebung, die delikaten Speisen samt ausführlicher Weinbegleitung ist wie immer sehr gut. Lagarde darf ein bisschen Gefühl zeigen: Sorge um Odette und Eifersucht auf den Krimiautor.

Mein Verdacht, wer der Täter sein könnte, hat sich bestätigt.

Fazit:

Ein schöner Urlaubskrimi, dem ich gerne 3 Sterne gebe. Möge der nächste wieder ein wenig spannender sein.

Veröffentlicht am 05.02.2024

Hat mich zwiegespalten zurückgelassen

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Nachdem die südkoreanische Autorin Cho Nam-Joo mit "Kim Jiyoung, geboren 1982" einen Bestseller geschrieben und in ihrer Heimat eine neue feministische Bewegung ausgelöst hat, werden nun auch ihre anderen ...

Nachdem die südkoreanische Autorin Cho Nam-Joo mit "Kim Jiyoung, geboren 1982" einen Bestseller geschrieben und in ihrer Heimat eine neue feministische Bewegung ausgelöst hat, werden nun auch ihre anderen Werke übersetzt. Letztes Jahr habe ich „Miss Kim weiß Bescheid“ gelesen und ich war nun auf "Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah" gespannt.

Das Buch hat mich ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits wird Go Manis Familie als arm beschrieben, andererseits besitzt sie Haus und Grund. Auch wenn das Haus sehr klein ist, bildet es doch ein Vermögen. Warum es so erstrebenswert sein soll, in eine Wohnung in einem Hochhaus zu ziehen, erschließt sich mir nicht ganz. Ja, eine solche Wohnung hat bestimmt mehr Komfort (Stichwort Sitztoilette).

Go Manis Mutter wird als zurückgeblieben beschrieben, weil sie keiner bezahlten Beschäftigung nachgeht. Doch sie scheint eine gewisse Bauernschläue zu haben. Wie könnte sie sonst das Schulgeld für ihre Tochter auftreiben?

Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Immer wieder gibt es Zeitsprünge. Die Charaktere erschließen sich mir auch nicht wirklich, da ich mich mit der asiatischen Mentalität nicht gut auskenne.

Von Menschen, die ihre Arbeit verlieren und das aus Scham verschweigen, habe ich schon mehrmals gehört. In meinem erweiterten Bekanntkreis gab es ein Ehepaar, dessen Mann ebenfalls gekündigt worden ist und der täglich mit der Aktentasche unter dem Arm die Wohnung verlassen hat, um den Schein in die Arbeit zu gehen, für seine Frau und die Nachbarn aufrechterhalten hat. Die beiden sind nach einiger Zeit aus Wien weggezogen.

Fazit:

Diesem nüchternen Roman über Armut und verlorene Träume, der sich so oder ähnlich auch in einem europäischen Sozialbau abgespielt haben könnte, gebe ich 3 Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2024

Hat noch Luft nach oben

Die Kapelle
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Der Klappentext verspricht eine mystische Geschichte, rund um eine alte Kapelle im Schwarzwald und einen Kunsthistoriker, der ein Gutachten über Abriss oder Erhaltung erstellen soll.

Schon die Anreise ...

Der Klappentext verspricht eine mystische Geschichte, rund um eine alte Kapelle im Schwarzwald und einen Kunsthistoriker, der ein Gutachten über Abriss oder Erhaltung erstellen soll.

Schon die Anreise ist beschwerlich, denn Benedikt Oswald gerät in einen Schneesturm. Vor Ort wird er dann scheel angesehen, denn das Dorf hat unterschiedliche Erwartungen an das Gutachten. Die einen wollen Platz für Neues, die anderen die Kapelle erhalten und die vor Jahren entfernte Statue der Heiligen Barbara zurückbekommen. In diesem Spannungsfeld muss Oswald Zahlen, Daten und Fakten für sein Gutachten sammeln. Dabei kommt es zu Begegnungen, bei denen nicht ganz klar ist, ob sie echt oder nur in seinen Gedanken existieren.

Meine Meinung:

Wir Leser erfahren viel über den Ort Todtnauberg, der einst eine blühende Bergwerkssiedlung gewesen ist, sowie über die Menschen, die seit jeher dort leben. Da haben es „Zugereiste“ schwer. Die werden auf Schritt und Tritt beobachtet, wie es auch Benedikt Oswald erfahren muss. Dieses Gefühl des Beobachtetwerdens kann beklemmend wirken und eine leichte Paranoia auslösen. Auch die Wetterbedingungen und die gefährliche Anreise lassen eine bedrohliche Stimmung aufkommen.

Der erste Abschnitt mit der beschwerlichen Anreise ist im Verhältnis zum Rest der Geschichte für meinen Geschmack zu ausführlich geraten. Dem zweiten Teil der Geschichte hätten ein paar zusätzliche Seiten sehr gut getan.

Diese spannungsgeladene Stimmung der eingeschworenen Dorfbewohner, die ein wenig an Franz Kafka erinnert, ist leider nicht genützt worden, um einen Knalleffekt zu erzeugen.

Die Charaktere haben auch noch ein wenig mehr Potenzial. Besonders Oswald wirkt auf mich nicht sehr tough. In der angegebenen Jahreszeit ohne Winterbereifung in einen Ort, der auf über 1.000 Seehöhe liegt, zu fahren, ist mehr als fahrlässig.

Der Leser muss sich fragen, ob die Ereignisse den Erschöpfungszuständen des Kunsthistorikers zuzuschreiben sind oder wirklich geschehen sind.

Fazit:

Dieser Roman hat recht interessant begonnen, schwächelt aber dann seinem Ende zu. Leider kann ich hier nicht mehr als 3 Sterne vergeben.