Das Leben in einem Mädchenpensionat in Lothringen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Töchter des AufbruchsGenau das richtige Buch für eine Frankophile wie mich! Das neue Buch von Marie Pierre spielt im Reichsland Elsaß-Lothringen.
1910: Das Städtchen Thionville gehört seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich und ...
Genau das richtige Buch für eine Frankophile wie mich! Das neue Buch von Marie Pierre spielt im Reichsland Elsaß-Lothringen.
1910: Das Städtchen Thionville gehört seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich und heißt seitdem Diedenhofen. Pauline Martin leitet dort ein Pensionat für höhere Töchter mit zehn Schülerinnen. Zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit Frankreich trägt sie eine Halskette mit einem lothringischen Kreuz und im Reféctoire ihres Pensionats werden meist französische Köstlichkeiten serviert.
In Diedenhofen sind preußische Truppen stationiert, unter ihnen auch Leutnant Hermann Krüger. Dieser zeigt großes Interesse an Suzette, der Tochter von Paulines Cousine. Suzette wurde aus Avignon nach Thionville geschickt, um im Pensionat auf die Ehe vorbereitet und zu Anstand, Tugend und Moral erzogen zu werden.
Als Suzette aus dem Pensionat verschwindet, führen alle Spuren zu Hermann Krüger. Bei der Suche nach ihrem Schützling lernt Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz kennen. Zunächst gegen seinen Willen wird er in die Suche mit einbezogen. Bald schon wird er zu einer Art Schutzengel für Pauline und ihre Schülerinnen.
Fast zeitgleich mit von Pliesnitz taucht Vincent Lehmann im Pensionat auf. Er bekommt eine Anstellung als Gärtner und Hausmeister und sieht sich genau wie von Pliesnitz als Beschützer und Wächter über Tugend und Moral der Schülerinnen. Allerdings hat Vincent ein dunkles Geheimnis, und Pauline fragt sich, warum Vincent den weiten Weg aus der preußischen Rheinprovinz nach Lothringen auf sich genommen hatte, um als Gärtner zu arbeiten.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, geographische und kulturelle Details sehr gut recherchiert. Die Handlung wirkt sehr authentisch durch die häufig eingestreuten Worte und Ausdrücke in Französisch und im moselfränkischen Dialekt. Am Ende des Buches gibt es sowohl ein fremdsprachliches Glossar als auch eines mit Fachbegriffen. Bei letzterem habe ich viele neue Begriffe gelernt wie z.B. Altdeutsche-Deutsche, die aus anderen deutschen Bundesstaaten des Kaiserreiches ins Reichland Elsaß-Lothringen zugezogen sind. Beim Lesen bekommt man Appetit auf französische Spezialitäten wie Madeleines oder Bergamotte de Nancy, die Pauline nascht, während sie Arbeiten korrigiert oder Zeugnisse schreibt. Ich habe viel über die Regionen Lothringen und Saarland erfahren, wohin die Schülerinnen mit Pauline für einige Tage reisen und wohl oder übel an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Sieges Preußens über die Franzosen teilnehmen.
Ich freue mich schon auf die Nachfolgebände und darauf, dass Band 2 „Schwestern im Geiste“ bereits im August erscheinen wird. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Pauline, Erich und Vincent weitergeht und freue mich auch aufs Wiedersehen mit der Köchin Lisbeth, dem Stubenmädchen Camille und Thomas Engel.