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Veröffentlicht am 20.02.2024

In einem Eifeldorf bei Monschau vor Ausbruch des 2. Weltkrieges

Sturmmädchen
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Sturmmädchen von Lilly Bernstein ist mein erstes Buch der Autorin. Es hat mich so begeistert, dass ich unbedingt auch ihre anderen Bücher lesen möchte.
1938 in einem fiktiven Eifeldorf in der Nähe von ...

Sturmmädchen von Lilly Bernstein ist mein erstes Buch der Autorin. Es hat mich so begeistert, dass ich unbedingt auch ihre anderen Bücher lesen möchte.
1938 in einem fiktiven Eifeldorf in der Nähe von Monschau: Elli lebt mit ihrer Mutter Alma auf dem Bauernhof der Familie Janssen in einem sogenannten Backes, einem ehemaligen Backhaus. Alma ist Hebamme und in der Kräuterkunde sehr bewandert, die Dorfbewohner fragen sie bei allerlei Wehwehchen nach Rat.
In der Dorfgemeinschaft wird auf Elli hinabgeschaut, da ihr rechtes Bein kürzer als das linke ist und sie deswegen hinkt. Die abschätzige Meinung der anderen führt dazu, dass Elli selbst auch keine hohe Meinung von sich hat „Ich bin das Hinkemädchen, zu nichts zu gebrauchen.“
Nur Margot und Käthe halten zu Elli, die drei verbringen viel Zeit miteinander, unter anderem beim Baden am Perlenbach. Die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte naht, es ist der Vorabend des 2. Weltkriegs, die Nazis ergreifen die Macht, von den drei Freundinnen wird nur Käthe zur überzeugten Nationalsozialistin, Margot, die Jüdin, und Elli, das Hinkemädchen, werden von den Nazis geächtet. Durch Käthes Fürsprache bekommt Elli eine Anstellung bei der Gemeindeschwester in Monschau. Dort arbeitet sie jedoch nur solange, bis ihr aufgeht, was mit den geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen passiert, die zur Untersuchung bestellt werden.
Es dauert auch lange, bis Elli merkt, dass sich das Schicksal von Margots Familie gewandelt hat. Ihr Geschäft wird arisiert, sie werden in einem sogenannten Judenhaus in Aachen untergebracht.
Auch die Aktivitäten ihrer Mutter gemeinsam mit Ordensschwester Getrud bleiben Elli lange verborgen. Sie ist über eine lange Zeit hinweg sehr naiv, erst nachdem sie von Nazis fast totgeschlagen wird, erkennt sie die Gefahr, die ihrer Freundin droht. Sie tut alles in ihrer Macht Stehende, um Margot und ihre Familie zu retten, und das sogar unter Einsatz ihres Lebens.
„Er denkt, er kann eine Nazi-Uniform tragen, ohne ein Nazi zu sein. Ich teile diese Ansicht nicht.“ Diese Entscheidung von Elli konnte ich nicht nachvollziehen und war froh, als sich herausgestellt hatte, dass die Uniform die Ansichten des jungen Mannes in der Tat nicht widerspiegelt hatte.
Sehr gefallen hat mir die Entwicklung von Bauer Janssen und Käthe und das Wirken des Pfarrers und der Ordensschwester. Allzu oft standen die Vertreter der katholischen Kirche auf der Seite der Nazis, Pfarrer Freising und Schwester Getrud jedoch haben viel riskiert, um jüdische Familien zu retten.
Lilly Bernstein hat einen wunderbaren, sehr emotionalen historischen Roman geschrieben, der alles andere als eine leichte Kost ist. Ich bin ein eher rationaler Mensch und habe trotzdem beim Lesen ein paar Tränen vergossen. Der Schreibstil ist mitreißend und fesselnd. Einige Aspekte im Buch haben mich an „Die Nachtigall“ von Kirstin Hannah erinnert, ein Buch, das ich genauso geliebt habe. Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane und Liebesromane lesen. Denn so viel sei verraten: Die Liebe zieht in Ellis Leben ein. Über eine Fortsetzung von Ellis Geschichte würde ich mich sehr freuen.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Die folgenschwere Entscheidung einer 16jährigen in den 1970er Jahren

Schwestern in einem anderen Leben
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Da ich bereits die anderen Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich schon sehr auf ihr neuestes Buch gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht. Christiane Wünsche hat wieder ...

Da ich bereits die anderen Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich schon sehr auf ihr neuestes Buch gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht. Christiane Wünsche hat wieder einen wundervollen Familienroman geschrieben.
Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, erzählt wird aus dem Leben von Rosi bzw. Rebecca.
1976: Rebecca verlässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihr wohlbehütetes Elternhaus. Der Vater hat eine Schreinerei und engagiert sich in der Kirchengemeinde, die Hilde kümmert sich hingebungsvoll um die drei Töchter: Ruth (19), Rebecca (16) und Miriam (11).
Der September 1976 markiert den Wendepunkt im Leben der gesamten Familie. Eigentlich wollte Becky ein ähnliches Leben wie ihre Mutter führen, doch in Folge einer folgenschweren Entscheidung, die sie als 16jährige getroffen hat, ist ihr Leben ganz anders verlaufen. Das Leben in einer Kommune, die Liebe zu dem Punk Flocke und seiner Dogge Ernie sowie die Arbeit in einem Bioladen sind nur einige Stationen ihres Lebens.
Mein Mama-Herz hat beim Lesen des Romans geblutet, ich kann mir nicht vorstellen, mit der Ungewissheit zu leben, mit der Hilde mehr als ihr halbes Leben lang leben musste. Genauso habe ich mit Ruth gelitten, die ihr Leben lang Schuldgefühle hatte, da auch sie eine spontane Entscheidung getroffen hatte, die sie im Nachhinein ihr Leben lang bereut hatte.
Ohne Schulabschluss und gänzlich mittellos hat Rebecca es geschafft, immer wieder Jobs zu finden, die ihr ein, wenn auch bescheidenes, Auskommen gesichert haben. Freunde haben sie ihr Leben lang begleitet, und es gab auch die eine oder andere Liebesbeziehung.
Im Nachwort erfahren wir, dass die Autorin beim Hören eines True-Crime-Podcasts auf die Idee zu dem Buch gekommen ist, die Geschichte also an wahre Ereignisse angelehnt ist.
Auch dieser Roman von Christiane Wünsche hat mir sehr gut gefallen. Ihr Schreibstil ist fesselnd und emotional, Rebeccas Geschichte hat mich sehr berührt, und ich werde sie nicht so bald wieder vergessen. Den Roman empfehle ich allen, die gern Familien- und Frauenromane lesen und natürlich denjenigen, die schon andere Bücher der Autorin gern gelesen haben.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Das leben von vier Frauen in Wales im Zeitraum von über 70 Jahren

Für immer wir
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Für immer wir von Ruth Jones ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, aber sicherlich nicht das Letzte. Es handelt sich um einen wunderbaren, hochemotionalen Familienroman über vier Generationen.
Grace ...

Für immer wir von Ruth Jones ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, aber sicherlich nicht das Letzte. Es handelt sich um einen wunderbaren, hochemotionalen Familienroman über vier Generationen.
Grace lebt an der walisischen Küste. Ihre Enkelin Elin lebt mit ihrer 16jährigen Tochter Becca in London. Von Grace‘ Tochter Alys haben die beiden seit dreißig Jahren nichts mehr gehört. Elin, Becca und Grace haben ein enges und herzliches Verhältnis, Elin und Becca besuchen Grace so oft wie möglich in ihrem Haus am Meer.
Elin plant zu Grace‘ bevorstehendem 90. Geburtstag eine große Überraschungsparty. Ihr Mann Greg geht seine eigenen Wege, die Ehe plätschert nach fast zwanzig Jahren vor sich hin. Tochter Beccas Liebe gehört der Musik. Sie leidet darunter, dass ihre Mutter Elin Schulleiterin der Schule ist, die sie selbst mit nur mäßigem Erfolg besucht. Die 70jährige Alys blickt wehmütig auf ein wildes Leben zurück, Elin steht vor den Scherben ihrer Ehe, Becca erlebt die erste Liebe, und Grace wäre glücklich, wenn da nicht der Bruch mit Alys wäre.
In Rückblenden und jeweils aus der Perspektive der jeweiligen Frau erfahren wir, wie es zu dem Kontaktbruch zwischen Alys, Grace und Elin gekommen ist.
Die Geschichte der vier Frauen hat mich sehr berührt, obwohl ich mich mit keiner von ihnen identifizieren kann. Sie sind trotz familiärer Verbundenheit alle sehr verschieden, nur die Liebe zur Musik und die zueinander verbindet sie. Grace bewundere ich sehr, nach einem traumatischen Erlebnis hat sie es geschafft, ins Leben zurückzufinden und doch noch ein langes, glückliches Leben zu führen. Ihre Geschichte wird erst am Ende erzählt und enthält eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Das Ende hat mir sehr gut gefallen und mich zu Tränen gerührt. Ich empfehle den Roman allen Leser*Innen von Frauen- und Familienromanen.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Verhängnisvoller Umgang mit der Schuld

Leuchtfeuer
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Der Roman Leuchtfeuer ist das erste Buch, das ich von Dani Shapiro gelesen habe. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass der Roman in den USA ein Bestseller war und freue mich darauf, die Verfilmung zu ...

Der Roman Leuchtfeuer ist das erste Buch, das ich von Dani Shapiro gelesen habe. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass der Roman in den USA ein Bestseller war und freue mich darauf, die Verfilmung zu sehen.
Es geht um zwei Familien, die in der Division Street in Avalon, einem Vorort von New York wohnen. Die Gedanken, Träume und Ereignisse von Waldo und seinem Dad sowie Sarah, Theo und Dr. Wilf werden in Rückblenden erzählt, angefangen mit dem Tag des Unfalls im Jahre 1985.
1985: Sarah (17) ist angetrunken und fordert ihren kleinen Bruder Theo (15) auf, mit dem Auto nach Hause zu fahren. Ihre Freundin Misty ist ebenfalls dabei, sie stirbt, als Theo gegen die alte Eiche vor dem Haus der Familie prallt, obwohl Theos und Sarahs Vater, Dr. Benjamin Wilf sofort zu Hilfe eilt.
31.12.1999: Die Familien Wilf und Shenkman sind Nachbarn. Am letzten Tag des 20. Jahrhunderts wird Waldo Shenkman in der Division Street geboren, Dr. Wilf rettet dem Neugeborenen bei einer Hausgeburt das Leben.
2010: Sarah und Theo sind längst erwachsen, ihre Mutter Mimi hat Alzheimer und lebt in einem Pflegeheim, Ben zieht aus dem Haus aus, in dem die Familie vierzig Jahre lang gelebt hatte. In der Nacht seines Auszugs freundet er sich mit dem elfjährigen Waldo an, es ist auch die Nacht, in der Mimi stirbt.
In nicht chronologischen Rückblenden erfahren wir, wie das Leben von Sarah und Theo verlaufen ist. Sarah lebt in Los Angeles, wo sie mit großem Erfolg im Filmbusiness tätig ist. Sie hat zwei Kinder und ist mit einem Drehbuchautor verheiratet. Theo ist beruflich ebenfalls sehr erfolgreich, er besitzt zwei Restaurants in Brooklyn. Privat jedoch kämpfen beide mit vielen Problemen, tagtäglich ist Misty in ihren Gedanken.
Seltsam fand ich, dass die beiden Familien, die sich durch Waldos Geburt kennengelernt haben, keinerlei Kontakt hatten. Ein solches Erlebnis schweißt doch zusammen. Hinzu kommt, dass beide Familien jüdischen Glaubens sind und die gleiche Synagoge besucht haben. Ben und Waldo haben sich erst an dem Tag angefreundet, an dem Ben schon fast ausgezogen ist.
Ich fand den Roman unheimlich berührend und tiefgründig. Es war tragisch und spannend zu verfolgen, wie der Unfall das Leben der ganzen Familie verändert und geprägt hatte. Es war ein furchtbarer Fehler, über den Unfall und Mistys Tod nie wieder zu reden, da sich Schuldbewusstsein nicht verdrängen lässt. Von mir eine große Leseempfehlung an alle, die Familienromane mit psychologischem Tiefgang mögen.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Raus aus der Komfortzone, challenge accepted

Von wegen Boomer
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Ferdinand ist Abteilungsleiter in einer Bank, er hat zwei erwachsene Kinder, Tochter Flora macht gerade ihr Abitur, Sohn Raffi studiert.
Flora und Raffi finden, dass ihr Boomer-Vater aufgerüttelt werden ...

Ferdinand ist Abteilungsleiter in einer Bank, er hat zwei erwachsene Kinder, Tochter Flora macht gerade ihr Abitur, Sohn Raffi studiert.
Flora und Raffi finden, dass ihr Boomer-Vater aufgerüttelt werden sollte, raus aus der Komfortzone! Mutter Vera ist mit dem Zustand ihrer Ehe auch nicht glücklich. Ferdi verbringt seinen Feierabend mit einem Bier vor dem Fernseher. So kann es nicht weitergehen. Sie packt einen Koffer und zieht vorübergehend aus. Ferdi bekommt Vera erst wieder, wenn er einige Aufgaben erfolgreich gemeistert hatte. Jeden Tag steht eine neue Challenge an: Er soll in der Abteilungssitzung einige Jugendwörter benutzen, jedem, dem er begegnet, ein Kompliment machen, seine Kinder vor den Mitarbeitern loben und weitere.
Bei der Erfüllung der Aufgaben lernt er ganz nebenher seine MitarbeiterInnen näher kennen und merkt, welches Potential im Werksstudenten Julius steckt. Er bemüht sich um mehr Kontakt zu seinen Kindern und überdenkt seine Ernährung und die festgefahrenen und ungesunden Feierabendgewohnheiten.
So manche Situation kam mir bekannt vor. Wer ertappt sich nicht dabei, die eigenen Kinder und ihre schulischen Leistungen mit denen der Kinder von Bekannten zu vergleichen. Tanja Samson verdeutlicht, dass wir wie Ferdi dazu neigen, schulische Leistungen zu überbewerten und soziale Kompetenzen geringer zu schätzen.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch das Ende passt perfekt zu diesem Wohlfühlbuch. Natürlich ist er am besten für die Boomer-Generation geeignet. Lasst uns von der Frische und dem technischen Know-how der Jugend profitieren, wir können viel voneinander lernen!

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