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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2024

Nur teilweise überzeugend

White Zero
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Die Menschen in Deutschland sind besorgt: Die eiskalten Temperaturen, die seit Monaten herrschen, halten noch immer an. Es ist Anfang März, aber draußen sind noch immer -28°C. Die Energiepreise sind quasi ...

Die Menschen in Deutschland sind besorgt: Die eiskalten Temperaturen, die seit Monaten herrschen, halten noch immer an. Es ist Anfang März, aber draußen sind noch immer -28°C. Die Energiepreise sind quasi unbezahlbar, die Infrastruktur und die Lebensmittelversorgung kommen an ihre Grenzen und die Geophysikerin Dr. Jana Hollmer, ihr Freund Clemens Bach und der Reederei-Chef Titus van Dijk machen sich auf die Suche nach der Ursache für die Eiszeit - parallel zum Krisenstab, der einberufen wurde.

Thilo Falk ist Journalist und hat mit "White Zero" einen Klimathriller rund um eine fiktive, alles beherrschende, Eiszeit geschrieben. Unterlegt ist der Thriller mit Fakten und realistischen Entwicklungen. Auch der dargestellte Umgang der Medien und Politik wirken für mich sehr realistisch und denkbar. Durch die wechselnden Perspektiven, die unterschiedlichen Figuren aus diversen Ländern und Positionen steigern die Spannung ebenfalls.
Dr. Jana Hollmer wird lange Zeit nicht ernst genommen und muss sich ihre Position und ihre Wirkmacht erkämpfen. Generell waren die Aufdeckungen spannend, die Auflösung und das Ende hingegen ging mir etwas schnell und war zu gut konstruiert. Viele Entwicklungen und Handlungen waren in meinen Augen unglaubwürdig und daher nur teilweise überzeugend.

Dennoch ein spannender Klimathriller, der ein mögliches Szenario darstellt.

Veröffentlicht am 26.03.2024

Starker Anfang, komplexe Familienbeziehungen

Leuchtfeuer
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Drei angetrunkene Teenager wollen im Sommer 1985 nach einer Party nach Hause und steigen in das Auto der Geschwister Sarah und Theo. Da Theo das Mädchen hinten im Auto beeindrucken möchte, lässt Sarah ...

Drei angetrunkene Teenager wollen im Sommer 1985 nach einer Party nach Hause und steigen in das Auto der Geschwister Sarah und Theo. Da Theo das Mädchen hinten im Auto beeindrucken möchte, lässt Sarah ihn fahren. Doch die drei verunfallen und Mitsy stirbt noch im Auto. Nicht nur Sarah und Theo sind von dieser Nacht schwer traumatsiert, auch ihr Vater und Arzt Ben, kann die Nacht, sein Handeln und dessen folgenschwere Konsequenz nicht vergessen.

Dani Shapiro startet direkt mit der Unfallszene und konnte mich dadurch derartig fesseln, dass ich nur so durch die Seiten flog. Es folgt jedoch keine chronologische Erzählung, was nach dem Unfall passiert ist. Stattdessen wird aus wechselnden Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen von Ben, Theo, Sarah sowie den Nachbarn Waldo und seinen Eltern erzählt. Ben hat bei Waldos Geburt geholfen und die beiden haben ein bestehendes Verhältnis, das sich auch im steigenden Alter aufrechterhält und in einer besonderen Beziehung zueinander zeigt. Währenddessen sind Sarah und Theo auf ihre eigene Art gebrochen und kompensieren ihre Traumata und das Schweigen auf unterschiedliche Weise: Sarah sucht sich Ausflüchte aus ihrer Ehe und gibt sich dem Alkoholismus hin und Theo verbringt jede freie Minute in seinem Restaurant.

Wer sich hier ein spannendes Buch rund um die Unfallnacht, die Aufklärung und eventuelle Plottwists freut, wird sicherlich enttäuscht. Denn vielmehr handelt es sich um einen Roman über zwei Familien, die miteinander verbunden sind und durch den Unfall harte und gleichzeitig fragile Persönlichkeiten geworden sind. Dani Shapiro bildet die Dynamiken, die Mechanismen des Schweigens und den Umgang mit Traumata in Form der Darstellung und Einsichten in das Innenleben der verschiedenen Figuren dar. Dabei bin ich wegen der wechselnden Zeitebenen, Sprünge und oftmals unmittelbaren Passagen häufig durcheinander geraten bzw. musste mich im Geschehen und im Lesefluss neu finden.

Ein Roman, der mich bewegt hat, für viele sicherlich traurig und melancholisch daherkommt.

Veröffentlicht am 14.02.2024

Kurzweilige Lektüre

Christmas at Tiffany's (Wunderschöne Weihnachtsromantik in New York)
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Es ist noch gar nicht so lange her, da war Ally noch Stammkundin bei Tiffany und schmückte sich mit den edlen Stücken. Doch sie möchte nicht länger finanziell abhängig von ihrem Vater sein, sondern für ...

Es ist noch gar nicht so lange her, da war Ally noch Stammkundin bei Tiffany und schmückte sich mit den edlen Stücken. Doch sie möchte nicht länger finanziell abhängig von ihrem Vater sein, sondern für sich selbst aufkommen können. Also wechselt sie quasi die Seiten und arbeitet nun selbst als Verkäuferin bei Tiffany, statt sich selbst die schönsten Stücke zu kaufen. Mitten im Weihnachtstrubel stößt sie mit Lucien, einem angehenden Parfümeur zusammen und trifft ihn bald darauf wieder. Doch ihr Kennenlernen wird von Tristan gestört - Allys Ex-Freund, der sich mit der Abfuhr so gar nicht zufriedengibt und Ally möglichst oft aufsucht.

Weihnachten ist zwar der zeitliche Rahmen, in dem "Christmas at Tiffany's" spielt, allerdings wird Weihnachten bis auf wenige Szenen am Rockefeller Center nicht wirklich thematisiert. Es handelt es sich also keineswegs um einen klassichen Weihnachts(liebes)roman.
Zu Ally konnte ich trotz des flüssigen Schreibstils und der anschaulichen Beschreibung ihres Alltags keine enge Verknüpfung schaffen, sie blieb für mich recht blass und ich konnte sie nur selten greifen. Die problematische Beziehung zu Tristan und ihrem ehemaligen sozialen Umfeld wir angerissen, die Tragweite und die Ernsthaftigkeit des Ganzen jedoch heruntergespielt/bagatellisiert, was mir nicht so gut gefällt. Wenn ein solches Thema aufgegriffen oder, wie hier, fest in die Charakterisierung/Entwicklung einer Figur eingebunden wird, erwarte ich auch, dass es entsprechend dargestellt und beleuchtet wird.
Für mich war "Christmas at Tiffany's" ein kurzweiliger Roman, der mir jedoch nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 14.02.2024

Ruhig erzählt, zwischendurch langatmig

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Florence Butterfield hatte ein erfülltes Leben, lebt nun im Seniorenheim und genießt die Stunden im Garten - wahlweise mit einem Sherry oder einem Gin Tonic unter den Apfelbäumen mit dem Duft der Blumen ...

Florence Butterfield hatte ein erfülltes Leben, lebt nun im Seniorenheim und genießt die Stunden im Garten - wahlweise mit einem Sherry oder einem Gin Tonic unter den Apfelbäumen mit dem Duft der Blumen und Kräuter in der Nase. Doch das beschauliche Leben im Seniorenheim nimmt ein rasches Ende, als Archie eine Kopfverletzung erleidet und die Heimleiterin Renata aus dem Fenster stürzt. Florence, genannt Florrie, glaubt jedoch - im Gegensatz zu den anderen - nicht an einen Suizidversuch. Renatat hatte ihr erst vor Kurzem anvertraut, dass sie sich verliebt habe und es nun wieder einen interessanten Mann in ihrem Leben gebe. Florence kommt ins Grübeln, schaut auf ihr eigenes Leben, die Männer darin zurück und geht der Frage nach, was Renata zugestoßen ist. Denn dass es sich um ein Verbrechen handelt, ist ihr klar. Bei den Ermittlungen unterstützt sie der pensionierte Lateinlehrer Stanhope, der ein Auge auf Florence geworfen hat.

Susan Fletcher lässt sich zu Beginn Zeit mit der Figureneinführung, der Beschreibung der Abläufe im Heim und Florences Tagesbeschäftigungen. Den Erzählton würde ich als sehr gemächlich bezeichnen, zwischenzeitlich gab es einige Längen. Dennoch habe ich gern von Florences Vergangenheit, ihren Erfahrungen mit Männern und Gedanken zum Leben, der Liebe und zu Renatas Unfall gelesen. Die Dialoge zwischen Florence und Stanhope waren überwiegend charmant.
Auch wenn der Plot eine gewisse Krimi-Atmosphäre erwarten lässt, hält sich die Spannung in Grenzen. Vielmehr gibt Florence Lebensweisheiten von sich und baut eine Beziehung zu Stanhope auf. Die Enthüllung von Renatas Fenstersturz wird selbstverständlich auch aufgelöst.

Veröffentlicht am 24.01.2024

Eher ruhig und gemächlich erzählt

Das Buch Eva
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"Das Buch Eva" erzählt von Beatrice, einer Bibliothekarin in einem italienischen Kloster zur Zeit der Renaissance. Im Kloster geht sie den Schwestern eher aus dem Weg, träumt von der Außenwelt und findet ...

"Das Buch Eva" erzählt von Beatrice, einer Bibliothekarin in einem italienischen Kloster zur Zeit der Renaissance. Im Kloster geht sie den Schwestern eher aus dem Weg, träumt von der Außenwelt und findet trotst in ihren Büchern. Eines Tages tauchen vor dem Kloster zwei unbekannte, schwerverletzte Frauen auf, die kurz darauf sterben. Vor ihrem Tod überreichen sie Beatrice jedoch ein geheimnisvolles Manuskript in ihr unbekannter Schrift. Beatrice spürt einen starken Bann zu der Schrift und versucht, hinter dessen Bedeutung zu kommen. Doch sie ist nicht die einzige, die auf das Buch fixiert ist: Die Kirche hat längst Vertreter geschickt, die es zurückholen sollen. für Beatrice hingegen ist klar, sie muss das Buch verstecken und schützen.

Das Cover ist wunderschön und der Klappentext klingt vielversprechend. Ich habe einen historischen Roman mit Krimielementen um die Machtstrukturen im Kloster bzw. in der Kirche erwartet. Der Schreibstil ist recht nüchtern, auch wenn teilweise sprachlich schöne Formulierungen verwendet werden.
Die Erzählperspektive stellte für mich in Kombination mit der Figurenbeschreibung Distanz her. Dass Beatrice eine Einzelgängerin und eher menschenfremd ist, wurde schnell deutlich. Daneben blieben auch die anderen Figuren eher blass, ich habe keinen tiefen Eindruck von ihnen oder gar Einblick in ihre Gedankenwelt bekommen. Auch an spannenden Elementen fehlte es mir. Ein wenig mehr Spannung durch ein schnelleres Tempo oder weniger Längen hätten mir gut gefallen. Das Geschehen plänkelte so vor sich hin, dennoch habe ich Beatrice gern bei der kräftezehrenden Mission begleitet.