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Veröffentlicht am 31.03.2020

Die Tanzenden wurden für verrückt gehalten von denjenigen, die die Musik nicht hören konnten.

Die Tanzenden
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Zum Inhalt:
Jedes Jahr findet im berühmtesten Krankenhaus von Paris, der Salpêtrière, ein Ball statt. Ganz Paris will sie sehen, die Hysterikerinnen. Ob sie nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte ...

Zum Inhalt:
Jedes Jahr findet im berühmtesten Krankenhaus von Paris, der Salpêtrière, ein Ball statt. Ganz Paris will sie sehen, die Hysterikerinnen. Ob sie nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu und bewundert ihre Schönheit gerade dann, wenn sie die Kontrolle verlieren. Auch Louise und Eugénie wollen in dieser Ballnacht glänzen. Für sie steht an diesem Abend alles auf dem Spiel. Sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, wollen ganz normale Frauen sein, wollen auf dem Boulevard Saint-Germain sitzen und ein Buch lesen dürfen, denken und träumen und lieben dürfen wie die Männer. Auch das Leben der Pflegerin Geneviève, der Altgedienten“, ist ins Wanken geraten und diese Ballnacht wird auch ihre Zukunft entscheiden.

Ende des 19. Jahrhunderts war es für Frauen ratsam, kein ungewöhnliches Verhalten zu zeigen. Werden sie dem Patriarch der Familie oder dem Ehemann lästig, können sie ohne ärztliches Attest weggesperrt werden. Doch auch Frauen, die das harte Leben auf den Straßen von Paris krankgemacht hat, und Frauen mit neurologischen Leiden, werden zur Behandlung in die Salpêtrière eingewiesen.
Erzählt wird von dem Schicksal von Frauen, die Professor Charcot versucht mit fragwürdigen Versuchen und Experimenten zu heilen. Die sehr junge Louise, eine Waise, wurde von ihrem Onkel auf brutale Art und Weise vergewaltigt.
Eugenie, Tochter aus gutem Hause, eckt mit ihrer ständigen Rebellion beim Vater an. Gefährlicher als ihre Rebellion ist jedoch, dass Tote mit ihr Kontakt aufnehmen. Als ihr verstorbener Großvater in ihr Bewusstsein tritt und mit ihr kommuniziert, macht sie den Fehler, dies ihrer Großmutter zu erzählen. Sie wird von ihrer Großmutter verraten.
Geneviève, die „Altgediente“ ist die treue Assistentin von Professor Charcot. Seit zwanzig Jahren sorgt sie für den reibungslosen Ablauf der „Vorlesungen“ in der Salpêtrière. Sie bewundert Charcot genauso wie die Gruppe Studenten und all die anderen Zuschauer, die gerne teilnahmen, wenn die Hysterikerinnen vorgeführt wurden. Durch Hypnose wurden Anfälle ausgelöst, die Würde der Patientinnen wurde dabei nicht beachtet.

Ich habe mit großer Emotion und Spannung das Schicksal von Louise, Eugénie und Geneviève verfolgt. Victoria Mas hat das Los dieser Frauen sehr real porträtiert und ich habe oft vor Empörung über das Unrecht, die speziellen Behandlungsmethoden und die ungebremste Macht der Männer geschaudert. Der Roman kann mühelos gelesen werden und ich wollte ihn bis zu Ende lesen ohne eine Pause einzulegen.
Ich kann dieses Buch empfehlen.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Francis Ackerman sitzt gerne auf dem Pulverfass - wenn die Lunte schon brennt

Die Stimme des Zorns
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Schon immer wollte ich gerne die Shepherd-Reihe von Ethan Cross lesen. Als sich nun die Möglichkeit bot, Francis Ackerman jr. in „Die Stimme des Zorns“ kennenzulernen, habe ich sofort zugegriffen. Ackerman ...

Schon immer wollte ich gerne die Shepherd-Reihe von Ethan Cross lesen. Als sich nun die Möglichkeit bot, Francis Ackerman jr. in „Die Stimme des Zorns“ kennenzulernen, habe ich sofort zugegriffen. Ackerman ist nicht mehr als Serienkiller aktiv, sondern arbeitet als Sonderermittler für das FBI. Die ersten Seiten geben ein Interview betreffend die Aufnahme Ackermans in die Behavorial Analysis Unit (BAU) des FBI wieder. Dieses Interview war sehr aufschlussreich und hat mir als Neuling den Einstieg in Ackermans Welt sehr erleichtert.
Als gegenwärtiger BAU Mitarbeiter wird Ackerman auf das „Alien“ angesetzt. Ganz nach Manier eines Außerirdischen legt das Alien sezierte Leichen in Kornkreisen ab. Nun hat es eine Expertin für Außerirdische entführt. Mit seiner neuen Partnerin, Agentin Nadia Shirazi, begibt sich Ackerman auf die Jagd nach dem Alien. Die Suche nach dem Phantom beginnt spannend. Um das letzte Entführungsopfer zu retten geraten nicht nur die beiden, sondern auch Liana Nakai von der Navajo Nation ins Visier des Aliens.
Ich konnte mich sehr gut in die Charaktere und in die Story hineinversetzen. Die Hauptfiguren sind bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, was den Spaß am Lesen steigert. Natürlich ist Ackerman als zentrale Figur ausgezeichnet beschrieben. Mir hat der Thriller gut gefallen, auch wenn der Mittelteil sich etwas in die Länge zog. Trotzdem wurde ich von dem Geschehen so mitgerissen, dass ich immer weiter lesen wollte.
Die Frage: Hat Ackerman endlich einen würdigen Gegner gefunden? beantworte ich gerne mit einem nein. Ob ich diesen packenden und unterhaltsamen Thriller weiterempfehle? jedoch mit einem klaren ja! Ich warte auf jeden Fall mit Spannung auf den nächsten Fall von Ackerman mit Nadia Shirazi.

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Veröffentlicht am 02.09.2019

Freiheit darf kein Privileg sondern muss ein Gut für alle Menschen sein

Washington Black
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Der zwölfjährige Sklave George Washington Black – genannt Wash -schneidet Zuckerrohr auf einer Plantage auf Barbados, die einem sadistischen Engländer namens Erasmus Wilde gehört. Dessen Bruder, Christopher ...

Der zwölfjährige Sklave George Washington Black – genannt Wash -schneidet Zuckerrohr auf einer Plantage auf Barbados, die einem sadistischen Engländer namens Erasmus Wilde gehört. Dessen Bruder, Christopher Wilde - genannt Titch – ist Wissenschaftler und Forscher. Er befasst sich mit dem Bau eines Luftschiffes, dass er Wolkenkutter nennt. Titch nimmt Wash als seinen Diener zu sich, weil das Gewicht des Jungen den richtigen Ballast für den Wolkenkutter darstellt. Titch behandelt Wash gut, nimmt ihn mit auf seine Exkursionen durch die Natur. Er bringt ihm das Lesen bei und fördert seine Begabung für wissenschaftliches denken und das detailgenaue zeichnen mit dem Bleistift. Damit nimmt das Leben von Wash die erste von noch vielen unerwartenden Wendungen.
Dann passiert auf Faith ein Unglücksfall, für den Wash verantwortlich gemacht werden würde. Aus Angst um das Leben seines Schützlings begibt sich Titch mit ihm auf eine riskante nächtliche Flucht mit dem Wolkenkutter. Auf See kollidieren sie mit dem Mast eines Schiffes, das sich auf dem Weg nach Virginia befindet. Damit beginnt für Wash - und für den Leser - eine Reise durch vier Kontinente. Es gibt Überraschungen auf dem Weg und Charaktere, von denen ich dachte, ich würde sie nicht wiedersehen und doch tauchen sie an unerwarteten Orten wieder auf.
Edugyan hat mit Washington Black eine abenteuerlustige und adrenalinreiche Geschichte erschaffen. Sie hat es verstanden, die Schrecken der Sklaverei, die Freuden der wissenschaftlichen Entdeckung und die Reise in die eigene Kindheit geschickt miteinander zu verweben. Wash kann seinem ihm zu dieser Zeit vorgegebenen Schicksal entrinnen. Es gelingt ihm, ein seiner Intelligenz, Vorstellungkraft und Einfühlsamkeit geprägtes Leben zu führen. Ich habe mich oft gefragt, ob Wash von Titch ausgenutzt wird. Oder will Titch ihn retten? Letztendlich ist Wash jemand, der sich auf einer ständigen Reise der Selbstfindung befindet. Für mich ist er eine verlorene Seele auf der Suche nach seiner Heimat.
Washington Black von Esi Edugyan ist eine packende historische Erzählung, die verdeutlicht was Freiheit bedeutet und was für ein Privileg es ist, in Freiheit leben zu können.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Das Leben mit der Öffentlichkeit teilen und in die Abgründe der Social Media-Welt stürzen

Die Influencerin
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Ein tolles Cover. Wie tausend Scherben, blutrot eingefärbt, glänzend und scharfkantig. Das geniale haptische Feeling beim darüberstreichen mit den Fingern lässt die kommende Zerstörung erahnen...
Auch ...

Ein tolles Cover. Wie tausend Scherben, blutrot eingefärbt, glänzend und scharfkantig. Das geniale haptische Feeling beim darüberstreichen mit den Fingern lässt die kommende Zerstörung erahnen...
Auch der Klappentext klingt gut und ich habe einen spannenden Thriller erwartet.

Sarah ist eine einflussreiche Fitness Influencerin, ein Vorbild, dem man vertrauen kann. Doch als eine junge Followerin stirbt, gibt die Online-Welt Sarah die Schuld an ihrem Tod. Eine Welle aus Hass schlägt ihr entgegen und sie löscht all ihre Social-Media-Apps und verkriecht sich in ihrem Haus. Doch plötzlich erscheint ein neuer Instagram-Account in Sarahs Namen. Wer steckt hinter dem Fake-Account? Wie kann es sein, dass der Betreiber ihre persönlichen Geheimnisse kennt? Die Bedrohung wächst und macht auch vor ihrer Familie nicht halt.

Schon auf den ersten Seiten wird klar, wie Sarah die Bewunderung ihrer Follower bekam, als sie bekannte, dass sie vieles nur aufgenommen hat, weil es hip und in war und zu der Rolle passte, die sie spielte. Das hat sie bei mir einige Sympathiepunkte gekostet und mein Mitleid mit ihr hielt sich in Grenzen. Auf der anderen Seite wird gut beschrieben, wie sehr sich Sarah mit ihrem Influencer-ich identifizieren musste und wie viel Arbeit in den Posts und Stories steckt. Dazu noch der Druck, der auf Sarah lastet, dreht sich doch alles nur um Klicks und Follower. Obwohl Sarah ihr ganzes Leben mit ihrer Community teilt, schafft sie es nicht, sich den Vorwürfen zum Tod von Leonie zu stellen. Warum auf einmal so schüchtern?

Es hat eine Zeitlang gedauert, bis die Geschichte an Tempo aufgenommen hat. Die Story wird aus Sarahs Perspektive erzählt, die Kapitel wechseln zwischen ihrer Sicht und der einer ominösen Person, die sie stalked. Durch die Titelergänzung auf dem Cover "Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich" wurden in mir Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden. Sarahs Kapiteln sind Hasskommentare vorangestellt, die verletzend sind und ihr Selbstwertgefühl weiter angreifen.

"Die Influencerin" ist ein Buch über die Abgründe und Oberflächlichkeit der Social Media-Welt, bei dem die Spannung jedoch im unteren Bereich blieb. Rebecca Russ hat Sarahs Geschichte flüssig und realitätsnah dargestellt. Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und kann es als unterhaltsame Lektüre empfehlen.

Ich vergebe drei Sterne, weil ich bei einem Thriller mehr Spannung und Nervenkitzel erwarte.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Geknüpfte Wellen, Möwen, Fische, Sanddisteln, Koggen und Anker waren die Rettung. Interessante Fakten zu den Persern der Ostsee.

Fischers Frau
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Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia ...

Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia und Nina.
Als Ende der 1920er Jahre ein dreijähriges Fischfangverbot die Fischer an der Ostsee arbeitslos macht, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die ihre Welt der See zeigten.
Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Mia, eine Greifswalder Faserarchäologin aus dem Heute, bekommt einen wunderschönen Pommerschern Fischerteppich zur Begutachtung auf ihren Tisch.
In der Borte entdeckt Mia den Namen der Knüpferin, Nina. Hat Nina aus dem Gestern vor vielen Jahren diesen außergewöhnlichen Teppich geknüpft?
Er ist wunderschön, leuchtet in fast unendlich vielen verschiedenen Grüntönen, und ist ganz anders, als die anderen Teppiche dieser Art. Mias Kollege meint: "Nicht daß es eine Fälschung ist".
Dieser Satz wirft Mia in ihre schwierige Vergangenheit zurück. Nur durch den Aufbau eines Lebens ohne Höhen und Tiefen ist sie den Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen. Doch die Spur des Teppichs führt nach Zagreb. Um den Geheimnis des Teppichs auf die Spur zu kommen, muss Mia ihr sicheres, mittelmäßiges Leben verlassen und sich auf die Reise nach Zagreb machen.
Karin Kalisa erzählt vom Leben der beiden Frauen in schönen, oft aber auch sehr langen Sätzen. Beider Leben, wenn auch viele Jahre dazwischen liegen, gleichen sich. Irgendwann driftet der Roman in die Richtung Liebesroman ab. Für mich etwas zu viel Liebesgeschichte, ich hätte gerne mehr über die Pommerschen Fischerteppiche gelesen.
Meine Erwartung würde nicht ganz erfüllt, aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Karin Kalisa hat die Pommerschen Fischerteppiche vor meinen Augen lebendig werden lassen und ich habe einiges dazugelernt. Der Roman ist ein Märchen, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass etwas nicht unbedingt "echt" sein muss, um dennoch wahrhaftig und keine Fälschung zu sein.
Ich vergebe gute 3 Sterne und eine Leseempfehlung an alle die gewillt sind, lange Sätze auch zweimal zu lesen.

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