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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Watermans Tod
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Ich mag Mara Laues Whisk(e)y-Krimis! Egal ob sie, wie jene Reihe rund um Privatdetektivin Rowan Lockart in Schottland oder wie dieser hier in der Republik Irland spielen. Das „Wasser des Lebens“ auf gälisch ...

Ich mag Mara Laues Whisk(e)y-Krimis! Egal ob sie, wie jene Reihe rund um Privatdetektivin Rowan Lockart in Schottland oder wie dieser hier in der Republik Irland spielen. Das „Wasser des Lebens“ auf gälisch uisge beatha darf nicht fehlen.

Als Cian Waterman tot in seinem Pub Merman’s Song liegt, wundert das niemand, gilt er doch als raubeiniger Zeitgenosse mit vielen Feinden. Dass man ihn allerdings gleichzeitig vergiftet, erstochen und zu guter Letzt noch den Schädel eingeschlagen hat, also gleich dreimal getötet hat, stellt Inspector Cathal O’Donovan vor eine große Herausforderung.

Also klappert er alle potenzielle Täter der Reihe nach ab: vorrangig natürlich die liebe Verwandtschaft wie Watermans Schwager, der den beabsichtigen Verkauf des Pubs verhindern wollte und die Kellnerin, von der behauptet wird, sie sei Cians Geliebte gewesen und die das Lokal dann auch noch erbt. Oder muss die Polizei doch die drei Männer, mit denen der Tote am Abend des Todes einen veritablen Streit hatte, ausforschen? Oder hat sich ein Teilnehmer am „Limerick-Bewerbs“, der regelmäßig im Pub stattfindet und angeblich von Cian manipuliert worden ist, gerächt? Und was hat die Lücke von zwei Jahren in Watermans Lebenslauf zu bedeuten? Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Ein tödliches?

Fragen über Fragen, die den sympathischen Ermittler ziemlich fordern, den kaum ist eine halbwegs beantwortet, taucht eine neue auf.

Meine Meinung:

Ich kenne ja schon einige Krimis aus der Feder von Mara Laue, die meistens klassische Ermittlerkrimis sind. Die Krimis sind, auch wenn sie nicht allzu viele Seiten haben, sehr gut strukturiert. Sie enthalten viel Lokalkolorit sowie Hinweise auf historische Ereignisse, die sehr gut recherchiert sind, und Auswirkungen auf das aktuelle Verbrechen haben. Nebenbei erfährt der Leser einiges über Land und Leute.

Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Die Leser werden mehrmals auf falsche Fährten gelockt.
Die Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten und sorgen, sowie wie Cian Waterman, für Überraschungen.

Fazit:

Diesem klassischem Ermittlerkrimi, der uns ins irische Limerick mit erlesenem Whiskey und jenen fünfzeiligen Gedichten, eben Limericks, führt, gebe ich sehr gerne 5 Sterne. Sláinte!

Veröffentlicht am 19.02.2024

Für die Freiheit und wider das Vergessen

Jelka
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„Aus Kärnten werde ich ein Paradies machen ...“ (S.14) Genausowenig wie seine größenwahnsinnigen Architekturfantasien Linz oder Wien zu den „Perlen des Deutschen Reiches“ gemacht haben, ist aus Kärnten ...

„Aus Kärnten werde ich ein Paradies machen ...“ (S.14) Genausowenig wie seine größenwahnsinnigen Architekturfantasien Linz oder Wien zu den „Perlen des Deutschen Reiches“ gemacht haben, ist aus Kärnten das versprochene Paradies geworden. Mit diesen überzogenen und großspurigen Allmachtsfantasien ist Hitler auf Menschenfang gegangen und hat in weiten Teilen des vom Ständestaat zerrissenen Österreich zahlreiche Anhänger gefunden. Dass nach 12 Jahren das von ihm propagierte tausenjährige Reich am und zu Ende war, ist bekannt. Weniger bekannt sind die vielen Widerstandsgruppen, die sich gegen das NS-Regime gestellt haben. Eine davon ist die Gruppe rund um Helena „Jelka“ Kuchar im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien.

Dieses Buch sind nicht nur Lebenserinnerungen von Helena „Jelka“ Kuchar (1906–1985) die zunächst als Magd auf einem Bauernhof bei Bad Eisenkappel/Železna Kapla gelebt hat, sondern auch eine fundierte Darstellung des Kärntner Widerstandes gegen die NS-Diktatur.

Heimlich mussten sie und ihr Mann heiraten, denn die Familie ihres Mannes war mit der bitterarmen Magd nicht einverstanden. In diesen Aufzeichnungen, die bereits 1984 im Drava-Verlag erschienen sind, erinnert sie sich, wie die slowenische Minderheit von den Deutschkärntern schon vor 1938 gedemütigt und drangsaliert worden. Während des Zweiten Weltkrieges und der kriegsbedingten Abwesenheit ihres Ehemannes muss sie alles tun, um ihre vier Kinder vor den Schergen des Regimes schützen, denn die machen, wie wir wissen, Jagd auf alle Nicht-Arischen. Jelka schließt sich den Partisanen an, stets in Gefahr zu verhungern oder verraten zu werden. Das Buch spart Jelkas Verhaftung und Folter durch die Gestapo nicht aus. Letztlich gelingt es ihr mit viel Chuzpe am Laben zu bleiben.

Die Hoffnung auf Verbesserung der Situation der Kärntner Slowenen nach Ende des Krieges, erfüllt sich nicht. Es wird noch Jahre dauern, bis die versprochenen zweisprachigen Ortsafeln aufgestellt und die slowenische Sprache als Amts- und Unterrichtssprache in jenen Ortschaften akzeptiert wird, in denen sich die Bewohner zu ihren Wurzeln bekennen.

Jelka Kuchar engeagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg bis ins hohe Alter für die slowenische Frauenbewegung und die Kulturarbeit vor allem mit Kindern und Jugendlichen.

Meine Meinung:

Das Buch „Jelka“ erschien erstmals 1984 im Verlag Drava. Es wurde jetzt vom Wieser Verlag neu aufgelegt und ist ein Teil der „Slowenischen Bibliothek“. Der Klagenfurter Verlag ist einer der wenigen in Österreich, der Bücher slowenischer Autoren verlegt. Loijze Wieser ist dabei wichtig, auch Unbekanntes aus der gemeinsamen Geschichte Kärntens und Sloweniens zu präsentieren. Diese Lebenserinnerungen wurden Thomas Busch und Brigitte Windhab nach Tonbandaufzeichnungen von Helena Kuchar veröffentlicht.

Als halbe Kärnterin ist mir die Geschichte des Bundeslandes vetraut und wichtig. Leider gehört(e) meine väterliche Verwandtschaft zu jenen, die auch heute noch dem Ariernachweis eine unangemessen wichtige Bedeutung schenken. Bei solchen Menschen tut Aufklärung auch Jahrzehnte nach dem Ende des Unrechtsregime not. Hier könnte dieses Buch seinen Beitrag leisten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesen Lebenserinnerungen, die ein beredtes Zeugnis für die Freiheit und wider das Vergessen sind, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.02.2024

Auf den Spuren der eigenen Familie

Kantika
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Dieser Roman beruht auf wahren Gegebenheiten und erzählt die Geschichte von Rebecca Cohen Baruch Levy, der Großmutter der Autorin Elizabeth Graver.

Die Erzählung beginnt im Jahre 1907, als Rebecca Cohen ...

Dieser Roman beruht auf wahren Gegebenheiten und erzählt die Geschichte von Rebecca Cohen Baruch Levy, der Großmutter der Autorin Elizabeth Graver.

Die Erzählung beginnt im Jahre 1907, als Rebecca Cohen ihr Leben als Tochter eines wohlhabenden sephardischen Unternehmers in Istanbul genießt. Doch nach dem Ende der Ersten Weltkriegs verliert der Vater sein Vermögen und die die nationalistischen Kräfte wenden sich gegen Griechen, Armenier und nicht zuletzt gegen Juden. Während Rebecca, wie ihre Freundin Lika lieber nach Amerika auswandern möchte, beschließt ihre Familie nach langem Zögern, sich in Spanien niederzulassen. Ausgerechnet nach Spanien, das vor rund 400 Jahren alle Juden zwangstaufen ließ und jene, die sich weigerten, ermordeten. Doch scheint das Angebot für die Samuel Cohen annehmbar zu sein.

Die Ankunft in der Wirklichkeit von 1925 ist heftig, nur eine kleine Wohnung für die mehrköpfige Familie, kein gesellschaftliches Leben und kaum Verdienstmöglichkeiten. Die politische Lage in Spanien verschlechtert sich zusehend. Rebecca wird 1926 mit Luis verheiratet, der im Ersten Weltkrieg einen Giftgasangriff überlebt hat und an Spätfolgen leidet. Sie wird Mutter zweier Söhne und als sie nach Adrianopel aufbricht, um ihren Mann wieder zu sehen, weiß sie bei Reiseantritt noch nicht, dass sie Witwe ist.

Als ihre Freundin Lika bei der Geburt ihres Kindes stirbt, wie Rebecca mit dem Likas Ehemann verkuppelt. Nun scheint sich der Traum von besseren Leben in Amerika, doch noch zu erfüllen. Allerdings muss Rebecca die Reise ohne ihre Familie antreten, denn die sitzt in Spanien von 1934 fest.

Meine Meinung:

Mir hat diese Familiengeschichte sehr gut gefallen. Anders als die streng orthodoxen chassidischen Juden ergreifen die Sepharden beinahe jedem Strohhalm. Und hier sind es die Frauen, die die Initiative ergreifen. Sie lassen sich durch die strengen Glaubensregeln nicht einschüchtern. Sie beugen (oder ignorieren) die Regeln, wirken weltoffen und arrangieren sich mit Gegebenheiten.

Bei Rebeccas Lebensweg führt sie von Istanbul (vormals Konstantinopel) nach Barcelona, Adrianopel und über Kuba nach Astoria in den USA. Das Leben hat abermals so manche Bürde für bereit, denn die behinderte Tochter von Lika, die sie mitgeheiratet hat, sowie ihre Schwiegermutter machen ihr das Leben schwer. Doch sie schafft es, das Leben zu meistern.

Gut gefällt mir, dass immer wieder Sätze in ladino, also der Sprache der sephardischen Juden eingeflochten sind. Wer die Worte aufmerksam liest, wird den Mix aus spanisch, französisch und jiddisch erkennen.

Der Buchtitel „Kantika“ heißt bezeichnenderweise „Lied“, denn die Lieder der Erinnerung an die alte Heimat helfen, die Mühsal des Alltags zu ertragen.

Fazit:

Diesem Roman, mit dem die Autorin ihrer Großmutter Rebecca Cohen Baruch Levy ein Denkmal setzt, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Verborgen
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Als im September 2019 bei einem Brand in einem Haus in Akranes Marinò, ein junger Mann, ums Leben kommt, ist Kommissarin Elma und ihren Partner Saevar schnell klar, dass es sich hier um Brandstiftung handelt, ...

Als im September 2019 bei einem Brand in einem Haus in Akranes Marinò, ein junger Mann, ums Leben kommt, ist Kommissarin Elma und ihren Partner Saevar schnell klar, dass es sich hier um Brandstiftung handelt, zumal der Tote mit Schlafmitteln betäubt war. Die beiden klappern Freunde und Bekannte ab, doch niemand scheint ein Motiv zu haben.

Wenig später findet man im Gartenhaushaus von Marinòs Eltern die Leiche des vermissten Au-Pair-Mädchens Lisa. Kurt taucht die Vermutung auf, Marinò hätte das Mädchen getötet und in einem Anflug von Reue Selstmord begangen. Aber, kann das wirklich so gewesen sein? Elma ist sich sicher, die beiden Morde hängen zusammen. Nur das WIE, ist noch unklar.

Meine Meinung:

Wie schon in den beiden Vorgängern gelingt es Autorin Eva Björg Ægisdóttir ein fesselnden Krimi zu schreiben. Lange tappen die Ermittler und auch die Leser im Dunkeln. Wir Leser wissen zwar ein wenig mehr als Elma und Saever, da wir das Tagebuch von Lisa lesen dürfen, dennoch ist die Auflösung nicht ganz trivial. Sie offenbart tiefe menschliche Abgründe in der Kleinstadt Akranes.

Wie bei Eva Björg Ægisdóttir ist die Anzahl der „Mitspieler“ ziemlich hoch, so dass das Personenverzeichnis im Anhang genauso hilfreich ist, wie die Landkarte von Island. Nicht jeder hat die geografischen Einzelheiten der Insel im Kopf. Um sich in Akranes zurechtzufinden, gibt es noch einen Stadtplan der Stadt.

Der Schreibstil gefällt mir und vermutlich ist dies auch der Übersetzung von Freya Melsted. Ich muss die Leistungen der Übersetzer wieder einmal loben, denn ich glaube, sie haben einen großen Anteil daran, ob ein Buch gerne gelesen wird oder nicht.

Fazit:

Diesem komplexen Kriminalfall, der bis zur letzten Seite fesselt, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Gelungener Reihenauftakt

Töchter des Aufbruchs
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Dieser historische Roman ist der Auftakt zu einer vorerst (?) als Trilogie angelegte Geschichte einer Mädchen-Schule im Moselstädtchen Diedenhofen/Thionville.

Schulleiterin und Lehrerin Pauline Martin ...

Dieser historische Roman ist der Auftakt zu einer vorerst (?) als Trilogie angelegte Geschichte einer Mädchen-Schule im Moselstädtchen Diedenhofen/Thionville.

Schulleiterin und Lehrerin Pauline Martin versucht, ihre Zöglinge zu selbstbewussten Frauen zu entwickeln. Keine Selbstverständlichkeit in Elsass-Lothringen im Jahr 1910, einer Zeit, in der das Elsass wieder einmal zum Deutschen Kaiserreich gehört und Frauen ausschließlich als Dekoration ihrer Männer dienen sollen. Paulines Schule ist bei den deutschen Diedenhofern nicht gerne gesehen, fürchten die doch den „welschen“ (also französischen) Einfluss auf ihre Töchter. Die Leichtigkeit des französischen Flairs, das Savoir Vivre, ist das genaue Gegenteil der preußischen Strenge, die viel für besondere Tugend halten. So wird versucht, Pauline und ihre Schule zu diskreditieren. Unfreiwillige Unterstützung erhält Pauline von Hauptmann Erich von Pliesnitz, den man, ob seiner Strenge in Militärkreisen nur Hauptmann „Gnadenlos“ nennt.

Die zehn Schülerinnen kommen aus unterschiedlichen Familien und Landesteilen. Unter ihnen ist auch Suzette, Paulines Verwandte, die sich von ihren Eltern abgeschoben fühlt und sich ziemlich aufmüpfig verhält. Sie trifft heimlich einen Soldaten und verschwindet bei einem Ausflug mit ihm.

Meine Meinung:

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Sie zeigt zum einen die Schwierigkeiten des Lebens in einer seit Jahrhunderten umkämpften, zweisprachigen Grenzregion auf und zum anderen die Rolle der Frauen dieser Zeit. Eine Zeit, in der junge Mädchen möglichst vorteilhafte Ehen eingehen sollen, um dann lediglich als Deko ihrer Männer bzw. als Mütter möglichst vieler Söhne ein Leben im Schatten führen sollen. Pauline Martin ist da anders. Sie ist mit Leidenschaft Lehrerin, auch wenn sie dafür mit Einsamkeit bezahlt. Heiraten darf sie aufgrund des Lehrerinnenzölibats nicht und eine Liebschaft ist ohnehin verwerflich. Affären dürfen nur Männer haben. Eine ungerechte Welt, gegen die sie im Mikrokosmos ihrer Schule kämpft.

Die Charaktere sind, wie immer bei Maria W. Peter sehr gut getroffen. Die größte Entwicklung macht Erich von Pliesnitz durch. Hauptmann „Gnadenlos“ kann durchaus charmant sein.

Der geschichtliche Hintergrund ist wie immer penibel recherchiert.

Ich freue mich schon auf den zweiten Band, der „Schwestern im Geiste“ heißen wird und im August 2024 erscheinen wird.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem sehr gut recherchierten historischen Roman, der in Elsass-Lothringen spielt, 5 Sterne.